Deutschland
Staat in Mitteleuropa / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Liebe Wikiwand-AI, fassen wir uns kurz, indem wir einfach diese Schlüsselfragen beantworten:
Können Sie die wichtigsten Fakten und Statistiken dazu auflisten Deutschland?
Fass diesen Artikel für einen 10-Jährigen zusammen
Deutschland (Vollform des Staatennamens seit 1949: Bundesrepublik Deutschland) ist ein Bundesstaat in Mitteleuropa.[6] Es hat 16 Bundesländer und ist als freiheitlich-demokratischer und sozialer Rechtsstaat verfasst. Die 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland stellt die jüngste Ausprägung des 1871 erstmals begründeten deutschen Nationalstaats dar. Im Rahmen der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Berlin 1990 Bundeshauptstadt und 1991 zum Parlaments- und Regierungssitz bestimmt.
Das Land grenzt an neun Nachbarstaaten und liegt in der gemäßigten Klimazone zwischen Nord- und Ostsee im Norden sowie Bodensee und Alpen im Süden.
Deutschland hat circa 84,7 Millionen Einwohner (Stand 31. Dezember 2023)[7] und zählt bei einer Fläche von 357.588 Quadratkilometern mit durchschnittlich 236 Einwohnern pro Quadratkilometer zu den dicht besiedelten Flächenstaaten. Die Geburtenrate liegt bei 1,58 Kindern pro Frau (2021).[8] Die bevölkerungsreichste deutsche Stadt ist Berlin; weitere Metropolen mit mehr als einer Million Einwohnern sind Hamburg, München und Köln; der größte Ballungsraum ist das Ruhrgebiet. Es gibt vier weitere deutsche Städte mit mehr als 600.000 Einwohnern (2022): Frankfurt am Main ist ein europäisches Finanzzentrum von globaler Bedeutung, Stuttgart ist eines der bedeutendsten Zentren der Automobilindustrie weltweit, Düsseldorf ist für seinen Kunst- und Modehandel und als „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ bekannt und Leipzig für seine Messe sowie seinen Frachtflughafen. Darüber hinaus zählt das Land sieben weitere Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern (2022): Dortmund, Essen, Bremen, Dresden, Hannover, Nürnberg und Duisburg. Nahezu 15 Millionen Einwohner leben in den 15 deutschen Städten mit mehr als einer halben Million Einwohnern; das sind ca. 18 % aller Einwohner.[9][10]
Funde des Homo heidelbergensis sowie zahlreicher prähistorischer Kunstwerke aus der späteren Altsteinzeit belegen, dass seit 600.000 Jahren Menschen auf dem Gebiet des heutigen Deutschland leben, einige Steinwerkzeuge wurden sogar auf über 1,3 Millionen Jahre datiert.[11] Während der Jungsteinzeit, um 5600 v. Chr., wanderten die ersten Bauern aus dem Nahen Osten ein. Die Römer bezeichneten die Siedlungsgebiete der germanischen Stämme in der Antike als Germania magna. Durch die Eroberungen Karls des Großen wurden weite Teile des heutigen Deutschland um 800 erstmals in einem Herrschaftsgebiet zusammengefasst. Infolge der Teilungen des Fränkischen Reichs unter Karls Enkeln entstand im 9. Jahrhundert das Ostfrankenreich, das ab dem 10. Jahrhundert auch als Regnum Teutonicum bezeichnet wurde und aus dem das bis 1806 bestehende Heilige Römische Reich Deutscher Nation hervorging. An dessen Stelle wiederum trat 1815 der Deutsche Bund, der sich aus lose miteinander verbundenen souveränen Staaten zusammensetzte. Nach der gescheiterten Märzrevolution von 1848 kam es erst 1871 zur Gründung eines deutschen Nationalstaats, des Deutschen Reichs.
Die rasche Entwicklung vom Agrar- zum Industriestaat vollzog sich während der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1918 die Monarchie abgeschafft und die demokratische Weimarer Republik konstituiert. Ab 1933 führte die nationalsozialistische Diktatur zu politischer und rassistischer Verfolgung und gipfelte in der Ermordung von sechs Millionen Juden und Angehörigen anderer Minderheiten wie Sinti und Roma. Der vom NS-Staat 1939 begonnene Zweite Weltkrieg endete 1945 mit der Niederlage der Achsenmächte. Das von den Siegermächten besetzte Land wurde 1949 geteilt, nachdem bereits 1945 seine Ostgebiete teils unter polnische, teils sowjetische Verwaltungshoheit gestellt worden waren. Der Gründung der Bundesrepublik als demokratischer westdeutscher Teilstaat mit Westbindung am 23. Mai 1949 folgte die Gründung der sozialistischen DDR am 7. Oktober 1949 als ostdeutscher Teilstaat unter sowjetischer Hegemonie. Die innerdeutsche Grenze war nach dem Berliner Mauerbau (ab 13. August 1961) abgeriegelt. Nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989 erfolgte die Lösung der deutschen Frage durch die Wiedervereinigung beider Landesteile am 3. Oktober 1990, womit auch die Außengrenzen Deutschlands als endgültig anerkannt wurden. Durch den Beitritt der fünf ostdeutschen Länder sowie die Wiedervereinigung von Ost- und West-Berlin zur heutigen Bundeshauptstadt zählt die Bundesrepublik Deutschland seit 1990 sechzehn Bundesländer.
Die Bundesrepublik Deutschland ist Gründungsmitglied der Europäischen Union und ihrer Vorgänger (Römische Verträge 1957) sowie deren bevölkerungsreichstes Land. Mit 19 anderen EU-Mitgliedstaaten bildet sie eine Währungsunion, die Eurozone. Deutschland ist Mitglied der UN, der OECD, der OSZE, der NATO, der G7, der G20 und des Europarates. Bereits 1951 eröffnete der Hohe Flüchtlingskommissar (UNHCR) ein Verbindungsbüro in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn, seit 1991 unterhalten die Vereinten Nationen dort ihren deutschen Sitz („UNO-Stadt“).[12] Die Bundesrepublik Deutschland gilt als einer der politisch einflussreichsten Staaten Europas und ist ein gesuchtes Partnerland auf globaler Ebene.[13]
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas und die drittgrößte der Welt.[14] Die Deutschen waren 2016 die drittgrößte Export- und Importnation.[15] Sie bilden eine Informations- und Wissensgesellschaft, deren Entwicklung von Automatisierung, Digitalisierung und disruptiven Technologien geprägt ist. Die Verbesserung des deutschen Bildungssystems und die nachhaltige Entwicklung des Landes gelten als zentrale Aufgaben der Standortpolitik. Gemäß dem Index der menschlichen Entwicklung zählt Deutschland zu den sehr hoch entwickelten Ländern.[16][17]
Muttersprache der Bevölkerungsmehrheit ist Deutsch. Daneben gibt es Regional- und Minderheitensprachen und sowohl Deutsche als auch Migranten mit anderen Muttersprachen, von denen die bedeutendsten Türkisch und Russisch sind.[18] Die bedeutendste Fremdsprache ist Englisch, das in allen Bundesländern ein Schulfach ist. Die Kultur Deutschlands ist vielfältig und wird neben zahlreichen Traditionen, Institutionen und Veranstaltungen beispielsweise in der Auszeichnung als UNESCO-Welterbe in Deutschland, in Kulturdenkmälern und als immaterielles Kulturerbe erfasst und gewürdigt.
Die etymologischen Vorformen des Adjektivs deutsch, etwa das germanische *þeudisk oder das althochdeutsche thiutisk, bedeuteten ursprünglich „zum Volk gehörig“ und bezogen sich auf die Dialekte des kontinental-westgermanischen Dialektkontinuums. Die Bezeichnung Deutschland wird seit dem 15. Jahrhundert verwendet, ist in einzelnen Schriftstücken aber schon früher bezeugt; in der Frankfurter Übersetzung der Goldenen Bulle (um 1365) heißt es Dutschelant. Davor sind nur Wortfügungen des Attributs deutsch mit Land belegt, beispielsweise in der unbestimmten Singularform „ein deutsches Land“ oder der bestimmten Pluralform „die deutschen Länder“, nicht aber in der bestimmten Singularform „das deutsche Land“. Gemeint waren Länder mit einer Führungsschicht, die sich auf den politischen Herrschaftsanspruch des (Ost-)Fränkischen, ab dem 10. Jahrhundert des Heiligen Römischen Reiches (962–1806) bezog. Die Bezeichnung wurde damit vor allem für (vor-)staatliche Gebilde im deutschen Sprach- oder Herrschaftsgebiet verwendet, das über Jahrhunderte große Veränderungen erlebte.
Das Heilige Römische Reich, ursprünglich nur als „Reich“ (lateinisch Imperium) bezeichnet, erhielt mehrere Namenszusätze: „Heilig“ seit Mitte des 12. Jahrhunderts, „Römisch“ seit Mitte des 13. Jahrhunderts und seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert „Deutscher Nation“ (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation). Erst im 16. Jahrhundert kam die Bezeichnung „Teutschland“ für die vorher so bezeichneten „deutschen Lande“ auf.[19] Bald bürgerte sich in der zeitgenössischen Literatur eine Gleichsetzung von Reich und Teutschland ein, die schließlich als Synonyma verwendet wurden (etwa durch den Hallenser Juristen Johann Peter von Ludewig 1735).[20]
Ein Bewusstsein, dass nicht der jeweilige Territorialstaat, sondern Deutschland als Ganzes als Vaterland anzusehen sei, begann sich erst in den napoleonischen Kriegen auszubreiten. Zuvor hatte etwa Friedrich Schiller streng zwischen einem geistigen und einem politischen Deutschland unterschieden:
„Deutschland, aber wo liegt es? Ich weiß das Land nicht zu finden.
Wo das gelehrte beginnt, hört das politische auf.“
Auch die Möglichkeit einer geeinten Nation sah er skeptisch:
„Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens.
Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.“
Deutsche Größe, so der Titel eines unvollendeten Gedichts aus dem Jahr 1801, sah er allein im Geistigen.[21] Noch 1813 sprach Achim von Arnim von Deutschland als einem „hohlen Wortideale“, dem er „alles Herrliche der einzelnen deutschen Völker“ (im Plural) gegenüberstellte.[22]
Ein politisches Verständnis des Namens Deutschland ging zunächst nur von einer kleinen Gruppe von Intellektuellen und Politikern wie Ernst Moritz Arndt, Friedrich Ludwig Jahn, Johann Gottlieb Fichte oder Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein aus, entfaltete aber bereits während der Befreiungskriege eine erhebliche Mobilisierungswirkung.[23] Auch das Kaisertum Österreich und das Königreich Preußen bezogen sich nun positiv auf Deutschland: Erzherzog Karl von Österreich-Teschen erließ 1809 zu Beginn des Fünften Koalitionskriegs einen Aufruf An die deutsche Nation, in dem er versicherte: „Unsere Sache ist die Sache Deutschlands“.[24] Der preußische König Friedrich Wilhelm III. kündigte in der Proklamation von Kalisch am 19. März 1813 „den Fürsten und Völkern Deutschlands die Rückkehr der Freiheit und Unabhängigkeit“ an.[25] Dieses Deutschland wurde als der deutsche Sprachraum definiert (Arndt: Des Deutschen Vaterland, 1813; ähnlich noch 1841 Hoffmann von Fallerslebens Lied der Deutschen).[26] Es wurde nicht mehr als Reich, sondern als Nation verstanden; die deutsche Nationalbewegung setzte sich in den folgenden Jahrzehnten dafür ein, alle deutschen Territorien in einem Nationalstaat zusammenzufassen. Dies misslang zunächst, auf dem Wiener Kongress 1814/15 wurden stattdessen die Territorialstaaten wiederhergestellt und in einem Staatenbund zusammengefasst, dem Deutschen Bund.[27] Dieser wurde ebenfalls als Deutschland bezeichnet, umfasste aber einige mehrheitlich nicht-deutschsprachige Territorien wie Böhmen und Mähren, während andere, mehrheitlich deutschsprachige Gebiete wie Ostpreußen nicht dazugehörten. Gleichwohl blieb die Nationalbewegung zunächst ein Elitenprojekt. Massenwirksamkeit entfaltete sie erst in der Rheinkrise 1840.[28]
Ab der Reichsgründung 1871 setzte ein Bedeutungswandel ein, von Deutschland als Kulturnation hin zur Staatsbezeichnung, unter geografischer Einschränkung auf das heutige Gebiet:
Das Kaisertum Österreich wurde 1871 nicht Teil des Deutschen Reichs. Die deutschsprachigen Bewohner Österreichs empfanden sich aber auch weiterhin als Deutsche. Als am Ende des Ersten Weltkriegs der Vielvölkerstaat zerfiel, wollten die Deutschösterreicher sich dem Deutschen Reich anschließen. Das untersagte jedoch der Friedensvertrag. So begannen sich unterschiedliche nationale Identitäten zu entwickeln. Die Begriffe deutsch und Deutschland wurden zunehmend nur mit dem Deutschen Reich identifiziert. Dieser Prozess wurde zunächst unterbrochen, als 1938 unter nationalsozialistischer Herrschaft der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich erfolgte. Die Distanzierung vom Nationalsozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg führte in Österreich zur Distanzierung vom Begriff Deutschland und zur Festigung einer eigenen nationalen Identität der Österreicher. Im Zuge der politischen Neuorganisation des fortbestehenden Gesamtstaates lehnte der Parlamentarische Rat in Westdeutschland eine Fortführung des Staatsnamens Deutsches Reich wegen seines „aggressiven Akzents“ ab und verwendete erstmals Deutschland als Staatsbezeichnung in der damals konstituierten „Bundesrepublik Deutschland“. In den Beratungen sagte Theodor Heuss 1948: „Mit dem Wort Deutschland geben wir dem Ganzen ein gewisses Pathos … sentimentaler und nicht machtpolitischer Art.“[29] Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) nutzte Deutschland nicht im Staatsnamen, aber als synonyme Bezeichnung für DDR in Art. 1 der Verfassung von 1949. Später verwendete die DDR fast nur noch das Attribut deutsch beziehungsweise den Namenszusatz „… der DDR“ für staatliche Hoheitsbezeichnungen. Mit der deutschen Einheit 1990 konnte Deutschland zur amtlichen Kurzform der Staatsbezeichnung werden.[30]