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US-amerikanischer Schriftsteller und Überlebender des Holocausts (1928-2016) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Elieser "Elie" Wiesel ([[1] geboren am 30. September 1928 in Sighetu Marmației, Königreich Rumänien; gestorben am 2. Juli 2016 in New York City, Vereinigte Staaten[2]) war ein rumänisch-US-amerikanischer Schriftsteller, Hochschullehrer und Publizist. Als Überlebender des Holocausts verfasste er zahlreiche Romane und sonstige Publikationen zu diesem Thema und erhielt 1986 den Friedensnobelpreis für seine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gewalt, Unterdrückung und Rassismus.
];Wiesel war Sohn des rumänisch-jüdischen Kaufmanns Shlomo Wiesel und dessen Frau Sarah, geb. Feig. Elies Großvater mütterlicherseits, Reb Dodye Feig, war ein tief religiöser Chassid. Wiesel wuchs in einem stark von orthodoxen Juden beeinflussten Umfeld auf. Er besuchte die Schule in seinem Heimatort und wurde im Mai 1944,[3] im unter deutscher Vorherrschaft stehenden Ungarn von den Nationalsozialisten gemeinsam mit seiner Familie in das Stammlager des Konzentrationslagers Auschwitz deportiert. Nach drei Wochen wurde er mit seinem Vater in das Lager Auschwitz-Monowitz verlegt. Später kam er in das Konzentrationslager Buchenwald, aus dem er am 11. April 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Wiesel nach Straßburg und lernte Französisch. Von dort ging er zum Studium an die Sorbonne in Paris. Neben anderen Einflüssen spiegelt Wiesels Denken auch sein eingehendes jahrzehntelanges Talmudstudium, unter anderem bei den Rabbinern Mordechai Schuschani (Paris) und Saul Lieberman (New York), wider.
1948 bereiste er Israel und berichtete für die französische Zeitung L’Arche über die israelische Staatsgründung. Ab 1952 war er Korrespondent in Paris für die Zeitung Jedi’ot Acharonot, die in Tel Aviv erschien. Für dieselbe Zeitung ging er 1956 nach New York City und arbeitete als Berichterstatter bei den Vereinten Nationen. Im Jahr 1963 siedelte er vollständig in die USA über und wurde amerikanischer Staatsbürger.
Wiesel verarbeitet in seinen Büchern vor allem die erlebten Geschehnisse während des Holocaust, um ein Vergessen oder eine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Zeit zu verhindern. Zugleich kritisiert er die politischen Führer jener Zeit, die durch öffentlichen Protest gegen Deutschland die Lage hätten ändern können, es jedoch nicht getan haben. Seine schriftstellerische Laufbahn war dabei vor allem zu Beginn durch den Zuspruch von François Mauriac geprägt. Dieser motivierte ihn, seine Erfahrungen literarisch aufzuarbeiten. Wiesel schrieb überwiegend auf Französisch.
Im Jahr 1958 erschien sein erstes autobiografisches Buch unter dem ursprünglichen französischen Titel La Nuit (in Deutschland 1962 unter dem Titel Die Nacht).[4][5][6] Dieses wurde von ihm ursprünglich als Buch in jiddischer Sprache mit einem Umfang von etwa 800 Seiten geschrieben. Erst als er es auf 127 Seiten kürzte, wurde es veröffentlicht. In dem Buch stellt er seine eigenen Erfahrungen dar, indem er sie über die Hauptperson „Elischa“ vermittelte. Es stellte den ersten Band einer Romantrilogie dar, die er als Die Nacht zu begraben, Elischa benannte. Dieser erste Band schließt ab mit seinem so genannten „Spiegelerlebnis“ im April des Jahres 1945, in dem Wiesel sich nach seiner KZ-Befreiung zum ersten Mal wieder in einem Spiegel betrachtet, und als letzte Zeile schreibt:
Die nachfolgenden Bände Morgendämmerung (1960) und Tag (1961) schildern das anschließende Leben des Elischa, zuerst als Terrorist in Palästina, später bei seinen Versuchen, einen normalen Anschluss an das Leben und die Gesellschaft zu finden. 1962 erschien Gezeiten des Schweigens, in dem Wiesel die heimliche Rückkehr eines Juden in seine Heimat Ungarn nach dem Krieg thematisierte. Der Roman Gesang der Toten (1967) schildert das Leben der Gefangenen in den deutschen Vernichtungslagern und stellt zugleich eine autobiografische Skizze dar. Der Roman Morgendämmerung wurde zwei Mal verfilmt: Das Morgengrauen (1985) von Miklós Jancsó und Dawn (2014) von Romed Wyder.
Das Leben als Jude während des Sechstagekrieges schildert er in dem Roman Der Bettler von Jerusalem (1968), in dem er einen Juden darstellt, der Schwierigkeiten hat, seine reale Lebensweise mit den Gesetzen des Talmud in Einklang zu bringen. In Zalmen (1968) und Das Testament eines ermordeten jüdischen Dichters (1980) geht es um das Leben der Juden unter der Regierung Stalins in der Sowjetunion.
Wiesel schrieb das Vorwort zur deutschen Ausgabe der Lebensgeschichte von Jan Karski (Jan Karski. Einer gegen den Holocaust. Als Kurier in geheimer Mission). In vielen weiteren Werken und auch in wissenschaftlichen Studien stellte Wiesel die Lebensweise der Juden weltweit dar, machte jedoch auch auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam, etwa auf die Hungernden in den afrikanischen Staaten oder die Flüchtlingslager in Kambodscha.
Er erhielt 1972 eine Professur an der City University of New York und lehrte Philosophie, Judaistik und Literatur. Seit 1978 war er Professor für jüdische Studien an der Boston University. 2003 wurde Wiesel zum Vorsitzenden der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien, kurz Wiesel-Kommission, berufen. 2005 erhielt er den Dignitas Humana Award.
1979 bis 1986 war er Vorsitzender des U.S. Holocaust Memorial Councils.[8] 1978 bis 1979 war er auch Vorsitzender des Vorgängers President’s Commission on the Holocaust, welches von Jimmy Carter zur Errichtung des United States Holocaust Memorial Museum initiiert wurde. Eine Kontroverse entstand in der Kommission unter seiner Führung darüber, welcher Opfer im Museum gedacht werden soll. Wiesel forderte eine ausschließliche Konzentration auf Juden in der Gedenkstätte zum Holocaust und setzte sich dabei weitgehend unter anderem gegen Simon Wiesenthal durch, der den Begriff „Holocaust“ weiter fasste und auch nicht-jüdischer Holocaust-Opfer gedenken wollte. Der Historiker Howard Zinn bezeichnete Wiesels Position zum Holocaust-Museum als höchst beschämend.[9] Wiesel schrieb unter anderem: „Auschwitz kann weder erklärt werden noch kann man es sich vorstellen […] Der Holocaust steht außerhalb der Geschichte“. Norman Finkelstein wirft Wiesel vor, den Holocaust somit zu mystifizieren, und kritisiert Wiesels Thesen zur „Einzigartigkeit des Holocausts“.[10] Der damals 22-jährige Holocaustleugner und Neonazi Eric Hunt kritisierte Wiesels Holocaust-Buch Die Nacht als fiktional und zerrte ihn am 1. Februar 2007 in San Francisco aus einem Fahrstuhl, um ihm ein entsprechendes Geständnis abzunötigen. Er ließ sich aber von Wiesels Schreien in die Flucht schlagen[11] und wurde später gefasst, angeklagt und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.[12]
Kurz nachdem ihm 1986 der Friedensnobelpreis verliehen worden war, gründete Wiesel mit seiner Frau die Elie-Wiesel-Stiftung, deren Zweck der Kampf gegen Intoleranz und Ungerechtigkeit in der Welt ist. 2008 verlor sie in der Investoren-Affäre um Bernard L. Madoff 15,2 Millionen US-Dollar, was fast ihrem gesamten Vermögen entsprach.[13]
Im Jahr 2000 sprach Wiesel anlässlich der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Deutschen Bundestag.
Über die Judenverfolgung wurde in Rumänien lange Zeit, vor allem während der kommunistischen Herrschaft, nicht offiziell gesprochen. Seit dem Jahr 2003 wurde mit der Aufarbeitung begonnen. Der damalige Präsident Ion Iliescu berief die Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien unter der Leitung Wiesels ein. Die Wiesel-Kommission legte ihren Abschlussbericht Ende 2004 vor. Sie bestätigte die spezifische Form der rumänischen Judenvernichtung; ein Elie-Wiesel-Institut wurde gegründet und der 9. Oktober als nationaler Holocaust-Gedenktag (rumänisch: Ziua Naţională de Comemorare a Holocaustului) festgelegt.[14]
Wiesel begleitete den amerikanischen Präsidenten Barack Obama bei dessen Besuch im Konzentrationslager Buchenwald am 6. Juni 2009. In seiner Rede anlässlich dieses Besuches sagte Wiesel, die Welt habe nichts gelernt aus den Schrecken von Buchenwald: „Wie kann es sonst ein Darfur, ein Ruanda und ein Bosnien geben?“[15]
Bei einem gemeinsamen Auftritt mit Obama im Washingtoner Holocaust-Museum sagte er angesichts des andauernden Bürgerkriegs in Syrien: „An diesem Ort müssen wir uns fragen: Haben wir denn nichts gelernt? Wie kann es sein, dass (Präsident) Assad noch immer an der Macht ist?“[16]
Elie Wiesel starb 2016 im Alter von 87 Jahren. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte dazu: „Der Staat Israel und das jüdische Volk trauern zutiefst um Elie Wiesel“, „Im Dunkeln des Holocaust, in dem sechs Millionen unser Brüder und Schwestern ermordet wurden, diente Elie Wiesel als ein Licht und als Vorbild der Menschlichkeit sowie des Glaubens an das Gute im Menschen“.[17]
1969 heiratete Wiesel die in Österreich geborene Autorin Marion Erster Rose, ebenfalls eine Überlebende des Holocausts. 1972 wurde ihr Sohn Shlomo Elisha Wiesel geboren,[18] der für 25 Jahre bis 2019 in leitender Position bei Goldman Sachs tätig war.[19]
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