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US-amerikanischer Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Thornton Niven Wilder (* 17. April 1897 in Madison, Wisconsin; † 7. Dezember 1975 in Hamden, Connecticut) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er gewann drei Pulitzer-Preise – für seinen Roman Die Brücke von San Luis Rey sowie die Theaterstücke Unsere kleine Stadt und Wir sind noch einmal davongekommen – und außerdem den National Book Award für den Roman Der achte Schöpfungstag.
Thornton Wilder war der Sohn des Zeitungsverlegers Amos Parker Wilder und dessen Ehefrau Isabella Thornton Niven, einer Pastorentochter.[1] 1906 wurde sein Vater – er war ein strenggläubiger Calvinist[2] – als amerikanischer Generalkonsul nach Hongkong und später nach Shanghai berufen. Wilder verbrachte daher einen Teil seiner Kindheit in China[3], wo er eine englische (1911) und eine deutsche Missionsschule (1912) besuchte.[1]
Er begann Theaterstücke zu schreiben, als er Schüler an der renommierten Thacher School in Ojai (Kalifornien) war, wohin er nicht recht passte, so dass er von seinen Mitschülern als überintellektuell gehänselt wurde. Einer seiner Klassenkameraden sagte später über ihn: „Wir ließen ihn alleine, ganz einfach alleine. Und er zog sich dann in die Bibliothek, seinen Zufluchtsort, zurück und lernte, sich von Demütigung und Indifferenz fernzuhalten.“[4]
1915 beendete Wilder seine Schulzeit an der Berkeley High School in Kalifornien. Von 1915 bis 1917 studierte er neuere Sprachen am Oberlin College in Ohio und ging dann 1918 an die Yale University. Er meldete sich während des Ersten Weltkrieges freiwillig zum Kriegsdienst und diente acht Monate bei einer Artillerieeinheit der amerikanischen Küstenwache. An der Yale University erwarb er 1920 den Bachelor of Arts und veröffentlichte sein erstes Drama The Trumpet Shall Sound in der Universitätszeitschrift.[5]
Von 1920 bis 1921 besuchte er die American Academy in Rome. Anschließend war er zwei Jahre lang als Französischlehrer an einer Schule in Lawrenceville in New Jersey tätig. 1925 erhielt er an der Princeton University den akademischen Grad eines Master of Arts in Französisch. Ein Jahr später wurde sein erster Roman, The Cabala, veröffentlicht, dessen Niederschrift er bereits in Rom begonnen hatte. Kommerziell erfolgreich und weithin bekannt wurde Wilder 1927 mit dem Roman The Bridge of San Luis Rey, der ihm zudem 1928 den ersten Pulitzer-Preis einbrachte und mehrfach verfilmt wurde, so beispielsweise 1929, 1944 und 2004. 1928 wurde er in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[6]
1931 veröffentlichte Wilder unter dem Titel The Long Christmas Dinner eine Sammlung von Einaktern; das Titelstück wurde später von Paul Hindemith vertont. Während dieser Jahre lehrte Wilder vergleichende Literaturwissenschaft an der University of Chicago.[7]
Seinen zweiten Pulitzer-Preis erhielt Wilder 1938 für das abendfüllende Stück Our Town, einen später verfilmten und bis heute gerne gespielten Dreiakter, der in der fiktiven Kleinstadt Grover’s Corners in New Hampshire spielt. Our Town ist das bekannteste Beispiel für Wilders besondere dramatische Technik, die mit einem Erzähler, dem so genannten „Spielleiter“ arbeitet, der gewissermaßen die Rolle des antiken Chors bzw. der Mauerschau (auch Teichoskopie, griech. Teichoskopia) übernimmt und durch eine minimale Ausstattung der Bühne die Universalität menschlicher Erfahrungen zu unterstreichen versucht.
Den dritten Pulitzer-Preis erhielt Wilder für sein Stück The Skin of Our Teeth (dt.: Wir sind noch einmal davongekommen). Es wurde 1943 mit Fredric March und Tallulah Bankhead in den Hauptrollen uraufgeführt. Die Themen entsprechen denen vieler anderer Werke Wilders: Krieg, Seuchen, ökonomische Depression und Feuer als existenzielle Erfahrungen des Menschen. Indem die Grenzen von Zeit und Raum ignoriert werden, reichen vier Charaktere und drei Akte aus, um die Geschichte der Menschheit aufzurollen. Dabei bekundet Wilder allerdings im Unterschied zu zahlreichen anderen Autoren dieser Zeit, die in ihren Werken den Nihilismus und die Absurdität des menschlichen Daseins betonten, „einen erstaunlichen Optimismus und eine nahezu unbekümmerte Bejahung des Lebens“, wie sie im Abendland in dieser Form kaum mehr anzutreffen war.[8]
Während des Zweiten Weltkriegs meldete sich Wilder erneut freiwillig zum Kriegsdienst und gehörte zwischen 1942 und 1945 einem amerikanischen Luftwaffenstab in Afrika und Italien an. Er wurde zum Lieutenant Colonel in den U.S. Army Air Forces Intelligence befördert.
Er übersetzte Stücke von André Obey und Jean-Paul Sartre. Von 1950 bis 1951 war er Professor of Poetry an der Harvard University und leitete 1952 die amerikanische Delegation der UNESCO-Konferenz in Venedig.[9]
Wilder war nie verheiratet und lebte seine Homosexualität nur versteckt aus.[10] Insgesamt schrieb Wilder sieben Erzählungen, drei größere Theaterstücke, zahlreiche Einakter sowie eine Vielzahl kleinerer Werke wie Essays, „Dreiminutenspiele“ und wissenschaftliche Artikel; 1957 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels[11] und 1959 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. Ebenfalls 1959 erhielt er die Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main. Seine letzte Erzählung, Theophilus North, erschien 1973. Wilder starb am 7. Dezember 1975 in Hamden (Connecticut). Dort ist er auf dem Mount Carmel Cemetery begraben.
Kompliziert ist die Geschichte der Komödie The Merchant of Yonkers (1938): Das Stück basiert auf Johann Nestroys Komödie Einen Jux will er sich machen (1842), die von Wilder 1954 –, stark überarbeitet –, als The Matchmaker wiederveröffentlicht wurde.[12] Der Text diente wiederum als Vorlage für das Musical Hello, Dolly! Die ursprüngliche Quelle aller dieser Werke war der Einakter A Day Well Spent von John Oxenford (Uraufführung am 4. April 1834).
Dieser Text basiert teilweise auf einer Übersetzung des Artikels Thornton Wilder aus der englischen Wikipedia, Version vom 20. November 2004.
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