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Darstellung der Geburt Christi aus der Weihnachtsgeschichte Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Weihnachtskrippe ist eine Darstellung der biblischen Weihnachtsgeschichte mit Menschen-, Engel- und Tierfiguren, teilweise nur mit offenem Krippenstall, teilweise in einer aufwändigen Modelllandschaft. Diese ist meist an nicht historischen orientalischen Bezügen orientiert und soll die Gegend von Bethlehem darstellen. Die oft in den Alpen lebenden Schnitzer haben aber auch ihre Heimat adaptiert und sogenannte Alpenländische Krippen gestaltet, gleiches gilt bspw. auch für die Santons der Provenzalischen Krippen, die mit regionaltypischen Accessoires ausgestattet sind. Der Mittelpunkt ist die Krippe, in der Jesus Christus als neugeborenes Kind liegt. Im Deutschen steht der Begriff Krippe deshalb als pars pro toto für das ganze dreidimensionale Weihnachtsbild.[1] Viele Weihnachtskrippen verbinden die Bilderwelt der Adventszeit mit jener des Dreikönigsfests. In einem erweiterten Sinn können auch andere Modelllandschaften mit Szenen aus dem Leben Jesu als Krippen bezeichnet werden.
Nach Vorformen im Hoch- und Spätmittelalter war die 1562 von Jesuiten in Prag mit Figuren aufgebaute Weihnachtsszene die erste Krippe im heutigen Sinn. Im Kontext der Gegenreformation wurden Weihnachtskrippen durch die Orden der Jesuiten, Serviten und Franziskaner gefördert.
Die Evangelisten Matthäus und Lukas stellen ihren Darstellungen des Lebens Jesu jeweils eine Vorgeschichte voraus, in der für ihr Evangelium wichtige Themen erstmals benannt werden. Es gibt also im Neuen Testament zwei verschiedene „Weihnachtsgeschichten“ mit jeweils eigenem Profil. Die meisten Weihnachtskrippen kombinieren Elemente aus beiden Evangelien, wenn sie sowohl das Kind in der Krippe und die Anbetung der Hirten (nach Lukas) als auch die Geschenke bringenden Könige und den Stern von Betlehem (nach Matthäus) enthalten:
Matthäusevangelium | Lukasevangelium | Krippenfiguren |
---|---|---|
Stammbaum Jesu (Mt 1,1–17 EU) | ||
Verkündigung der Geburt von Johannes dem Täufer an Zacharias und Empfängnis durch Elisabeth (Lk 1,5–25 EU) | ||
Verkündigung der Geburt Jesu an Maria (Lk 1,26–38 EU) | ||
Begegnung von Maria und Elisabeth (Mariä Heimsuchung) (Lk 1,39–56 EU) | ||
Geburt, Beschneidung und Aufwachsen Johannes des Täufers (Lk 1,57–80 EU) | ||
Ankündigung der Geburt Jesu an Josef, Geburt Jesu und Namengebung durch Josef (Mt 1,18–25 EU) | ||
Geburt Jesu (Lk 2,1–7 EU) | Josef, Maria, Jesus, Krippe; Hirten und Herde, Verkündigungsengel, Engelchor | |
Verkündigung an die Hirten (Lk 2,8–15 EU) | ||
Anbetung der Hirten (Lk 2,15–20 EU) | ||
Darstellung Jesu im Tempel von Jerusalem, Beschneidung Jesu und Zeugnis von Simeon und Hanna (Lk 2,21–40 EU) | ||
Huldigung der Sterndeuter aus dem Osten (Mt 2,1–12 EU) | Könige (mit Reittieren und Geschenken) und Stern | |
Wallfahrt des zwölfjährigen Jesus mit seinen Eltern zum Jerusalemer Tempel (Lk 2,41–52 EU) | ||
Flucht nach Ägypten (Mt 2,13–15 EU) | ||
Kindermord des Herodes in Betlehem (Mt 2,16–18 EU) | ||
Rückkehr aus Ägypten nach Nazareth (Mt 2,19–23 EU) |
Matthäus und Lukas folgen jeweils ab dem dritten Kapitel (Auftreten Johannes des Täufers und Taufe Jesu im Jordan) dem Aufriss des Markusevangeliums.
Figuren in Weihnachtskrippen sind:
Die Eltern Jesu kommen bei Matthäus und Lukas vor, aber mit einem unterschiedlichen Rollenkonzept. „Dem aktiven Josef im Matthäusevangelium steht ein ausgesprochen passiver im Lukasevangelium gegenüber. Hier ist es Maria, die im Zentrum des Geschehens steht.“[3] Bei beiden Evangelisten wird Jesus in Bethlehem geboren. Aber bei Matthäus ist Bethlehem der Wohnort seiner Eltern, bis sie vor dem kindermordenden Herodes von dort fliehen müssen. Bei Lukas halten sie sich wegen des Zensus nur zeitweilig in einer provisorischen Bleibe dort auf. Um die Darstellung Jesu im Jerusalemer Tempel (nach Lukas) und die Huldigung der Sterndeuter (nach Matthäus) verbinden zu können, nahm ein Teil der altkirchlichen Ausleger an, dass Jesus schon zwei Jahre alt gewesen sei, als die Sterndeuter nach Bethlehem kamen und ihm huldigten.[4]
Die Verehrung des Geburtsstelle Jesu bei Bethlehem geht bis ins 2. Jahrhundert zurück. Erstmals bei Justin dem Märtyrer, dann bei Origenes und Hieronymus und Justinus wird eine Höhle in Bethlehem als christliches Pilgerziel erwähnt. Über dieser Höhle ließ Kaiser Konstantin der Große auf Anregung seiner Mutter Helena die Geburtskirche errichten.
Nur Lukas erwähnt, dass der neugeborene Jesus in eine Krippe gelegt wurde:
„So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. (Lk 2,4–7 EU)“
Bei Matthäus dagegen ist von einem Ort die Rede, „wo das Kind war“, bzw. einem „Haus“ (Mt 2,9.11 EU).
Im Originaltext des Lukasevangeliums steht der Begriff altgriechisch φάτνη phátnē, meist mit „Krippe“ übersetzt. Das Wort kann einen Futtertrog aus Holz oder Stein, aber auch den Stall oder Futterplatz unter freiem Himmel bedeuten (siehe auch Raufe), jedenfalls den Aufenthaltsort der Tiere im Gegensatz zu der Unterkunft für Menschen (altgriechisch κατάλυμα katályma „Herberge“).[5] In der Vulgata (Lk 2,7 VUL) wird phátnē durch lateinisch praesepium übersetzt „Gehege, Stall“, (im klassischen Latein: praesaepe, von saepio, „umzäunen“, „einfrieden“).
Das „Liegen in einer Krippe“ scheint im Lukastext eine herausgehobene Bedeutung zu haben, weil dies in der Szene der Verkündigung an die Hirten als Zeichen dienen soll.[6] Im Kontext des Lukasevangeliums wird das Motiv von Exegeten unterschiedlich erklärt:
In der Mitteilung des Lukas, dass das neugeborene Kind in eine Krippe gelegt werden musste, „weil in der Herberge kein Platz für sie war“, klingt das theologische Motiv der Kenosis („Entäußerung“) an. Im Prolog des Johannesevangeliums, der vom Evangelisten an die Stelle einer Kindheitsgeschichte gesetzt wurde, heißt es: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11 EU); in seinem Brief an die Philipper zitiert der Apostel Paulus einen frühchristlichen Hymnus, in dem es heißt: „Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu“ (Phil 2,6–10 EU). Die Entäußerung und das Dem-Menschen-gleich-Werden der johanneischen und paulinischen Theologie sind – genauso wie die Kindheitsgeschichte nach Lukas mit den Herberge suchenden Eltern – nicht Aussagen über den kindlichen Jesus, sondern sie kennzeichnen die gesamte Sendung Jesu Christi als Gottes Heilstat zur Erlösung der Menschen, von seiner Geburt bis zu seinem Tod am Kreuz.
Im Lukasevangelium werden Ochs und Esel nicht erwähnt. Diese Tradition ist außerbiblisch und erstmals im apokryphen Pseudo-Matthäus-Evangelium bezeugt, einer wohl im 7. Jahrhundert lateinisch verfassten Schrift:
„Am dritten Tag der Geburt unseres Herrn Jesu Christi ging die allerseligste Jungfrau aus der Höhle heraus, begab sich in den Stall und legte ihren Knaben, den Ochs und Esel anbeteten, in die Krippe.“
Die Anwesenheit der beiden Tiere bei Jesu Geburt wird von Pseudo-Matthäus mit zwei Prophetenworten aus dem Alten Testament begründet: Jes 1,3 EÜ und Hab 3,2 EÜ.[8] Der Habakuk-Vers enthält im hebräischen Text keinen Bezug zu Tieren an der Krippe. Hier lag vielmehr die antike griechische Übersetzung (Septuaginta) zugrunde: „Inmitten zweier Lebewesen wirst du erkannt.“[9] Ebenso auch die Vetus Latina als Tochterübersetzung der Septuaginta: In medio duorum animalium cognosceris. Die Besonderheit, dass Ochs und Esel quasi als Vertreter des Tierreichs dem neugeborenen Christus huldigen, ist häufig in Weihnachtskrippen dargestellt worden.
Jesaja stellt Ochs und Esel positiv dar als diejenigen, die wissen, wo Gutes zu finden ist, im Unterschied zum Volk Gottes, welches das vergessen habe[10]: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ Gerade Jesaja ist das Prophetenbuch, das das endzeitliche Heilshandeln Gottes ankündigt und deswegen von Christen als Vorankündigung des Messias angesehen wird. Die Kirchenväter bezogen sich in Weihnachtspredigten oft auf Jes 1,3 EÜ, weil das durch das Stichwort „Krippe“ nahe lag.[11]
Jacobus de Voragine nutzte die Schrift des Pseudo-Matthäus, die er für ein Werk des Hieronymus hielt, als Hauptquelle für die Erzählungen der Geburt Mariens und der Geburt Christi in der Legenda Aurea. Demnach brachte Josef Ochs und Esel bereits mit nach Bethlehem, den Esel als Reittier für Maria, den Ochsen, um ihn zu verkaufen und damit den Zensus zu bezahlen.[12] Wegen ihrer Armut fanden Maria und Josef keine Herberge, da alle Quartiere bereits von Reisenden belegt waren, die ebenfalls wegen des Zensus nach Jerusalem gekommen waren.
„So zogen sie sich zurück in einen öffentlichen Durchgang, der – wie es in der Historia scholastica heißt – zwischen zwei Häusern lag und bedeckt war. […] Hierhin zogen sich die Bürger zurück, um an Tagen der Muße miteinander zu sprechen oder zu essen oder auch nur um bei schlechter Witterung Zuflucht zu finden.“
Jacobus als Kompilator referierte sodann zwei unterschiedliche Traditionen über die Krippe. Nach der einen fertigte Josef die Krippe für seine mitgebrachten Tiere selbst an; nach der anderen war die Krippe in dem Unterstand bereits vorhanden, weil die Bauern an Markttagen dort ihre Tieren anzubinden pflegten.
Zwar ist im Weihnachtsevangelium nicht von der Armut von Maria und Josef zu lesen, doch die Bibelstelle, nach der das Kind an einen Platz gelegt wurde, der sonst für das Futter der Tiere vorgesehen ist, wurde dementsprechend interpretiert (siehe oben: Legenda aurea). So mutmaßte man, dass Jesus nicht eines gehobenen Standes, sondern einer aus dem einfachen Volk war. Dementsprechend realitätsnah waren bereits hochmittelalterliche Darstellungen von der Geburt Christi, so zu sehen auf einem Fresko in der spätromanischen Burgkapelle Hocheppan bei Bozen (um 1200).
Die Nachtwache der Hirten auf freiem Felde ist eine bukolische Szene, die der Evangelist Lukas mit alttestamentlicher Bedeutung füllte. Könige, religiöse Führer und Gott selbst (Psalm 23) konnten metaphorisch als Hirte bezeichnet werden. Für Lukas waren die Hirten Teil der einfachen, hart arbeitenden Bevölkerung (keine verachteten Außenseiter, wie aus missverstandenen Stellen in der rabbinischen Literatur in der älteren Exegese geschlossen wurde). Ihr Beruf lässt als Signalwort für den Leser das Königtum Jesu anklingen, ebenso wie die Nennung von Bethlehem, dem Geburtsort des Königs David.[14]
Ein himmlischer Engelchor ist neben dem einzeln mit einer Botschaft auftretenden Engel (z. B. Gabriel in der Verkündigungsszene), eine vertraute Vorstellung im Judentum des 1. Jahrhunderts. Der Leser konnte an alttestamentliche Stellen wie Ps 148,2 EÜ oder Neh 9,6 EÜ denken; das Motiv der jubelnden Engel begegnet aber im Evangelium selbst noch einmal in der Verkündigung Jesu (Lk 15,10 EÜ).[15]
Jacobus de Voragine verband die Nachtwache im Freien mit dem Datum des 25. Dezember und erläuterte, dass die Juden den heidnischen Brauch übernommen hätten, die längste und die kürzeste Nacht des Jahres jeweils im Freien zu verbringen.[16]
Die Uminterpretation der „Sterndeuter (Magier) aus dem Osten“ des Matthäusevangeliums zu Königen war bereits vollzogen, als die ersten Weihnachtskrippen aufkamen, und wird folglich vorausgesetzt. Johannes von Hildesheim fragte im 14. Jahrhundert umgekehrt: warum sind die Könige Magier? – und antwortete: wegen ihrer wunderbar schnellen Reise. Als Vertreter der nichtjüdischen Welt boten sie dem christlichen Bibelleser Identifikationsmöglichkeiten.[17]
Als Begründer der sinnfälligen Darstellung des Weihnachtsgeschehens galt früher Franz von Assisi, der 1223 in Greccio anstelle einer Predigt das Weihnachtsgeschehen mit Menschen und lebenden Tieren nachstellte. Diese These ist mittlerweile überholt; schließlich stellten die Geschehnisse in Greccio auch eher ein Krippenspiel denn eine figürliche Krippendarstellung dar. Mit der Krippenfeier von Greccio steht möglicherweise das in Frauenklöstern des 13. und 14. Jahrhunderts verbreitete Christkindlwiegen in Verbindung. Im 14. und 15. Jahrhundert entwickeln sich erste statische Krippendarstellungen, vor allem in Italien.[18] Aus dem Jahr 1478 ist eine Liste von Krippenfiguren erhalten, die für die Kirche San Giovanni a Carbonara in Neapel geschnitzt werden sollten: die Heilige Familie, Ochs und Esel, drei Hirten, zwölf Schafe, zwei Hunde, vier Bäume, elf Engel und je zwei Propheten und Sibyllen. Einige dieser Figuren sind erhalten.[19]
Bestärkt durch das Konzil von Trient (1545–1563) versuchten die Orden der Jesuiten, Serviten und Franziskaner, die Kenntnis des Lebens Jesu durch szenenhafte Darstellungen in der Bevölkerung zu vertiefen. Vor allem die Passion vor dem christlichen Hauptfest Ostern sowie Weihnachten wurden solchermaßen nähergebracht. Kästchen mit biblischen Darstellungen wurden in Kirchen aufgestellt und wurden auch in adligen Kreisen bald populär.
Die 1562 in der Jesuitenkirche St. Klemens (Prag) am Hauptaltar aufgestellte Weihnachtsdarstellung war die erste Krippe nördlich der Alpen. Als Neuheit erregte sie große Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Die erste Beschreibung einer Prager Weihnachtskrippe datiert von 1581, demnach waren anscheinend lebensgroße Figuren der Heiligen Familie in einer mit efeuumrankten Säulen und Bäumen gestalteten Szenerie aufgestellt. Das Zeigen dieser Krippe war verbunden mit dem Vortrag von Weihnachtsliedern.[20] Christoph Daxelmüller ordnet die von Jesuiten „erfundene“ Weihnachtskrippe in eine missionarische Gesamtstrategie des Ordens ein: „Sie begriffen Religion als ein Handlungselement, das den Körper ebenso betraf wie die Sinne und Gefühle.“ Dabei stand die Inszenierung der Passionsgeschichte im Vordergrund, da Ostern das wichtigste christliche Fest und Weihnachten klar übergeordnet war. Der Krippenaufstellung in Prag ging der Aufbau eines Heiligen Grabes dort um drei Jahre voraus, was einem allgemeinen Trend entspricht.[21] Mehrere Autoren des Jesuitenordens erläuterten, was der Zweck von Weihnachtskrippen war:
„Das ganze ist so geschickt arrangiert, dass das Frömmigkeitsgefühl der Beschauer aufs lebhafteste erregt wird. Sie glauben dem wunderbaren Ereignis selbst beizuwohnen, mit eigenen Ohren das Wimmern des Kindes und die himmlische Musik zu hören, mit eigenen Händen die Windeln zu ertasten, und ein Schauer erfasst sie.“
Nach dem Vorbild der 1607 in München aufgestellten Krippe errichtete man etwa 1608 in Innsbruck und 1609 in Hall eine solche. Die im Jahre 1622 von der Marianischen Kongregation angeschaffte Krippe mit bekleideten Figuren wird noch immer in der Haller Jesuitenkirche aufgestellt. Seit dem Jahr 1615 ist eine Weihnachtskrippe im Benediktinerinnenkloster Nonnberg in Salzburg belegt.
Zu den berühmtesten Krippen zählen bis heute die neapolitanischen Krippen, deren charakterstarke Köpfe an die Masken der italienischen Commedia dell’arte erinnern. Die Szene der Geburt Christi wird dort oft in äußerst aufwendige und detailreiche Straßen- und Marktszenen eingebettet, so dass die Darstellung der Geburt oft nur noch Nebensache scheint. Im Barock wurden auch in Österreich und Süddeutschland (Bayern, Schwaben, Allgäu) viele Krippen nach neapolitanischem Vorbild geschaffen.
Schlesien war im 18. Jahrhundert eine interkonfessionelle Kontaktzone. Die Herrnhuter Brüdergemeine war die einzige Glaubensgemeinschaft außerhalb des römischen Katholizismus, die Krippen gezielt in ihre Weihnachtsgottesdienste einbezog. Die Herrnhuter Manufakturen waren auch selbst im Krippenbau aktiv und brachten ihre Krippen nach Pennsylvania mit (Moravian Christmas putz). Nach Forschungen von Josef Lanz ist die erzgebirgische Weihnachtspyramide durch die Übernahme des Figurenrepertoires katholischer Krippen in das Weihnachtsszepter evangelischer Regionen Schlesiens entstanden.[23]
Unter Kaiserin Maria Theresia und Joseph II. wurden Weihnachtskrippen durch mehrere Verbote aus den öffentlichen Gebäuden, also vor allem aus den Kirchen, verbannt. Ein ähnliches Verbot erließ Erzbischof Hieronymus Franz Josef von Colloredo-Mannsfeld am 22. November 1784 für das Fürstbistum Salzburg. Dadurch erhielten die Weihnachtskrippen Einzug in den privaten Bereich. Dies blieb, auch nachdem die Verbote aufgehoben wurden.
Bevor im 19. Jahrhundert der Christbaum allgemeine Verbreitung fand, stand die Krippe im Mittelpunkt der katholischen Weihnachtsfeier. Im evangelischen Deutschland wurde die Weihnachtskrippe besonders durch das Wirken von Gustav Jahn verbreitet, der Krippenfiguren durch die Insassen der Züllchower Anstalten herstellen ließ. Durch die Ende des 19. Jahrhunderts beginnende serielle Herstellung von Krippenfiguren aus verhältnismäßig preiswerten Materialien wie Terrakotta und Papiermaché kamen auch weniger wohlhabende Privatpersonen in die Lage, sich eine Krippe für ihre Wohnung anschaffen zu können, für ärmere Kirchengemeinden waren diese Figuren, entsprechend größer ausgeführt, ebenfalls erschwinglich.
In der Zeit seit etwa 1865 bis in die 1970er-Jahre waren Missions-Spardosen Bestandteil vieler Krippen in katholischen Kirchengebäuden.
Eine Untersuchung für Westfalen ergab, dass die Hauskrippe in katholischen Familien im 19. Jahrhundert noch selten war, aber sich im frühen 20. Jahrhundert schnell verbreitete. Volksschullehrer leiteten ihre Schüler an, selbst einfache Krippen zu bauen. Der Paderborner Franziskaner Siegfried Schneider (1894–1935) wird wegen seiner Bedeutung für das Krippenapostolat im deutschen Sprachraum als „Krippenpater“ bezeichnet. Er verfasste in den 1920er-/1930er-Jahren neben Krippenspielen und -predigten zahlreiche Publikationen über Krippen und regte Ausstellungen sowie Zusammenschlüsse von Krippenfreunden im deutschen Sprachraum an. Dadurch machte er sich um die Erneuerung und Pflege der religiösen Krippenkunst verdient und formte zugleich maßgeblich die moderne Krippenbewegung. 1924 gründete er die Westfälische Landesgemeinschaft der Krippenfreunde. Neben dem Publikationsorgan Die Weihnachtskrippe (ab 1925), waren es vor allem die stark besuchten Krippenschauen der 1920er Jahre (mit Wettbewerben von Krippenbauern und Verkaufsausstellungen), die Krippen in katholischen Haushalten populär machten.[24] Die Rezeption der Hauskrippen verlief im Protestantismus unterschiedlich. Im evangelisch-reformierten Raum wurden sie als typisch katholisches Brauchobjekt lange abgelehnt. Im pietistisch geprägten Luthertum dagegen verlief die Einführung zeitgleich mit dem Katholizismus, wenn nicht sogar früher. Für das evangelische Westfalen waren die Von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel mit der dort kultivierten Krippenfrömmigkeit prägend.[25] Herausgelöst aus dem Kontext des Kirchenraums, wurde die Weihnachtskrippe (typischerweise unter dem Tannenbaum aufgebaut) im Verlauf des 20. Jahrhunderts zu einem mehr dekorativen als religiösen Objekt, ähnlich einer Puppenstube dem Thema Kindheit(serinnerung) zugeordnet und als „weihnachtliches Stimulans“ in den Ablauf der familiären Feier einbezogen.[26]
Krippen sind bis heute fester Bestandteil des kirchlichen und häuslichen Weihnachtsschmucks und werden in allen erdenklichen künstlerischen Stilen und Materialien gefertigt. Krippen im öffentlichen Raum gibt es in vielen Staaten, zum Beispiel vor dem Europäischen Parlament in Brüssel. Ihre Aufstellung wird aber auch aufgrund der Pflicht eines Staates zur weltanschaulichen Neutralität (Laizismus) kritisiert.
Die Krippe wird zum Weihnachtsfest aufgestellt. Mancherorts beginnt die Aufstellung mit einzelnen Figuren und Szenen bereits zu Beginn der Adventszeit. Am 24. Dezember wird das Vollbild mit dem Jesuskind in der Krippe gezeigt, bis zum Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar kommen die Heiligen Drei Könige hinzu. Die Krippe bleibt bis zum Ende der Weihnachtszeit stehen. Diese reicht in der außerordentlichen Form des römischen Ritus bis zum Fest der Darstellung des Herrn am 2. Februar, in der ordentlichen Form bis zum Fest der Taufe des Herrn. An manchen Orten hat sich der Brauch erhalten, die Krippe bis zum Fest der Darstellung des Herrn stehenzulassen. Die Weihnachtszeit endet dann am 2. Februar mit dem Ritus der Krippenschließung. Im Protestantismus endet die weihnachtliche Festzeit drei Wochen vor der Passionszeit mit dem letzten Sonntag nach Epiphanias; dann ist auch der traditionell letzte Termin, die Krippe abzubauen.
In der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gilt seit dem Kirchenjahr 2018/19 eine neue Perikopenordnung, die das Ende der Epiphaniaszeit am 2. Februar festlegt. „Die Epiphaniaszeit endet nun jeweils mit der Woche, in der der 2. Februar, der Tag der Darstellung Jesu im Tempel (Lichtmess), liegt.“ (Perikopenbuch, hrsg. von der Liturgischen Konferenz für die Evangelische Kirche in Deutschland, Bonn 2018, Einführung, XXV). Die liturgische Farbe ist daher zwischen Heilig Abend und dem 2. Februar weiß, wobei der 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, eine Ausnahme bildet.
Krippen können nach der Art ihres Aufstellungsortes, dem Material, aus dem sie bestehen, und der äußeren Gestalt unterschieden werden:
Nach der landschaftlichen Szenerie:
Nach der Bauweise:
Orientalische Krippen stellen das Geschehen in einem dem Heiligen Land nachempfundenen Umfeld dar. Heimatkrippen stellen das Geschehen in einem Umfeld mit typischen Merkmalen der Heimat des Schaffenden oder auch der Betrachter dar (z. B. alpenländische Schneekrippe mit Winterlandschaft). Milieukrippen zeigen das Geschehen in einem spezifischen Ambiente mit Figuren und Typen des jeweiligen Umfeldes (so etwa mehrfach in Kölner Kirchen).
Die Darstellung von Christi Geburt, oft auch mit der Anbetung durch die drei Weisen aus dem Morgenland, ist die gängigste und bekannteste Krippenform. Andere Krippen zeigen weitere Bilder des Weihnachtsgeschehens (darunter die Verkündigung des Herrn, die Herbergssuche Mariä und Josefs sowie die Flucht nach Ägypten und den Kindermord des Herodes in Betlehem etwa in der Jahreskrippe der Gebrüder Probst; originell auch Maria beim Windelwechseln in der Kölner Kapelle „Madonna in den Trümmern“). Häufige Krippenszenen aus der Jugend Christi sind die Darbringung Christi im Tempel und das Haus in Nazareth mit Maria am Spinnrad und Jesus, der Josef in der Tischlerwerkstatt hilft. Besonders im Barock war die Darstellung der Hochzeit zu Kana, des ersten Wunders Jesu, beliebt, da das Motiv mit einer Hochzeitsgesellschaft in prächtigen Gewändern und einer großen Festtafel besonders vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Seltener sind krippenartige Darstellungen der Passion Jesu Christi, wie der Einzug Christi in Jerusalem, die Kreuzigung oder das Heilige Grab mit dem Auferstandenen.
Simultankrippen zeigen mehrere Darstellungen gleichzeitig. Bei sogenannten Wechselkrippen ist die Darstellung verschiedener Szenen mit den gleichen Figuren möglich.
Mit einer Jahreskrippe können Szenerien der Feste und Ereignisse während des gesamten Kirchenjahres dargestellt werden.
Je nach dem Ort, an dem die Krippe aufbaut wird, unterscheidet man zwischen Kirchenkrippen, Hauskrippen und Freikrippen.
In einigen Fällen werden das ganze Jahr über sichtbare Darstellungen der Geburt Christi zum Weihnachtsfest besonders hervorgehoben. So stellt etwa der Trierer Dom keine Weihnachtskrippe auf, sondern es wird ein entsprechendes Stuckrelief in der Marienkapelle geschmückt.
Der deutsche katholische Theologe Adalbert Kuhn sammelte, dokumentierte und präsentierte seit 1984 afrikanische und lateinamerikanische Weihnachtskrippen. Diese stellte er in Kirchengemeinden, in Krippenausstellungen und im KiP-TV (Katholische Kirche im Privatfernsehen) öffentlich vor. Dabei wurden künstlerische, geschichtliche, gesellschaftliche, politische und theologische Hintergründe und Horizonte afrikanischer und südamerikanischer Krippentraditionen erfahrbar. Kuhn dokumentiert in seiner circa 140 Krippen umfassenden Sammlung beispielsweise farbenprächtige peruanische Jahreskrippen in Form eines Berges aus Ton, über eine bolivianische Taschenkrippe aus Holz in Form eines aufklappbaren Altärchens bis zu einer hohen Schnitzkunst bezeugenden, aus einem einzigen Stück Ebenholz gefertigten Lebensbaumkrippe der tansanischen Makonde. Anhand solcher Krippen lässt sich die Inkulturation der „Frohen Botschaft“ von der Geburt Christi in nicht-europäischen Kulturkreisen aufzeigen.[38][39] In afrikanischen Krippen wird Jesus als Afrikaner, in lateinamerikanischen Krippen mit Gesichtszügen dortiger Einheimischer dargestellt. Ähnliche Feststellungen können in Bezug auf die Gewänder der Personen und das Krippenaccessoire getroffen werden. Der „Wunsch, das eigene Leben und die eigene Welt in der Krippe zu zeigen, ist in den Alltagsdarstellungen bei den neapolitanischen und süddeutschen Krippen ebenso zu finden wie zum Beispiel in der reichhaltigen Krippentradition Perus.“ Jede christlich geprägte Kultur legt ihre Erfahrungs- und Lebenswelt in eigenen Bildern und Symbolen aus. Die Freude über die Geburt Christi vereint dabei die Krippentraditionen Europas, Afrikas, Lateinamerikas, ja die der ganzen Welt. Einige der Krippen stehen ganzjährig in Kirchen. Die erstgenannte peruanische Jahreskrippe steht als Zeichen einer Peru-Partnerschaft der Gemeinde in der Kirche Sankt Antonius in Pforzheim-Brötzingen.[40]
An vielen Orten bestehen heute Vereine, die sich dem Krippenbau widmen. Dies kann durch gemeinsamen Aufbau einer Krippe, aber auch durch Veranstaltung von Krippenbaukursen oder -ausstellungen geschehen. Manche dieser Vereinigungen unterhalten in ihren Räumen auch ein Krippenmuseum.
Seit 1952 befasst sich die internationale Vereinigung Universalis Foederatio Praesepistica mit dem Krippenkunsthandwerk.
Auswahl ganzjähriger Ausstellungen:
Bayern
Rheinland-Pfalz und Hessen
Nordrhein-Westfalen (Rheinland und Westfalen)
sonstige Museen in Deutschland
Weitere Museen verfügen über Abteilungen zum Thema Krippen, wie z. B. das Museumsquartier Tirschenreuth, das Oberammergau Museum oder das Stadtmuseum Abensberg.
Schwaben
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