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Conventional Prompt Strike

US-Waffenvorhaben, das jedes Ziel auf der Erde innerhalb einer Stunde erreichen soll Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Conventional Prompt Strike
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Der englisch Conventional Prompt Strike (CPS) Konventioneller Sofortiger Schlag, früher auch englisch Prompt Global Strike Sofortiger Globaler Schlag ist ein seit der Jahrtausendwende bestehendes Rüstungsvorhaben bzw. -programm der U.S. Air Force, DARPA und Lockheed Martin[1] u. a. Vertragspartnern aus der US-amerikanischen Wehrindustrie zur Umsetzung einer Militärstrategie der Streitkräfte der Vereinigten Staaten.[2]

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Demonstration einer Long-Range Hypersonic Weapon (LRHW) auf einem Transporter Erector Launcher (TEL) auf der Nellis Air Force Base (AFB) im Jahr 2024. Das System ist auch bekannt als Dark Eagle.

Durch die CPS-Initiative, damals auch bekannt als Conventional Prompt Global Strike (CPGS), soll es diesen möglich sein, jedes beliebige Ziel innerhalb einer Stunde zu treffen, was bisher lediglich mit (primär nuklear-bestückten) Interkontinentalraketen (ICBMs) zu realisieren wäre.

Die CPS-Systeme sollen – nach Angaben der United States Navy (USN) Strategic Systems Program (SSP) – die Aufstellung der Verteidigung bzw. der Militärstrategie der USA durch strategische Waffensysteme ergänzen und so ein „vollständiges Spektrum“ der Abschreckung (konventionell und nuklear) ermöglichen.[3] Und weiter: CPS soll den amerikanischen Streitkräften die Fähigkeit verleihen, „Luftabwehrsysteme zu durchdringen, um hochwertige, zeitkritische Ziele anzugreifen“.[4]

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CPS-Waffensysteme

Das Waffensystem in Entwicklung und Erprobung wird vom The Office of the Director, Operational Test and Evaluation (DOT&E) wie folgt beschrieben:[5]

„CPS ist ein konventionelles, boost-glide-basiertes Hyperschallwaffensystem. Die CPS-All-up-Round-Rakete umfasst einen zweistufigen Feststoffraketenmotor-Booster und einen Common Hypersonic Glide Body, der einen Sprengkopf mit kinetischer Energie enthält.“

Andere Mögliche Trägermittel bzw. Systemteile des CPS-Programm sind (Auswahl, nicht verifiziert oder offiziell):

Aktuelle CPS-Systeme

Das mit dem Common Hypersonic Glide Body (C-HGB), sowie dem CPS-Programm, im Zusammenhang stehende und sogenannte Long-Range Hypersonic Weapon (LRHW)-System wird (Stand 2025) auf den Zerstörern der Zumwalt-Klasse (vgl. auch NAVSEA) installiert.[6][4]

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Geschichte

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Test eines Common Hypersonic Glide Body (C-HGB) am 19. März 2020 um ca. 22:30 Uhr Ortszeit während eines Flugversuchs des Verteidigungsministeriums von der Pacific Missile Range Facility auf Kauai, Hawaii.

Am 10. Januar 2003, im Zuge der neuen nationalen Sicherheitsstrategie aus dem Jahr 2002, legte der revidierte Unified Command Plan des US-Verteidigungsministeriums eine neue Aufgabe für das US Strategic Command (USSTRATCOM) fest: „Global Strike“ – „globaler Schlag“. Dieser Unified Command Plan, auf Deutsch „vereinheitlichte Führungsplan“, definierte die neue Strategie als die

„Vorlage einer ganzheitlichen Planung für einen weltweiten Schlag und die Hilfestellung bei Führungs- und Lenkungsaufgaben, um rasche kinetische (nukleare und konventionelle) und nicht-kinetische (Bestandteile von Weltraum- und Nachrichtendiensteinsätzen) Präzisionskampfmittel erhöhter Reichweite zur Unterstützung von Zielsetzungen auf [auswärtigen] Kriegsschauplätzen und im Land selbst bereitzustellen.“

Der Analyst Hans M. Kristensen kommentierte das CPS-Programm:[7]

„Das USSTRATCOM (wie zuvor das Strategische Luftkommando (SAC) und die US Navy) haben seit Jahrzehnten Fertigkeiten zu einem Global-Strike gemäß dem [nuklearen Angriffsplan] Single Integrated Operational Plan (SIOP) bereitgestellt, aber der SIOP wurde 2003 formell fallengelassen und durch den Operations Plan (OPLAN) 8044 ersetzt.“

Die Namensänderung spiegele die Bemühung wider, den sehr umfangreichen SIOP in eine Familie kleinerer, flexibler Einsatzpläne umzuwandeln, um angemessener auf neue Bedrohungen seit dem Ende der Sowjetunion, den Aufstieg Chinas und die Planung von Maßnahmen gegen Lieferanten von Massenvernichtungswaffen einzugehen, laut Kristensen. Damit unterscheide sich der „globaler Schlag“ von OPLAN 8044. Diese neue Strategie konzentriere sich auf kleine, umgehende und vorbeugende Schläge gegen Ziele überall auf (und unter) der Erdoberfläche.

CPS wurde zunächst als Teil eines konzeptuellen Operations Plan (CONPLAN) 8022[8][9][10] von 2004 bekannt, welcher aber nie offiziell wurde und seit 2007 nicht mehr genutzt wird, siehe Nuklearstrategie. Folglich gingen Anteil des CONPLAN 8022 und OPLAN 8044 in der OPLAN 8010 Serie auf.[11] Die Planung der atomaren Streitkräfte und das CPS ist in den Händen von STRATCOM.

Das CPS-Programm hat sich seitdem weiterentwickelt. Wie auf den Fotos zu erkennen ist, werden einzelne Systeme Stand 2024 getestet bzw. in Betrieb genommen.

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Technologie

Hyperschallsysteme befinden sich zwar generell in Entwicklung, sind jedoch eng mit der Luft- und Raumfahrt und darüber hinaus mit der Wehrtechnik bzw. Lenkwaffen verbunden. Die unmittelbar betroffenen Fachgebiete sind die Ingenieurswissenschaften, speziell die Raketentechnik, Aerodynamik, Strömungsmechanik, Gasdynamik und Technik des Wiedereintritts bei Geschwindigkeiten von Mach > 10. Dabei spielen Schockwellen, Instabilitäten und Plasma eine gewisse Rolle. Ein weiterer Baustein ist die Bewaffnung durch geeignete Sprengköpfe sowie deren Subkomponenten. Für derartige Systeme sind mechanische, elektronische und Kommunikationselemente übergeordnet notwendig. Sie sind unbemannt und arbeiten in Echtzeit.

Analysen

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Fachleute (vgl. Shull in den Literaturangaben) schätzen die Vorteile von CPS-Waffen wie folgt ein: „Die zentrale Erkenntnis ist, dass erhebliche Änderungen an den seit dem Kalten Krieg bestehenden nuklearen Strategien der Vereinigten Staaten und Russlands erforderlich sind, um die prognostizierten Vorteile konventioneller Fähigkeiten für einen sofortigen globalen Erstschlag voll auszuschöpfen.“

Das CPS-Programm wird von manchen Fachleuten als großartige Rüstungsinitiative bezeichnet. Allerdings ist es wichtig, die Kosten und möglichen Fähigkeiten der Systeme vor dem Hintergrund einer sich verändernden globalen Sicherheitslage einzuschätzen.[12]

Andere Meinungen spielen auf die Tatsache an, dass ein solcher Einsatz von CPS-Waffen, auch wenn er mit konventionellen Sprengköpfen bestückt wären, von unbeteiligten oder beteiligten Atommächten leicht fehlinterpretiert werden könnte. Die Waffen des CPS basieren auf verschiedenen Konzeptsystemen, etwa Hyperschallwaffen, die von Kritikern als destabilisierend gesehen werden. Diesbezügliche Befürchtungen werden jedoch auch bezweifelt.[13]

Presseberichten zufolge haben allein die USA im Jahr 2020 mehr als drei Milliarden Dollar in die Entwicklung entsprechender CPS-Waffensysteme investiert, jedoch bezeichnen einige Wissenschaftler bezeichnen diese neuen Waffensystem als „Hype“.[14]

Diese neuen CPS-Waffensysteme bringen neue Einsatzmöglichkeiten und technisches Fähigkeiten mit sich und bewirken teilweise ein neues Wettrüsten. Dies steht auch im Zusammenhang mit einem Sicherheitsdilemma und mangelnder Rüstungskontrolle.[15] Die Entwicklung erfolgt seit den 2000er Jahren im Zeichen der Aufrüstung einiger Länder nach dem Kalten Krieg und einer veränderten Sicherheitslage. Dabei vollzieht sich ein Wandel von einer bipolaren zu einer multipolaren Weltordnung.

Weitere Analysen zu den neuen Waffensystemen und CPS siehe die Literaturangaben.[16][17]

In diesem Zusammenhang sei auch das Deep Precision Strike-Konzept (vgl. Typhon) erwähnt.[18]

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Entwicklungen

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Im Jahr 2014, als Reaktion auf das CPS-Programm entwickelte Russland laut dem russischen Verteidigungsministerium die RS-28 „Sarmat“ ICBM.[19]

Im Jahr 2018 kündigte Russland außerdem eine Vielzahl neuer Waffen an, die umgangssprachlich als „Superwaffen“ bezeichnet werden und ähnliche Fähigkeiten wie die Waffen der CPS-Initiative aufweisen.

Im Jahr 2022, in einem Joint Statement der Russischen Föderation (RF) und der Volksrepublik China (PRC) über die Internationale Beziehungen in einer neue Ära und die globale nachhaltige Entwicklung, werden die Entwicklungen kritisiert:[20]

„The sides [RF and PRC] express concern over the advancement of U.S. plans to develop global missile defence and deploy its elements in various regions of the world, combined with capacity building of high-precision non-nuclear weapons for disarming strikes and other strategic objectives.“

„Die Seiten [Russland und China] äußern ihre Besorgnis über die Fortschritte der USA bei der Entwicklung eines globalen Raketenabwehrsystems und dessen Stationierung in verschiedenen Regionen der Welt, verbunden mit dem Aufbau von Kapazitäten für hochpräzise nichtnukleare Waffen für Entwaffnungsschläge und andere strategische Ziele.“

Auf der Militärparade zum Tag des Sieges am 3. September 2025 (vgl. Ende des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs) demonstrierten Streitkräfte der Volksbefreiungsarmee Chinas ihre Waffen, darunter Hyperschall- und unbemannte Waffen, z. B. das System Dongfeng ZF.

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Siehe auch

Literatur

Siehe auch die Berichte in den Einzelnachweisen.[21][22][23][24][25]

  • Collective, Joint History Office: The History of the Unified Command Plan, 1946-1999. Government Printing Office, Washington, D.C. 2004, ISBN 978-0-16-051383-1 (englisch, archive.org).
  • Todd C. Shull: Conventional Prompt Global Strike: Valuable Military Option or Threat to Global Stability? Naval Postgraduate School, 2006 (dtic.mil).
  • Hans M. Kristensen: Global Strike. A Chronology of the Pentagon’s New Offensive Strike Plan. Federation of American Scientists, Washington, D.C. 2006 (englisch, archive.org [PDF]).
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Einzelnachweise

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