Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Paschtunische Sprache
ostiranischer Zweig der indogermanischen Sprachfamilie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Paschtunisch oder Paschtu (پښتو Paschto Hindustani Paṭhānī), historisch auch als Afghanisch bekannt (persisch افغانی, DMG āfġānī), ist eine in Afghanistan und Pakistan gesprochene Sprache. Sie gehört zum ost-iranischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie und wird als direkter Abkömmling des Avestischen angesehen (was umstritten ist).[4][5][6] Wegen einer Besonderheit des Paschtunischen, der relativ großen Nähe zu altiranischen Sprachen, die sich über die Jahrhunderte erhalten hat, wird es gelegentlich ein „Museum für altindoiranische Vokabeln“ genannt.[7] Paschto ist neben Dari (offizieller Name des Neupersischen in Afghanistan) Amtssprache Afghanistans. Es wird davon ausgegangen, dass Paschto von bis zu 60 Millionen Muttersprachlern, vor allem Paschtunen, gesprochen wird.[8][9][9][10][11]
, aufDie ostiranischen Sprachen, deren prominentester Vertreter heute das Paschtunische ist, unterscheiden sich von anderen iranischen Sprachen durch bestimmte Lautgesetze, die ihre unterschiedliche Entwicklung erklären. Indische Elemente im Paschtunischen wie retroflexe Konsonanten deuten auf einen sprachlichen Austausch hin. Damit unterscheidet sich Paschto als südöstliche iranische Sprache von den nordöstlichen iranischen Sprachen, wie Jaghnobi unter den zwei letzten lebenden Sprachen der ostiranischen Sprachgruppe. Da Paschtunisch nur von Paschtunen gesprochen wird und keinen bedeutenden Einfluss auf benachbarte Sprachen hatte, kann man direkte Rückschlüsse auf einen sprachlichen Kontakt zwischen dem Volk der Paschtunen und den Völkern der indischen Sprachen ziehen. Demnach müsste das Kontaktgebiet im südöstlichen Teil des iranischen Hochlands, das heißt südlich des Hindukusch gelegen haben.
Persische und arabische Lehnwörter sind recht häufig, was nicht zuletzt eine Folge der dominierenden Rolle des Persischen nach der Verlegung der afghanischen Hauptstadt von Kandahar nach Kabul im 18. Jahrhundert ist.
Remove ads
Status als Amtssprache
Paschto und Dari sind die beiden Amtssprachen Afghanistans. Bis in die 1930er wurde allein das Persische als Amtssprache verwendet.[12] Zu jener Zeit begann eine Bewegung zur Förderung des Paschto[12] als Sprache der Verwaltung und der Künste mit der Etablierung einer Paschto-Gesellschaft (1931) und der Gründung der Universität Kabul (1932) und der Paschto-Akademie Pashto Tolana (1937).[13] Im Jahre 1936 wurde Paschto unter dem Regenten Sardar Haschim Khan zur Amtssprache erklärt,[14] obwohl selbst die paschtunischen Regenten und die Beamtenschaft privat und geschäftlich oft das Persische benutzten.[13] Der Status als Amtssprache wurde im Rahmen der Konstitutionsversammlung 1964 bestätigt.[15] Zu diesem Zeitpunkt wurde Persisch offiziell in Dari umbenannt.[16]
Remove ads
Status als Literatursprache
Zusammenfassung
Kontext
Paschto brachte eine durchaus nennenswerte, jedoch außerhalb des paschtunischen Sprachraums kaum beachtete bzw. wenig bekannte Literatur hervor.
Als bekannteste Dichter und Literaten dieser Sprache gelten Khushal Khan Khattak (1613–1689), der als Mann des Schwertes und der Feder gilt, Rahman Baba (um 1651–1709), ein Mystiker, Abdul Hameed Mashokhel (auch Abdul Hamid Baba genannt, bis ca. 1732), ein feinfühliger Liebesdichter, und Kabir Stori (1942–2006), ein patriotischer Dichter. Aber auch der erste König Afghanistans, Ahmad Schah Durrani (1724–1773), ging nicht nur als Herrscher, sondern auch als großer Dichter in die Geschichte des Landes ein.
Remove ads
Phonologie (اواز پوهه oder غږپوهنه)
Zusammenfassung
Kontext
Das Paschtunische unterscheidet sich vom Persischen (Dari), welches zusätzlich die Lingua franca Afghanistans ist, durch eine größere Anzahl an Konsonanten. Die relativ hohe Anzahl an retroflexen Lauten findet sich nur selten in anderen Sprachen der irano-arischen Sprachfamilie. Eine Übernahme dieser Phoneme durch den Sprachkontakt zu den benachbarten indo-arischen Sprachen ist wahrscheinlich.[18] Analoge Erklärungsansätze finden sich zu den ejektiven Konsonanten im ostiranischen Ossetischen.
Konsonanten (اصلي اوازونه)
Die Konsonanten sind gelistet in Lautschrift gemäß dem Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA) und in wissenschaftlicher Umschrift gemäß der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft für das Persische Alphabet, welche der zusätzlichen Retroflexe wegen an Manfred Lorenz angelehnt ist.[19]
Vokale (کومکي اوازونه oder غږلرونکي)
Das Paschtunische besitzt zudem die Diphthonge (دوه غږي) .
Alphabet (الفبې)
Zusammenfassung
Kontext
Im direkten Vergleich mit Persisch zeichnet sich Paschtunisch durch eine komplexere Phonologie (اواز پوهه Synonyme: غږپوهه oder غږپوهنه oder ږغ پوهنه oder د اوازونو څېړل) und Morphologie (ګړپوهه oder ګړ څېړل) aus.
Das paschtunische Alphabet ist eine modifizierte Form des persischen Alphabets, die wiederum aus dem arabischen Alphabet hergeleitet ist. Das paschtunische Alphabet enthält spezifische Buchstaben für Paschto, die weder in der persischen noch in der arabischen Sprache (semitische Sprache) vorkommen. Seit dem 17. Jahrhundert sind paschtunische Schriften üblicherweise als Naschī anstatt Nastaliq zu finden. Das paschtunische Alphabet enthält je nach Sichtweise bis zu 44 Buchstaben mit mehreren diakritischen Zeichen, d. h., im Vergleich zum persischen Alphabet besitzt das paschtunische Alphabet bis zu zwölf zusätzliche Buchstaben. Die folgende Tabelle zeigt die isolierte Form der Buchstaben mit einer Transliteration sowie den entsprechenden IPA-Lauten.
Im englischen Sprachraum verwendet man für die Umschrift (=Transkription) der afghanischen Buchstaben in die Lateinische Schrift die ALA-LC-Transkription.[20]
Remove ads
Paschtunische Dialekte (د پښتو ګړدودونه)
Zusammenfassung
Kontext
Es gibt mehrere paschtunische Dialekte. Prinzipiell kann man die Dialekte in zwei Hauptgruppen zusammenfassen.[19]
Auch eine zentrale Gruppe mit Zentrum in Kabul wird manchmal genannt, die man aber zur Ostgruppe zählen kann, da sie sehr ähnlich sind.
Weitere Unterteilungen der Dialekte sind z. B. nach MacKenzie die Südwestgruppe (Kandahar), Südostgruppe (Quetta), Nordostgruppe (Peschawar) und die Nordwestgruppe (Kabul).[21]
Ein wesentlicher Unterschied ist die Aussprache der Buchstaben und mancher Wörter. Vor allem die drei nachfolgenden Buchstaben in der Tabelle werden sehr abweichend voneinander ausgesprochen.
Auch werden einige „Ye’s“ am Ende teilweise anders ausgesprochen, was jedoch keine große Relevanz im gegenseitigen Verständnis der unterschiedlichen Dialekte hat.[21]
Außer dieser Standardgruppen gibt es viele paschtunische Dialekte, die zum Teil unbekannt oder unerforscht sind und in verschiedenen Regionen sowie von den verschiedenen paschtunischen Stämmen gesprochen werden. Ein Beispiel ist der wasirische Dialekt Wasiri (وزیري), der in Wasiristan im heutigen Norden Pakistans (ehemals zum afghanischen Durrani-Imperium gehörend) liegt und eine halbautonome Region in den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung ist. Historisch ist Wasiristan immer wieder in Konflikte gegen äußere Einflüsse geraten und ist heute bedauerlicherweise Opfer des weltweit unbeachteten, aber gegen die Europäische Menschenrechtskonvention geführten, amerikanischen Drohnenkrieges, der von der pakistanischen Regierung und die pakistanische Armee geduldet wird und zu zahlreichen zivilen Opfern[22][23] sowie zu einer Massenflucht von 3,44 Millionen Menschen in der Region geführt hat.[24][25] Aus diesen Gründen ist es für ausländische Sprachwissenschaftler schwierig, die bergige Region Wasiristan zu besuchen und deren afghanischen Akzent, Wasiri, zu analysieren. Wasiri hat Laute, die im Alphabet des Standardpaschto nicht vorkommen. So werden die Laute ش [ʃ] und ښ [ʂ] sowie ژ [ʒ] und ږ [ʐ] nach dem IPA wie [ɕ] und [ʑ] ausgesprochen.[26] Bisher sind im Ausland keine wasirischen Schriften bekannt, die die gesprochene Sprache in Schriftform enthält. Als Schriftsprache wird, wie bei vielen anderen unerforschten Stämmen mit ihren Dialekten das Standardpaschto genutzt. Das Wort مونږ (muʐ (Westen) oder mung (Osten)) „wir“ wird als [miʑ] und das Wort لږ ([ləʐ] (Südwesten) oder ləg (Nordosten)) „wenig“ als [ləɕki] ausgesprochen.
Wie jede Sprache weist auch Paschto Einflüsse von anderen Sprachen auf. Vor allem finden sich Ähnlichkeiten zwischen der paschtunischen (afghanischen) und persischen Sprache, da eine geografische Nähe zu den persischsprachigen Ländern Iran und Tadschikistan besteht und in Afghanistan neben Paschto die persische Sprache Dari gesprochen wird (siehe auch Chorasan). Die afghanische Nordostgruppe hat aufgrund seiner geografischen Nähe zu den urdusprachigen Ländern Pakistan und Indien viele Begriffe aus dem Urdu und dementsprechend auch aus dem Englischen (siehe Britisch-Indien).
Es gibt – wie in allen Sprachen islamischer, aber auch europäischer Länder (siehe Liste deutscher Wörter aus dem Arabischen) – viele arabische Einflüsse in der paschtunischen Sprache, was sich u. a. im Wortschatz zeigt. Selten finden sich in der paschtunischen Sprache auch türkische, dardische, französische und im militärischen Bereich sehr selten russische Begriffe (s. Sowjetisch-Afghanischer Krieg), z. B. die کلشنکوف „Kalaschnikow“.
Die afghanische Sprachakademie „Paschto Tolana“ (پښتو ټولنه) bemüht sich, eine gemeinsame Schriftsprache und paschtunische Neologismen zu entwickeln.[19]
Differenzierte Einteilung der paschtunischen Dialekte
1. Südliche Varianten
- Kandahari Dialekt (oder südlicher Dialekt)
- Kakar Dialekt(oder südöstlicher Dialekt)
- Mandokhel-Shirani Dialekt
- Marwat-Lodi-Bettani Dialekt
- Wanetsi Dialekt
- Südliche Karlani Gruppe
- Khattak Dialekt
- Banuchi Dialekt
- Dawarwola Dialekt
- Masidwola Dialekt
- Wazirwola Dialekt
2. Nördliche Varianten
- Zentrales Ghilji Dialekt (oder nordwestlicher Dialekt)
- nördlicher Dialekt (oder östlicher Dialekt)
- Yusufzai Dialekt (oder nordöstlicher Dialekt)
- Nördliches Karlani Gruppe
- Taniwola Dialekt
- Khosti Dialekt
- Zadran-Mangal Dialekt
- Bangash-Orakzai-Turi-Zazi Dialekt
- Afridi Dialekt
- Khogyani Dialekt
- Wardak Dialekt
Lexikalischer Vergleich der paschtunischen Dialekte
Im Allgemeinen zeigen die Karlani Dialekte (südlich wie nördlich) mehr Unterschiede im Wortschatz als die nicht-Karlani Dialekte. Den größten Unterschied der Paschto-Dialekte zeigt Wanetsi. Obwohl Wanetsi den normalen phonetischen Regeln der südlichen Dialekte folgt, unterscheidet es sich jedoch deutlich im Wortschatz.
Beispiele von Sätzen zeigen die Unterschiede zwischen Wanetsi und des regionalen Standard Kandahari:[27]
Remove ads
Grammatik (ګرامر)
Zusammenfassung
Kontext
Substantiv (نوم oder اسم)
Die Substantive werden in der afghanischen Sprache in zwei Genera eingeteilt: Maskulina und Feminina. Sie werden nach folgenden grammatischen Kategorien dekliniert:
- Kasus: Rektus, Obliquus
- Numerus: Singular, Plural
Die Deklination der afghanischen Substantive ist relativ einfacher als die Deklination deutscher Substantive, da eine geringere Vielfalt an Deklinationsmöglichkeiten vorhanden ist. Es gibt für den Kasus nur zwei Fälle, und zwar den Rektus und Obliquus. Afghanisch verwendet das Genus Neutrum nicht, sondern nur Maskulinum und Femininum.[19]
Genus (جنس)
Paschtunisch kennt zwei Genera, nämlich Maskulinum (نارينه) und Femininum (ښځيني). Das Genus der Substantive ist fast immer an ihrer Endung (=Suffix) zu erkennen. Eine Ausnahme dieser Regel gilt für Lebewesen, bei denen das Genus durch das natürliche Geschlecht dieser Lebewesen hergeleitet werden kann:
Maskulina
Feminina
Ausnahme: Einige Substantive sind trotz konsonantischer Suffixe feminin:
Numerus (تعداد)
Der Singular (Einzahl) (یو oder مفرد) wird zum Plural (Mehrzahl) (ډېر oder جمع) durch Änderung des Suffixes des Substantivs. Im Folgenden werden die Suffixe des Singulars wiedergegeben und das entsprechende Suffix für Plural.
Plural maskuliner Substantive
Personen mit einem Konsonanten als Suffix haben für den Plural die Endung ان (-ān). Bei Tieren können für den Plural ان (-ān) und ونه (-úna) als Endung verwendet werden. Bei Lebewesen mit der Endung ی (-ay) kann man für den Plural neben ی (-í) auch یان (-iyān) verwenden.
Plural femininer Substantive
Casus obliquus
Die obigen Beispiele sind als Casus rectus angegeben. Der Casus obliquus der afghanischen Sprache wird sehr oft verwendet, z. B. stehen Substantive im Obliquus, wenn eine Adposition sich auf sie bezieht (s. Anwendung des Kasus Rektus und Obliquus). Nur maskuline Substantive, die im Rektus Singular auf Konsonant (z. B. -r, -b, -k), auf ه (-ə), ی (-í) oder و (-u) enden, haben im Obliquus Singular die gleiche Endung. Für alle anderen maskulinen und allen femininen Substantive entspricht der Rektus Plural dem Obliquus Singular. Für den Plural des Obliquus wird immer ein و (-o) am Rektus Plural des Substantives angehängt oder ersetzt. Dabei gilt:
Der Infinitiv kann als Obliquus, Plural durch Anfügen von و (-o) gebildet werden (siehe Nominalisierung), z. B. kann das Verb ګټل (gaṭә́l) „gewinnen“ als Nominativ „das Gewinnen“ aufgefasst werden und zum Obliquus durch Anhängen von و (-o) zu د ګټلو (dә gaṭә́lo) „des Gewinnens“ werden. Einige Substantive erfahren auch eine Stammabstufung (siehe da).
Obliquus II
Endet ein Substantiv auf Konsonant und bezieht sich eine Präposition darauf, dann wird auch häufig statt des üblichen Obliquus I (Singular) auch der Obliquus II (Singular) verwendet, indem ein ـه (-a) am Konsonanten angehängt wird, z. B. statt تر ښار پوری (tər ṣ̌ār póri) (Obliquus I) wird auch تر ښاره پوری (tər ṣ̌āra póri) (Obliquus II) „bis zur Stadt“ verwendet. Nach der Präposition په (pә) wird der Obliquus II selten verwendet. Ein Beispiel mit په (pә) ist, dass statt په لار (pә lār) „auf dem Weg“ auch په لاره (pә lāra) „auf dem Wege“ möglich ist.
Unregelmäßige Pluralformen
Bei einigen Verwandtschaftsbezeichnungen und bestimmte Personen gibt es unregelmäßige Pluralformen.
Singularetantum und Pluraletantum
Das Singularetantum wird im Afghanischen verwendet, um z. B. nur einen bestimmten Stoff oder eine Art wiederzugeben. Dabei wird der Casus rectus im Singular verwendet und im Deutschen als unbestimmter Plural (ohne Artikel) wiedergegeben.
Ein Pluraletantum ist ein Substantiv, das nur als Plural verwendet wird. Sie enden meistens mit ه (-ə) und dazu gehören auch viele Metalle, die auf Konsonanten enden.
Das Wort خلک/خلق (xalk/xalq „das Volk“) wird im Gegensatz zum Deutschen immer als Plural aufgefasst.
Anwendung des Casus rectus und obliquus
Der Kasus Rektus wird für den Nominativ und den Akkusativ im Präsens und im Futur verwendet. Es gibt eine Ausnahme, und zwar wird bei den Personalpronomen der Obliquus zur Darstellung des deutschen Akkusativs verwendet. Der Kasus Obliquus wird immer dann verwendet, wenn sich eine Adposition auf das Substantiv bezieht. Ausnahme besteht häufig bei der Zirkumposition په...کښی (pә...ki) „in, auf, zu, an“, bei dem häufig der Rektus angewandt wird. Zudem wird der Kasus Obliquus auch beim Nominativ der Vergangenheitsformen verwendet.
Dativkonstruktion durch ته (ta)
Das Bezugswort zur Postposition ته (ta) (englisch to) ist ein Obliquus und entspricht dem englischen Wort „to“ (an, zu, nach). In der deutschen Sprache entspricht es demnach dem Kasus Dativ (Wemfall) und hat zudem die Funktion als Postposition der Zielrichtung (wohin?) „nach, zu“. Das Wort کره (kará) ist eine Kurzform von کور ته (kor ta) „zu/nach Hause“.
Genitivkonstruktion durch د (də)
Der deutsche Genitiv (Wessenfall) wird mit د (də) gebildet. Die Präposition د (də) entspricht der englischen Präposition „of“ mit dem Unterschied, dass د (də) und sein Bezugswort am Anfang stehen. D. h. statt „The beautiful garden of the house“ (Der schöne Garten des Hauses) sagt man auf Afghanisch im übertragenen Sinne „Of the house the beautiful garden“ (des Hauses schöner Garten).
Das Bezugswort zu د (də) steht im Obliquus.
Einigen Nomen wird د (də) zur Bildung eines Genitivs nicht vorangestellt und das Bezugswort wird im Rektus wiedergegeben.
Vokativ (د غږ کولو حالت)
Die Anrede wird im Paschtunischen mittels einer speziellen Vokativform gebildet. Alle maskulinen Substantive [auch auf betontes ی (-áy)] erhalten ein ه (-a) als Endung, bis auf maskuline Substantive auf unbetontes ی (-ay), die ein ې (-e) als Endung erhalten.
Für Feminina gilt: Rektus Singular = Vokativ Singular. Ausnahme gelten für die folgenden drei femininen Worte in der Tabelle, die ein ی (-i) als Suffix erhalten.
Für den Plural des Vokativs gilt allgemein, dass Vokativ/Plural = Obliquus/Plural.
Der Vokativ sollte im paschtunischen Sprachgebrauch bei der Anrede immer verwendet werden, weil dieser meistens höflicher und respektvoller als der deutsche Ausruf „He!“ gemeint ist. Der Vokativ drückt im Paschto eine enge Zugehörigkeit aus, kann aber auch je nach Betonung (Intonation) und je nach Wort eine Abneigung, Verwunderung und vieles mehr zeigen (z. B. „du Dieb!“).[19]
Pronomina (ضميرونه)
Personalpronomina (شخصي ضميرونه)
In der paschtunischen Sprache gibt es Personalpronomen als Kasus Rektus und Obliquus.[19]
Enklitische Pronomina
In der paschtunischen Sprache findet man wie auch in der persischen, den romanischen (Italienisch, Spanisch oder Portugiesisch) oder altgriechischen Sprachen enklitische Pronomen.
Possessivpronomina (د څښتنوالي ضميرونه)
Possessivpronomen (Besitzanzeigende Fürwörter) werden aus den obliquen Personalpronomen mit den Präfixen د (d), ز (z) bzw. س (s) gebildet.
خپل (xpəl) ist ein reflexiv-possessives Pronomen und folgt dem Substantiv entsprechend einem Adjektiv mit dem Kasus, dem Numerus und Genus. Mit خپل hebt man die Bedeutung eines Eigentums bzw. einer Zugehörigkeit hervor.
Reflexiv- und Reziprokpronomina (د غبرګون ضميرونه)
Reziproke Sachverhalte werden durch die Kombination von یو (yau) „ein“ und بل (bә́l) „anderer“ gebildet:
Demonstrativpronomina (اشاري ضميرونه)
Richtungspronomina
In Verbindung mit Postpositionen werden Richtungspartikeln zu Richtungspronomina. Einige Beispiele seien hier genannt:
Interrogativpronomina (د پوښتني ضميرونه)
Indefinitpronomina (ناتړلی ضميرونه)
Unbestimmter Artikel
Adjektive (صفتونه)
Adjektive sind im Kasus, Genus und Numerus zu ihrem Substantiv kongruent. Sie stehen vor ihrem Substantiv, wie in der deutschen Sprache auch.
Adjektive können auch substantivisch und adverbial verwendet werden. So wird z. B. مړ (mәṛ) sowohl ‚tot‘ als auch ‚der Leichnam‘ oder المانی (ālmāní) ‚deutsch‘ und ‚der Deutsche‘ bezeichnet. Beim adverbialen Gebrauch werden sie oft verdoppelt, z. B. ژر ژر (žәr žәr) ‚schnell‘.
Deklination der Adjektive
Siehe auch Stammabstufung einiger Adjektive.
Steigerung der Adjektive
Es gibt keine speziellen Steigerungsformen, wie z. B.
- gut (Positiv) – besser (Komparativ) – am besten (Superlativ)
Die Adjektive/Positive werden durch andere Worte verstärkt.
Stammabstufungen von Substantiven und Adjektiven
Es gibt einige Substantive und Adjektive, die ihren Stamm bei der Deklination (Beugung) verändern.[19]
Diese Substantive und Adjektive haben im Rektus Singular einen Konsonant als Endung, d. h. also maskuline Substantive bzw. Adjektive, und vor dem Konsonant steht ein Vokal -u-, -o- oder bei den Adjektiven auch ein -i. K soll im Folgenden die Abkürzung für den Konsonanten darstellen:
Besondere Anmerkung
- Für das maskuline Substantiv کور (kor) ‚Haus‘ gibt es drei Formen des Obliquus Singulars.
Einige Adjektive verlieren bei der Deklination die Stammvokale von -o/-u bzw. -i des Rektus/Singular/Maskulin. Dazu gehört auch das Adjektiv مړ (mәṛ) ‚tot‘ dazu.
Wortbildung
Die Wortbildung bezeichnet die Bildung neuer Wörter aus schon vorhandenen Wörtern.[19]
Im Folgenden wird gezeigt:
Bildung von Substantiven
Substantive können durch Substantivierung oder auch aus Substantiven selber gebildet werden.
Ein deutsches Beispiel wäre:
- rein (Adjektiv) die Reinheit (Substantiv)
Dieses Beispiel der Substantivbildung wäre eine Derivation (Ableitung), d. h. eine Änderung der Wortart Adjektiv zu Substantiv, in diesem Falle durch Suffigierung mit -heit am Adjektiv ‚rein‘.
Komposita sind Zusammensetzungen von mehreren Wörtern zu einem zusammengesetzten Wort, bspw. besteht das Kompositum „Haustür“ aus den Wörtern „Haus“ und „Tür“.
Bildung von Adjektiven
Verben (فعلونه oder افعال)
Die afghanischen Verben haben viele Gemeinsamkeiten mit den Verben der deutschen Sprache.[19]
Ein Unterschied zwischen afghanischen und deutschen Verben besteht darin, dass das afghanische Verbalsystem in der 3. Person auch eine Konjugation nach dem Genus bei den Vergangenheitsformen (Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt) sowie beim Wort „sein“ kennt.
Beispiel
- Er/Sie/Es ist. (Im Deutschen kann man „ist“ für alle drei Genera verwenden.)
- . دی دﺉ
- Er ist. (für Maskulinum دﺉ)
- . دا ده
- Sie ist. (für Femininum ده)
Zudem hat das Afghanische die Besonderheit, dass neben der Akkusativkonstruktion (wie in der deutschen Sprache) auch eine Ergativkonstruktion entsprechend den Tempora der Verben existiert.
Transitive und intransitive Verben (لازمي او متعدي فعل)
Transitive Verben sind Verben, die neben dem Subjekt auch ein Objekt verlangen (zwei Argumente). Intransitiven Verben hingegen genügt ein Subjekt, d. h. sie benötigen kein Objekt (ein Argument). Ob ein Verb transitiv oder intransitiv ist, lässt sich aus seiner Bedeutung erkennen. Aber auch aus der Struktur des Verbs lässt sich oft herleiten, ob ein Verb transitiv oder intransitiv ist. Dabei gilt:
کول/کېدل werden nach einem Vokal oder nach ی (-áy) verwendet und ول/ېدل nach Konsonant. Transitive Verben mit کول/ول sind in ihrer Handlungsrichtung aktiv, intransitive Verben mit کېدل/ېدل hingegen passiv oder reflexiv.
Infinitivstamm und Präsensstamm
Die afghanischen Verben haben zwei Stämme:
- Infinitivstamm (= Präteritalstamm)
- Präsensstamm
Der Infinitivstamm (=Präteritalstamm) ist der Infinitiv ohne die Endung (Suffix) ل (-əl). Infinitivstamm und Präsensstamm können identisch sein, jedoch gibt es meistens starke Abweichungen zwischen Präsensstamm und Infinitivstamm. Der Infinitiv sowie die Infinitivstämme (= Präteritalstämme) werden zur Bildung des Präteritums verwendet.
Akkusativ- und Ergativkonstruktion (passivische Konstruktion)
Die deutsche Sprache ist eine Akkusativsprache. Auch die afghanische Sprache ist eine Akkusativsprache, jedoch werden in den Vergangenheitsformen (Plusquamperfekt, Präteritum und Perfekt) der transitiven Verben sog. Ergativkonstruktionen verwendet und somit ist Afghanisch auch eine Ergativsprache (gespaltene Ergativität).
Der Unterschied zwischen Akkusativ- und Ergativkonstruktion liegt bloß darin, dass bei der Ergativkonstruktion die transitiven Verben nach dem Kasus obliquus, das gleichzeitig der Agens in diesem Falle ist, flektiert werden. Der Patiens hingegen wird als Rektus wiedergegeben (siehe Anwendung des Casus rectus und obliquus).
Deswegen wird die Ergativkonstruktion auch als passivische Konstruktion bezeichnet.
Kurzgefasst: Die Personalendung des transitiven Verbs richtet sich bei der Ergativkonstruktion in den Vergangenheitsformen nach der nicht-handelnden Person (Patiens), die den Rektus besitzt. |
Akkusativkonstruktion | ||
Agens (Rektus) | Patiens (Rektus) | Verb nach Agens (Rektus) flektiert |
Ergativkonstruktion | ||
Agens (Obliquus) | Patiens (Rektus) | Verb nach Patiens (Rektus) flektiert |
Um dies zu verstehen, sollte man die folgenden grammatikalischen Begriffe unterscheiden können:
Eine Akkusativkonstruktion im Präsens wäre grammatikalisch sowohl auf Deutsch als auch auf Afghanisch gleich:
Deutsches Beispiel im Präsens | ||
Ich | sehe | die Menschen. |
Agens | Prädikat (Präsens) | Patiens |
Subjekt | Prädikat (Präsens) | Objekt |
Nominativ (Rektus) | Prädikat (Präsens) | Akkusativ (Rektus) |
Das transitive Verb „sehen“ wird nach dem Nominativ „Ich“ zum Prädikat „sehe“ flektiert und nicht nach dem Akkusativ „die Menschen“ zu „sehen“. „Ich“ ist gleichzeitig das Agens, also die handelnde Person (aktiv), und „die Menschen“ sind das Patiens, also die, die gesehen werden (passiv).
- . زه انسانان وینم
- Agens (Rektus) – Patiens (Rektus) – Prädikat.
- Ich – die Menschen – ich-sehe. (wörtlich)
- Ich sehe die Menschen. (sinngemäß)
Da Deutsch eine reine Akkusativsprache ist, gilt dies in der deutschen Sprache auch für die Vergangenheitsformen von „sehen“, also:
Deutsches Beispiel | ||
Ich | sah | die Menschen. |
Agens | Prädikat (Präteritum) | Patiens |
Subjekt | Prädikat (Präteritum) | Objekt |
Nominativ | Prädikat (Präteritum) | Akkusativ |
Das Präteritum von „sehen“, also „sah“, bezieht sich auf „Ich“, das im Nominativ angegeben ist. Im Afghanischen aber lautet dieser Satz:
- . ما انسانان لیدلې
- Agens (Obliquus) – Patiens (Rektus) – Prädikat.
- (Von) mir – die Menschen – wurden gesehen. (wörtlich)
- Die Menschen wurden von mir gesehen. (sinngemäß, passiv)
- Ich sah die Menschen. (sinngemäß, aktiv)
In der Ergativkonstruktion hat, wie man hier deutlich sieht, der Agens den Obliquus als Kasus und das transitive Verb „sehen“ wird im Präteritum zu „wurden gesehen“ (passiv) und ist kongruent zum Patiens „die Menschen“, der im Rektus steht. Wir sehen hier eindeutig die passivische Konstruktion (Ergativ), jedoch wird der Satz aktivisch verstanden.
Ergativkonstruktion einiger intransitiver Verben
Es gibt auch einige intransitive Verben, die beim Präteritum eine Ergativkonstruktion aufweisen. Dies sind intransitive Verben mit menschlichen und tierischen Handlungen, wie z. B. „weinen“, „lachen“, „bellen“, „niesen“, auch „machen“, aber nicht z. B. für „gehen“. Dies gilt für kurze Aussagen wie „Ich weinte“ oder „Er spuckte“. Dabei steht das Agens im Obliquus und das Verb im Infinitiv.
Konjugation der Verben (د فعلونه تصريف)
Aspekte
Es gibt zwei Aspekte (Blickrichtungen) der afghanischen Verben:
- imperfektiver (unvollendeter) Aspekt
- perfektiver (vollendeter) Aspekt
Ist ein Vorgang oder eine Handlung abgeschlossen/vollendet bzw. nur einmalig, so verdeutlicht man dies mit dem perfektiven Aspekt. Verwendet man hingegen den imperfektiven Aspekt eines Verbs, so macht man deutlich, dass eine Handlung oder ein Vorgang entweder noch nicht abgeschlossen worden ist oder iterativ (wiederholt) ist.
Es gibt drei Arten, wie afghanische Verben vom imperfektiven zum perfektiven Aspekt wechseln:
- Präfix و (wú-) am imperfektiven Verb anhängen
- Für imperfektive Verben ohne nominalen Teil gilt dies immer.
- Wenn das Verb mit ا (a) beginnt, dann wird و (wú-) zu وا (wā-).
- Wenn ein Richtungspräverb را (rā-), در (dar-) oder ور (war-) vorhanden ist, dann steht, و (wú-) nach diesen Präverben.
- Perfektiver Verbstamm
- Akzentverschiebung von der letzten Silbe zur ersten Silbe
- Dies geschieht bei imperfektiven Verben mit den Präverben کښې (kṣ̌e-), پوری (pori-), پرې (-pre), ننـ (nəna-), را (rā-), در (dar-) und ور (war-).
Bei einigen imperfektiven Verben gibt es eigene perfektive Verbstämme, die man kennen sollte.
Zusammengesetzte Verben, also Verben aus einem Adjektiv/Nomen mit einem Hilfsverb, werden zum perfektiven Verb, indem ihr imperfektiver Hilfsverb/Endung zum perfektiven Hilfsverb/Endung wird:
Infinite Verbformen
Bei den infiniten Verbformen unterscheiden wir den Infinitiv, das Partizip Präsens (= Partizip I) und das Partizip Perfekt (= Partizip II).
Bei dem Partizip Perfekt gibt es wenige Ausnahmen von dieser Strukturregel, die im Folgenden dargestellt sind:
- Die Verben کول، کېدل und راتلل (werden, machen und herkommen) werden zum Partizip Perfekt, indem ihre perfektiven Infinitive (کړل، سول und راغلل) die entsprechenden Endungen annehmen (z. B. wird کول zu سوی (səway), also „machen“ zu „geworden“)
- Bei manchen Verben wird das ل (-əl) des Infinitivs weggelassen oder es kommt grundsätzlich nicht vor (z. B. اخیستل wird nur zu اخیستی)
- Zusammengesetzte Verben mit den Suffixen ول (-wəl)/ېدل (-edəl) zerfallen dabei in den nominalen Teil und dem Partizip des Präteritums کړی (kəṛay)/سوی (səway) [Sg., m.] (z. B. wird خوړول zu خوړ کړی/کړې/کړي, also „bauen“ zu „gebaut“ mit den jeweiligen Konjugationen)
Es gibt Besonderheiten bei den afghanischen infiniten Verbformen:
- Die Partizipien sind konjugierbar! Im Deutschen haben die beiden Partizipien I und II keine Konjugation auf Numerus und Genus.
- Die infiniten Verbformen können auch als Adjektiv oder Substantiv verwendet werden. Dabei gilt:
- Der Infinitiv entspricht auch einem Substantiv, z. B. kann کول (kawəl) sowohl als Verb „machen; tun; handeln“ als auch als Substantiv „Das Tun“ bzw. „Das Handeln“ aufgefasst werden.
- Das Partizip Präsens kann auch als Adjektiv und Substantiv aufgefasst werden. Z. B. kann وژونکی (wažúnkay) als „tötende“ (m.) oder „Der Tötende; Der Mörder“ (m.) bzw. وژونکې (wažúnke) entsprechend „tötende“ (f.) oder „Die Tötende; Die Mörderin“ (f.) aufgefasst werden. In Kombination mit anderen Substantiven können sie z. B. Neologismen bilden, bspw. ميکروب وژونکی (mikrób-wažúnkay) „das Mikrobizid“ oder wörtlich „der Mikroben Tötende“.
- Das Partizip Perfekt kann auch als Adjektiv oder Substantiv verwendet werden, z. B. kann لوستی (lwástay) als „gelesen“ (Partizip Perfekt), als „gebildete; belesene“ (m.) (Adjektiv) oder als „Der Gebildete“ (Substantiv) verstanden werden.
Personalendungen
Die Personalendungen sind in der Regel immer gleich, jedoch gibt es wenige Ausnahmen bzw. Ergänzungen wie bei der Flexion bzw. Konjugation des Wortes „sein“. Diese Ausnahmen oder Ergänzungen betreffen insbesondere die 3. Person, aber auch die 2. Person/Plural. Z. B. gibt es in der 2. Person/Plural gelegentlich auch die Personalendung است (-āst).
Konjugation von „sein“
Die afghanische Sprache besitzt keinen Infinitiv für die Kopula „sein“.
Modus
Die Bildung folgender Modi (Aussageweisen) ist im Nachfolgenden gezeigt:
Indikativ
Beim Indikativ (Wirklichkeitsform) unterscheiden wir die Zeitformen (Tempora) in der Zukunft (Futur), Gegenwart (Präsens) und Vergangenheit. In der zeitlichen Reihenfolge von der Vergangenheit zur Zukunft sortiert (links nach rechts), können die üblichen Zeitformen des Indikativs in der afghanischen Sprache gebildet werden:
Plusquamperfekt → Präteritum → Perfekt → Präsens → Futur II → Futur I
bzw.
vollendete Vergangenheit → Vergangenheit → vollendete Gegenwart → Gegenwart → vollendete Zukunft → Zukunft
Bildung der Zeitformen am Beispiel des Infinitivs des intransitiven Verbs تلل (tləl) „gehen“ und des transitiven Verbs لیدل (lidә́l) „sehen“ ist nachfolgend gezeigt (siehe Tempusbildung).
Die Ergativkonstruktion der transitiven Verben der drei Vergangenheitsformen (Plusquamperfekt, Präteritum und Perfekt) werden genauso gebildet wie die Vergangenheitsformen der intransitiven Verben, jedoch muss man darauf achten, dass man die transitiven Verben nach dem Patiens, der den Rektus besitzt, konjugiert.
Konditionalis
Der Konditionalis drückt einen irrealen Wunsch oder eine Bedingtheit aus.
وای (wāy) ist die Konditionalform von „sein“.
Potentialis
Der Potentialis, d. h. die Darstellung eines möglichen Geschehens, wird im Afghanischen durch einen Verb mit der Konditionalform (der Endung آی (-āy)) und die Flexion von شول (šwәl) (östlich) bzw. سول (swәl) (westlich) „können“ gebildet.[19]
Imperativ (امر)
Der Imperativ (Befehlsform) wird aus dem Präsensstamm und den jeweiligen Affixen gebildet.
Anhand des transitiven Verbs پخول (paxəwəl) „kochen“ wird in der nachfolgenden Tabelle beispielhaft die Bildung des Imperativs gezeigt.
Zur Verneinung durch „nicht“ wird مه (má) verwendet, z. B.
- ! مه کوه
- Mach/tu (das) nicht!
Tempusbildung
Präsens
Das Präsens wird durch den Präsensstamm und den jeweiligen Personalendungen gebildet.
Futur I
Zur Ausdrückung eines Sachverhaltes in Futur wird das Zukunftspartikel به (bə) verwendet, das an beliebiger Stelle stehen kann, fast immer mitten im Satz, aber nie am Satzanfang.
Also به + Präsens bilden Futur I.
Präteritum
Das Präteritum wird durch den Infinitiv und dem Anfügen der Personalendungen gebildet. Bei manchen Verben wird der Infinitiv auch ohne ل (-əl) des Infinitivs gebildet, v. a. bei Verben mit der Endung ېدل (-edəl) ist dies der Fall.
Perfekt
Das Perfekt wird durch das Partizip Perfekt (= Partizip Präteritum = Partizip II) und Präsens von „sein“ gebildet.
Plusquamperfekt
Das Plusquamperfekt (Zeit vor Präteritum) wird durch das Partizip Perfekt (= Partizip Präteritum = Partizip II) und das Präteritum von „sein“ gebildet.
Das Partizip Perfekt ist nach Genus und Numerus flektierbar (s. unter Infinitive Verbformen).
Präsens II
Das Präsens II drückt im Hauptsatz Modalitäten wie Wunsch, Aufforderung, zweifelnde Frage uvm. aus. Im Nebensatz drückt das Präsens II den Konjunktiv aus.
Gebildet wird er nach den gleichen Regeln wie das perfektive Präteritum.
Modalverben
Modalverben wie dürfen, können, mögen, müssen, sollen und wollen drücken die Modalität einer Mitteilung aus.
غوښتل (ghuṣ̌tә́l) „wollen“
Nach „wollen“ kann چی (či) „dass“ (fehlt gelegentlich) stehen und das Hauptverb im Nebensatz steht im Präsens II am Ende des Satzes. Das „wollen“ kann auch am Ende stehen und dafür steht das Hauptverb als Infinitiv vorher.
بايد (bā́yad) „müssen“
„Müssen“ wird durch das unpersönliche بايد (bā́yad) „es ist nötig“ ausgedrückt. Es gibt jedoch auch viele andere Wendungen, von denen hier einige genannt seien. Das Hauptverb steht im Präsens II.
Diathese
Die Diathese (Handlungsrichtung) kann sein:
- Aktiv (Tätigkeitsform)
- Passiv (Leideform)
- Reflexives Verb (Rückbezügliches Verb)
- Kausativ (Veranlassungswort)
Auf den Aktiv wird nicht eingegangen, da er bereits oben angegeben ist.
Passiv (مجهول)
Für das Passiv (Leideform) wird im Deutschen häufig das Hilfsverb „werden“ verwendet, z. B.
- Ich schaue mir das Haus an. (Aktiv)
- Das Haus wird von mir angeschaut. (Passiv)
Afghanisch hat für „werden“ zwei Hilfsverben:
Vor dem Hilfsverb wird noch zur Ausdrückung eines bestimmten Sachverhalts oder einer Handlung das entsprechende Partizip II oder der Infinitiv verwendet. Den Infinitiv kann man für jede Person, jedes Genus und jeden Numerus verwenden, was seine Anwendung erleichtert:
Verben mit کول/ـول (kawəl/-wəl) [machen] bzw. کړل (kṛəl) werden durch Ersetzung der passiven Hilfsverben zum Passiv:
Reflexive Verben
Reflexive Verben sind rückbezügliche Verben und sie werden durch das Reflexivpronomen „sich“ gebildet. Auf Afghanisch heißt „sich“ ځان (dzān) und das reflexive Verb wird genau wie in der deutschen Grammatik gebildet, indem „sich“ ځان (dzān) im Satz verwendet wird.
Kausativ
Der Kausativ (Veranlassungswort), den es in der neueren deutschen Grammatik nicht mehr als morphologisches Korrelat gibt, ist ein Verb, das ausdrückt, dass jemand etwas veranlasst. Im Afghanischen wird dies durch das Suffix (Endung) ـول (-wəl) an dem Präsensstamm (selten auch an den Präteritalstamm) an einfachen Verben, d. h. Verben ohne کېدل/ـېدل (kedəl/-edəl), gebildet.
Zusammengesetzte Verben
Bestimmte Wörter und Hilfsverben können zusammengesetzte Verben bilden.
Endet ein Wort auf Vokal oder ـی (-ay), dann wird کول (kawә́l) bzw. کېدل (kedә́l) verwendet. Endet hingegen das Wort auf Konsonant, dann wird das Hilfsverb mit dem Nomen durch ـول (-wә́l) bzw. ـېدل (-edә́l) verschmolzen. Jedoch gibt es auch Ausnahmen.
Rektion einiger Verben
Einige Verben werden abweichend vom Deutschen mit Adpositionen zur Rektion gebracht.
Präverbien
Die Präverbien werden vor dem Verb geschrieben und geben dem Verb eine bestimmte Bedeutung. Die Bildung des Präsens II und des perfektiven Aspekts werden durch Akzentverschiebung gebildet. Enklitische Pronomen und das Negationspartikel نه (nә) „nicht“ werden im Präteritum zwischen Präverb und Verb eingeschoben, z. B. ننه ئی يوست (nә́na ye yost) „er legte es hinein“.
Als Präverb geben die Richtungspartikeln die Richtung einer Handlung oder eines Vorganges vor.
Infix را (rā́)
Durch das Infix را (rā) werden durch die Wiederholung von Substantiven, Adjektiven oder Verben die Bedeutung „gegenseitig“, „gegeneinander“ zum Ausdruck gebracht.[19]
Partikeln
Die Partikel به (bә)
به (bә) hat eine temporale (Futur) und drei modale Funktionen. Es gibt keine feste Satzstellung von به (bә), jedoch steht es möglichst zu Beginn des Satzes.[19]
Richtungspartikeln
Es gibt 3 Richtungspartikeln:
- را (rā)
- در (dar)
- ور (war)
Diese haben zwei Funktionen:
- Als Präverb
- Teil eines Richtungspronomens
Verneinung
Es kommt für die Negation „nicht“ (fast) immer das نه (nə) zur Anwendung, z. B. زه نه ورځم (zə na war-dzəm): „Ich gehe nicht hin.“
Manchmal wird der Ausdruck „er ist nicht“ ausgedrückt, indem نه (nə/na) mit دئ (dəy) zu ندئ (na-dəy) verbunden wird, also statt نه دئ ist auch ندئ möglich.
مه (má) wird für den Imperativ verwendet und auch bei der Begrüßungsformel „Werde nicht müde!“
- ! مه ورځه
- Nicht hin-gehe!
- Gehe nicht hin!
- ! ستړی مه شې (Nordost)
- ! ستړی مه سې (Südwest)
- Müde nicht werde!
- Werde nicht müde!
- Ich wünsche dir bei deinem Tun Kraft und Ausdauer! (sinngemäß)
نسته (nəsta) bzw. نشته (nəšta) drückt eine Nicht-existenz, bedeutet „es gibt nicht“ und ist eine Kombination aus
- نه (nə)
- سته (südwestlich) bzw. شته (nordöstlich)
- .نن دلته اوبه نسته
- Heute hier Wasser nicht-gibt.
- Heute gibt es hier kein Wasser.
Verneinende Aussagen wie a-sozial, des-orientiert, arbeits-los usw. können durch die Präposition بې (be) [= ohne] oder نا (nā) vor einem Substantiv (=Nomen) oder Adjektiv ausgedrückt werden. Durch die Präfigierung von Worten durch بې (be) oder نا (nā) können Gegenwörter (Antonyme) gebildet werden (z. B. dumm – klug). Siehe auch unter Wortbildung.
- Beispiele
- بې احتياطه
- unvorsichtig, achtlos, unachtsam (احتياط = Behutsamkeit, Vorsicht, Achtsamkeit)
- بې ادبي
- Unhöflichkeit, Unfreundlichkeit, Rüdheit (ادب = Manieren, Höflichkeit, Literatur)
- بې خطره
- sicher, gefahrlos (خطر = Gefahr, Risiko)
- بې عقل
- dumm, törisch, närrisch, unklug (عقل = Weisheit, Intellekt, Verstand)
- نااميده
- hoffnungslos, verzweifelt (اميد = Hoffnung)
- ناجوړتيا
- Krankheit, Erkrankung (جوړتيا = Gesundheit)
- بې احتياطه
Adpositionen
In der paschtunischen Sprache gibt es alle drei Adpositionen.[19]
Präpositionen
Zusammengesetzte Präpositionen werden durch Adverbien vor der Präposition gebildet.
Postpositionen
Beispiele
- .دی پلار ته دا واﺉی
- Er Vater zum das sagt.
- Er sagt dies/das zum Vater.
- .دوی جاپان ته ځی
- Sie Japan nach gehen.
- Sie gehen nach Japan.
- زه ستا څنګ ته ناست يم
- Ich deine Seite zu sitzend bin.
- Ich sitze neben dir.
Zirkumpositionen
Zu beachten ist hier, dass das کښی (ki) ohne ښ ausgesprochen wird.
Unechte Postpositionen
Die unechten Postposition besteht aus zwei Teilen:
- aus einer dieser Präpositionen: په (pə), له (lə) oder پر (pər)
- aus einem Nomen, bspw.: حیث (hays) = Hinsicht, Beziehung
Bei Zirkumpositionen mit unechten Postpositionen ist die Präposition immer ein د (də),
Konjunktionen
Konjunktionen verbinden Sätze, Satzteile, Wörter und Worteile miteinander.[19] Die wichtigsten Konjunktionen sind nachfolgend und im Kapitel „Nebensatz“ aufgelistet:
Grammatikalisch besonders hervorzuheben ist das afghanische چه bzw. چی . Das چه oder چی hat viele Bedeutungen, leitet Nebensätze in Kombination mit anderen Worten ein (Konsekutivsätze, Kausalsätze, Konditionalsätze usw.), dient als Relativpronomen, leitet die direkte Rede an uvm.
Diese vielen Funktionen durch چی machten u. a. die Konstruktionen der Nebensätze im Vergleich zur deutschen Sprache relativ einfach. چه/چی entspricht am ehesten dem Lateinischen ut.[28]
Syntax (نحو)
Reihenfolge der Satzglieder
Paschto ist eine sog. SOV-Sprache mit gespaltener Ergativität, d. h., die Wortstellung ist Subjekt-Objekt-Verb (SOV) und im Präteritum finden sich Ergativ-Strukturen.
Im folgenden Beispielsatz wird die Wortstellung SOV deutlich:
- .زه کتاب اخلم (Zə kitāb axlám.) (Lateinische Umschrift)
Wörtlich übersetzt bedeutet dieser Satz „Ich das Buch (ich-)nehme“ oder sinngemäß: „Ich nehme das Buch“. Dabei sind im Prädikat die Person und der Numerus bereits eindeutig herleitbar, womit ein Personalpronomen auch wegfallen kann (Pro-Drop-Sprache).
- Weitere Beispielsätze
Fragesatz
Bei Fragesätzen (Interrogativsätzen) wird das Fragewort (Interrogativpronomen) in der Regel vor dem finiten Verb gestellt und zudem besonders betont (=Intonation), ansonsten entspricht der Fragesatz vom Satzbau (=Syntax) her dem Aussagesatz (=Deklarativsatz)
Zur Einleitung von Entscheidungsfragen kann das Fragepartikel ايا (āyā) am Anfangssatz verwendet werden. Satzbau (=Syntax) her dem Aussagesatz (=Deklarativsatz)
Nebensätze
Das Wort چه bzw. چی wird zur Nebensatzkonstruktion verwendet. Im Folgenden wird nur das چی notiert, wobei es auch durch چه ersetzt werden kann.[19]
Subjektsatz
Ein Subjektsatz ist ein Nebensatz, der das Subjekt ersetzt.[29]
Der Subjektsatz wird im paschtunischen folgendermaßen konstruiert:
- Der Hauptsatz kann (muss aber nicht) mit دا oder هغه eingeleitet werden.
- Der Nebensatz (=Subjektsatz) wird mit unbestimmten Pronomen + چی eingeleitet (s. nachfolgende Tabelle).
Auch nach folgenden paschtunischen Wendungen, die den Hauptsatz bilden, ist der nachfolgende Nebensatz mit einleitenden چی (či) ein Subjektsatz.
Beispiel
- .امکان لری چی زه نه ورځم
- Es ist möglich, dass ich nicht hin-gehe.
- Es ist möglich, dass ich nicht hingehe.
- .څوک چی څپل پنځه ځله لمونځ هره ورځ کوی احتمال لری چی (هغه) مسلمان دی
- Wer sein fünfmaliges Gebet jeden Tag verrichtet, es ist wahrscheinlich, dass (jener) Muslim ist.
- Wer jeden Tag sein fünfmaliges Gebet verrichtet, (so) ist es wahrscheinlich, dass (jener) ein Muslim ist.
Objektsatz
Der Objektsatz ist ein Nebensatz, der das Objekt ersetzt. In der paschtunischen Sprache wird dies folgendermaßen konstruiert:
- Verb des Mitteilens, der Sinneswahrnehmung, des Wollens usw., bspw. wie ویل (sagen), لیکل (schreiben), پوهېدل (verstehen) im Hauptsatz.
- Einleitung durch چی (či) im Nebensatz (=Objektsatz).
Prädikativsatz
Der Prädikativsatz ist ein Nebensatz, der das Prädikativum ersetzt. Hinweisende Elemente im Hauptsatz sind Demonstrativpronomen (هغه,دغه,دا etc.) und die Einleitung des Prädikativsates erfolgt durch چی (či).
Relativsatz
چی (či) ist das paschtunische Relativpronomen.
Adverbialsatz
Bei den Adverbialsätzen werden als Konjunktionen vor allem چی und که (ka) verwendet.
Pseudokonjunktionen bestehen aus einer Kombination aus
- چی (či)
- Wörter bzw. Wörterwendungen, wie کله (kəla) oder چیری (čiri)
Die Pseudokonjunktionen dienen der adverbialen Bestimmung (Temporalsatz, Konditionalsatz usw.).
Wenn aber nur چی (či) beim Adverbialsatz verwendet wird, dann kann die Art des Nebensatzes nur aus dem Zusammenhang erschlossen werden, also ob es ein Konditional-, Konzessiv-, Modalsatz usw. ist.
Konditionalsatz
Der Hauptsatz ist oft mit نو (no) „dann“ beginnend.
Temporalsatz
Kausalsatz
Modal- und Komparativsätze
Der Hauptsatz kann für Gruppe 1. durch دغسی, همدارنګه oder هغسی bzw. für Gruppe 2. durch دغومره oder هغومره eingeleitet werden.
Konsekutivsatz
Die Konsekutivsätze werden durch ځکه zum Ausdruck gebracht (hier kommt چی nicht vor).
Konzessivsatz
Die Einleitung des Hauptsatzes erfolgt u. a. oft durch خو, ولی,اما,لېکن.
Adversativsatz
Lokalsatz
Finalsatz
Es gibt zwei Möglichkeiten in der paschtunischen Sprache, einen Finalsatz zu bilden.
Die erste Möglichkeit ist die Wiedergabe der angegebenen Konjunktionen in der folgenden Tabelle:
Die andere Möglichkeit zur Konstruktion eines Finalsatzes ist folgende Kombination im paschtunischen Hauptsatz
- Infinitiv-Wendung im Obliquus
- folgende Worte in der Tabelle
Direkte Rede
Die direkte Rede wird durch die Partikel چه (če) eingeleitet und ohne Anführungszeichen geschrieben. In der neueren Literatur kommen auch Satzzeichen, z. B. Doppelpunkt, zur Kennzeichnung einer direkten Rede vor.[19]
Remove ads
Namen und Gruß
Zusammenfassung
Kontext
Namen
Namen werden aus dem Arabischen und Afghanischen vergeben. Im Folgenden sind nur einige Beispiele wiedergegeben.[19] Die Paschtunen sind ein Volk mit einem Stammessystem. Die Familiennamen entspringen daher sehr oft aus dem Stammesnamen.
Ältere und gebildete Menschen werden oft aus Hochachtung nicht bei ihrem Namen genannt, sondern haben z. B. oft Übernamen oder werden nach ihrer Berufsgruppe bezeichnet, wie auch in Deutschland der Lehrer oder Arzt nicht beim Namen genannt werden, sondern als „Herr (Nachname)“ oder „Herr Doktor“. So wird beispielsweise der Onkel ګران ماما (grān māmā́) „teurer/geliebter Onkel (mütterlicherseits)“ oder der Lehrer معلم صاحب (mu'allím sāhíb) „Herr Lehrer“ bezeichnet.
Briefstil
Es gibt viele Anreden und Schlusswendungen. Hier ist ein Teil der Möglichkeit wiedergegeben.[19]
Remove ads
Interjektionen
Es gibt eine Vielzahl von Interjektionen (Einwürfe). Manche Interjektionen kann man mit Worten nicht wiedergeben, z. B. ein ruhiges Entsetzen oder eine Verwunderung über eine schlechte Tat, indem man die Zunge gegen den Gaumen hält und nach vorne führt (es hört sich wie ein scharfes Schmatzen an). In der folgenden Tabelle sind einige genannt.[19]
Remove ads
Wortschatz
Einige Wörter im Paschtunischen weisen deutlich auf ihre indogermanische Herkunft hin:
Zahlen
Wörter aus anderen Bereichen
Familienangehörige
Zahlen (عددونه oder اعداد)
Zusammenfassung
Kontext
Die afghanischen Zahlen werden im Dezimalsystem wiedergegeben und bestehen aus den arabischen Ziffern.[30]
Grundzahlwörter (اصلي عددونه)
Die Zahlen haben, bis auf „eins“ und im Kandahari-Dialekt auch „zwei“, kein Genus. Die Zahl „eins“ wird zudem als unbestimmter Artikel verwendet und als Teil eines unbestimmten Pronomens verwendet.
Für „-zwanzig“ wird ويشت „-wíšt“ verwendet.
Ab 200, 2.000, 20.000 usw. wird der Obliquus II verwendet.
Anmerkung: Geschrieben wird auf Afghanisch von rechts nach links, doch die Zahlen und auch alle anderen Rechnungen von links nach rechts!
Ordnungszahlwörter (ترتيبي عددونه)
Die Ordnungszahlen werden aus den Grundzahlen durch das Suffix م (-ә́m) bzw. مه (-ә́ma, feminin), nach Vokalen یم (-yә́m) bzw. یمه (-yә́ma, feminin), gebildet.
Für die Ordnungszahl „der Erste“ bzw. „die Erste“ gibt es viele Varianten.
Vervielfältigungszahlwörter
Multiplikativa (=Vervielfältigungszahlwörter) können durch Anhängen bestimmter Suffixe an die Grundzahlen auf vielfältige Weise gebildet werden, wie im Deutschen durch „-fach“ oder „-mal“.
Weitere Zahlwörter
Zwischen Substantiv und Grundzahl werden oft bestimmte Zahlwörter eingeschoben.
Bruchzahlen
Bruchzahlen (=Rationale Zahlen) sind Werte eines Quotienten zweier ganzer Zahlen a und b, also . Dabei ist a der Zähler und b der Nenner (siehe Bruchrechnung).
Prozentzahlen
Prozentzahlen („Hundertstelzahlen“) können folgendermaßen gebildet werden:
Grundrechenarten
Remove ads
Zeitangaben
Zusammenfassung
Kontext
Monatsnamen
Der afghanische Kalender (s. persischer Kalender) verwendet den sog. Hijra-Sonnenkalender, d. h., es ist ein Sonnenkalender mit Beginn der islamischen Zeitrechnung der Hidschra (Auswanderung des Propheten Mohammeds von Mekka nach Medina).
Das Jahr beginnt mit dem Frühlingsanfang نوروز (naurúz) am 20. oder 21. oder 22. März.
Vom gregorianischen Kalender (europäischer Kalender) müssen 621 Jahre, von Januar bis März 622 Jahre, abgezogen werden, um auf die Jahreszahl des afghanischen Kalenders zu kommen. Beispielsweise ist die Jahreszeit Juni 2013 nach Christus in Afghanistan die Jahreszeit 1392 nach Hidschra (im jüdischen Kalender das Jahr 5773).
Die Monatsnamen werden oft nach den arabischen Tierkreiszeichen benannt.
Wochentage
Die Bezeichnungen für die Wochentage entstammen der persischen Sprache.
جمعه (jum'á), also der Freitag, ist der arbeitsfreie Tag wie der Sonntag in Deutschland und an diesem Tag wird das islamische Freitagsgebet, das sog. صلاة الجمعة salāt al-jumʿa (arabisch) bzw. جمعې (ل)مونځ jum'é (l)mundz (afghanisch) praktiziert.
Datumsangabe
Uhrzeit
Remove ads
Maße und Währungen
Adverbiale Bestimmung
Elemente anderer Sprachen
Zusammenfassung
Kontext
Es finden sich im Paschto viele Elemente anderer Sprachen, vor allem arabische und persische Elemente, aber auch Fremdwörter mit europäischem Ursprung. Inzwischen werden die Fremdwörter durch paschtunische Wörter, die durch die „Pashto Tolana“ (پښتو ټولنه) eingeführt wurden, ergänzt.[19]
Grundlagen arabischer Sprache
Um die Verwendung arabischer Wörter im Paschto zu erleichtern, sollte man die Grundlagen der arabischen Grammatik kennen. Arabische Wörter beinhalten nicht die spezifischen paschtunischen Buchstaben wie z. B. چ (č) und ښ (ṣ̌). Häufig erkennt man Wörter arabischen Ursprung am Vorkommen von ث (s) ص (s) ض (z) ط (t) ظ (z) ف (') ع (f) ق (q) sowie أ,ؤ und ـة.
Die meisten arabischen Wörter haben ein Grundgerüst aus drei Konsonanten, aus dem durch Anfügen von Affixen und Vokalen Wörter mit verschiedenen Bedeutungen entstehen.
Neben den oben erwähnten afghanischen Pluralformen kommen auch arabische Pluralformen vor.
Es gibt viele unregelmäßigen Pluralformen in der arabischen Sprache, die man sich einprägen muss. Häufig wird jedoch die regelmäßige Pluralform der paschtunischen Sprache aus dem arabischen Singular gebildet, z. B. علمان (ālimā́n) „die Gelehrten“, وسلې (wasilé) „die Mittel“, مطلبونه (matlabúna) „die Themen“.
Persisch und Paschto
Die persische Sprache Dari wird in Afghanistan von einer großen Anzahl von Menschen gesprochen und verstanden.
Da es viele Ähnlichkeiten zwischen den persischen Sprachen und Paschto gibt, wird Paschto (Afghanisch) in der Sprachwissenschaft zum größten Mitglied der südost-iranischen Sprachen gezählt. Viele südost-iranische Sprachen sind bereits ausgestorben und viele dieser Sprachen sind aufgrund der geringen Anzahl von Sprechern vom Aussterben bedroht.
Persische Wörter mit Izafet-Verbindungen kommen noch gelegentlich vor. Dazu gehören z. B. das „-i“ oder „-yi“, die Relativpronomen entsprechen und Attribute an das Bezugsnomen binden.
Europäische Wörter und Paschto
Die meisten europäischen Wörter in der paschtunischen Sprache stammen aus dem Englischen, seltener aus dem Französischen. Es sind meistens Fremdwörter aus den wissenschaftlichen und technischen Bereich, von bestimmten Gegenständen und internationale Wörter.
Paschto Tolana (پښتو ټولنه)
Die Paschto Tolana (پښتو ټولنه) (auch als afghanische Sprachakademie bekannt) hat viele Fremdwörter durch neue Wörter mit paschtunischer Herkunft entwickelt, die sich immer mehr in der afghanischen Bevölkerung etablieren.
Siehe auch
Literatur
- Erhard Bauer: Paschto Wort für Wort – für Afghanistan & Pakistan. Rump, Bielefeld 1996, ISBN 3-89416-282-1.
- Manfred Lorenz: Lehrbuch des Pashto (Afghanisch). Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1982, DNB 820711489.
- Herbert Penzl: A grammar of Pashto – a descriptive study of the dialect of Kandahar, Afghanistan. American Council of Learned Soc., Washington 1955.
- Herbert Penzl: A reader of Pashto – a graded introduction to the reading of Pashto texts. University of Michigan, 1965.
- Akram Malakzay: Großes Wörterbuch Deutsch-Paschto. Buske, Hamburg 2009, ISBN 978-3-87548-516-5.
- Georg Morgenstierne: Report on a linguistic mission to Afghanistan. Oslo 1926.
Weblinks
Commons: Paschtunische Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Paschtunisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Paschtu-Sprachprofil des UCLA Language Materials Projects (englisch)
- Kostenlose Pashto-Online-Wörterbücher (englisch)
- Kostenloses Paschto-Englisch-Wörterbuch (englisch, paschto)
- Paschtunisches Alphabet (englisch)
- Paschtosprache lernen (englisch)
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads