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Zimtaldehyd

organische Verbindung, Naturstoff, Duftstoff Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Zimtaldehyd
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Zimtaldehyd (3-Phenyl-2-propenal) ist eine organische chemische Verbindung und ein α,β-ungesättigter aromatischer Aldehyd. Er ist der Aldehyd der Zimtsäure und gehört zu den Phenylpropanoiden. Zimtaldehyd bildet eine gelbliche, ölige, intensiv nach Zimt riechende, brennend schmeckende Flüssigkeit. Er ist der Hauptaromastoff der Zimtrinde und wurde erstmals im Jahre 1834 aus Zimtöl isoliert. Verwendung findet Zimtaldehyd als Riechstoff in der Parfümherstellung, als Duftstoff in Kosmetika und als Gewürz.

Schnelle Fakten Strukturformel, Allgemeines ...

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Geschichte

Zimtaldehyd wurde 1834 von Jean-Baptiste Dumas und Eugène-Melchior Péligot aus Zimtrindenöl isoliert.[7] Die erste Synthese gelang 1856 Luigi Chiozza[8], wobei die richtige Strukturformel erst 1861 durch Josef Loschmidt formuliert wurde.[9][10]

Vorkommen

Zimtaldehyd kommt natürlich im Zimtrindenöl (42–68 %) und Cassiaöl (bis 90 %) vor, in geringerem Maße aber auch in den Blättern des Zimtbaums und in vielen anderen ätherischen Ölen.[11][12] So kann Zimtaldehyd auch in Sellerie, Benediktenkraut, Commiphora myrrha, Feigen, Gartenhyazinthen, Lavendel (Lavandula sp), Tomaten, Äpfeln, Myrtenheiden, Balsambäumen (Myroxylon balsamum), Piment, Anis, Indischem Patschuli, Rosa damascena, Heidelbeeren, Gewürzvanille, Weinreben, dem Gewürznelkenbaum und dem Tamarindenbaum nachgewiesen werden.[13]

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Isomerie

Die Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung in der Seitenkette des Zimtaldehyds ist typischerweise trans-konfiguriert. Der isomere cis-Zimtaldehyd [Synonym: (Z)-Zimtaldehyd] hat nur eine geringe Bedeutung. Die Angaben in diesem Artikel beziehen sich nur auf den trans-Zimtaldehyd [Synonym: (E)-Zimtaldehyd].

Isomere von Zimtaldehyd
Name trans-Zimtaldehydcis-Zimtaldehyd
Andere Namen (E)-Zimtaldehyd(Z)-Zimtaldehyd
Strukturformel ThumbThumb
CAS-Nummer 14371-10-957194-69-1
104-55-2 (unspez.)
EG-Nummer 604-377-8
203-213-9 (unspez.)
ECHA-Infocard 100.111.079
100.002.922 (unspez.)
PubChem 6375116428995
307 (unspez.)
Wikidata Q204036Q27161918
Q60041699 (unspez.)

Darstellung

Natürliche Quellen

Zimtaldehyd wird durch Wasserdampfdestillation aus der Rinde (in geringerer Qualität auch den Blättern) des Zimtbaums gewonnen.[11] Aus der Rinde des Zimtbaums (Cinnamomum verum) wird Zimtöl gewonnen, das zu 65–75 % aus Zimtaldehyd besteht.[14]

Technische Synthesen

trans-Zimtaldehyd kann analog zur Zimtsäure mittels Aldol-Kondensation aus Benzaldehyd und Acetaldehyd in 60%iger Ausbeute dargestellt werden.[15]

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Aldolkondensation von Benzaldehyd und Acetaldehyd zu Zimtaldehyd

Die Darstellung gelingt auch durch Vilsmeier-Formylierung von Styrol in 30%iger Ausbeute.[16]

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Vilsmeier-Formylierung von Styrol zu Zimtaldehyd

Der cis-Zimtaldehyd kann durch eine photochemische Isomerisierung aus der trans-Verbindung erhalten werden:[5]

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Photochemische Zimtaldehyd-Isomerisierung
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Eigenschaften

Zusammenfassung
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COSMO-Oberfläche des Zimtaldehyds
(blau =negative, rot = positive Ausgleichsladung)

Physikalische Eigenschaften

Zimtaldehyd ist eine gelbliche, ölige, intensiv nach Zimt riechende, brennend schmeckende Flüssigkeit, die an der Luft allmählich zu Zimtsäure oxidiert.[2][3][4] Er schmilzt bei −8 °C und siedet bei 251 °C bei Normaldruck.[2] Er löst sich sehr schlecht in Wasser (1,1 g/l bei 20 °C),[2] hingegen ist er mischbar mit Ethanol, Diethylether und Chloroform.[5][3] Der Flammpunkt liegt bei 120 °C.[4]

Chemische Eigenschaften

Zimtaldehyd ist gegen Licht, Wärme, Alkalien und einige Metalle empfindlich und zeigt die üblichen Aldehyd- und Olefinreaktionen.[12]

Durch Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion kann er zu Zimtalkohol in 75%iger Ausbeute reduziert werden.[17]

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Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion von Zimtaldehyd zu Zimtalkohol

Durch Autoxidation an der Luft entsteht Zimtsäure.

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Autoxidation von Zimtaldehyd zur Zimtsäure

Durch stärkere Oxidationsmittel wie Kaliumpermanganat oder Ozon wird Zimtaldehyd zu Benzoesäure oxidiert.

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Oxidation von Zimtaldehyd zur Benzoesäure
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Durch Hydrierung der Doppelbindung entsteht der Hydrozimtaldehyd.[18]

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Struktur von Hydrozimtaldehyd

Strukturelle Verwandte

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Struktur von Coniferylaldehyd

Ein Derivat ist der Coniferylaldehyd [3-(4-Hydroxy-3-methoxyphenyl)-2-propenal], der am Benzolring zusätzlich an der 4-Position eine Hydroxy- und an der 3-Position eine Methoxygruppe trägt, und damit das Substitutionsmuster wie beim Vanillin aufweist.

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ZimtalkoholZimtaldehydZimtsäure

Verwendung

Zimtaldehyd wird als Riechstoff in der Parfümherstellung bei der Komposition orientalischer Parfüms benutzt.[19] Es dient auch als Duftstoff in Kosmetika, z. B. in Lippenstiften, Wasch-, Reinigungsmittel, Zahnpasta und Mundwasser. Ebenso findet es als Gewürz in Nahrungsmitteln Verwendung.[11]

In reiner Form hat er sensibilisierende Eigenschaften und kann zu allergischen Hautreaktionen führen.[6] Patienten mit einer Zimtaldehydallergie reagieren häufig auch auf Perubalsam, was auf Kreuzallergien hindeutet. Die Verbindung reagiert mit nukleophilen Strukturbestandteilen von Proteinen, vor allem den Thiolgruppen des Cysteins, und kann dadurch eine Immunreaktion vom Spättyp auslösen.[11] Aufgrund seines hohen allergenen Potentials ist er ein Bestandteil des sogenannten „Duftstoff-Mix“ (engl. fragrance mix) für Epikutantests.[20][21]

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Sicherheitshinweise

Zimtaldehyd wirkt sensibilisierend und verursacht Reizungen der Haut und Augen. Auch allergische Hautreaktionen sind möglich. Für Wasserorganismen ist er schädlich.[2]

Commons: Zimtaldehyd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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