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bayerischer Kabarettist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gerhard Polt (* 7. Mai 1942 in München) ist ein deutscher Kabarettist, Autor, Fernseh- und Filmschauspieler.
Gerhard Polt wurde am 7. Mai 1942 in München geboren. Schon wenige Monate nach Gerhard Polts Geburt zog seine Mutter mit ihrem Sohn während des Zweiten Weltkriegs in den katholischen Wallfahrtsort Altötting, um der zunehmenden Gefahr durch Bombenangriffe in München zu entgehen.
Sein Vater Richard, Rechtsanwalt und während des Kriegs Major, verbrachte einen Teil der Kriegsjahre in Wien.[1] Nach der Rückkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft nach München bezog die Familie 1951 wieder ein gemeinsames Zuhause in der Stadt. 1957 erfolgte erneut ein Umzug Polts mit seiner Mutter innerhalb Münchens in die Amalienstraße in der Maxvorstadt.[2] Dieser Straße widmete er Jahre später sein erstes Hörspiel Als wenn man ein Dachs wär’ in seinem Bau.[3]
Auf das Abitur folgten das Studium der Politikwissenschaft an der Hochschule für Politik München und Geschichte an der Universität München, anschließend das Studium der Skandinavistik und des Altgermanischen von 1962 bis 1968 in Göteborg. Polt spricht fließend Schwedisch und trat mit einem schwedischsprachigen Bühnenprogramm[4] u. a. vor König Carl XVI. Gustaf auf.[5]
Nach seiner Rückkehr nach München arbeitete Polt als Übersetzer, Lehrer und Dolmetscher. Heute lebt Polt in Neuhaus (Gemeinde Schliersee). Er ist seit 1971 verheiratet und hat einen Sohn.
Polt begann seine Karriere mit einer Hörspielproduktion des Hessischen Rundfunks, Als wenn man ein Dachs wär’ in seinem Bau. Darin spielte er die Rollen von mehr als 30 verschiedenen Personen, die durch Maßnahmen der Stadtsanierung aus ihrer angestammten Umgebung, der Münchner Amalienstraße, vertrieben werden. Seinen ersten Bühnenauftritt hatte Polt 1975 mit dem kabarettistischen Programm der Kleinen Nachtrevue in der Münchner Kleinen Freiheit. Es folgten große Publikumserfolge an den Münchner Kammerspielen (u. a. Diridari und Tschurangrati), die er mit dem Regisseur Hanns Christian Müller realisierte und in denen u. a. auch Dieter Hildebrandt, Otto Grünmandl und Gisela Schneeberger mitwirkten.
Einem größeren Publikum wurde Polt durch seine zwölfteilige Sketchreihe Fast wia im richtigen Leben bekannt. Seine Partnerin in diesen vom Bayerischen Rundfunk produzierten und 1979 erstmals ausgestrahlten Sendungen war Gisela Schneeberger. Es folgten (ebenfalls in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller) Kinofilme wie Kehraus, Man spricht deutsh und Germanikus.
1979 wurde ein Manuskript Polts für die Sendung Einwürfe aus der Kulisse von Redakteuren des ZDF um einige kritische Stellen über Friedrich Zimmermann („Old Schwurhand“) gekürzt.[6] Polt revanchierte sich ein Jahr später bei der Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises, die vom ZDF übertragen wurde. Da ihm erneut verboten worden war, Zimmermann zu erwähnen, hielt er in der ihm als Preisträger eingeräumten Zeit keine Ansprache. Stattdessen schlug er, unterbrochen von kurzen Pausen, scheinbar die Minuten tot, indem er z. B. darüber sprach, dass er nichts sagen würde („I sag ja nix, gell?“ – „also, aus mir ist nix herauszubringen... i bin ja net bled“), und deutete an, dass er sonst in einen Rechtsstreit mit einer „Rechtsabteilung“ kommen könne, den er sich finanziell nicht leisten könne; mit Hinweis auf eine auf der Bühne laufende Sanduhr wies er zudem immer wieder auf das Vergehen seiner angeblich zehnminütigen Rede- bzw. Bühnenzeit hin und empfahl u. a. dem Fernsehpublikum, auf die Zeit zu achten, falls nämlich nur ein Ausschnitt – z. B. nur acht Minuten – seiner Bühnenzeit gesendet würde und damit ja ein (herausgeschnittener) Teil fehlen würde; tatsächlich ging Polt nach etwa acht Minuten von der Bühne.[7] Ebenfalls 1980 trat er als Gast in der ersten Folge des Scheibenwischers auf und nahm dort erneut Bezug auf die Auseinandersetzung mit dem ZDF. Er sprach über Satire im Fernsehen und zitierte den Programmdirektor mit der Aussage, „die Satire soll die Wirklichkeit nicht überzogen widerspiegeln“.[8]
Im Jahr 1983 reiste Polt per Zug nach Moskau und schenkte auf dem Roten Platz Freibier aus.[9][10]
In seinen Rollen spielt Polt oft den engstirnigen und wenig reflektierenden Bürger, der mit großer Selbstverständlichkeit seine Meinung kundtut. Dabei bedient er sich auch gern bestimmter Klischees: die Intoleranz der Deutschen („Toleranz ist kein deutscher Begriff“), die deutsche Fremdenfeindlichkeit („der Asiate schmutzt nicht“). Aber auch Intellektuelle, Neureiche, Beamte oder Politiker werden von ihm pointiert dargestellt.[11]
Viele seiner Bühnenauftritte absolvierte Polt zusammen mit der Biermösl Blosn.
1990 wirkte er zusammen mit der Biermösl Blosn an dem Toten-Hosen-Album Auf dem Kreuzzug ins Glück mit. Am Ende des Jahres 2005 tourte er mit den Toten Hosen und der Biermösl Blosn durch verschiedene Theater und Opernhäuser und spielte unter der Regie von Hanns Christian Müller das Programm Abvent. Anlässlich seines 70. Geburtstages zeigte das Literaturhaus München vom 2. März bis 15. Juli 2012 eine Ausstellung mit dem Titel Braucht’s des?! – Gerhard Polt zum 70sten (Kuratorin: Sandra Wiest).[12]
Seit 2016 engagiert sich Polt in München für die Gründung eines „Haus des Humors“ in einem denkmalgeschützten Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Viehhofs.[13]
Er ist einer der 28 Erstunterzeichner des in der Zeitschrift Emma veröffentlichten Offenen Briefs an Bundeskanzler Scholz vom 29. April 2022, der sich gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine aus Sorge vor einem Dritten Weltkrieg im Kontext des Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 ausspricht.[14]
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