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Institution, die Sammlungen zusammenstellt, erforscht und öffentlich ausstellt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Museum (von altgriechisch μουσεῖον mouseîon, ursprünglich ein Heiligtum der Musen) ist eine der Öffentlichkeit zugängliche Sammlung von Kulturgütern.
Im Juli 2023 haben die Nationalkomitees des internationalen Museumsverbandes – ICOM Belgien, ICOM Deutschland, ICOM Österreich und ICOM Schweiz eine allgemeingültige, deutsche Übersetzung der auf der außerordentlichen Generalversammlung beschlossenen, aktualisierten Museumsdefinition veröffentlicht:
„Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch.“
Diese seit dem Jahr 2019 in einem mehrstufigen Prozess[2] erarbeitete Fassung ersetzt die auf der 22. Generalversammlung 2007 beschlossene Formulierung.[3] In Deutschland und Österreich ist der Begriff Museum jedoch nicht geschützt. Um trotzdem einen gewissen Standard für Museen zu gewährleisten, wurden beispielsweise im Jahr 2002 in Österreich das Museumsgütesiegel von ICOM Österreich und dem Museumsbund Österreich geschaffen.[4]
Das Wort Museum (altgriechisch μουσεῖον mouseîon) taucht zum ersten Mal in der hellenistischen Antike auf und bezeichnete ein Heiligtum der Musen. Das im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründete Museion von Alexandria war eine der bedeutendsten Forschungseinrichtungen der Antike, ihm angegliedert war die Bibliothek von Alexandria. 1546 erscheint der erste gedruckte „Museums“-Katalog von dem Humanisten Paolo Giovio über einen Teil seines Hauses im italienischen Como: „Musaei Joviani Descriptio“.[5] Von da an diente das Wort der Bezeichnung verschiedener Sammlungen. Als allgemeiner Begriff in der Öffentlichkeit fungiert die Bezeichnung erst seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert (neben Pinakothek oder Glyptothek).
Ziel eines Museums ist es, materielle und immaterielle Zeugnisse zu einem bestimmten Thema fachgerecht und dauerhaft aufzubewahren und den Besuchern zugänglich zu machen. Erst hierdurch werden aus Deponaten Exponate. Dies geschieht in Dauer- und Wechselausstellungen; Bestände, die man aus Platzmangel nicht ständig zeigen kann (Deponate), werden im Depot verwahrt.
Fast alle Museen leiden unter Budgetknappheit. Dementsprechend sind viele Museen motiviert, durch ansprechende Präsentationen und Ausstellungsräume mehr Publikum anzulocken. Insbesondere seit den 1970er-Jahren haben sich Museen im deutschsprachigen Raum mehr und mehr als Lernorte verstanden. Dies setzte eine verstärkte Demokratisierung der Inhalte und Vermittlung voraus. Sowohl aus der Kulturpolitik sowie auch aus der Gesellschaft wurden, speziell auch seit den 1990er-Jahren, Museen mehr in die Verantwortung genommen, sich entsprechend der Publikumswünsche und gesellschaftlichen Relevanz zu entwickeln. Dadurch haben sich verschiedene Kernbereiche von musealen Aufgaben für Publikumspartizipation und Besucherorientierung geöffnet.[6]
Meistens wird von den Besuchern ein Eintrittsgeld erhoben, das unterschiedliche Kosten der Institution decken kann, von Personalkosten bis hin zur Erhaltung der Sammlung. Es gibt verschiedene Theorien zur Gewinnperspektive von Eintrittsgeldern sowie zum demokratischen Recht auf Zugang zu Kulturerbe in öffentlich finanzierten Museen. Gerade für kleinere Museen können die administrativen Kosten für die Erhebung von Eintrittskosten die tatsächlichen Gewinne übersteigen. In Deutschland bietet nahezu jedes dritte Museum freien Eintritt.[7]
Bereits die Ptolemäer und die Könige von Pergamon unterhielten große Kunstsammlungen aus historisch-humanistischen Interessen. Das moderne Kunstsammeln entstand in der Frührenaissance.
Museen gingen oftmals aus Wunder- oder Kunstkammern des Adels oder kirchlicher Würdenträger oder speziellen privaten Kunstsammlungen hervor.[8] Das aufstrebende Bürgertum begann Sammlungen von Kunstwerken, Münzen, Medaillen und geschnittenen Steinen anzulegen.
Als eines der ältesten Museen der Welt gilt Schloss Ambras in Innsbruck, das in seiner Funktion immer noch besteht und darüber hinaus noch die Kunst- und Wunderkammer von Ferdinand II. als einzige am ursprünglichen Ort erhaltene Kunstkammer der Renaissance enthält. Der erste museale Gebäudetrakt (und damit der erste Museumsbau) nördlich der Alpen war die zwischen 1558 und 1563 erbaute Kunstkammer der Wiener Hofburg, deren Fundamente im März 2013 entdeckt wurden.[9]
Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelten sich an den größeren Residenzschlössern bedeutende höfische Sammlungen, die allerdings nur einem bestimmten Besucherkreis zugänglich waren. In dieser Zeit wurden die Farnesischen Sammlungen vervielfacht.
In Basel erwarb die Stadt 1661 eine vom Verkauf ins Ausland bedrohte private Sammlung, das Amerbach-Kabinett, und machte sie 1671 öffentlich zugänglich. 1688 eröffnete Johann Daniel Major in Kiel ein öffentliches natur- und kulturgeschichtliches Landesmuseum, das Museum Cimbricum. Bis 1714 ließ Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz die Gemäldegalerie Düsseldorf als selbständigen Museumsbau errichten, nach dem Vorbild der Sammlungen der Medici, die 1739 in toskanischen Staatsbesitz übergingen. In Braunschweig wurde 1754 das Herzog Anton Ulrich-Museum eröffnet. Es war nach dem 1753/1759 eröffneten Britischen Museum das zweite öffentliche Museum der Welt, aber das erste öffentliche Museum des europäischen Kontinents. 1769 bis 1779 wurde in Kassel das Fridericianum errichtet.
Nach der Französischen Revolution entstanden ausgehend vom Louvre und dem Musée des Monuments français große, programmatisch der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Museen.[10] Im Zuge der Revolutionskriege und der Säkularisation wurden riesige Kunst- und Kulturbestände beweglich. Im frühen 19. Jahrhundert wurden bedeutende öffentliche Museen eingerichtet, so in München die für antike Kunst bestimmte Glyptothek sowie die Alte und Neue Pinakothek, in Berlin das Alte und das Neue Museum, das Germanische Museum in Nürnberg, die Neue Eremitage in Sankt Petersburg und das Kunsthistorische Museum in Wien. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen auch die naturwissenschaftlichen und technischen Museen einen Aufschwung.
In einigen Städten im deutschen Sprachraum kam es im 19. Jahrhundert zu bürgerlichen Gründungen von Museen, beispielsweise das Städel-Museum in Frankfurt am Main. Vielfach sind Vereine auch mit speziellen oder regionalem Bezug tätig geworden, z. B. in Heimatmuseen oder Bergbaumuseen, darunter der Geschichts- und Museumsverein in Alsfeld, 1897.
Im 20. Jahrhundert wurden die Museen stark von politischen Ereignissen beeinflusst. So wurde in Deutschland die sogenannte entartete Kunst aus den Museen entfernt, während im Zweiten Weltkrieg in den von Deutschland besetzten Ländern erhebliche Mengen an Kulturgut konfisziert und nach Deutschland transportiert wurden. Zugleich wurden in ganz Europa Kunstgüter ausgelagert, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde versucht, den Kontakt des Museums zum Publikum zu verbessern, um den sterilen Charakter der Präsentation aufzuheben.[11]
Heute ziehen Museen in London und Paris besonders viele Besucher an.[12] Häufig wird in Museen investiert, um das internationale Prestige von Städten zu erhöhen.[13]
Mittels besonderer Formen wie dem Erlebnismuseum trägt man dem gewandelten Besucherinteresse Rechnung.
Neben der Museumspädagogik, der Restaurierung und Werterhaltung unterhalten sämtliche Museen Schausammlungen (ständige Ausstellungen) sowie sehr häufig Sonderausstellungen (auch mit Werken anderer Museen). Dabei dienen Museen nicht nur der Zugänglichkeit und dem Erhalt der Exponate, sondern beeinflussen auch deren Wahrnehmung als Kulturgut.[14] In Museen die mit religiösen Objekten arbeiten werden nicht nur die Herkunft und die Erhaltung eines Objekts berücksichtigt, sondern auch dessen frühere Verwendung und Status. Religiöse oder heilige Gegenstände werden beispielsweise nach kulturellen Regeln behandelt. Jüdische Gegenstände, die den Namen Gottes enthalten, dürfen nicht entsorgt werden, sondern müssen begraben werden.[15]
Weitere Aufgaben eines Museums können die Führung einer Studiensammlung oder eines Magazins sein. Manche Museen unterhalten zudem Bibliotheken oder Archive. Teilweise wird der Standpunkt vertreten, Museen respektive deren Kuratoren sollten auch in der Forschung tätig sein.[16] Die Frage, ob Museen Teil eines öffentlichen, eines kulturellen oder insgesamt kollektiven Gedächtnisses sind, wird unter Historikern kontrovers diskutiert.[17]
Das in Museen gespeicherte Kulturgut ist in vielen Ländern durch Naturkatastrophen, Kriege, terroristische Anschläge oder sonstige Notfälle bedroht. Dazu ist ein international wesentlicher Aspekt eine starke Bündelung vorhandener Ressourcen sowie die Vernetzung vorhandener Fachkompetenzen, um den allfälligen Verlust oder die Beschädigung von Kulturgut zu verhindern bzw. Schäden so gering wie möglich zu halten. Internationaler Partner für Museen ist dabei gemäß der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut von 1954 und deren 2. Protokoll von 1999 Blue Shield International. Aus rechtlichen Gründen gibt es international gesehen viele Kooperationen zwischen Museen, Bibliotheken und Archiven einerseits und den lokalen Blue-Shield-Organisationen andererseits.[18]
Umfangreiche Missionen durch Blue Shield zum Schutz von Museen und Kulturgütern in bewaffneten Konflikten gab es zum Beispiel 2011 in Ägypten und Libyen, 2013 in Syrien und 2014 in Mali bzw. im Irak.[19] Insbesondere für Krisengebiete werden dabei „No Strike Listen“ erstellt, um Museen vor Luftschlägen zu schützen.[20]
Gegenstand der Museologie ist nicht das Museum, auch wenn dies naheliegen mag. Museologie ist im echten Sinne eine Wissenschaft, die sich mit dem Phänomen der Musealität befasst. Hierbei steht die Frage im Mittelpunkt, ob und in welchem Umfang ein Objekt Bedeutungsträger für seine Umwelt ist. Von zentralem Interesse ist dabei das Beziehungsgeflecht, in dem ein Objekt wahrgenommen wird. Dies gilt sowohl für den Ursprungs- und Verbringungskontext des Objektes, wie auch für Konnotationen, die das Objekt bzw. dessen Bild durch den Wissens- und Erfahrungshintergrund des Betrachters erhält.
Von praktischer Relevanz sind die Erkenntnisse der Museologie vor allem für die Analyse und Ausgestaltung der objektgebundenen Kommunikation zwischen Ausstellungsmacher und Besucher. Als Begründer der Museologie können Samuel Quiccheberg und Johann Daniel Major gelten. Die moderne Museologie etablierte Zbynek Z. Stránský (Brno/Brünn). Fortgeführt und ausgeweitet wurden seine Arbeiten im deutschsprachigen Raum u. a. durch Friedrich Waidacher (Graz), dessen Handbuch für Allgemeine Museologie als eines der Standardwerke für die moderne Museologie gilt.
Museologie wird in Europa vor allem im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden sowie in Finnland, Tschechien und Kroatien gelehrt. In Deutschland wurde im Herbst 2010 die Professur für Museologie von Guido Fackler an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eingerichtet. Hier werden der Bachelorstudiengang Museologie und materielle Kultur und die Masterstudiengänge Museumswissenschaft/Museum Studies, Museum und alte Kulturen/Museum and Ancient Cultures und Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe angeboten. Des Weiteren besteht für qualifizierte Studierende im Promotionsstudiengang Museumswissenschaft/Museum Studies die Möglichkeit, in einem museologischen Forschungsfeld zum Doktor der Philosophie zu promovieren.[21] In Leipzig gibt an der HTWK den Bachelorstudiengang Museologie.[22]
Im Gegensatz zur Museologie im engeren Sinne beschäftigt sich die, z. B. an der HTW Berlin gelehrte Museumskunde mit museumspraktischen Fragen. Des Weiteren gibt es einen Masterstudiengang Museumsmanagement und -kommunikation (ebenfalls HTW Berlin). In der Schweiz gibt es einen Nachdiplomkurs Museumspraxis mit dem Titel Certificate of Advanced Studies an der Hochschule in Chur.
Unter Museographie schließlich versteht man museale Inszenierungskunst. Hierbei handelt es sich um die Umsetzung der Szenographie auf die museale Ausstellung.[23]
Die Wissenschaft und Lehre von der Vermittlung des Sammlungsgutes ist die Museumspädagogik.
Museen werden auch als Orte für Veranstaltungen verwendet, die in einem außergewöhnlichen Rahmen stattfinden sollen. Gründe für die Museen sind der Brückenschlag zu der Thematik des Museums ansonsten eher fernstehenden Personen und die Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen für die eigene Arbeit.
Das Institut für Museumsforschung unterscheidet zwischen neun Museumsarten:[30][31]
Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Vorschläge über weitere Kategorien.
Ein Museum, das Teil einer Universität ist, wird auch Universitätsmuseum genannt. Meist wird dort die Geschichte der jeweiligen Universität dargestellt und entsprechende Exponate gezeigt. Zu den bekanntesten solcher Universitätsmuseen in Deutschland zählen das Museum der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg oder das „Uniseum“ der Universität Freiburg. Ein anderes Konzept verfolgt das 2006 gegründete, dezentrale Museum der Universität Tübingen. Das vor allem wissenschaftsgeschichtlich und kulturwissenschaftlich ausgerichtete MUT will die besondere Bedeutung der Forschungs-, Lehr- und Schausammlungen Tübingens in temporären, interdisziplinären und forschenden Ausstellungen vermitteln. Damit sollen die lange Geschichte, große Vielfalt sowie außergewöhnliche Vollständigkeit und Qualität der wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Tübingen unterstrichen und in einen neuen, wissensorientierten Kontext gestellt werden.
Digitale Portale können unterschiedliche Funktionen besitzen, zum Beispiel erlauben Museumsportale im Internet die weitergehende Recherche nach Museen. Darüber hinaus gibt es Informationsportale, die die Recherche in Museumssammlungen ermöglichen. Zudem gibt es Ansätze rein digitaler Museen oder virtueller Museen, wie das Virtuelle Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern, die also primär das Ausstellungsmedium in den digitalen Raum überführen.[32]
Eine besondere Rolle spielen Sammlermuseen, Privatmuseen, kirchliche Museen und Firmenmuseen. Sie erhalten und präsentieren die historischen Sammlungen z. B. von Institutionen, Betrieben oder Konzernen. Sie sollen mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit auch das Bild der Institution in der Öffentlichkeit beeinflussen.
In einem Konzept des museum of ideas geht es – statt der Gegenstände – um Ideen und Konzepte. Es dient außerdem als Ort der Diskussion und des thematischen Austausches.
Nach den ersten Diskussionen in den Museen über ökologische Nachhaltigkeit in den 1990er Jahren begann die Bewegung der grünen Museen (Green Museum) zunächst in Wissenschafts- und Kindermuseen. Als Grünes Museum wird eine Einrichtung bezeichnet, die Konzepte der Nachhaltigkeit in seinen Betrieb, sein Programm und seine Gebäude einbezieht. Dabei werden die Sammlungen auch für Museumsaktivitäten genutzt, die die Öffentlichkeit über die natürliche Umwelt aufklären.[33]
In Deutschland gibt es eine besonders große Anzahl jüdischer Museen. Dies hängt mit der Geschichte des Nationalsozialismus und dem Holocaust zusammen. Die versuchte Ermordung aller Juden (unter anderen diskriminierten Gruppen) hat dazu geführt, dass Mahnmale und Erinnerungskultur einen besonderen Stellenwert in Deutschland haben.[34][35]
Das erste jüdische Museum im deutschsprachigen Raum nach dem Zweiten Weltkrieg war jedoch in Basel, in der Schweiz. Das Jüdische Museum der Schweiz eröffnete in 1966. Die ersten jüdischen Museen in Deutschland waren das Jüdische Museum Augsburg (Eröffnung 1985) und das Jüdische Museum Frankfurt (1988). Es folgten zahlreiche weitere Museen; die Liste jüdischer Museen gibt eine Übersicht davon.
Digitale Sammlungen
Siehe: Museumspädagogik#Literatur
Siehe: Museologie#Literatur
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