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Air Policing Baltikum

NATO-Mission Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Air Policing Baltikum
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Das Air Policing Baltikum (englisch Baltic Air Policing „Baltikum-Luftraumüberwachung“) ist eine NATO-Mission zur Überwachung und zum Schutz des Luftraums der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.

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Ziel der Mission

Seit dem Beitritt Estlands, Lettlands und Litauen zur NATO 2004 wird die Überwachung und Sicherung des Luftraums von Luftstreitkräften verschiedener NATO-Staaten übernommen.[1] Im Jahre 2006 übernahmen die litauischen, lettischen und estnischen Streitkräfte die Luftraumüberwachung mittels ihrer Zusammenarbeit im Baltic Air Surveillance Network (BALTNET). Die Luftstreitkräfte der baltischen Staaten verfügen nur über Hubschrauber, Transport- und Schulungsflugzeuge, jedoch nicht über Kampfflugzeuge. Deshalb sind sie noch nicht in der Lage, Sichtidentifikation durchzuführen oder – z. B. durch Abfangen oder Abdrängen – ihre Lufthoheit selbst durchzusetzen.

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Durchführung der Mission

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Air Policing Baltikum (Baltische Staaten)
Flughafen Šiauliai
Flughafen Ämari
Militärflugplatz Lielvārde
Šiauliai, Haupt-Stationierungsort, und Ämari, dient als erster Ausweichplatz, weitere Ausweichplätze in Lielvārde und (außerhalb des Kartenausschnitts) Malbork in Pommern
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Eine F-16CJ der USAF in Šiauliai (November 2005)
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Zwei Mirage 2000 der französischen Luftwaffe auf dem Rollfeld des Flughafens Šiauliai (Januar 2010)

Für die Sicherung des Luftraums der baltischen Staaten wurden deshalb auf dem Flughafen Šiauliai in Litauen Jagdflugzeuge stationiert. Seit Mai 2014, nach Abschluss der Modernisierung des Luftwaffenstützpunkts Ämari, sind auch in Estland NATO-Flugzeuge stationiert. Schon ab Oktober 2010 konnten Kampfjets der Verbündeten die Basis in Ämari für Trainingsflüge nutzen.[2]

Die Kontingente umfassen typischerweise vier Flugzeuge und etwa 100 Mann Personal. Zu Beginn fanden Kontingentwechsel nach drei Monaten statt. Mit Wirkung vom 1. September 2009 wurde der Zeitraum auf vier Monate verlängert.[3] Angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 wurde die Einsatzdauer ausgedehnt. So soll der Anfang August 2022 begonnene Einsatz der Luftwaffe bis Ende Mai 2023 dauern.[4] Nach je einer „kalten Woche“ zu Beginn, in der die Piloten nur Trainingsflüge absolvieren, werden die Flugzeuge mit scharfen Raketen bestückt.[5]

Bisher beteiligten sich Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Norwegen, die Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Tschechien, die Türkei, die USA, das Vereinigte Königreich und zuletzt Ungarn am Air Policing im Baltikum.

Zur Luftraumüberwachung entsandte die NATO bis 2006 entsprechendes Fachpersonal, zum Beispiel Soldaten aus dem Einsatzführungsdienst der Luftwaffe, zur Luftraumkontrolleinheit in Kaunas/Litauen. Offiziere der baltischen Staaten wurden in Deutschland zu Jägerleitoffizieren ausgebildet, um die Luftraumüberwachung ab 2006 eigenständig fortzusetzen.[6]

Infolge der Proteste in der Ukraine wurde Anfang 2014 die US-amerikanische F-15C-Rotte verstärkt, inklusive Bereitstellung eines Tankflugzeugs vom Typ Boeing KC-135 vom Stützpunkt RAF Mildenhall. Der britische Verteidigungsminister Philip Hammond gab zudem am 17. März 2014 bekannt, dass die Royal Air Force in der Lage sei, die amerikanischen Jets und ab Mai die polnische Luftwaffe durch die Entsendung von Eurofighter Typhoon zu verstärken.[7]

Am 17. März 2014 gab die russische Luftwaffe die Stationierung eines Jagdfliegerregiments mit 24 Su-27SM3 auf dem Militärflugplatz Baranawitschy im benachbarten Belarus bekannt,[8] seit dem 8. Dezember 2013 waren dort vier Su-27SM3 und ein AWACS-Flugzeug vom Typ Berijew A-50 stationiert.[9] Zusätzlich waren von Mitte März bis Anfang Juni 2014 auf dem belarussischen Militärflugplatz Bobrujsk sechs russische Su-27 stationiert.[10] 2014 gab es über der Ostsee 150 Sichtungen russischer Flugzeuge, die weder Flugpläne eingereicht, noch ihren Transponder eingeschaltet hatten; dies war dreimal mehr als im Jahr 2013, weshalb 2015 zunächst die Anzahl der patrouillierenden NATO-Flugzeuge auf 16 verdoppelt wurde.[11] Von Januar bis Mitte August 2015 mussten NATO-Flugzeuge mehr als 100-mal aufsteigen, um russische Militärflugzeuge zu identifizieren.[12] 2016 waren es 110 Einsätze.[13]

Ursprünglich war geplant, dass die Luftwaffen der baltischen Staaten ab 2018 so weit aufgebaut sind, dass diese fortan die Luftraumüberwachung und -sicherung selbst durchführen können. Als abzusehen war, dass dieses Ziel voraussichtlich nicht erreicht werden würde, beschloss der NATO-Gipfel 2013 in Chicago, das Programm bis auf Weiteres unbefristet fortzuführen.[14]

Seither wird der Einsatz von der Luftwaffe offiziell als Verstärktes Air Policing Baltikum (enhanced Air Policing) bezeichnet.[15] Im Jahre 2016 waren in der Regel jeweils 10 Flugzeuge eingesetzt, nämlich 6 in Ämari und 4 in Šiauliai. 2019 waren anfangs 13, dann 12 Flugzeuge im Einsatz. 2020 wurde deren Zahl auf 8 verringert.[16]

Im Sommer 2020 kam es auch erstmals zu einer bilateralen Kooperation zwischen deutschen Eurofightern und britischen Typhoons, bei der ein Kontingent des deutschen TaktLwG 71 in das britische 135 Expeditionary Air Wing integriert wurde[17].

Nach der Modernisierung gemäß dem NATO-Standard dient der lettische Militärflugplatz Lielvārde seit 2023 als eine weitere Ausweichbasis des Air Policing Baltikum.[18] Im Jahr 2024 sprang er zum Beispiel während des Umbaus von Ämari ein.[19]

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Kontingente

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Deutsche Soldatinnen beim Überwachen des Luftlagebildes im Baltikum (Oktober 2020)

Die in der folgenden Tabelle angegebenen Daten zum Kontingentwechsel können an einzelnen Standorten (Šiauliai, Ämari, Malbork) um wenige Tage abweichen, entsprechend den bilateralen Absprachen zwischen den jeweils kommenden und gehenden Kontingenten. Nach der Annexion der Krim 2014 und nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 kam es zeitweilig zu einer Verstärkung der Kontingente und zu längeren Überlappungen von Kontingenten, teilweise auch unter anderem Namen bzw. im Rahmen getrennter Missionen wie enhanced Vigilance Activity (eVA). Seit ihren Beitritten zur NATO 2023/24 unterstützen auch finnische und schwedische Kampfflugzeuge die Mission von ihren jeweiligen Heimatplätzen aus.[20]

Weitere Informationen Datum, Land ...
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Zwischenfälle

  • 30. August 2011: Eine französische Mirage kollidiert mit einer litauischen Trainingsmaschine L-39, die Maschine stürzte in einen Sumpf. Beide Piloten überlebten den Absturz.[89]
  • 29. April 2013: Eine dänische F-16 landete in Tallinn, nachdem sie einen Vogelschlag erlitten hatte, der geringfügige Motorschäden verursachte.[90]
  • 9. Oktober 2015: Der rechte Außentank eines deutschen Eurofighter fiel auf dem Rollweg am Luftwaffenstützpunkt Ämari ab.[91]
  • 8. August 2018: Ein spanischer Eurofighter startete versehentlich eine AMRAAM-Rakete ohne Ziel, während er über Estland patrouillierte. Es wurde nicht bestätigt, dass sich die Rakete wie geplant selbst zerstörte.[92]
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Literatur

  • Xaver Habermeier: Erster Auslandseinsatz für Eurofighter. Nato Air Policing Baltikum 2009. In: Der Mölderianer. Jagdgeschwader Mölders, Nr. 162 (2009), S. 9–11.
  • Heather Conley, Matthew Melino, Holly Geffs: A Need for Greater Air Defence in the Baltic Region. In: Andris Sprūds, Māris Andžāns (Hrsg.): Security of the Baltic Sea region revisited amid the Baltic centenary. Latvian institute of International Affairs, Riga 2018, ISBN 978-9934-567-24-7, S. 43–55.
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Commons: Air Policing Baltikum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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