Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen

Gruppe von Mitgliedern der UIC Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen
Remove ads

Die Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen (englisch: Organization for Co-operation between Railways, OSJD; russisch Организация сотрудничества железных дорог Organisazija sotrudnitschestwa schelesnych dorog, abgekürzt ОСЖД (OSSchD, auch als OSZhD transkribiert); chinesisch 铁路合作组织, Pinyin Tiělù hézuò zǔzhī, kurz 铁组, Tiězǔ) ist eine internationale Organisation auf dem Gebiet des Eisenbahnverkehrs.[1] Auf Deutsch wurde der Name früher auch als „Komitee für Eisenbahnverkehr“ wiedergegeben.

Thumb
Logo der OSShD
Thumb
Sitz der OSShD in Warschau
Thumb
Mitglieder der OSShD: Mitgliedsstaaten (grün), Beobachterstatus (blau)
Remove ads

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Bildung von „Blöcken“ auch verkehrsgeografisch zu veränderten Vernetzungen und Schwerpunkten. Um das zu organisieren, bildeten die Bahnen des „Ostblocks“ Arbeitsgemeinschaften, um eine Reihe von Abkommen zu erarbeiten. Das waren[2]:

  1. Abkommen über die Beförderung von Reisenden und deren Gepäck im internationalen Verkehr (MPS) – heute: Abkommen über den internationalen Verkehr von Reisenden (SMPS)
  2. Abkommen über die Beförderung von Gütern im internationalen Verkehr (MGS) – heute: Abkommen über den internationalen Eisenbahngüterverkehr (SMGS)
  3. Tarif für die Beförderung von Reisenden, deren Gepäck und als Gepäck aufgegebene Güter (MPT)
  4. Einheitlicher Transittarif [für den Güterverkehr] (ETT)
  5. Vorschriften für die Nutzung der Wagen im internationalen Verkehr (Regeln für die gegenseitige Nutzung von Personen- und Güterwagen im internationalen Verkehr, Prawila polsowanija wagonami w meschdunarodnom soobschtschenii – PPW)
  6. Regeln für die Abrechnung der Abkommen MPS und MGS

Die Abkommen traten zum 1. November 1951 in Kraft.[3] Die Betreuung der MPS- und MGS-Abkommen übernahm die Polnische Staatsbahn (PKP), die dafür ein Büro in Warschau einrichtete.[4]

Die Abkommen erforderten immer wieder Anpassungen an geänderte verkehrliche und technische Gegebenheiten. Außerdem ergaben sich neue Arbeitsfelder – wie etwa technische Standardisierungen – die abgesprochen werden mussten. Für all das empfahl sich die Gründung einer festen Stelle, die das koordinierte. So beschloss eine Konferenz der Eisenbahnminister der beteiligten Staaten am 28. Juni 1956 in Sofia, die OSShD zu gründen. Beteiligt waren[5]:

Der Zusammenschluss entsprach in seiner Zusammensetzung den RGW-Staaten, örtlich angedockt wurde die OSSchD an das in Warschau bereits bestehende Büro für die MPS- und MGS-Abkommen.

Bis 1990 traten der OSShD noch die Staaten Albanien, Kuba und Vietnam bei. Nach der Wiedervereinigung blieb Deutschland, in Nachfolge der DDR-Mitgliedschaft, nur noch als Beobachter der OSShD. Nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion trat Russland deren Nachfolge an, während alle ehemaligen Sowjetrepubliken mit Ausnahme Armeniens im Zeitraum zwischen 1992 und 1995 wieder der Organisation beitraten. Zusätzlich schloss sich 1997 der Iran als Vollmitglied an, während Finnland, Frankreich und Griechenland ebenfalls Beobachterstatus erhielten. Im Jahr 2018 konnte Südkorea aufgenommen werden, nachdem Das Gründungsmitglied Nordkorea seine Vetoposition aufgegeben hatte (Neumitglieder werden nur einstimmig aufgenommen). Jüngste Mitglieder der OSSchD sind Afghanistan und Laos. Zusätzlich zur Mitgliedschaft auf staatlicher Ebene (vertreten durch die jeweiligen für den Eisenbahnverkehr zuständigen Ministerien) vergibt die OSSchD seit 2017 auch einen sog. Beobachterstatus an ausgewählte Betreibergesellschaften, darunter die Deutsche Bahn. Weitere 36 Eisenbahnunternehmen sind in der OSSchD als sog. verbundene Unternehmen („affiliated enterprises“) geführt.[6]

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wird der Krieg im offiziellen Organ der OSShD, dem OSJD Buletin, totgeschwiegen. Im gesamten Jahrgang 2022 fand sich dazu nichts. Erstmals in der Ausgabe 2023/1 fand sich wieder ein Bericht, der die ukrainische Bahn betraf. Es geht um die Wiederaufnahme des Personenverkehrs zwischen der Ukraine und Rumänien sowie der Ukraine und Moldau. Auch hier[7] und weiterhin[8] findet sich kein Wort zum Krieg.

Remove ads

Organisation

Zusammenfassung
Kontext

Sitz der OSShD ist Warschau.[1] Das oberste politische Lenkungsorgan ist die Konferenz der Minister. Darin vertreten sind die für den Eisenbahnverkehr zuständigen Minister der OSSchD-Mitgliedsstaaten. Die Konferenz trifft die Entscheidungen in allen Aktivitätsfeldern der OSSchD und berücksichtigt dabei Empfehlungen der Konferenz der Generaldirektoren der Eisenbahnen der OSSchD (aktuell 28 Mitglieder, Eisenbahnbetreiber Albaniens und Kubas nicht vertreten). Das ausführende Organ ist das Komitee der OSSchD, dessen Vorsitzender ist Mirosław Antonowicz.[9]

Die OSShD hat folgende 30 staatliche Mitglieder:

Afghanistan Afghanistan Kirgisistan Kirgisistan Russland Russland
Albanien Albanien Kuba Kuba Slowakei Slowakei
Aserbaidschan Aserbaidschan Laos Laos[Anm. 1] Korea Sud Südkorea[10]
Belarus Belarus Lettland Lettland Tadschikistan Tadschikistan
Bulgarien Bulgarien Litauen Litauen Tschechien Tschechien
China Volksrepublik Volksrepublik China Moldau Republik Moldau Turkmenistan Turkmenistan[11]
Estland Estland Mongolei Mongolei Ukraine Ukraine
Georgien Georgien Korea Nord Nordkorea Ungarn Ungarn
Iran Iran Polen Polen Usbekistan Usbekistan
Kasachstan Kasachstan Rumänien Rumänien Vietnam Vietnam[12]

Fünf Bahnbetreiber haben Beobachterstatus[6]: Deutsche Bahn, SNCF, Organismos Sidirodromon Ellados, Eisenbahnen Serbiens und der Personenverkehr der RŽD.

Remove ads

Aufgaben

Hauptaufgabe der OSShD ist die Entwicklung und Verbesserung des internationalen Eisenbahnverkehrs, insbesondere zwischen Europa und Asien, sowie die technisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit der Mitgliedsländer. Die OSShD koordiniert die beteiligten Eisenbahnen und betreut Vereinbarungen zwischen ihnen. Für die ehemaligen RGW-Staaten und deren Nachbarländer dient die OSShD auch als Normungsgremium. Die OSShD plant transkontinentale Verkehrskorridore und arbeitet an der Harmonisierung von Frachtrecht und technischen Bedingungen im internationalen Eisenbahnverkehr.[13]

Die OSShD gibt seit 1958 eine Zeitschrift heraus.[14] Sie erscheint seitdem mit sechs Ausgaben im Jahr, jeweils sprachlich in drei parallelen Versionen und zwar in Russisch, Chinesisch und Englisch. Bis Ende 2014 erschien statt einer englischsprachigen eine deutschsprachige Ausgabe.[15]

Literatur

  • Mirosław Antonowicz: OSJD: 65 Years in Service of the World’s Railways 1956–2021. In: OSJD Bulletin 1/2021, S. 1–9.

Anmerkungen

  1. Die Aufnahme erfolgte 2022 oder 2023, einen genauen Zeitpunkt nennt die Quelle nicht (NN: Accession of the Lao People's Democratic Republic to OSJD. In: OSJD Buletin 2023/1, S. 1–4).

Einzelnachweise

Loading content...
Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads