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Unrepresented Nations and Peoples Organization
Interessenvertretung für Staaten, Nationen und Völker, welche bei den Vereinten Nationen nicht als Staaten anerkannt sind Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Unrepresented Nations and Peoples Organization (UNPO), deutsch Organisation der nicht repräsentierten Nationen und Völker, ist eine Interessenvertretung für Staaten, Nationen und Völker, die von den Vereinten Nationen nicht als Staaten anerkannt sind. Als internationale Organisation im Sinne des Völkerrechts wird die UNPO nur von den Niederlanden anerkannt, andere Staaten sehen sie hingegen als zivilgesellschaftliche Organisation.
Unrepresented Nations and Peoples Organization (UNPO) | |||
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Generalsekretärin | ![]() (seit 2023)[1] | ||
Präsidentin der Generalversammlung | ![]() (seit 2024)[2] | ||
Gründung | 11. Februar 1991 | ||
Mitglieder der UNPO | 44[3] (Stand: Mai 2019) | ||
UNPO-Hauptsitz | Brüssel, Belgien[4] | ||
Website | www.unpo.org |
Die UNPO vertritt Ureinwohnergruppen und -völker (z. B. die indigenen Mapuche in Argentinien und Chile), nicht anerkannte oder besetzte Staaten (z. B. Tibet) sowie ethnische Minderheiten (z. B. die Haratin in Mauretanien) aus allen Teilen der Erde. Für „Nation“ beziehungsweise „Volk“ gibt es dabei keine festgelegten Kriterien; über die Aufnahme neuer Mitglieder entscheidet die Generalversammlung.[5]
Erklärtes Ziel der UNPO ist es, den Mitgliedern zu helfen, lokale, nationale, regionale und internationale Mechanismen effektiver zu nutzen und ihre Situation durch Öffentlichkeitsarbeit bekannter zu machen, beispielsweise Einführungskurse und Workshops zu Völkerrecht, PR-Methoden und Aktivismus-Techniken. Dabei sollen traditionelle Kultur und Identität der Mitglieder geschützt werden.[6][7]
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Geschichte
Zusammenfassung
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Die Idee einer Organisation zur Zusammenarbeit verschiedener Völker mit ähnlichen Problemen und Interessen wurde in den 1980er Jahren von drei Gegnern des chinesischen Neoimperialismus umgesetzt, dem tibetischen Aktivisten Tsering Jampa, dem uigurischen Aktivisten Erkin Alptekin und Michael van Walt van Praag, einem langjährigen Anwalt des 14. Dalai Lamas.[8][9]
Im September 1990 fiel im estnischen Tartu der Grundsatzbeschluss zur Gründung einer solchen internationalen Nichtregierungsorganisation.[10] Am 11. Februar 1991 unterzeichneten im Haager Friedenspalast Vertreter aus Armenien, Estland, Georgien, dem Irakischen Kurdistan, den philippinischen Kordilleren, Lettland, Ostturkestan, Palau, Taiwan, Tatarstan, Tibet und Westpapua sowie der Aborigines Australiens, der griechischen Minderheit in Albanien und der Krimtataren die entsprechende Urkunde. Darin wird als Ziel der Organisation die Interessenvertretung ihrer Mitglieder in internationalen Gremien sowie die gewaltfreie Unterstützung der jeweiligen Intentionen ihrer Mitglieder festgeschrieben.
Den Haag wurde für den Sitz gewählt, da diese Stadt viele internationale Organisationen beheimatet, vor allem den für die UNPO wichtigen Internationalen Gerichtshof und den Internationalen Strafgerichtshof. UNPO hat zudem ein Büro in Brüssel, eine Vertretung in Genf und ein weltweites Netzwerk von Partnern. Finanziert wird die Organisation durch Zuschüsse von Mitgliedern und Spenden von Einzelpersonen und Stiftungen. 1998 ging der erste Petra-Kelly-Preis an die UNPO.[11]
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Ziele und Arbeit
Zusammenfassung
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Die Mitglieder verpflichten sich, in ihrer Arbeit von fünf Grundsätzen leiten zu lassen:[12]
- Akzeptanz der Gleichheit aller Nationen und Völker und Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Völker.
- Beachtung der Menschenrechte, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie dem Internationalen Pakt über Bürgerliche und Politische Rechte und dem Internationalen Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte festgeschrieben sind.
- Bekenntnis zu Demokratie und Pluralismus sowie Ablehnung von Totalitarismus und religiöser Intoleranz.
- Absage an den Terrorismus als Mittel zur Durchsetzung von Interessen.
- Respektierung aller Menschen und Bevölkerungsgruppen.
Etwa 90 % aller Konflikte heutzutage sind innerstaatlich. Die UN jedoch repräsentiert nur Staaten; ihre Fähigkeit, innerstaatliche Konflikte zu lösen, ist deshalb eingeschränkt. UNPO hilft nichtanerkannten Staaten und unterdrückten Bevölkerungsgruppen effektiv in internationalen Gremien mitzuwirken und v. a. UN- und EU-Mechanismen effektiv zu nutzen, um Unterstützung für ihre Rechte zu bekommen.[9]
Die Organisation hilft Mitgliedern, friedliche und gewaltfreie Wege zu finden, um Konflikte zu lösen und Unterdrückung ein Ende zu setzen. Sie tritt für ihre Selbstbestimmungsrechte und Föderalismus ein sowie für Bewahrung von Kultur und Umwelt.[9]
Als Vereinigung, die ausschließlich aus ihren Mitgliedern besteht, wurde die Organisation bekannt dafür, schnell auf Krisen zu reagieren und aktuelle Informationen über die Lage von unterdrückten Menschen zur Verfügung zu stellen, welche an die UN-Menschenrechtsmechanismen in Alternativberichten weitergeleitet werden. UNPO steigert den Bekanntheitsgrad ihrer Mitglieder zudem durch Pressearbeit und setzt sich im Europäischen Parlament und in UN-Sitzungen für Mitglieder ein.[9]
Die Vereinigung hilft Mitgliedern effektiv zusammenzuarbeiten, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Um lokale Organisationen und Menschenrechtsaktivisten zu stärken, bietet UNPO Kurse und Workshops an. Die Themen sind auf Wünsche von Teilnehmern abgestimmt und sind z. B. Kurse über Menschenrechte und UN-Menschenrechtsmechanismen, Projektmanagement, die Nutzung verschiedener Medien für Pressearbeit und viele andere Möglichkeiten für friedlichen Aktivismus.[13]
Die Vereinigung ist auch vor Ort in betroffenen Gemeinden anzutreffen, wo sie Projekte zur nachhaltigen Armutsbekämpfung und Friedenssicherung organisiert. Beispiele sind Schulen in Mauretanien, welche aus der Sklaverei befreiten Müttern mit Kindern berufsfördernde Maßnahmen anbieten.[9]
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Organisationsaufbau
Zusammenfassung
Kontext
Die Organe sind die Generalversammlung, das Präsidium und das Generalsekretariat. Geregelt wird die Zusammenarbeit in der Satzung der Organisation (engl.: Covenant, d. h. bindende Übereinkunft, Eid), die mit Zweidrittelmehrheit den Gegebenheiten angepasst werden kann.
Die Generalversammlung der UNPO, in der jedes Mitglied Sitz und Stimme hat, tritt alle 18 Monate zu regulären Sitzungen zusammen. Sie ist das höchste beschlussfassende Organ. Sie bestimmt die Grundlagen und Schwerpunkte der Arbeit, entscheidet über Mitgliedschaftsanträge und wählt sowohl die Präsidiumsmitglieder als auch den Generalsekretär[14].
Das Präsidium (presidency) tritt mindestens zweimal pro Jahr zusammen. Bis 2006 war das Organ als Leitungsausschuss (steering committee) bezeichnet worden und bestand bis zu jenem Jahr aus sieben Mitgliedern. Ab 2006 bestand das Präsidium aus einem Präsidenten, einem Vizepräsidenten und neun Mitgliedern. Im Juni 2017 wurde per Satzungsänderung die Zahl der Präsidiumsmitglieder auf acht Delegierte plus einen Präsidenten, zwei Vizepräsidenten festgelegt. Die Aufgaben des Präsidiums umfassen die Planung (inklusive Finanzplanung) der, von der Generalversammlung beschlossenen Projekte sowie die Überprüfung der Einhaltung der organisationsinternen Prinzipien durch die Mitglieder.[15]
Das Generalsekretariat administriert die tägliche Arbeit der UNPO und repräsentiert diese nach außen. Der Generalsekretär wird für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt und von zwei Assistenten unterstützt. Erster Generalsekretär war Michael van Walt; zu den späteren Generalsekretären zählte mit Helen Corbett auch eine Aboriginal aus Australien. Seit 2003 bekleidet mit Marino Busdachin ein Italiener diesen Posten.
2001 wurde die Position eines Generaldirektors geschaffen und am 19. Januar 2002 auf Vorschlag des damaligen Generalsekretärs, Erkin Alptekin, mit Karl Habsburg-Lothringen besetzt. Nach Ende der einjährigen Amtszeit wurde der Posten nicht neu besetzt.
Die Vereinigung unterhält im estnischen Tartu sowie in Washington, D.C ein Koordinierungsbüro.
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Liste der Mitglieder
Zusammenfassung
Kontext
Die UNPO versteht sich als Versammlung von Völkern und Nationen, daher benennt sie jeweils ganze Ethnien oder Territorien kollektiv als Organisationsmitglieder, z. B. „die Aborigines Australiens“ oder „die Chittagong Hill Tracts“ in Bangladesch. In den Darstellungen zu diesen „Mitgliedern“ wird zumeist in einem Abschnitt, der „Organisation“ oder ähnlich heißt, darauf verwiesen, dass das jeweilige Volk innerhalb der UNPO durch eine bestimmte Organisation „vertreten“ sei. Fraglich ist in vielen Fällen, ob und in welchem Maße die genannte Organisation tatsächlich als legitimer Vertreter der gesamten Gruppen gelten kann. Während etwa für das Movement for the Survival of the Ogoni People eine nennenswerte Unterstützung durch die Ogoni angenommen werden kann, werden die Turkmenen Iraks in der UNPO laut Beschreibung durch eine Privatperson vertreten, über deren Legitimation und Mandat keine Aussage gemacht werden kann.
Ehemalige Mitglieder
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Generalsekretäre der UNPO
- Michael van Walt van Praag, Niederlande, (11. Feb. 1991 bis 16. März 1998)
- Tsering Jampa Tibet, (Juli 1997 bis 16. März 1998)
- Helen S. Corbett, Aborigines, Australien (16. März 1998 bis 23. Oktober 1999)
- Erkin Alptekin Uigure, (23. Oktober 1999 bis 14. November 2003)
- Marino Busdachin Italien, (14. November 2001 bis 31. Dezember 2018)
- Ralph J. Bunche III Vereinigte Staaten, (1. Januar 2019 bis Januar 2023)
- Mercè Monje Cano Katalonien, Spanien, (seit Januar 2023)
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Siehe auch
Weblinks
Commons: Unrepresented Nations and Peoples Organization – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Website der UNPO (englisch)
Einzelnachweise
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