Vorarlberg
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Vorarlberg ist ein Bundesland im Westen der Republik Österreich. Auch Ländle genannt, ist es das westlichste und (nach Wien) flächen- sowie (nach dem Burgenland) bevölkerungsmäßig zweitkleinste Bundesland Österreichs. Die Landeshauptstadt ist Bregenz.
Vorarlberg | |
---|---|
Landesflagge | Landeswappen |
Landeshymne: | ’s Ländle, meine Heimat |
Basisdaten | |
Landessprache: | Deutsch |
Landeshauptstadt: | Bregenz |
Größte Stadt: | Dornbirn |
ISO 3166-2: | AT-8 |
Kürzel: | V |
Website: | www.vorarlberg.at |
Karte: Vorarlberg | |
Karte: Vorarlberg in Österreich | |
Geographie | |
Fläche: | 2.601,67 km² (31. Dezember 2019) |
– davon Land: | 2.533,84 km² (97,4 %) |
– davon Wasser: | 0.067,64 km² (2,6 %) |
– Rang: | 8. von 9 |
Geographische Lage: | 46°50′ – 47°36′N 009°32′ – 010°14′E |
Ausdehnung: | Nord–Süd: 84 km West–Ost: 53 km |
Höchster Punkt: | 3312 m ü. A. (Piz Buin) |
Tiefster Punkt: | 395 m ü. A. (Bodensee) |
Verwaltungsgliederung | |
Bezirke: | 004 Bezirke |
Gerichtsbezirke: | 005 |
Gemeinden: | 096, davon 005 Städte 012 Marktgemeinden |
Karte: Verwaltungsbezirke | |
Bevölkerung | |
Einwohner: | 406.395 (1. Jänner 2023)[1] |
– Rang: | 8. von 9 |
Bevölkerungsdichte: | 156 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: | 18,2 % (1. Jänner 2020)[2] |
Migrationshintergrund: | 27,5 % (Ø 2021)[3] |
Politik | |
Landeshauptmann: | Markus Wallner (ÖVP) |
Regierende Parteien: | ÖVP und Grüne |
Sitzverteilung im Landtag: | |
Sitzverteilung des 31. Landtags:
4
7
3
17
5
4 7 3 17 5
| |
Letzte Wahl: | 13. Oktober 2019 |
Wirtschaft | |
Bruttoinlandsprodukt: | 19,08 Mrd. Euro (2018)[4] |
BIP pro Kopf: | 48.500 Euro[4] |
Arbeitslosenquote: | 5,7 % (Mai 2022)[5] |
In Vorarlberg werden im Alltag überwiegend hoch- und höchstalemannische Dialekte gesprochen (Vorarlbergerisch), welche, abgesehen von kleineren Sprachinseln in Tirol, im restlichen Österreich nicht vorkommen. Geografisch gesehen liegt das Land weitgehend im Einzugsgebiet des Rheins,[6] während das Gebiet um Lech sowie das übrige Territorium Österreichs mit kleinen Ausnahmen in die Donau entwässert wird.[7]
Der Name Vorarlberg (in Österreich normalerweise auf der zweiten Silbe betont: [foːɐ̯ˈaʀlbɛʀk], in Deutschland bisweilen auch auf der ersten: [ˈfoːɐ̯ʔaʁlbɛʁk])[8][9] leitet sich vom verkehrstechnisch ehemals wichtigen Arlbergpass ab. Aus Sicht des alten Reiches und der Stammburg der Habsburger im Kanton Aargau liegt das Gebiet „vor“ dem Arlberg. Der Name Vorarlberg wird seit Mitte des 18. Jahrhunderts für die zu einem Land zusammengewachsenen Gebiete verwendet.[10]
Die Fläche Vorarlbergs wird im Allgemeinen mit 2.601,67 km² angegeben. Ohne die Fläche des Hohen Sees des Bodensees, der nach der in Österreich und Deutschland vorherrschenden Kondominiumstheorie völkerrechtlich von allen Anrainerstaaten gemeinsam verwaltet wird, beträgt die Landesfläche allerdings nur 2.596 km².
Das Land liegt zwischen dem Bodensee und dem Alpenrhein im Westen, den Lechtaler Alpen, dem Arlberg und der Verwallgruppe im Osten, den Gebirgszügen des Rätikons und der Silvretta im Süden und dem Allgäu im Norden. Die Gebirge nördlich des Klostertals und des Arlbergs werden zu den Nördlichen Kalkalpen gezählt.
Tektonik
Das Land liegt im Einflussbereich mehrerer Bruchzonen, die von der Drift der afrikanischen unter die eurasische Kontinentalplatte verursacht werden. Dadurch kommt es immer wieder zu spürbaren Erdbeben, sowohl mit Epizentren in Vorarlberg, als auch vom Ausland her, vor allem aus der Schweiz, einstrahlend.[11] Solche Zonen liegen unter dem Rhein- und Klostertal, im Bereich des Spullersees sowie dicht unter der Erdoberfläche bei Lech und setzen sich in der Inntal-Scherzone nach Osten in Tirol fort. Im Durchschnitt aller etwa 30 Jahre gibt es ein kräftiges Beben, das zu leichten Gebäudeschäden führt, in Vorarlberg. 1965 gab es ein Beben der Magnitude 4 bei Dalaas, 1992 eins mit Magnitude 4,3 (EMS 6 bis 7 = leichte bis mittlere Gebäudeschäden) mit Epizentrum bei Feldkirch und 1996 zwei ähnlich starke Beben unter Lech sowie 2016 eins mit M = 3,6 unter Klösterle.[12] Ein Beben mit M = 3,3 am 20. März 1998 mit einem Epizentrum bei Bludesch wurde aufgrund der geringen Herdtiefe als starkes Beben (EMS = 5) wahrgenommen und lag noch unter der Schadensgrenze.[13] Zuletzt erschütterten Anfang 2018 zwei bis nach Innsbruck und Basel wahrgenommene Beben mit einer Magnitude von jeweils 3,9, ausgehend von der Störung am Spullersee, Vorarlberg.[14] Das Land ist in einer für Österreich gültigen Skala von 0 bis 4 zu etwa zwei Drittel in die Erdbebengefährdungszone 1 eingestuft, das westlich einer Linie Brandner Tal – Bludenz – Reuthe – Pfänder gelegene Drittel zählt zur Zone 2 („vereinzelt größere Gebäudeschäden“ möglich).[15]
Talschaften
Das gebirgige Vorarlberg wird geographisch vor allem durch die Täler und deren Flüsse strukturiert:
- Das Vorarlberger Rheintal (Alpenrhein) und der Walgau (Ill) sind die bevölkerungsreichsten Gebiete.
Weitere Täler und deren Flüsse sind:
- das Montafon (Ill)
- das Klostertal (Alfenz)
- das Große Walsertal (Lutz)
- das Brandnertal (Alvier)
- das Laternsertal (Frutz)
- das Leiblachtal (Leiblach)
- der Bregenzerwald (Bregenzer Ach)
- das Kleinwalsertal (Breitach)
- das Lechtal (Lech) im Arlberg-Gebiet
- das Silbertal (Litz)
Klima
Vorarlberg ist ein niederschlagsreiches Land. Die durchschnittliche Jahresniederschlagshöhe beträgt hier rund 1900 mm und ist somit etwa dreimal so hoch wie im Burgenland. Regional gibt es noch deutliche Schwankungen: In Bregenz beträgt der durchschnittliche Jahresniederschlag 1644 mm, im durch einige Gebirgsketten von der Nordwestanströmung geschützten Montafon weniger (Tschagguns: 1238 mm), am Bödele hingegen 2364 mm[16] und in den Gipfellagen von Bregenzerwald und Lechquellengebirge waren es im Beobachtungszeitraum 1961 bis 1990 2700 mm bis 3000 mm.[17] Die Gebiete um Warth und im Weststau des Arlbergs[18] gelten als "Schneelöcher"[19] , Damüls als das "schneereichste Dorf der Welt".[20]
Großraumgebiete
Vorarlberg wird in mehrere Großräume eingeteilt, die meistens verkehrstechnisch oder -planerisch zusammenhängen. Den wichtigsten dieser Großräume bildet das von Bregenz bis Feldkirch verlaufende Vorarlberger Rheintal, welches mit knapp 250.000 Einwohnern das größte Ballungszentrum Vorarlbergs darstellt. Damit konzentrieren sich rund zwei Drittel der Vorarlberger Bevölkerung auf dieses Gebiet im äußersten Westen des Landes.
Die zweitgrößte Region ist der Walgau mit rund 48.000 Einwohnern. Weitere Regionen sind der Bregenzerwald, das Montafon, die Bodenseeregion inklusive Leiblachtal sowie das Große Walsertal. Eine geografische Besonderheit bildet das Kleinwalsertal, das verkehrsmäßig von Österreich aus nicht erreichbar und nur über Bayern zugänglich ist. Dennoch gehört es als „funktionale Enklave“ zum Bezirk Bregenz.
Ein Teil des Vorarlberger Rheintals und ein kleiner Teil des Walgaus werden auch in der Landesgrünzone zusammengefasst.
Flüsse, Gewässer und Seen
Flüsse und Gewässer
In Vorarlberg gibt es 3.933 Fließgewässer mit einer Gesamtlänge von 4.117 Flusskilometern.[21] Gewässer- und Feuchtgebiete nehmen rund 3 % der Landesfläche ein, welche folgendermaßen gewichtet ist: Feuchtgebiete 2 %, fließende Gewässer 30 %, Gewässerrandflächen 9 %, stehende Gewässer 59 %.[22]
Als Hauptfluss Vorarlbergs gilt der Alpenrhein, der auf weiter Strecke die Staatsgrenze zur Schweiz bildet. Die Ill ist der zweitwichtigste Fluss und durchfließt das Montafon und den Walgau, bevor sie bei Meiningen in den Rhein fließt. Weitere wichtige Gewässer sind die Bregenzer und die Dornbirner Ach, da sie große Teile der Berge des Bregenzerwaldes entwässern. Aus dem Lechquellengebirge entspringt der Lech, der in nordöstlicher Richtung nach Tirol fließt.
Seen
- Der größte See ist der Bodensee, an dem Vorarlberg mit einer Uferlänge von gut 11 % (28 km) beteiligt ist.
- Weitere bedeutsame Seen sind der Lünersee und der Kopsspeicher, allerdings sind beides Stauseen der illwerke vkw.
Gebirge
Vorarlberg liegt in den Ostalpen. In Vorarlberg liegen ganz oder teilweise folgende Gebirge:
- Das Bregenzerwaldgebirge zur Gänze,
- die Allgäuer Alpen mit den Untergruppen Pfänderstock, Sulzberg, Allgäuer Nagelfluh-Schichtkämme, Nordwestliche Walsertaler Berge und Südöstliche Walsertaler Berge teilweise,
- das Lechquellengebirge zur Gänze,
- die Lechtaler Alpen nur gering im Arlberggebiet,
- die westliche Hälfte des Verwall,
- der nordwestliche Teil der Silvretta,
- der nördliche Teils des Rätikon.
Das wohl bekannteste Gebirgsmassiv ist die Silvretta im Südosten des Landes. Hier befinden sich auch Vorarlbergs größte Gletscher. Ein weiterer bedeutender Gebirgszug ist der Rätikon, der sich ebenfalls im Süden des Landes an der Grenze zur Schweiz befindet.
Die Gebirge steigen von Nordwest nach Südost um fast 3000 m an.
Wichtige Berge
Der höchste Berg Vorarlbergs ist der Piz Buin mit 3312 m ü. A. Höhe. Weitere bekannte Berge sind:
- die Zimba (Rätikon)
- die Schesaplana (höchster Berg des Rätikons)
- die Rote Wand (Lechquellengebirge)
- die Drei Türme (Montafon)
- die Drei Schwestern (bei Frastanz/Feldkirch)
- der Diedamskopf und die Kanisfluh im Bregenzerwald
- der Große Widderstein (höchster Berg des Kleinen Walsertals)
- der Karren in Dornbirn
- der Pfänder in Bregenz
Der bekannte Hausberg der Landeshauptstadt, der Pfänder (1064 m ü. A.) im Nordwesten des Landes, erhebt sich zwar mehr als 650 m über den Bodensee, ist damit aber dennoch einer der niedrigsten Berge im Landesgebiet.
Pässe
Vorarlberg wird im Osten durch drei Pässe mit dem übrigen Österreich verbunden, die nicht oder nur bedingt ganzjährig befahrbar sind. Das sind der Arlberg, der Hochtannberg (verbindet eigentlich das Bregenzerachtal mit dem oberen Lechtal) und die Bielerhöhe in der Silvretta (zwischen dem Montafon und dem Paznauntal). Der Flexenpass stellt die Verbindung zwischen dem obersten Lechtal, dem Klostertal und dem Arlberg her.
Ein nicht ganzjährig befahrbarer Pass ist das Furkajoch, welches das Rheintal über das Laternsertal mit dem inneren Bregenzerwald (Damüls) verbindet. Zwei weitere wichtige innervorarlbergische Übergänge sind das Bödele (Losenpass, 1140 m ü. A.) zwischen Dornbirn beziehungsweise dem Rheintal und dem Bregenzerwald sowie das Faschinajoch, über das eine Landesstraße vom Bregenzerwald ins Großwalsertal und weiter in den Walgau führt.
Von Hittisau führt eine Passstraße über den deutschen Grenzort Balderschwang nach Oberstdorf und Sonthofen im Allgäu, der Riedbergpass selbst liegt dabei auf deutschem Gebiet.
Natur
In Vorarlberg gibt es eine Reihe an Schutzgebieten mit unterschiedlichen Ausprägungen. Solche Gebiete dienen üblicherweise dem Erhaltung und Sicherung von Schönheit, Eigenart und Vielfalt der Natur- und Kulturlandschaft. Die Voraussetzungen und Regelwerke für die Etablierung von Schutzgebieten sind entsprechend hoch. So kann sich eine zu schützende Region durch seine Ursprünglichkeit auszeichnen, schützenswerte Tier- und Pflanzenarten beziehungsweise seltene Mineralien oder Fossilien beherbergen. Auch „besondere landschaftliche Schönheit“ oder die Erholung der Bevölkerung können wichtige Kriterien sein. Eine (traditionelle) Land- und forstwirtschaftliche Nutzung wie zum Beispiel die extensive Bewirtschaftung von Streu- und Magerwiesen sind in manchen Schutzgebieten Voraussetzung für eine Auszeichnung.
Die Gebiete werden per Verordnung der Vorarlberger Landesregierung beschlossen und abhängig von Schutzzweck und Schutzinhalt als Naturschutzgebiet, Europaschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, geschützter Landschaftsteil, Ruhezone, Naturpark oder Biosphärenpark ausgewiesen.[23]
- In Vorarlberg gibt es folgende Schutzgebiete
- 39 Europaschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 24.132 ha (ca. 9,3 % der Landesfläche)
- 25 Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 14.256 ha (ca. 5,5 % der Landesfläche)
- 9 geschützte Landschaftsteile mit einer Gesamtfläche von 4.388 ha (ca. 1,69 % der Landesfläche)
- 3 Landschaftsschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 584 ha (ca. 0,3 % der Landesfläche)
- 3 Pflanzenschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 4.300 ha (ca. 1,6 % der Landesfläche)
- 1 UNESCO-Biosphärenpark Großes Walsertal mit einer Gesamtfläche von 19.231 ha. Der Biosphärenpark ist nicht komplett als Naturschutzgebiet abgeschlossen, sondern kann auf zahlreichen Wander- und Radwegen erkundet werden. Mit dem „Biosphärenpark Haus“ wurde ein Besucherzentrum als Bildungseinrichtung errichtet und es gibt Führungen durch die Parkranger.[24]
- 1 Naturpark Nagelfluhkette mit einer Gesamtfläche von 15.410 ha. Dieser Park ist ein Großschutzgebiet zwischen Allgäu und Bregenzerwald. Auch dieser Park hat einen starken Bildungshintergrund und die Ranger und Naturparkbotschafter stehen für Führungen oder Seminaren zur Verfügung. Im Infozentrum „AlpSeeHaus“ werden zentral alle Aspekte des Naturparks Nagelfluhkette den Besuchern dargestellt.[25]
Naturschönheiten und Naturschauspiele in Vorarlberg
Der Lünersee (im Jahr 2019), der Körbersee (im Jahr 2017) und der Formarinsee (im Jahr 2015) wurden vom Fernsehpublikum und Fachjury im Zuge der Fernsehsendung 9 Plätze, 9 Schätze des Österreichischen Rundfunks zu den „schönsten Plätzen Österreichs“ gewählt.[26]
Die Zimba ist einer der bekanntesten Kletterberge in Vorarlberg mit einer Höhe von 2643 m ü. A. Da die Form des Berges von allen Seiten an ein Horn erinnert, wird sie auch Vorarlberger Matterhorn genannt. Der höchste Berg ist der Piz Buin in der Silvretta mit 3312 m ü. A.
Das Naturschutzgebiet Rheindelta ist das größte Feuchtgebiet am Bodensee und zählt zu den bedeutendsten Brut- und Rastgebieten für Vögel.
Die Moorlandschaften bei Krumbach/Bregenzerwald gehören aufgrund ihrer besonderen Biodiversität und Relevanz für Arten- und Hochwasserschutz zu den Schutzgebieten. Sie wurden für (touristische) Bildungszwecke mit einem Wanderweg erschlossen und können auch mit einem Führer besichtigt werden. Die installierten Infostationen und Moorsitze erklären die Geologie und Geschichte der Moore.[27]
Zu den spektakulärsten Naturschauspielen im Rheintal gehört das Ebniter Tal mit der Rappenloch-, Alploch-, Schaufelschlucht, dem Staufensee-Stausee, dem Kirchle und der Gunzenach/Kobelach. Die Schluchten sind über Dornbirn erreichbar und von April bis Oktober begehbar, außerhalb dieser Zeit besteht die Gefahr von Steinschlag.
Das Gottesacker-Plateau im Kleinwalsertal ist eine unter Naturschutz stehende Karstlandschaft in der Nähe des Hohen Ifens. Die Kalksteinflächen sind über 120 Millionen Jahre alte Überreste von Korallenriffen und anderen Meerestieren aus dem Tethysmeer. Ausgewaschen, von Rillen und Rippen geprägt, gezeichnet von den Naturgewalten vergangener Jahrtausende.
Das Europaschutzgebiet Wiegensee ist ein Moorkomplex in einer wilden Berglandschaft hoch über Partenen. Hier findet man den ältesten Stausee des Montafons, der natürlich entstanden ist und so genannte Deckenmoore, welche eine Seltenheit in Mitteleuropa sind.[28]
Eiszeitliche Gletschertätigkeit und die Erosion durch Fließgewässer schufen tief eingeschnittene Täler und schroffe Schluchten, wie beispielsweise die Mengschlucht, die Bürser Schlucht, das Saminatal, das nahezu völlig unerschlossene Radonatobel oder die Kessanaschlucht bei Bad Rothenbrunnen.
Politische Geographie
Das Bundesland ist in vier unterschiedlich große Verwaltungsbezirke aufgeteilt. Diese tragen jeweils den Namen ihrer Hauptstadt. Der Fläche nach abnehmend geordnet sind das Bludenz, Bregenz, Feldkirch und Dornbirn.
Neben diesen Verwaltungsbezirken gibt es die fünf Gerichtsbezirke Bezau, Bludenz, Bregenz, Dornbirn und Feldkirch. Generell decken die in den Bezirkshauptstädten ansässigen Bezirksgerichte jeweils den gesamten Bezirk ab. Das Bezirksgericht Bezau, das fast den gesamten Bregenzerwald sowie das Kleinwalsertal abdeckt, beschränkt das Gebiet des Bezirksgerichts Bregenz.
Vorarlberg ist in 96 eigenständige politische Gemeinden gegliedert, die aus insgesamt 107 Katastralgemeinden bestehen. Fünf Vorarlberger Gemeinden führen das Stadtrecht (Bludenz, Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Hohenems), weitere zwölf wurden zur Marktgemeinde erhoben.
Sitz der obersten Organe des Landes, des Vorarlberger Landtags und der Landesregierung, ist die Landeshauptstadt Bregenz. Für die Dauer außerordentlicher Verhältnisse könnte der Landeshauptmann laut Landesverfassung deren Verlegung an einen anderen Ort des Landesgebietes verfügen.
Verwaltungsgliederung
Politische Bezirke
Kfz | Bezirk | Einwohner (1. Jänner 2023)[29] | Fläche in km² (31. Dezember 2019) | Dichte (EW/km²) |
---|---|---|---|---|
BZ | Bezirk Bludenz | 065.456 | 1.287,64 | 051 |
B | Bezirk Bregenz | 137.017 | 0863,36 | 159 |
DO | Bezirk Dornbirn | 092.304 | 0172,36 | 536 |
FK | Bezirk Feldkirch | 111.618 | 0278,31 | 401 |
– | Vorarlberg | 406.395 | 2.601,67 | 156 |
Vorarlberg gliedert sich in vier politische Bezirke. Das sind von Nord nach Süd geordnet:
Obwohl die Städte Bregenz, Dornbirn und Feldkirch die erforderliche Größe haben, gibt es in Vorarlberg keine Statutarstädte.
Nachbarländer
Vorarlberg hat eine 321 km lange Landesgrenze, über die es
- auf 110 km an die Bundesrepublik Deutschland (Freistaat Bayern),
- auf 107 km an die Schweizerische Eidgenossenschaft (Kanton St. Gallen und Kanton Graubünden),
- auf 69 km an das österreichische Bundesland Tirol und
- auf 35 km an das Fürstentum Liechtenstein grenzt.[30]
Aufgrund der europaweit einmaligen völkerrechtlichen Besonderheit, dass es außerhalb der dem Ufer vorgelagerten Halde, also im sogenannten Tiefenbereich des Bodensees, keine gemeinsam festgelegten Staatsgrenzen gibt, gehört der Obersee nach der Kondominiumstheorie allen Anrainerstaaten gemeinsam. Die Schweiz erhebt allerdings territorialen Anspruch bis zur Seemitte und keine Ansprüche jenseits der Seemitte.
Vorarlberg war mindestens seit 500 v. Chr. vom keltischen Volksstamm der Brigantier besiedelt. Im Jahr 15 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet und bauten die Stadt Brigantium auf dem Gebiet der heutigen Landeshauptstadt Bregenz zu einem wichtigen Militärstandort und Bodenseehafen aus.
Um 260 begannen die Einfälle der Alemannen, die dann ab etwa 450 hier siedelten. Mit den Alemannen kam das Gebiet zum Fränkischen Reich, 843 zum Ostfränkischen Reich. Als Erben der Udalrichinger, die karolingische Grafen u. a. im Bodenseegebiet waren, erlangten die Grafen von Montfort um 1200 die Herrschaft im Gebiet von Bludenz, Bregenz und Feldkirch.
Seit dem 14. Jahrhundert gelangten die einzelnen Herrschaften an die Habsburger, die bestrebt waren, ihre Territorien in der heutigen Schweiz und ihre österreichischen Besitzungen zu arrondieren:
- 1363 die Herrschaft Neuburg am Rhein
- 1375 die Grafschaft Feldkirch
- 1394 die Herrschaft Bludenz mit dem Montafon
- 1397 die Herrschaft Jagdberg
- 1451 die halbe Grafschaft Bregenz
- 1453 die Gerichte Tannberg und Mittelberg
- 1474 die Grafschaft Sonnenberg (der Truchsessen von Waldburg)
- 1523 die zweite Hälfte der Grafschaft Bregenz
Zahlreiche Herrschaften in Südwestdeutschland (Freiburg im Breisgau) und der heutigen Schweiz (Fricktal im späteren Kanton Aargau) waren ebenfalls in habsburgischem Besitz (Vorderösterreich). Bis ins 17. Jahrhundert hinein stand ein Landvogt an der Spitze der Verwaltung der habsburgischen Gebiete in Vorarlberg.
Ebenfalls ins 14. Jahrhundert fällt die Einwanderung der Walser aus dem Oberwallis (Schweiz) und Graubünden (Schweiz). Im 13. Jahrhundert war die alemannische Bevölkerung im Oberwallis so stark angewachsen, dass ihnen der Platz zu eng wurde. Eine Ausdehnung weiter nach Westen war wegen der starken Romanen (Herzogtum Savoyen) nicht möglich, deshalb zogen sie über die östlichen und südlichen Gebirgspässe in die nachbarlichen Hochtäler (Walserwanderung).[31]
1765 fiel die Grafschaft Hohenems nach dem Aussterben des Grafenhauses in männlicher Linie ebenfalls an die Habsburger. Mit der Errichtung des Tirolischen Kreisamtes Vorarlberg 1786, seinerzeit für die Herrschaften Bregenz und Hohenems, tritt das Land das erste Mal geschlossen in Erscheinung.[32] 1804 rundete der Erwerb der Herrschaften Blumenegg und St. Gerold, ehemals Besitz der Klöster Weingarten bzw. Einsiedeln, und schließlich 1814 des ehemaligen Reichshofes Lustenau das Territorium ab.
In napoleonischer Zeit, zwischen 1806 und 1814, gehörte das Gebiet Vorarlbergs zu Bayern und kam dann bis auf die Westallgäuer Teile der Herrschaften Bregenz und Hohenegg an Österreich zurück; es wurde weiterhin von Innsbruck aus verwaltet.
1861 wurde Vorarlberg Kronland und erhielt wie alle Kronländer einen eigenen Landtag und dessen Landesausschuss als Exekutivorgan, blieb aber in Hinblick auf die gesamtstaatliche Verwaltung weiterhin in der Zuständigkeit der k. k. Statthalterei in Innsbruck, die den Kaiser als Landesherrn und die k. k. Regierung in Wien vertrat. Reste dieser Verwaltungseinheit mit Tirol gibt es noch heute z. B. im Gerichtswesen (Oberlandesgericht Innsbruck) oder in der Kammerorganisation (Architekten, Notare).
Nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie trennte Vorarlberg 1918 seine Verwaltung von derjenigen Tirols. Eine Volksabstimmung, die Verhandlungen mit der Schweiz über einen Beitritt Vorarlbergs zur schweizerischen Eidgenossenschaft befürwortete, ergab 1919 eine Mehrheit von gut 80 Prozent, scheiterte jedoch an der zögerlichen Politik der (provisorischen) Vorarlberger Landesversammlung und am Schweizer Bundesrat, der das sorgsam austarierte Verhältnis zwischen Sprachen und Konfessionen in der Schweiz nicht durch einen zusätzlichen Kanton mit deutschsprachigen Katholiken ins Ungleichgewicht bringen wollte, sowie an den Friedensverträgen von St. Germain und Versailles.[33][34] Die herabwürdigende Bezeichnung Vorarlbergs als Kanton Übrig stammt dagegen von einem den Anschluss an Deutschland befürwortenden Gegner des Vorhabens.[35] Mit der Errichtung der Republik wurde Vorarlberg ein selbständiges Bundesland mit eigener Landesregierung und einer im Wesentlichen bis heute gültigen Verfassung. Vorarlberg ist das einzige österreichische Bundesland, das sich in seiner Landesverfassung als selbständiger Staat bezeichnet.[36]
Beim sogenannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 wurde Vorarlberg mit ganz Österreich vom Deutschen Reich unter dem Jubel der einheimischen Nationalsozialisten de facto annektiert. Bereits kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Vorarlberg mit Tirol zum „Gau Tirol-Vorarlberg“ zwangsvereinigt und als selbständige Gebietskörperschaft aufgelöst. In Vorarlberg lebten 1938 nur noch sehr wenige Juden. Die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Jüdische Gemeinde von Hohenems wurde zwangsweise aufgelöst und die Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.
Auch in Vorarlberg, das von Kriegshandlungen fast vollständig verschont blieb, forderten die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und der Zweite Weltkrieg Menschenleben, darunter aus rassistischen oder politischen Gründen Getötete und an den Fronten gefallene Soldaten. Kurz vor Kriegsende im Frühjahr 1945 schoss die örtliche SS noch auf Zivilisten, die beim Anrücken der französischen Truppen „zu früh“ weiße Fahnen aus den Fenstern gehängt hatten.
Nach dem Krieg gehörte Vorarlberg von 1945 bis 1955 gemeinsam mit dem Land Tirol (ausgenommen Osttirol) zur französischen Besatzungszone.
Im Jahr 1964 sorgte Vorarlberg für bundesweite Schlagzeilen, als eine aufgebrachte Menge in der Bodenseegemeinde Fußach erreichte, dass ein Schiff statt auf den vom Bundesministerium für Verkehr vorgesehenen Namen „Karl Renner“ auf den Namen „Vorarlberg“ getauft wurde. Dieser lokale Protest gegen die Zentralregierung wurde unter dem Namen Fußachaffäre bekannt.
In den Jahren 1999 und 2005 verwüsteten schwere Überschwemmungen Teile Vorarlbergs und verursachten große Schäden.
Bevölkerung
Vorarlberg ist mit 156 Einwohnern pro Quadratkilometer Landesfläche nach Wien das am zweitdichtesten besiedelte Bundesland Österreichs. Aufgrund der großen, dünn oder gar nicht besiedelten Gebirgesregionen drängten sich 2017 jedoch 1129 Einwohner pro km² Siedlungsraum. Auch nach diesem Maßstab übertrifft Vorarlberg alle anderen Bundesländer (Wien ausgenommen) deutlich.[37] Mit dem Ballungsraum zwischen Feldkirch und Hörbranz verfügt es über eines der am dichtesten besiedelten Gebiete Europas. Aufgrund der im österreichischen Vergleich frühen Industrialisierung entwickelte sich Vorarlberg bereits im 19. Jahrhundert zu einem klassischen Einwanderungsland. Das flächenmäßig kleine Land hat neben Wien den höchsten Immigrantenanteil. Dieser lag im Jahr 2015 bei etwa 16 % der Gesamtbevölkerung. Die größte migrantische Gruppe stellen Bewohner deutscher Herkunft, knapp gefolgt von Immigranten aus der Türkei. Die weit abgeschlagene drittgrößte Immigrantengruppe stellen in Vorarlberg Menschen aus Staaten des ehemaligen Jugoslawien dar.
Vorarlberg war bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts noch relativ dünn besiedelt. Die Rheinregulierung, der Bahnbau und der damit verbundene Aufschwung der Industrie förderte die Ansiedlung von Trentinern, welche als Arbeitskräfte ins Land kamen. Zeugnis dieser Einwanderungswelle sind noch heute zahlreiche italienische Nachnamen, darunter auch bekannte wie etwa Collini oder Girardelli.
Die erste Einwanderungswelle beginnend in der Zwischenkriegszeit bestand hauptsächlich aus Menschen aus Ostösterreich, vor allem Steirer und Kärntner. Während der NS-Zeit wanderte eine große Anzahl von Südtiroler Optanten ein. Zu diesem Zweck entstanden auch die markanten, noch heute erhaltenen und bewohnten, Südtiroler-Siedlungen in den größeren Gemeinden des Landes.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichten mehrere größere Einwanderungswellen das Vorarlberger Land, was den großen Bevölkerungssprung zwischen 1923 und 1951 (trotz des Krieges) und zwischen 1961 und 1971 erklärt. So waren etwa im Jahre 1966 26,3 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung außerhalb des Landes geboren worden.[38] Die erste Welle bestand vor allem aus deutschen Heimatvertriebenen (Sudetendeutsche und Untersteirern). Die zweite große Einwanderungswelle der 1960er und frühen 1970er Jahre kam mit den Gastarbeitern besonders aus der Türkei und Jugoslawien, deren Arbeitskraft vor allem in der Textilindustrie benötigt wurde. Diese Migrationswelle wurde durch die relativ gute Wirtschaftslage in Vorarlberg und der benachbarten Schweiz herbeigeführt.
Dialekt
Im Gegensatz zum restlichen Österreich werden in Vorarlberg keine bairischen, sondern alemannische Dialekte gesprochen, die mit den alemannischen Dialekten in der Deutschschweiz, dem südbadischen und elsässischen Alemannisch und dem Schwäbischen verwandt sind. Die beliebte Bezeichnung Vorarlbergs als „Ländle“ weist auf den alemannischen Sprachraum hin. Der nördliche Vorarlberger Dialekt (Bregenzerwald und die Landeshauptstadt Bregenz) ist am nächsten mit dem Allgäuer Dialekt verwandt; der im Vorarlberger Rheintal gesprochene Dialekt orientiert sich eher an den Dialekten des Schweizer Rheintals (Kanton St. Gallen) sowie Liechtensteins. Vor allem in geographischen Bezeichnungen, aber auch für manche Alltagsgegenstände, haben sich viele romanische Begriffe erhalten und verbreitet.
Religion
Bei der letzten von der Statistik Austria durchgeführten Volkszählung im Jahr 2001 waren etwa 78 % der Vorarlberger römisch-katholischen und etwa 2,2 % evangelischen Glaubens.[40] Im Jahr 2015 waren noch 241.037 Vorarlberger römisch-katholischen Glaubens, was etwa einem Bevölkerungsanteil von 64 % entsprach.[41] Unter den evangelischen Gläubigen bekannte sich der Großteil zum Augsburger Bekenntnis, es gab aber auch eine kleine Gruppe, die sich zum helvetischen Bekenntnis bekannte. Muslime machten im Jahr 2001 circa 8,4 % der Bevölkerung aus; damit ist der Islam die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg. Die Zahl der muslimischen Einwohner ist seither gestiegen und ihr Anteil an der Bevölkerung betrug im Jahr 2012 11,5 %.[42] Dieser Religion gehören vor allem türkische und bosnische Einwanderer an; sie ist überdurchschnittlich stark im Bezirk Dornbirn vertreten, wo verschiedene muslimische Glaubensgruppen mehr als 10 % der Bevölkerung ausmachen. Keiner Religionsgemeinschaft zugehörig waren bei der Volkszählung 2001 in Vorarlberg 20.945 Personen, was etwa 6 % der Bevölkerung entsprach.[40]
Seit der Volkszählung im Jahr 2001 wurden (mit Ausnahme der römisch-katholischen Kirche) keine verlässlichen Zahlen zur Religionszugehörigkeit der Vorarlberger Bevölkerung mehr erhoben. Einzig das Religionsbekenntnis der Vorarlberger Volksschüler wird systematisch erfasst. Diese Zahlen deuten, neben dem sinkenden Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung, auf einen starken Wandel in der Religionszusammensetzung der Vorarlberger Bevölkerung seit dem Jahr 2001 hin. Heute (Stand 2018) sind 61,3 % der Volksschüler römisch-katholisch, 1,5 % evangelisch, 4,1 % christlich-orthodox, 22,5 % muslimisch, 2 % gehören anderen Religionsgemeinschaften an und 8,4 % sind ohne religiöses Bekenntnis.[43]
Vorarlberg ist durch seine Landesverfassung sowohl als „selbständiger Staat“ wie auch als Teil des Bundesstaates definiert.[36] Aufgrund der föderalen Struktur der Republik Österreich und des bundesstaatlichen Prinzips der Bundesverfassung verfügt Vorarlberg als Bundesland über eigene Exekutiv- und Legislativorgane sowie mit dem Landesverwaltungsgericht auch über ein eigenes Judikativorgan. Ihren Sitz haben sowohl die Organe der Exekutive wie auch der Legislative und das Landesverwaltungsgericht in der Landeshauptstadt Bregenz.
Landesregierung
Die Vorarlberger Landesregierung ist als vom Landtag gewählte Regierung für die Vollziehung von Landesgesetzen und speziellen Bundesgesetzen, die in die Vollziehung der Länder fallen, zuständig. Vorsitzender der Landesregierung und Regierungschef des Landes ist der Landeshauptmann. Dessen Stellvertreter wird in Vorarlberg nicht wie in den anderen Bundesländern als „Landeshauptmann-Stellvertreter“ bezeichnet, sondern als Landesstatthalter. Außer dem Landeshauptmann und dem Landesstatthalter gehören der Regierung noch weitere Landesräte mit unterschiedlicher Ressortverteilung an.
In der seit 2019 amtierenden Landesregierung Wallner III unter der Führung von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sind neben Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) noch drei weitere Landesräte der ÖVP sowie zwei Landesräte des Koalitionspartners Die Grünen vertreten.
Landesgesetzgebung
Als Legislativorgan des Landes und Landesparlament fungiert der Vorarlberger Landtag. Die 36 Abgeordneten des Landtags werden alle fünf Jahre vom Vorarlberger Landesvolk gewählt und gehören derzeit vier verschiedenen Fraktionen an. Nach der Wahl zum Vorarlberger Landtag am 13. Oktober 2019 (Landtagswahl in Vorarlberg 2019) sind im Landtag vertreten:
- die Vorarlberger Volkspartei mit 17 Abgeordneten
- Die Grünen Vorarlberg mit 7 Abgeordneten
- die Vorarlberger Freiheitlichen mit 5 Abgeordneten
- die SPÖ Vorarlberg mit 3 Abgeordneten
- NEOS mit 3 Abgeordneten
- sowie ein fraktionsloser Abgeordneter (ehemals SPÖ).
Geleitet werden die Sitzungen des Vorarlberger Landtags vom Landtagspräsidenten oder seinen beiden Stellvertretern. Derzeit ist Harald Sonderegger (ÖVP) Präsident des Vorarlberger Landtags, seine Stellvertreter sind Monika Vonier (ÖVP) und Sandra Schoch (GRÜNE).
Neben den gesetzgeberischen Tätigkeiten sowie der Kontrolle der Regierung hat der Landtag auch die Aufgabe, in jeder Legislaturperiode drei Abgeordnete in den österreichischen Bundesrat, die Länderkammer des österreichischen Parlaments zu entsenden. In der aktuellen, 31. Legislaturperiode des Vorarlberger Landtags entsandte dieser zunächst Magnus Brunner (ÖVP), Heike Eder (ÖVP) und Adi Gross (GRÜNE) als Vorarlberger Vertreter in die Länderkammer, wobei Magnus Brunner nach seiner Bestellung zum Staatssekretär Anfang Jänner 2020 durch Christine Schwarz-Fuchs (ÖVP) ersetzt wurde.
Politische Entwicklungen
Seit dem Beginn der Zweiten Republik wird Vorarlbergs Politik von der konservativen Vorarlberger Volkspartei, zuvor, in der Zeit der Ersten Republik, von deren Vorgängerorganisation, der Christlichsozialen Partei, dominiert. Die SPÖ Vorarlberg schied 1974 aus der Landesregierung aus. Vorarlberg war lange Zeit das einzige österreichische Bundesland, in dem die Regierungssitze laut Landesverfassung nicht nach dem Proporzprinzip, sondern nach dem Majorzprinzip vergeben werden, seit 1999 jedoch gilt auch in Salzburg und in Tirol das Majorzprinzip.
Die ÖVP hatte bis zur Wahl 2014 – mit einer Ausnahme zwischen 1999 und 2004 – immer eine absolute Mandatsmehrheit im Landtag. Daher waren die in früheren Landesregierungen dem jeweiligen Juniorpartner in der Regierungskoalition zugestandenen Regierungssitze keine politische Notwendigkeit. Nach der Landtagswahl in Vorarlberg 2009, in deren Vorfeld es innerhalb der ÖVP/FPÖ-Koalition zu einem Zerwürfnis gekommen war, entschied sich die Vorarlberger Volkspartei mit ihrem damaligen Landeshauptmann Herbert Sausgruber erstmals seit 1945 dazu, eine Alleinregierung zu bilden. Nach der Landtagswahl 2014 kam es erstmals zu einer Koalition zwischen der ÖVP und den Grünen, die nach der Landtagswahl 2019 fortgesetzt wurde.
Seit 1984 sind Die Grünen Vorarlberg als vierte Partei im Vorarlberger Landtag vertreten. Nach der Abspaltung des BZÖ von der FPÖ entschieden sich die Vorarlberger Freiheitlichen zunächst für einen eigenständigen dritten Weg, ordneten sich 2006 aber wieder der Bundes-FPÖ unter. Seit dem Einzug von NEOS bei der Landtagswahl 2014 gehören dem Vorarlberger Landtag fünf Fraktionen an.
Zur Grundhaltung der Vorarlberger Politik gehört seit mehreren Jahrzehnten eine starke Betonung des österreichischen Föderalismus, eine teilweise fundamentale Opposition zur Österreichischen Bundesregierung in Wien – unabhängig von deren parteipolitischer Zusammensetzung – sowie generell eine etwas liberalere Haltung aller Parteien. Deutlichstes Symbol des stark verankerten Eigenständigkeitsgedankens in Vorarlberg war die Fußachaffäre im Jahr 1964.
Wappen
Die staatlichen Symbole des Landes sind das Landeswappen, das Landessiegel, die Landeshymne[44] und die Landesfarben.
Die Vorarlberger Landesverfassung bestimmt im Rahmen der Landessymbole das 1918 eingeführte Landeswappen mit den Worten
- „Das Wappen des Landes ist das Montfortische rote Banner auf silbernem Schild.“
Das Montfortische Banner ist mit drei gleich breiten und schwarz befransten Lätzen versehen und trägt am oberen Rand drei rote Ringe. Das obere Feld des Banners ist mit zwei, die Lätze sind mit drei schwarzen Querlinien durchzogen.[45]