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Die Umwandlung von stillgelegten Bahntrassen in Rad- und Wanderwege ermöglicht eine alternative Nutzung ehemaliger Bahnstrecken.
In der Regel wird der gesamte Gleiskörper, d. h. Gleise und Gleisbett, entfernt. Der Untergrund ist aufgrund der vorherigen Nutzung als Bahnstrecke stark verdichtet. Einige Abschnitte wurden zusätzlich asphaltiert und eignen sich somit auch zur Nutzung durch Inlineskater. Eine besondere Attraktion ist die Führung durch ehemalige Eisenbahntunnel.
Die Vorteile dieser Wege sind die geringen und stetigen Steigungen, welche nur in Ausnahmefällen über 2 Prozent liegen und maximal 4 Prozent erreichen, sowie die großen Kurvenradien. Die besondere Kreuzungsfreiheit einer bestehenden Trassenführung ist durch die Umwandlung normalerweise nicht betroffen, so dass der Radweg die Eigenschaften eines Radschnellwegs bekommt, wenn er zusätzlich asphaltiert ist. Weil Eisenbahnen oft auf Dämmen und Brücken geführt werden, bieten diese Strecken an vielen Stellen eine gute Aussicht. Zudem bleibt die Möglichkeit einer potenziellen Wiederinbetriebnahme im Schienenverkehr bestehen, da die Trasse gegen eine anderweitige Verwendung, beispielsweise im Straßenbau, gesichert ist, in der Regel wird sie aber vor dem Umbau zum Radweg entwidmet, so dass eine Wiederinbetriebnahme nur noch schwer möglich ist. Daher wird die Umwandlung in einen Radweg mitunter auch kritisiert, da so eventuell vorschnell Bahnstrecken endgültig aufgegeben werden, deren Weiterbetrieb bzw. Wiederinbetriebnahme möglich wäre.[1]
In Deutschland sind über 600 derartige Radwege verzeichnet. In Nordamerika hat sich die Gesellschaft Rails to Trails die Umwandlung stillgelegter Trassen in Rad- und Wanderwege zum Ziel gesetzt. In den USA sind mehr als 1200 solcher Eisenbahnstrecken erfasst. In Kanada verlaufen weite Strecken des Trans Canada Trail über ehemalige Bahntrassen. In Spanien gibt es unter der Bezeichnung Vías Verdes rund 1900 km Radwege auf ehemaligen Bahntrassen, sie sind auch häufig Teil von Radfernwegen.
Der BahnRadweg Hessen führt auf mehreren ehemaligen Bahntrassen durch den Vogelsberg und die Rhön, dabei nutzt er teils Wege parallel zu noch bestehenden Bahnstrecken, abseits von Bahnstrecken sowie hauptsächlich die schon länger bestehenden Radwege: Vulkanradweg, Vogelsberger Südbahnradweg, Milseburgradweg, Ulsterradweg und den Solztalradweg.
Name | Region | von | nach | ehem. Bahnstrecke | Länge (Bahntrasse) |
Länge (insgesamt) |
max. Steigung | Eröffnung | Bemerkung |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Carlsbahn-Radweg | Nordhessen | Bad Karlshafen | Hümme | Carlsbahn | 9,3 km | 19,4 km | 2014 | Teil des Diemelradwegs, Nutzung des Deiseler Tunnels (202 m) | |
Söhrebahn-Radweg | Nordhessen | Lohfelden | Wellerode Wald | Söhrebahn | 7 km | ||||
– | Nordhessen | Grifte | Gudensberg | Bahnstrecke Grifte–Gudensberg | 6,2 km | 11 km | |||
Ederseebahn-Radweg | Nordhessen | Korbach | Buhlen | Bahnstrecke Wabern–Brilon-Wald | 26 km | 27,8 km | 2008–2013 | Nutzungs eines stillgelegten Teilstücks der Bahnstrecke unter Einbeziehung von Tunnels und Viadukten | |
– | Nordhessen | Hatzfeld | Holzhausen | Oberen Edertalbahn | Teil des Ederauenradwegs, abschnittsweise auf alter Trasse | ||||
Linspher Radweg | Nordhessen | Allendorf (Eder) | Hallenberg | Bahnstrecke Nuttlar–Frankenberg | Nutzung eines stillgelegten Teilstücks der Bahnstrecke. Führt durch hessisches und nordrhein-westfälisches Gebiet. Nutzung des Schlund, alter Bahntunnel (315 m) bei Bromskirchen | ||||
Werratal-Radweg | Nordhessen | Treffurt | Eschwege | Bahnstrecke Schwebda–Wartha | abschnittsweise auf alter Trasse | ||||
Bahnradweg Rotkäppchenland | Nordhessen | Treysa | Wahlshausen | Knüllwaldbahn | 34 km | 36 km | 3 % | 2008–2013 | |
– | Nordhessen | Volkmarsen | Warburg (Westfalen) | Bahnstrecke Warburg–Sarnau (Marburg) | Teil des Twisteradwegs | ||||
– | Nordhessen | Bad Salzschlirf | Niederjossa | Bahnstrecke Bad Salzschlirf–Niederjossa | 10,8 km | 23,7 km | 1999–2002 | Wird zum Vulkanradweg und zum Fuldaradweg gezählt | |
– | Nordhessen | Treysa | Relbehausen | Bahnstrecke Leinefelde–Treysa | Kreistagsbeschluss 2019, Stand November 2020 in Diskussion. Anderer Abschnitt als der Kanonenbahn-Radweg. | ||||
– | Nordhessen | Gemünden (Wohra) | Jesberg | Kellerwaldbahn | 17 km | Stand Juli 2020 in Untersuchung | |||
Ulsterradweg | Osthessen | Philippsthal | Hilders | Ulstertalbahn | 53 km | 12 % | wechselt mehrmals zwischen Hessen und Thüringen | ||
Milseburgradweg | Osthessen | Petersberg/Götzenhof | Hilders | Rhönbahn | 27 km | 3 % | ab 2003 | Nutzung des Milseburgtunnels (1.172 m) | |
Kegelspiel-Radweg | Osthessen | Hünfeld | Wenigentaft | Bahnstrecke Hünfeld–Wenigentaft-Mansbach | 27 km | 2 % | 2007 | Nutzung des Klausmarbacher Viadukts, steilere Umfahrung von Naturschutzgebieten | |
Solztalradweg | Osthessen | Bad Hersfeld | Schenklengsfeld | Hersfelder Kreisbahn | 12 km | 28 km | |||
– | Mittelhessen | Breidenbach | Niedereisenhausen | Scheldetalbahn | 4,8 km | 7,5 km | |||
– | Mittelhessen | Burg (Herborn) | Offenbach (Mittenaar) | Aar-Salzböde-Bahn | 3,2 km | 9,9 km | 2007–2010 | ||
– | Mittelhessen | Rennerod | Burg (Herborn) | Westerwaldquerbahn | 14,3 km | 28,1 km | 1986/2001 | ||
Rabenscheider Tunnel | Mittelhessen | Rabenscheid | Breitscheid (Hessen) | Bahnstrecke Haiger–Breitscheid | 1,8 km | 2022 | Von der Bahntrasse werden lediglich der Tunnel und wenige Meter im Anschluss genutzt. Eröffnung zum Hessentag 2022 geplant. | ||
– | Mittelhessen | Cappel | Ebsdorf | Marburger Kreisbahn | 7,6 km | 9,4 km | 2010 | abschnittsweise auf alter Trasse | |
– | Mittelhessen | Ober-Ofleiden | Gemünden (Felda) | Ohmtalbahn | 7,5 km | Nutzung der Bahntrasse wurde 2016 beschlossen, Stand Februar 2022 angesichts Reaktivierungsbemühungen jedoch nicht umgesetzt | |||
Lumda-Wieseck-Radweg | Mittelhessen | Rabenau (Hessen) | Geilshausen | Lumdatalbahn | 2,6 km | 29 km | 2005–2006 | Auf kurzem Abschnitt auf Bahntrasse gelegt | |
– | Mittelhessen | Hungen | Mücke | Horlofftalbahn/Seentalbahn | 18,3 km | 26,5 km | ab 2010 | Hungen–Villingen seit 2010 ganz auf der alten Trasse, Laubach seit 2016, Laubacher Wald seit 2019. Laubacher Wald–Mücke abschnittsweise auf der alten Trasse, Ausbau inkl. Freienseener Tunnel aus Kostengründen zunächst verworfen. | |
– | Mittelhessen | Queckborn | Grünberg (Hessen) | Butzbach-Licher Eisenbahn | 3,6 km | 9,3 km | Als Radweg ausgeschilderter Wirtschaftsweg auf ehemaligem Trassenteilstück, Teil des Radfernwegs R 6 | ||
Vulkanradweg | Mittelhessen | Lauterbach Süd | Stockheim | Oberwaldbahn | 74 km | 93 km | 6 % | 2000–2003 | Fahrradbus-Anbindung |
Ulmtalradweg | Mittelhessen | Biskirchen | Beilstein (Greifenstein) | Ulmtalbahn | 11 km | 21,5 km | 2011–2016 | Querverbindung zwischen den Radfernwegen R 7 und R 8 | |
Vogelsberger Südbahnradweg | Mittelhessen, Südhessen | Hartmannshain | Wächtersbach | Vogelsberger Südbahn | 2 km | 35 km | 14 % | 2004 | |
Weiltalweg | Mittelhessen | (Rotes Kreuz –) Audenschmiede | Gensbergtunnel (– Weilburg) | Weiltalbahn | 16 km | 48 km | 2001 | Bahnstrecke noch nicht entwidmet, Fahrradbus-Anbindung, Zubringer Audenschmiede–Heinzenberg auf alter Trasse befahrbar | |
Kerkerbachtal-Radweg | Mittelhessen | Kerkerbach | Mengerskirchen | Kerkerbachbahn | 10,9 km | 32,6 km | 2011 | Nur geringe Anteile auf der alten Trasse und starke Steigungen | |
– | Südhessen | Hailer | Altenmittlau | Freigerichter Kleinbahn | 4 km | 9 km | abschnittsweise auf alter Trasse | ||
– | Südhessen | Roßbach | Bieber | Spessartbahn | 1 km | 3 km | abschnittsweise auf alter Trasse | ||
– | Südhessen | Seckbach | Bergen-Enkheim | Frankfurter Straßenbahnlinie 12 | 2 km | Die Gleise wurden nicht abgebaut und unter einem Vlies konserviert | |||
– | Südhessen | Unter-Waldmichelbach | Wahlen | Überwaldbahn | 5 km | ab 2000 | Draisinenverkehr auf einem anderen Streckenabschnitt | ||
– | Südhessen | Hetzbach | Beerfelden | Bahnstrecke Hetzbach–Beerfelden | 1,4 km | 3,3 km | Querung der B 45 verhindert vollständige Nutzung der Bahntrasse | ||
– | Südhessen/Baden-Württemberg | Neckarsteinach | Schönau | Bahnstrecke Neckarsteinach–Schönau | 2008 |
Der Weser-Harz-Heide-Radfernweg benutzt teilweise die Verläufe mehrerer stillgelegter Bahntrassen in Südniedersachsen. Hierzu zählen u. a. der Abschnitt der Innerstetalbahn von Langelsheim über Clausthal-Zellerfeld nach Altenau, einen Abschnitt zwischen Rhumspringe und Herzberg sowie Teile der „Gartetalbahn“ (Göttinger Kleinbahn) zwischen Göttingen und Duderstadt und der Dransfelder Rampe zwischen Göttingen und Hann. Münden.
Das Land Nordrhein-Westfalen weist seit 2013 unter dem Titel Alleen-Radwegeprogramm Radwege auf stillgelegten Bahntrassen aus; derzeit 364 km.[14]
Eine umfangreichere Quelle gibt es bei www.bahntrassenradeln.de.[39]
In Belgien werden ehemalige Bahnstrecken systematisch zu Radwegen umgebaut. Für Wallonien siehe RAVeL-Netz
In Frankreich sind viele ehemalige Bahnstrecken zusammen mit Leinpfaden an Kanälen in das Netz der Voies vertes eingebunden.[42]
Im Großherzogtum Luxemburg sind mehrere ehemalige Bahntrassen fürs Radwandern eingerichtet; grenzüberschreitend die
Weitere Strecken führen (nicht integral) über die früheren Eisenbahnstrecken
Die Radwege auf stillgelegten Bahntrassen werden in Spanien als Vías Verdes bezeichnet. Als Beispiele folgen hier:
Die folgenden Strecken sind (2012) ausgebaut und in Betrieb:
In den folgenden Bundesstaaten bestehen Projekte, die noch nicht zur Realisierung gekommen sind:
(alles westlich der Donau)
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