Sowjetunion
ehemaliger flächengrößter Staat der Erde von 1922 bis 1991 / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Die Sowjetunion (kurz SU, russisch Советский Союз Sowjetski Sojus; vollständige amtliche Bezeichnung: Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, kurz UdSSR, russisch Союз Советских Социалистических Республик (СССР)ⓘ/? Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik (SSSR)) war ein von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) zentralistisch regierter, föderativer Vielvölker- und Einparteienstaat, dessen Territorium sich über Osteuropa und den Kaukasus bis nach Zentral- und über das gesamte Nordasien erstreckte. Sie wurde am 30. Dezember 1922 durch die Bolschewiki gegründet und durch die Alma-Ata-Deklaration am 21. Dezember 1991 als Union, bestehend aus 15 Unionsrepubliken, aufgelöst. Die völkerrechtlichen Rechte und Pflichten in internationalen Organisationen werden seitdem von der Russischen Föderation wahrgenommen.
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken | |||||
Союз Советских Социалистических Республик | |||||
Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik | |||||
1922–1991 | |||||
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Wahlspruch: Пролетарии всех стран, соединяйтесь! (Transkription: Proletarii wsech stran, sojedinjaites!) Deutsch: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! | |||||
Amtssprache | Russisch (in jeder Sowjetrepublik zusätzlich die jeweilige Nationalsprache: Armenisch, Aserbaidschanisch, Estnisch, Georgisch, Kasachisch, Kirgisisch, Lettisch, Litauisch, Moldauisch (Rumänisch), Tadschikisch, Turkmenisch, Ukrainisch, Usbekisch und Belarussisch sowie andere Nationalsprachen in den autonomen Republiken[1]) | ||||
Hauptstadt | Moskau (seit 12. März 1918 Hauptstadt von Sowjetrussland, später RSFSR, ab 30. Dezember 1922 Hauptstadt der UdSSR) | ||||
Staats- und Regierungsform | Föderale sozialistische Republik mit Einparteiensystem (1922–1924) Föderale leninistische sozialistische Republik mit Einparteiensystem (1924–1927) Föderale marxistisch-leninistische sozialistische Republik mit stalinistischem Einparteiensystem[2][3] (1927–1953) Föderale direktoriale parlamentarische sozialistische Republik mit Einparteiensystem[4] (1953–1990) Föderale semipräsidentielle Republik[5] (1990–1991) | ||||
Staatsoberhaupt | Staatsoberhäupter der UdSSR | ||||
Regierungschef | Regierungschefs der UdSSR | ||||
Fläche | 22.402.223 km² | ||||
Einwohnerzahl | 290.100.023 (1991) | ||||
Bevölkerungsdichte | 13 Einwohner pro km² | ||||
Währung | 1 Rubel = 100 Kopeken ISO 4217 Code = SUR | ||||
Errichtung | 30. Dezember 1922, aus: Sowjetrussland Ukrainischer SSR Weißrussischer SSR Transkaukasischer SFSR | ||||
Endpunkt | völkerrechtliche Auflösung durch Beschluss des Obersten Sowjets der UdSSR am 26. Dezember 1991 | ||||
Nationalhymne | Die Internationale (1922–1944) Gimn Sowjetskowo Sojusa (1944–1991) | ||||
Nationalfeiertag | 9. Mai (Tag des Sieges) 7. Oktober (Tag der Verfassung) 7. November (Tag der Oktoberrevolution) | ||||
Zeitzone | UTC+2 bis UTC+12 | ||||
Kfz-Kennzeichen | SU | ||||
ISO 3166 | SU, SUN | ||||
Internet-TLD | .su | ||||
Telefonvorwahl | +7 (heute von Russland und Kasachstan verwendet) | ||||
Staatsgebiet der Sowjetunion |
Das Kerngebiet (mit 78 % der Fläche 1990) bestand aus der Russischen Sowjetrepublik (RSFSR), die im Zuge der Oktoberrevolution am 7. November 1917 aus dem Kern des Zarenreiches hervorgegangen war und auf welche als unabhängige Russische Föderation nach der Auflösung der Union deren „Verbindungsfaden mit der Außenwelt übergegangen ist“.[6] Die RSFSR hatte zuvor – anders als die übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken – ihrerseits keine Unabhängigkeitserklärung abgegeben,[7] was nicht mit der „Deklaration der staatlichen Souveränität“ der Russischen Föderation vom 12. Juni 1990, der heute als „Tag Russlands“ gefeiert wird, zu verwechseln ist.
Wegen der Dominanz der Russischen Sowjetrepublik wurde die Sowjetunion in den westlichen Ländern sprachlich oft unzutreffend bzw. als rhetorische Figur des pars pro toto vereinfacht mit dem historischen Russland vor 1917 gleichgesetzt oder auch als sogenanntes Sowjetrussland bezeichnet. Die Sowjetbürger wurden verallgemeinernd fälschlich als „Russen“ bezeichnet.
Ausdehnung und Grenzen
Ihre größte Ausdehnung, welche sie bis zur Unabhängigkeit Litauens am 11. März 1990 behielt, erlangte die Union im Verlauf des Zweiten Weltkrieges mit der Einverleibung der baltischen Länder (Estland, Lettland, Litauen), Bessarabiens, Tuwas, des nördlichen Teils Ostpreußens sowie finnischer, polnischer, tschechoslowakischer und japanischer Gebiete. Die Sowjetunion war damit (abgesehen vom Russischen Reich vor 1917, zu dem auch Finnland, Teile Polens, die Nordost-Türkei und bis 1867 Alaska gehörten) in der jüngeren Geschichte der Menschheit der Staat mit dem größten zusammenhängenden Hoheitsgebiet. Sie gehörte zu den größten Herrschaftsräumen der Geschichte.
Die Sowjetunion grenzte nach 1945:
- im Westen an
- im Norden an
- die Barentssee,
- die Karasee,
- die Laptewsee,
- die Ostsibirische See, sowie an
- die Tschuktschensee;
- im Osten an
- das Beringmeer,
- den Pazifischen Ozean,
- das Ochotskische Meer, sowie an
- das Japanische Meer;
- im Süden an
- Nordkorea (19 Kilometer),
- die Volksrepublik China (6513 Kilometer),
- die Mongolei (3485 Kilometer),
- Afghanistan (2264 Kilometer),
- den Iran (2013 Kilometer),
- die Türkei (529 Kilometer) und
- das Schwarze Meer.
Die UdSSR hatte zusammen eine Landesgrenze von insgesamt 19.025 Kilometern Länge und damit etwa 1000 Kilometer weniger als das deutlich kleinere Russland 2008.
Das Territorium der UdSSR umfasste mit 22,4 Millionen Quadratkilometern fast ein Siebtel des Festlandes der Erde. In West-Ost-Richtung erstreckte es sich vom Schwarzen Meer und der Ostsee bis zum Pazifischen Ozean über fast 10.000 Kilometer. Von Norden nach Süden hatte es eine Ausdehnung von fast 5000 Kilometern. Die Sowjetunion berührte 11 der 24 Zeitzonen der Erde.
Auf ihrem Territorium verfügte die Sowjetunion über Kohle und Eisenerz als mineralische Rohstoffe, Erdöl und Erdgas als Energieträger und Rohstoffe der petrochemischen Industrie, Bunt- und Edelmetalle, Wasserkraft und landwirtschaftlich nutzbare Böden, darunter fruchtbare Schwarzerdeböden. Damit besaß das Land alle natürlichen Ressourcen, die eine industrialisierte Volkswirtschaft braucht.
Naturräume
Die naturräumliche Gliederung der Sowjetunion spannte sich von den Gebieten ewigen Eises im Norden bis zu den Wüstengebieten in Zentralasien. Dabei machte der Anteil von Eiswüste und Tundra im Norden 8 Prozent der Gesamtfläche, der Anteil der Wüste und Halbwüste im Süden 10 Prozent der Gesamtfläche, der der Waldgebiete 30 Prozent aus.
Fast die Hälfte des Gebiets der Sowjetunion war Permafrostboden, der im Sommer nur kurz und relativ flach auftaut. Dadurch war die Siedlung mit dem Bau von Häusern, der Anlage der Wasserversorgung und der Errichtung einer klimageeigneten Infrastruktur aufwendig, teuer und schwierig. 27 Prozent des Staatsgebietes waren landwirtschaftlich nutzbar. Damit lag der Anteil deutlich unter dem der USA, deren landwirtschaftliche Nutzfläche 45 Prozent betrug. Der Anteil des Ackerlandes lag bei 10 Prozent (USA: 20 Prozent).
Übersicht
Nach dem Stand der letzten Volkszählung von 1988 hatte die Sowjetunion in ihren 15 Unionsrepubliken 286,717 Mio. Einwohner. Die Russische SFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik) war sowohl flächen- als auch bevölkerungsmäßig die größte, und in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht die dominierende Unionsrepublik.
Entwicklung
Die Anzahl der Einwohner auf dem Gebiet der Sowjetunion nahm 1940 durch Annexion der drei baltischen Staaten und des Moldau-Gebietes sowie aufgrund der Vergrößerung des belarussischen und ukrainischen Gebietes zu Lasten Polens sprunghaft zu. Die sehr hohe Anzahl der Kriegsopfer (Soldaten wie Zivilisten) von 1941 bis 1945 war ursächlich für die Verminderung der Einwohnerzahl.
Republik | 1913 | 1926 | 1939 | 1950 | 1959 | 1966 | 1970 | 1973 | 1979 | 1987 | 1988/ 89[8] |
1991 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Russische SFSR (RSFSR) | 89,900 | 92,737 | 108,379 | 117,534 | 126,561 | 130,079 | 132,151 | 137,410 | 145,311 | 147,386 | 148,548 | |
Ukrainische SSR | 35,210 | 29,515 | 40,469 | 41,869 | 45,516 | 47,127 | 48,243 | 49,609 | 51,201 | 51,704 | 51,944 | |
Belarussische SSR | 6,899 | 4,983 | 8,910 | 8,055 | 8,633 | 9,002 | 9,202 | 9,533 | 10,078 | 10,200 | 10,260 | |
Usbekische SSR | 4,366 | 4,660 | 6,440 | 8,261 | 10,581 | 11,960 | 12,902 | 15,389 | 19,026 | 19,906 | 20,708 | |
Kasachische SSR | 5,565 | 6,037 | 5,990 | 9,154 | 12,129 | 12,849 | 13,705 | 14,684 | 16,244 | 16,538 | 16,793 | |
Georgische SSR | 2,601 | 2,677 | 3,540 | 4,044 | 4,548 | 4,686 | 4,838 | 4,993 | 5,266 | 5,449 | 5,464 | |
Aserbaidschanische SSR | 2,339 | 2,314 | 3,205 | 3,698 | 4,660 | 5,117 | 5,420 | 6,027 | 6,811 | 7,029 | 7,137 | |
Litauische SSR (ab 1940) | 2,880 | 2,711 | 2,986 | 3,128 | 3,234 | 3,392 | 3,641 | 3,690 | 3,728 | |||
Moldauische SSR | 2,056 | 2,452 | 2,290 | 2,885 | 3,368 | 3,569 | 3,721 | 3,950 | 4,185 | 4,341 | 4,366 | |
Lettische SSR (ab 1940) | 1,885 | 2,093 | 2,262 | 2,364 | 2,430 | 2,503 | 2,647 | 2,681 | 2,681 | |||
Kirgisische SSR | 0,864 | 1,002 | 1,458 | 2,066 | 2,652 | 2,933 | 3,145 | 3,523 | 4,143 | 4,291 | 4,422 | |
Tadschikische SSR | 1,034 | 1,032 | 1,484 | 1,981 | 2,579 | 2,900 | 3,194 | 3,806 | 4,807 | 5,112 | 5,358 | |
Armenische SSR | 1,000 | 0,881 | 1,282 | 1,763 | 2,194 | 2,492 | 2,672 | 3,037 | 3,412 | 3,283 | 3,376 | |
Turkmenische SSR | 1,042 | 0,998 | 1,252 | 1,516 | 1,914 | 2,159 | 2,364 | 2,765 | 3,361 | 3,534 | 3,576 | |
Estnische SSR (ab 1940) | 1,052 | 1,197 | 1,285 | 1,356 | 1,405 | 1,465 | 1,556 | 1,573 | 1,582 | |||
Gesamt | 159,200 | 147,028 | 190,678 | 178,500 | 208,827 | 231,868 | 241,720 | 248,626 | 262,085 | 281,689 | 286,717 | 289,943 |
Religion
Die Staatsdoktrin der Sowjetunion war atheistisch. Die Ausübung von Religionen war zeitweise verboten oder unterlag umfangreichen staatlichen Einschränkungen, so gab es z. B. Gesetze gegen das öffentliche Singen religiöser Lieder.
Gehörten um 1920 noch etwa 90 % der Menschen in der russischen SFSR der Russisch-Orthodoxen Kirche an, so sank die Zahl bis 1940 auf unter 30 %. Viele Gläubige waren Repressalien ausgesetzt, wurden gefoltert, erschossen oder nach Sibirien verbannt.
Unter der Führung Lenins wurden von der Sowjetregierung Dekrete und Gesetze (so das „Dekret über die Gewissensfreiheit, die kirchlichen und religiösen Vereinigungen“ vom Januar/Februar 1918 sowie das Liquidierungsgesetz vom 27. Juli 1918, vorgelegt vom Volkskommissar für Justiz Pjotr Stutschka) erlassen, die formalrechtlich freie Religionsausübung gewährten, dabei aber die Kirchen enteigneten. Tatsächlich wurden die Kirchen als Vertreter der alten Ordnung und ihre Anhänger als Konterrevolutionäre gesehen. In der Folge kam es zu Massenhinrichtungen von Priestern der Russisch-Orthodoxen Kirche.[9][10][11]
Unter Josef Stalin wurden tausende Priester in Arbeitslager (Gulag) deportiert. Ebenso wurden in zentralasiatischen Republiken, wo mehrheitlich Muslime lebten, die meisten Moscheen geschlossen und die Religionsausübung ebenfalls verboten.
In Sibirien, vor allem südlich des Baikalsees, leben außerdem zahlreiche Buddhisten. Auch große Teile der koreanischen Minderheit bekannten sich zum Buddhismus.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die strenge staatliche antireligiöse Haltung etwas gelockert. Einige Bischöfe und Priester wurden aus der Haft entlassen. Es wurden einige geistliche Hochschulen sowie Kirchen und Klöster wieder zugelassen. Nach der Machtübernahme von Nikita Chruschtschow wurde eine neue Welle des antireligiösen Kampfes ausgelöst. Chruschtschow versprach, den letzten Priester der Sowjetunion bald im Fernsehen zu zeigen. Unter Michail Gorbatschow in den späten 1980er Jahren wurde die staatliche Haltung wieder etwas lockerer, bis schließlich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion formal Religionsfreiheit gewährt wurde. Diese wurde jedoch unterschiedlich ausgelegt. 2018 stehen noch mindestens fünf Nachfolgerepubliken auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors der Länder mit Christenverfolgung, darunter Usbekistan auf Platz 16 (von 50).
1917 bis 1922: Oktoberrevolution und Bürgerkrieg
Die Führung des zaristischen Russlands wurde mit der Februarrevolution 1917 entmachtet. Die wenige Monate später von den Bolschewiki unter der Führung von Lenin initiierte Oktoberrevolution führte zur Ausrufung der „Russischen Sowjetrepublik“. Nach dem Sieg der Bolschewiki im Russischen Bürgerkrieg wurde im Dezember 1922 die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (kurz Sowjetunion) gegründet, die einen Großteil der Territorien des zerfallenen Russischen Reiches wieder zu einem Staat vereinte. In der Sowjetunion wurde eine zentralwirtschaftliche nachholende Industrialisierung durchgeführt. Ein vorher in vielen Bereichen rückständiges Bauernland, in dem zum Teil mittelalterliche, feudale Produktionsverhältnisse herrschten, sollte innerhalb von 20 Jahren zu einer Industriemacht und zum militärischen Ausgangspunkt der Weltrevolution umgestaltet werden. Dies geschah durch den forcierten, in seiner Ausführung rücksichtslosen Aufbau der Schwerindustrie von 1928 an. Als Grundlage für die Industrialisierungspolitik wurden umfassende Alphabetisierungskampagnen durchgeführt, die auch die Bindung der Bevölkerung an Staat und Partei festigen sollte.
In den frühen Jahren der bolschewistischen Regierung wurde das vormalige Zarenreich von zahlreichen Konflikten auch wirtschaftlich schwer erschüttert. Neben den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs belastete vor allem der langanhaltende Bürgerkrieg die Bevölkerung stark. Während die Bolschewisten nach und nach militärisch die Oberhand gewannen, musste Lenin als Reaktion auf die schwere Krise ab 1921, u. a. die Hungersnot in Sowjetrussland 1921–1922, eine Neue Ökonomische Politik (NEP) einführen, die von der vorherigen ideologischen Linie abwich und größere marktwirtschaftliche Freiheiten für die Bevölkerung bedeutete.
1924 bis 1939: Industrialisierung und Stalinscher Terror
Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, in dem sich der Georgier Josef Stalin, seit 1922 Generalsekretär der Kommunistischen Partei, gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror von 1926 bis 1927 gegen seine Widersacher von „links“ (Leo Trotzki, Grigori Sinowjew und Lew Kamenew) und von 1929 bis 1930 gegen die von „rechts“ (u. a. Nikolai Bucharin) sowie jeden, der im Verdacht stand, mit ihnen zu sympathisieren.
Ab 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahrplänen unterworfen, wobei es zu einer rasanten Industrialisierung des bisherig agrarisch geprägten Landes kam. Die zeitgleiche Zwangskollektivierung der Landwirtschaft unter Bildung von Sowchosen und Kolchosen löste vielerorts großen Widerstand der reicheren und mittleren Bauern aus. Diese wurden als „Kulaken“ diffamiert und von 1929 bis 1933 in der sogenannten Entkulakisierung durch vielfältige Repressionen wie Verhaftungen, Enteignungen, Massendeportationen und Exekutionen rücksichtslos gebrochen. Noch nicht abschließend bewertet ist, inwiefern riesige Hungersnöte, wie sie am härtesten die Ukraine, aber auch Gebiete an der Wolga und die Kasachische SSR trafen, ebenfalls Bestandteil gezielter politischer Maßnahmen Stalins waren. Die Hungersnot in der Ukraine wird unter dem Begriff Holodomor zusammengefasst. Allgemein spielte die Versorgung der Bevölkerung mit Konsumwaren für Stalin eine untergeordnete Rolle; damalige Getreideexporte zur Beschaffung von Material für die Schwerindustrie werden als Hungerexporte bezeichnet.
Seit 1935 eskalierte Stalin die Verfolgungen und Deportationen von Bürgern, die dem System scheinbar oder tatsächlich im Wege standen. Durch die „Stalinschen Säuberungen“ (russisch „Tschistki“) von 1936 bis 1940 wurde ein systematischer Terror gegen die Menschen betrieben, die angeblich gegen das kommunistische Regime Stalins konspirierten. Die Säuberungsaktionen waren oft als gerichtliche Verfolgung getarnt und durch unter Folter erpresste Geständnisse begründet (Schauprozess). Deportationen ganzer Völker der Sowjetunion, ethnische Minderheiten, in Arbeitslager (Gulag) fanden statt. „Kulaken“, Priester und Mönche, kirchliche Laien, Großteile der militärischen Führungsspitze, führende Mitglieder der Partei und selbst Angehörige der Opfer wurden ermordet.
Das Schwarzbuch des Kommunismus gibt etwa 20 Millionen Opfer für die Zeit des Bestehens der Sowjetunion an.[12]
1939 bis 1945: Zweiter Weltkrieg
Im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs scheiterten Verhandlungen Frankreichs und Großbritanniens mit der Sowjetunion über ein gemeinsames Militärbündnis gegen Hitler-Deutschland an wechselseitigem Misstrauen und Interessengegensätzen. Stattdessen schloss die UdSSR in einer dramatischen diplomatischen Wende am 24. August 1939 einen Nichtangriffspakt mit dem Deutschen Reich. Der sogenannte „Hitler-Stalin-Pakt“ verschaffte Deutschland für den Kriegsfall Rückendeckung im Osten und der Sowjetunion die Möglichkeit zur Rückgewinnung von Gebieten, die Russland infolge des Ersten Weltkriegs verloren hatte.
Eine Woche später, am 1. September 1939, löste das Deutsche Reich mit dem Einmarsch in Polen den Zweiten Weltkrieg aus. Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt marschierte die Rote Armee am 17. September 1939 in Polen ein und besetzte die Osthälfte des Landes. Als Begründung dafür gab die sowjetische Führung an, die dort lebenden Belarussen und Ukrainer gegen eine deutsche Bedrohung schützen zu wollen. Bereits am 28. September 1939 jedoch schloss die Sowjetunion einen Grenz- und Freundschaftsvertrag und am 10. Februar 1940 ein Wirtschaftsabkommen mit dem Deutschen Reich. Die Gründe für den Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts werden seither in der Geschichtsforschung diskutiert. Wahrscheinlich ist, dass Stalin in diesem Abkommen eine bessere Möglichkeit sah, den sowjetischen Einfluss in Osteuropa zu vergrößern, als in einem Bündnis mit den Westmächten, die Garantieerklärungen für Polen und Rumänien verlangt hatten. Zudem war die Rote Armee nach den stalinschen Säuberungen der Jahre 1937/38 noch nicht ausreichend für einen Krieg gegen Deutschland gerüstet. Stalin dürfte auf einen Zeitgewinn von mehreren Jahren und einen langen Abnutzungskrieg zwischen Deutschland und den Westmächten wie 1914–1918 gehofft haben.
Die UdSSR nutzte die Handlungsfreiheit, die das Abkommen mit dem Deutschen Reich ihr in Osteuropa gegeben hatte, und begann am 30. November 1939 den Winterkrieg gegen Finnland. Die Sowjetunion wurde daraufhin aus dem Völkerbund ausgeschlossen. Nach anfänglichen Rückschlägen für die Rote Armee musste Finnland sich im Frühjahr 1940 geschlagen geben und Teile seines Staatsgebietes in Karelien abtreten. Diese wurden in die neu geschaffene Karelo-Finnische Sozialistische Sowjetrepublik integriert. Im Juni 1940 annektierte sie zudem die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie die rumänischen Gebiete Bukowina und Bessarabien, das spätere Moldau.
Die unerwartet rasche Niederlage Frankreichs gegen Deutschland im Sommer 1940 verschlechterte die strategische Position der Sowjetunion entscheidend. Hitler stellte die geplante Eroberung Großbritanniens zurück und gab im Dezember desselben Jahres den Befehl zur Planung eines Feldzuges im Osten. Unter dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“ begann die Wehrmacht am 22. Juni 1941 den Krieg gegen die Sowjetunion, der im russischen Geschichtsbewusstsein als „Großer Vaterländischer Krieg“ präsent ist. Am 24. August 1941 besetzte die Sowjetunion zusammen mit Großbritannien das bis dahin neutrale Persien. Trotz des anhaltenden wechselseitigen Misstrauens einigten sich beide Länder sowie die USA in den Konferenzen von Teheran und Jalta auch formell auf ein Bündnis gegen Deutschland.
Im Kampf gegen die Wehrmacht trug die Sowjetunion seit 1941 die Hauptlast. Deutsche Truppen drangen bis weit ins Landesinnere vor. Millionen sowjetischer Soldaten und Zivilisten wurden getötet oder gerieten in Gefangenschaft. Das Land ging aus dem Zweiten Weltkrieg zwar kriegsverwüstet und materiell geschwächt, als einer der Sieger jedoch politisch erheblich gestärkt hervor. Die Sowjetunion galt von 1945 an als Weltmacht und unbestrittene Hegemonialmacht in Osteuropa. In der Potsdamer Konferenz versuchten die Siegermächte, sich auf eine Nachkriegsordnung für Europa zu einigen. Dies gelang jedoch nur zum Teil. Die Koalition zerbrach am gegenseitigen Misstrauen und aufgrund der unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen und politischen Wertvorstellungen. Beide Seiten versuchten nur noch, ihre Einflusssphären zu sichern und womöglich zu vergrößern. Damit begann der Ost-West-Konflikt, der Kalte Krieg.
1945 bis 1985: Kalter Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg sicherte die Sowjetunion den gewonnenen territorialen Machtbereich. Das im Hitler-Stalin-Pakt vereinbarte sowjetische Interessengebiet in Ostpolen sowie das gesamte Baltikum schloss die UdSSR dauerhaft ihrem Staatsgebiet an. Albanien (1948–1961), Bulgarien, Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei und die 1949 gegründete DDR gerieten unter den Machteinfluss der Sowjetunion und wurden als Satellitenstaaten kommunistisch regierte „Volksdemokratien“. 1949 wurde die Sowjetunion Atommacht.
Intern begann der Wiederaufbau und die Reparatur der Kriegsschäden. Die UdSSR hatte zusätzlich mit der Hungersnot im Winter 1946–1947 zu kämpfen, bei der zwischen einer und zwei Millionen Menschen zu Tode kamen.
1953, nach Stalins Tod, wurde Nikita Chruschtschow Erster Sekretär der KPdSU. 1956, auf dem XX. Parteitag der KPdSU, sprach er sich in einer Geheimrede gegen den Stalinismus aus. Er versuchte eine Wende in der sowjetischen Politik mit einer vorsichtigen Liberalisierung („Tauwetter-Periode“) zu erreichen. Der Ungarische Volksaufstand wurde jedoch 1956 von der Roten Armee blutig niedergeschlagen.
Trotz intensiverer diplomatischer Kontakte zu den USA ging der Kalte Krieg weiter. Die Mitgliedstaaten der NATO und des Warschauer Vertrages rüsteten unvermindert gegeneinander auf. Die Kuba-Krise von 1962 brachte die Welt an den Rand eines Atomkrieges. Auf Druck der USA zog Chruschtschow zwar die zur Stationierung auf der Karibikinsel vorgesehenen Atomraketen ab und verhinderte die drohende Eskalation, schaffte es aber gleichzeitig, in einem geheimen Zusatzabkommen den Abzug amerikanischer Jupiterraketen aus der Türkei zu vereinbaren. Damit war die Lage für die Sowjetunion militärisch gesehen nach der Krise besser als vorher, dennoch sah sich die Sowjetunion als Verlierer der Konfrontation. Paradoxerweise sahen sich die Amerikaner ebenfalls als Verlierer der Krise an.
Im Herbst 1957 begann die prestigeträchtige „Eroberung des Weltalls“: mit Sputnik 1 wurde der erste künstliche Satellit in die Erdumlaufbahn gebracht und noch im gleichen Jahr gelang es den sowjetischen Wissenschaftlern, mit dem Hund Laika das erste Lebewesen in den Weltraum zu befördern. 1961 glückte Juri Gagarin mit Wostok 1 der erste Flug eines Menschen in das Weltall.
1964 wurde Chruschtschow durch den konservativen Leonid Breschnew als Erster Sekretär (1966 Generalsekretär) ersetzt. Reformversuchen in anderen kommunistischen Staaten widersetzte sich das Regime vehement. 1968 wurde mit dem Einmarsch von Panzern der Warschauer-Pakt-Staaten die Freiheitsbewegung des Prager Frühlings in der Tschechoslowakei niedergeschlagen. Auch die Verhängung des Kriegsrechts in der Volksrepublik Polen 1980 (Niederschlagung der Reformbewegung der Gewerkschaft Solidarność) geschah unter dem Druck Moskaus. Die UdSSR unterzeichnete jedoch 1975 das KSZE-Abkommen.
1979 eskalierte mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen (bis zu 100.000 Soldaten) der Bürgerkrieg in Afghanistan; es entstand eine neue weltpolitische Krisenzone. Das Land wurde verwüstet, seine Infrastruktur zerstört. Durch die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Mudschaheddin wurden große Flüchtlingswellen ausgelöst; circa 1,2 Millionen afghanische Todesopfer und etwa fünf Millionen Flüchtlinge waren die Folge. Afghanistans Staatspräsident Mohammed Nadschibullah setzte 1986 auf einen Kurs der nationalen Versöhnung. Michail Gorbatschow hielt das sowjetische Engagement in Afghanistan für zu kostspielig und verlustreich. Er trat mit dem Versprechen zur Wahl des obersten Vorsitzenden des Zentralkomitees an, den äußerst unpopulären Krieg zu beenden. 1988 bis 1989 wurden unter seiner Ägide die sowjetischen Truppen abgezogen. Die siegreichen Mudschaheddin, von den US-amerikanischen und pakistanischen Geheimdiensten CIA und ISI organisiert und ausgerüstet, übernahmen die Macht, um sich erneut in bürgerkriegsähnliche Kämpfe zu verstricken. In dieser Lage konnten sich die radikal-islamischen Taliban von Pakistan aus in einem raschen Vorstoß in weiten Teilen des Landes durchsetzen und errichteten Mitte der 1990er Jahre einen islamischen „Gottesstaat“.
1985 bis 1991: Reformen und Auflösung der Sowjetunion
Die wirtschaftliche Entwicklung der Sowjetunion zeigte seit Anfang der 1980er Jahre einschneidende Wachstumsrückgänge. Ab 1985 wurden vom neu gewählten Generalsekretär Michail Gorbatschow erste Reformen eingeleitet. Durch Perestrojka (Umbau) und Glasnost (Offenheit) sollte der Realsozialismus reformiert werden und zu neuem, kritischem Denken führen. Dadurch traten die Probleme des Systems offen zutage, deren öffentliche Diskussion die Position der Zentralregierung schwächte. Die Entwicklung verselbständigte sich und entglitt zunehmend der Kontrolle der Partei, die nicht reagieren konnte, da dem damit einsetzenden Demokratisierungsprozess der institutionelle Rahmen fehlte. Außenpolitisch wurde eine umfassende Politik der Entspannung und Abrüstung eingeleitet. Die von Gorbatschow initiierten Reformen brachten keine Wachstumssteigerung. Weder konnte die Weiterentwicklung der Industrie in großen Kombinaten gefördert werden, noch zogen die wachsenden Investitionsanteile des Agrarsektors eine bessere Lebensmittelversorgung der Bevölkerung nach sich. Die zunehmende Wirtschaftskorruption entzog der Staatswirtschaft wichtige Ressourcen.
Die durch die politischen und wirtschaftlichen Umbrüche entstandene Unsicherheit wurde durch natürliche und technogene Katastrophen verstärkt. 1986 kam es in der Ukraine mit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl zu einer schweren nuklearen Havarie. Am 7. Dezember 1988 ereignete sich das verheerende Erdbeben von Spitak. Dazu kamen schleichende Umweltbelastungen wie die Austrocknung des Aralsees, die flächenhafte Boden- und Vegetationskontamination durch auslaufendes Erdöl in Westsibirien und die Luftverschmutzung über allen großen Industriestädten.
Langsame Zerfallsprozesse
Im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion entstanden ebenso Destabilisierungen im Nationalitätengefüge. Im Dezember 1986 kam es erstmals nach der Ära Breschnew zu schweren ethnischen Konflikten (Scheltoksan-Unruhen), als der kasachische Parteichef Dinmuchamed Kunajew infolge eines gravierenden Korruptionsverdachts durch den von Moskau an die Spitze Kasachstans gesetzten Russen Gennadi Wassiljewitsch Kolbin ersetzt wurde. Anfang 1988 begann der armenisch-aserbaidschanische Bergkarabachkonflikt, aus dem sich der erste Krieg zwischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion entwickelte. Es folgte innerhalb kurzer Zeit die Entstehung einer Vielzahl von neuen Nationalitäten- (Schwarzer Januar, Duschanbe im Februar 1990), Ordnungs- (Minsk 30. Oktober 1988) und Unabhängigkeitskonflikten (9. April 1989 in Tbilissi, Januarereignisse in Litauen 1991, Riga im Januar 1991) innerhalb der Sowjetunion.
In Folge der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR vom 1. Juli 1990 wurde die D-Mark in der DDR eingeführt. Die DDR-Regierung beschloss bereits am 30. Mai 1990, dass mit Einführung der D-Mark in der DDR die Preise frei kalkuliert und Subventionen weitestgehend abgeschafft werden. Das führte wegen der veränderten Preisgestaltung bei den Unternehmen der DDR dazu, dass die Zulieferungen der Unternehmen der DDR in die planwirtschaftlich festgeschriebenen, zur gegenseitigen Bindung geschaffenen Wertschöpfungsketten des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe RGW, die vor allem der Machtsicherung der Moskauer Zentrale dienten, nicht mehr verwirklicht werden konnten. Das Ausscheiden der DDR aus der Wertschöpfungskette führte zur Schwächung und schon bald zum Verfall des RGW und der Macht der Zentrale in Moskau und damit letztlich zum Niedergang der UdSSR.[13]
Der Bruch der Randstaaten der Sowjetunion mit dem Moskauer Zentrum ging weniger vom Volk der in Vielzahl entstandenen kleinräumigen Krisenzentren aus, sondern von den politischen Führungen der Unionsrepubliken. Es waren die sich auf ihre nationale Identität berufenden baltischen Republiken, die den Anfang machten. 1990 und 1991 erklärten Litauen, Lettland und Estland ihre Unabhängigkeit.
Staatsstreich und seine Auswirkungen
Am 19. August 1991, einen Tag, bevor Gorbatschow und eine Gruppe der Führer der Republiken einen neuen Unionsvertrag unterzeichnen wollten, versuchte das Staatskomitee für den Ausnahmezustand, eine Gruppe hoher Funktionäre, die Macht in Moskau zu ergreifen. Bereits am 21. August war der Putsch am Widerstand der Bevölkerung unter Führung von Boris Jelzin gescheitert. Durch den Augustputsch war die Sowjetunion endgültig zerfallen. Die offizielle Auflösung erfolgte jedoch erst zum 26. Dezember 1991, dem Tag der Hinterlegung der Ratifikationsurkunden zum Abkommen von Alma-Ata, durch Beschluss des Obersten Sowjets (wobei selbst unter den einzelnen Nachfolgerepubliken der ehemaligen UdSSR hierbei Uneinigkeit besteht),[14] womit zum 31. Dezember 1991 die Existenz der Sowjetunion offiziell endete.
Nach dem Putsch wurde die KPdSU durch Dekret verboten. Jelzin übernahm die Kontrolle über die Medien und die Schlüsselministerien. Gorbatschow trat als Generalsekretär der KPdSU zurück, blieb jedoch bis zum 25. Dezember 1991 Staatspräsident, als er die Amtsgeschäfte an den Präsidenten der Russischen Föderation, Boris Jelzin, übergab. Am Abend wurde die rote Flagge der Sowjetunion mit Hammer und Sichel vom Dach des Hauses des Ministerrates im Moskauer Kreml eingeholt und die weiß-blau-rote Flagge Russlands aufgezogen.[15][16] Die Unionsrepubliken erklärten ihre Unabhängigkeit von der UdSSR. Schließlich beschlossen elf von ihnen – die baltischen Staaten und Georgien waren nicht zugegen – am 21. Dezember 1991 in Alma-Ata die Auflösung der Union (Alma-Ata-Deklaration). Die Sowjetunion ging damit durch Dismembration in ihre bis dahin noch vorhandenen Gliedrepubliken unter, während diese als Nachfolgestaaten des sowjetischen Völkerrechtssubjekts uno actu den Status völkerrechtsunmittelbarer Staaten erlangten. Die ehemaligen Unionsrepubliken schlossen sich daraufhin in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zusammen. Gleichwohl aber erklärte sich die Russische Föderation, die wiederum völkerrechtlich identisch zur RSFSR ist,[17] ausdrücklich zum „Fortsetzerstaat“[18] der UdSSR, was die Übernahme aller völkerrechtlichen Rechte und Pflichten einbezog – einschließlich des sowjetischen Sitzes im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen – und von ihr in weiteren außenpolitischen wie innerstaatlichen Rechtsakten und Erklärungen immer wieder bestätigt worden ist. Unter breiter Zustimmung blieben somit völkerrechtliche Verträge mit dritten Staaten weiterhin in Kraft.[19]