Neben dem Medaillengewinner Busemann nahmen auch die Deutschen Frank Müller und Dirk-Achim Pajonk teil. Müller beendete den Wettkampf auf Platz vierzehn, Pajonk auf Platz zwanzig.
Der SchweizerPhilipp Huber wurde 28.
Athleten aus Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.
Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Der US-amerikanische Olympiasieger Dan O’Brien blieb mit seinen 8824Punkten allerdings nur um 22Punkte unter diesem Rekord. Zu seinem eigenen Weltrekord fehlten ihm 67Punkte.
Der Zehnkampf wurde nach denselben Regeln wie heute durchgeführt. Die zehn Disziplinen fanden auf zwei Tage verteilt statt. Gewertet wurde nach der auch heute gültigen Punktetabelle von 1985.
Anmerkungen:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Atlanta (UTC−5) angegeben.
Der US-amerikanische Weltmeister und Weltrekordler Dan O’Brien war der Topfavorit für den Olympiasieg. Als weitere Medaillenanwärter gingen der belarussische Vizeweltmeister Eduard Hämäläinen, der kanadische WM-Dritte Mike Smith, der Este Erki Nool als WM-Vierter sowie die beiden Tschechen Robert Změlík, Olympiasieger von 1992, und Tomáš Dvořák, WM-Fünfter, an den Start.
Nach der ersten Disziplin, dem 100-Meter-Lauf, führte der US-Athlet Chris Huffins, der 10,47s erzielt hatte, mit 982Punkten. Sieben Punkte hinter ihm lag O’Brien, weitere achtzehn Punkte zurück folgte der Deutsche Frank Busemann.
Busemann erzielte im Weitsprung mit 8,07m eine neue Bestleistung im Rahmen eines olympischen Zehnkampfes.[2] Damit ging er nach der zweiten Disziplin mit 2031Punkten in Führung. Nool lag mit 1970Punkten auf Platz zwei, O’Brien war mit 1927Punkten Dritter, Huffins Vierter mit 1914Punkten.
Der beste Kugelstoßer war Smith, der mit 16,97m die größte Weite im Rahmen eines olympischen Zehnkampfes erzielte.[3] Busemann und Nool fielen auf die Ränge vier und fünf zurück, während O’Brien die Führung mit 2757Punkten übernahm. Fünfzehn Punkte Rückstand hatte Dvořák auf Platz drei, weitere drei Punkte hinter ihm folgte Huffins, vier Punkte dahinter Busemann. Die Zehnkämpfer lagen noch dicht zusammen.
Mit 2,16m war der Lette Rojs Piziks der beste Hochspringer im Feld. O’Brien baute hier seinen Vorsprung auf 46Punkte aus. Zweiter war Huffins, der vier Punkte vor Busemann lag. Dvořák fiel zwischenzeitlich auf Platz sieben zurück.
Die letzte Disziplin des ersten Zehnkampftags war der 400-Meter-Lauf. Als Einziger blieb O’Brien unter 47Sekunden. Er baute seine Führung weiter aus und hatte nun 124Punkte Vorsprung auf Busemann, der sich an Huffins vorbeischieben konnte. Auch Nool lag nun vor Huffins auf Platz drei. Hinter Huffins folgte der Belarusse Eduard Hämäläinen auf Platz fünf vor Dvořák. O’Briens Halbzeitergebnis war mit 4592Punkten ausgezeichnet, noch viel erstaunlicher waren die 4468Punkte, die Außenseiter Busemann auf seinem Halbzeitkonto hatte.
Busemann erzielte im 110-Meter-Hürdenlauf mit 13,47s eine weitere olympische Bestleistung im Rahmen eines olympischen Zehnkampfes.[4] Damit konnte er den Rückstand auf O’Brien auf 71Punkte reduzieren. 88Punkte hinter Busemann lagen punktgleich auf Rang drei Dvořák und Hämäläinen. Es blieb weiterhin knapp und hochklassig.
Nach dem Diskuswurf vergrößerte O’Brien seinen Vorsprung wieder auf nunmehr 142Punkte. Als Zweiter folgte jetzt Hämäläinen, der sechs Punkte vor Busemann lag. Huffins schob sich wieder vorbei an Dvořák vorbei auf Platz vier. Hinter dem Tschechen lag auf Platz sechs der US-Athlet Steve Fritz, der in dieser Disziplin die beste Weite erzielte.
Die stärksten Stabhochspringer waren Nool, Změlík und der Franzose Sébastien Levicq, die ausgezeichnete 5,40m überquerten. O’Briens Vorsprung blieb unverändert. Busemann hatte weitere 61Punkte verloren und lag nun gemeinsam mit Fritz 67Punkte hinter Hämäläinen auf Rang drei. Es folgten Huffins, Nool und Dvořák.
Dvořák war der einzige Athlet, der im Speerwurf die 70-Meter-Marke übertraf. Damit konnte er sich auf Rang vier vorarbeiten. Er lag nun 25Punkte hinter Fritz und 29Punkte vor Hämäläinen. Busemann erzielte mit 66,86m die zweitbeste Weite, was ihn zurück auf den zweiten Rang brachte. O’Brien hatte jetzt 209Punkte Vorsprung auf Busemann, der wiederum achtzehn Punkte vor Fritz lag. Der Favorit aus den USA hatte sich also deutlich abgesetzt. Im Kampf um die weiteren Medaillen blieb es allerdings bis zum Schluss sehr eng.
Im abschließenden 1500-Meter-Lauf hatte O’Brien einen Vorsprung von umgerechnet ca. dreißig Sekunden auf Busemann. Um seinen eigenen Weltrekord zu verbessern, benötigte O’Brien 711Punkte, umgerechnet eine Zeit von 4:35Minuten. Der US-Amerikaner war kein sehr guter Mittelstreckler, es war abzusehen, dass es schwierig für ihn sein würde, diese Zeit zu erreichen. Aber sein Sieg stand außer Frage.
Der schnellste Läufer war der Schweizer Philipp Huber, der 4:18,15min benötigte. Dan O’Brien verteidigte seine Führung und wurde der elfte US-amerikanische Olympiasieger im Zehnkampf. Silber ging an Frank Busemann, der seinen Rückstand auf 114Punkte verkürzen konnte. Er war die größte Überraschung dieses Zehnkampfs, denn mit ihm hatte niemand so weit vorne gerechnet. Tomáš Dvořák wurde Dritter, er verdrängte Steve Fritz noch um zwanzig Punkte vom Bronzerang. Fünfter wurde Eduard Hämäläinen vor Erki Nool und Robert Změlík.
Dieser Zehnkampf hatte ein außergewöhnlich hohes Niveau. Der olympische Rekord wurde zwar knapp verfehlt, dennoch war Dan O’Briens Ergebnis von hoher Qualität, auch von seinem eigenen Weltrekord blieb er nur 67Punkte entfernt. Die Athleten hinter ihm überzeugten ebenfalls mit ihren Leistungen. Noch der Fünfte übertraf die Marke von 8600Punkten, 22Athleten hatten am Ende mehr als 8000Punkte auf ihrem Konto.
Gerd Rubenbauer (Hrsg.), Olympische Sommerspiele Atlanta 1996 mit Berichten von Britta Kruse, Johannes Ebert, Andreas Schmidt und Ernst Christian Schütt, Kommentare: Gerd Rubenbauer und Hans Schwarz, Chronik Verlag im Bertelsmann Verlag, Gütersloh/München 1996, S.40–43