Simbabwe
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Simbabwe (deutsch üblicherweise [zɪmˈbaːpvə] ausgesprochen; lokale Sprachen und englisch Zimbabwe [zɪmˈbɑːbweɪ]; übersetzt „Steinhäuser“ in der Sprache der Shona) ist ein Binnenstaat im Südlichen Afrika, der als ehemalige britische Kronkolonie Südrhodesien sowie als Sezessionsterritorium kurzzeitig Rhodesien und Simbabwe-Rhodesien hieß.
Republik Simbabwe | |||||
Republic of Zimbabwe (englisch) Nyika yeZimbabwe (ChiShona) Ilizwe leZimbabwe (Nord-Ndebele, isiXhosa) Dziko la Zimbabwe (Chichewa, Chibarwe) Hango yeZimbabwe (Kalanga) Zimbabwe Nù (Tsoa-Khoisan) Inyika yeZimbabwe (Nambya) Nyika yeZimbabwe (Ndau) Tiko ra Zimbabwe (Xitsonga) Naha ya Zimbabwe (Sesotho) Cisi ca Zimbabwe (Chitonga) Naga ya Zimbabwe (Setswana) Shango ḽa Zimbabwe (Tshivenda) | |||||
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Wahlspruch: “Unity, Freedom, Work” (englisch für „Einheit, Freiheit, Arbeit“) | |||||
Amtssprache | Chewa, Chibarwe, Englisch, Kalanga, Khoisan, Nambya, Ndau, Nord-Ndebele, Shangani, Shona, Gebärdensprache, Sotho, Tonga, Tswana, Venda, Xhosa | ||||
Hauptstadt | Harare | ||||
Staats- und Regierungsform | präsidentielle Republik | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Präsident Emmerson Mnangagwa | ||||
Parlament(e) | Nationalversammlung und Senat | ||||
Fläche | 390.757 km² | ||||
Einwohnerzahl | 15,1 Millionen (83.) (2021; Schätzung)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 38 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | + 1,5 % (Schätzung für das Jahr 2021)[2] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2022[3] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,593 (146.) (2021) [4] | ||||
Währung | Simbabwe-Dollar (seit 24. Juni 2019)[5] (ZWL) | ||||
Unabhängigkeit | 18. April 1980 (vom Vereinigten Königreich) | ||||
Nationalhymne | Kalibusiswe Ilizwe leZimbabwe | ||||
Nationalfeiertag | 18. April | ||||
Zeitzone | UTC+2 | ||||
Kfz-Kennzeichen | ZW | ||||
ISO 3166 | ZW, ZWE, 716 | ||||
Internet-TLD | .zw | ||||
Telefonvorwahl | +263 |
Der Name Simbabwe geht auf die heute Groß-Simbabwe genannte Ruinenstätte zurück, die größten vorkolonialen Steinbauten im Südlichen Afrika.[6] Darüber hinaus ist Simbabwe auch für das UNESCO-Weltnaturerbe der Victoria Wasserfälle international bekannt.
Seit der Unabhängigkeit 1980 regierte der ehemalige Guerillakämpfer der Unabhängigkeitsbewegung ZANU Robert Mugabe das Land. 2017 wurde er vom Militär entmachtet und durch seinen Parteikollegen Emmerson Mnangagwa ersetzt.
Simbabwe liegt zwischen den Breitengraden 15° und 23° Süd und den Längengraden 25° und 34° Ost und hat als Binnenstaat keinen eigenen Zugang zum Meer. Es grenzt an Südafrika (225 km), an Botswana (831 km), Sambia (797 km, ehemals Nordrhodesien) und zu Mosambik (1231 km). Der Sambesi bildet die nördliche Grenze zu Sambia, und der Limpopo die südliche zu Südafrika. Simbabwe hat eine Fläche von 390.757 km², wovon 3910 km² Wasser sind. Die Gesamtfläche des Landes entspricht ungefähr der Fläche von Deutschland und Belgien oder der halben Fläche der Türkei. Der höchste Berg, der 2592 m hohe Inyangani, liegt im östlichen Hochland im Nyanga-Nationalpark nördlich von Mutare.
Klima
Simbabwe hat ein subtropisches bis tropisches Klima mit feuchten, teilweise schwül-heißen Sommern (bis über 35 °C) und winterlichen Trockenzeiten mit angenehmer Wärme (um 25 °C). In den höheren Lagen, die den größten Teil des Landes ausmachen, ist die sommerliche Hitze gemäßigt (25 bis 30 °C) und im Winter gibt es ab und zu gemäßigte Nachtfröste (bis −5 °C). Die Regenzeit dauert von November bis März, wobei über 90 % der jährlichen Niederschläge fallen, die im Schnitt 1000 mm betragen. In der Hauptstadt Harare liegt die durchschnittliche Temperatur bei 20 °C, sonst bei 19 bis 22 °C.
Zu den Auswirkungen des Klimawandels in Simbabwe gehört der Rückgang des Niederschlags um 5 % im 20. Jahrhundert (bis 2017); daneben ist ein unbeständigerer Regen zu unterschiedlicheren Zeiten und an anderen Orten sowie eine Zunahme von Dürren und Hitzeperioden zu verzeichnen.[7] In einigen Jahren, wie etwa 2007/2008, kam es zu ungewöhnlich hohen Niederschlägen, die Todesopfer forderten und Ernten bedrohten.[8] 2015/2016 kam es zu einer schweren Dürrekatastrophe.
Flüsse
Simbabwe wird hydrologisch durch die von Südwest nach Nordost verlaufende Ovambo-Kalahari-Simbabwe-Verwerfung (OKZ Axis)[9][10] als zentrale Wasserscheide (Central Zimbabwe Watershed[11]) grob in zwei Hälften geteilt. Das Einzugsgebiet des Sambesi im Norden ist mit gut 50 Prozent das wichtigste. Der Süden entwässert teils in den Limpopo und teils in den Save. Im äußersten Osten sind kleine Gebiete, die in den Buzi und den Pungwe entwässern und ein kleiner Teil im Westen, der in die Makgadikgadi-Salzpfannen abfließt.
Die Eastern Highlands bilden mit dem Inyangani das „Wasserschloss“ des Landes. Mehrere Flüsse haben in diesem Gebiet ihre Quellen.
Umwelt
Bekannte Nationalparks in Simbabwe sind der Hwange National Park, der Mana-Pools-Nationalpark und der Victoria Falls National Park.
Flora und Fauna
Das Land ist fast durchweg von Trockensavanne bedeckt, dominierend sind Miombo- und Mopane-Wälder. Häufig anzutreffen sind außerdem Affenbrot- und Leberwurstbaum sowie Schirmakazien. Das Gras der Savanne ist in der Trockenzeit braun und verdorrt, erreicht zum Ende der Regenzeit eine Höhe von bis zu zwei Metern und ist Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tierarten.
Humangeografie
Provinzen
Simbabwe gliedert sich in acht Provinzen und zwei Metropolregionen mit Provinzstatus (Greater Harare – zur Provinz gehören auch zwei angrenzende Städte – und Bulawayo). Die Provinzen teilen sich in 59 Bezirke und 1200 Gemeinden. Letztere bestehen wiederum meist aus mehreren Ortschaften. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf die Volkszählung vom 17. August 2012.[12][13]
Nr. | Verwaltungseinheit | Fläche in km² |
Einwohner insgesamt |
Einwohner je km² |
---|---|---|---|---|
1 | Bulawayo Province | 0.00479 | 0.0653.337 | 1.197 |
2 | Harare Province | 0.00872 | 02.123.132 | 2.259 |
3 | Manicaland | 036.459 | 01.752.698 | 0.049 |
4 | Mashonaland Central | 028.437 | 01.152.520 | 0.041 |
5 | Mashonaland East | 032.230 | 01.344.955 | 0.042 |
6 | Mashonaland West | 057.441 | 01.501.656 | 0.026 |
7 | Masvingo | 056.566 | 01.485.090 | 0.026 |
8 | Matabeleland North | 075.025 | 0.0749.017 | 0.009 |
9 | Matabeleland South | 054.172 | 0.0683.893 | 0.013 |
10 | Midlands | 049.166 | 01.614.941 | 0.033 |
Simbabwe gesamt | 390.757 | 13.061.239 | 0.033 | |
Quelle: Zimbabwe National Statistics Agency[13] |
Städte
Im Jahr 2021 lebten 32 Prozent der Einwohner Simbabwes in Städten.[14] Die größten Städte (Einwohnerzahlen gemäß Volkszählung 2012) sind Harare (1.485.231), Bulawayo (653.337), Chitungwiza (356.840), Mutare (187.621), Epworth (167.462) und Gweru (157.865).
Demografie
Simbabwe hatte 2021 15,1 Millionen Einwohner.[16] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 1,5 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 29,0 pro 1000 Einwohner[17] vs. Sterbeziffer: 7,7 pro 1000 Einwohner[18]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 3,5, die der Region Ost- und Süd-Afrika betrug 4,3.[19] Die Lebenserwartung der Einwohner Simbabwes ab der Geburt lag 2020 bei 61,7 Jahren[20] (Frauen: 63,2[21], Männer: 60[22]). Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 18,7 Jahren.[23]
Bevölkerungsstruktur
Mehr als 75 % der simbabwischen Bevölkerung gehören dem Volk der Shona an, die hauptsächlich im nordöstlichen Teil des Landes leben. Die zweitgrößte Gruppe der Ndebele (18 %) leben größtenteils im südwestlichen Matabeleland. Außerdem gibt es die Chewa (6 %) und mehrere kleinere Ethnien mit lokal begrenztem Siedlungsraum wie die Tonga am Sambesi sowie die Tsonga und die Venda im Grenzgebiet zu Südafrika.[24]
Mit Beginn der britischen Kolonialherrschaft im 19. Jahrhundert wanderten vermehrt weiße Händler und Farmer aus Großbritannien und Südafrika ein, die Mitte des 20. Jahrhunderts mit einer Viertelmillion knapp 5 % der Gesamtbevölkerung stellten. Im Zuge der Unabhängigkeit und der Umsetzung der Landreform ging deren Zahl jedoch wieder zurück.[25] Darüber hinaus gibt es eine Bevölkerungsgruppe, Coloureds genannt, die aus Verbindungen von Weißen mit der einheimischen schwarzen Bevölkerung hervorging oder Nachfahren von Einwanderern aus Südafrika sind. Ferner gehört eine kleine Minderheit mit familiären Wurzeln im indischen Subkontinent zu Simbabwes Bevölkerung. Insgesamt trugen um 2002 die Einwohner nichtafrikanischer Herkunft bzw. Abstammung mit etwas über 2 Prozent zur Gesamtbevölkerung bei, von denen die meisten im Land geboren worden sind.[26]
Im Jahre 2017 waren 2,4 % der Bevölkerung im Ausland geboren. Die meisten Einwanderer kamen aus Malawi (110.000), Mosambik (90.000) und Sambia (30.000).[27][28]
Religion
90 bis 95 % der Bevölkerung sind Christen[29] und 62 % besuchen regelmäßig den Gottesdienst.[30] Die größten christlichen Gemeinden sind die anglikanische, römisch-katholische und methodistische Kirche. Wie in den meisten anderen ehemaligen europäischen Kolonien mischen sich Reste lokaler Religionen aus der Zeit vor der Christianisierung in den christlichen Glauben. Daneben und teilweise mit christlichen Glaubensinhalten vermischt gibt es traditionelle afrikanische Vorstellungen wie Ahnenkult, Besessenheitskulte wie Mashawe und Heilserwartungen.
Etwa 50.000 Simbabwer und 20.000 Menschen in den Nachbarländern verehren den Himmelsgott Mwari. Über den Monotheismus hinaus hatten diese Lemba seit jeher noch weitere Vorstellungen und Riten mit dem Judentum gemeinsam.
Weniger als 1 % der Bevölkerung sind Muslime.
Sprachen
Mit Änderung der Verfassung 2013 hat Simbabwe 16 gleichberechtigte Amtssprachen: Chewa, Chibarwe, Englisch, Kalanga, Khoisan, Nambya, Ndau, Nord-Ndebele, Shangani, Shona, Sotho, Tonga, Tswana, Venda, Xhosa und die Gebärdensprache.[31]
Gesundheit
Im Jahr 2018 praktizierten in Simbabwe 2,1 Ärzte je 10.000 Einwohner.[32] Die Sterblichkeit bei unter 5-jährigen betrug 2020 53,9 pro 1000 Lebendgeburten.[33]
Weltweit gehört Simbabwe zu den von HIV und AIDS am stärksten betroffenen Ländern. Rund ein Siebtel der erwachsenen Bevölkerung ist nach offiziellen Angaben von der Krankheit betroffen. Die Rate der HIV-Infizierten konnte jedoch von Mitte der 1990er Jahre bis 2017 halbiert werden. Fast 80 % aller mit HIV infizierten Jugendlichen sind Frauen. Eine spezifische soziale Randgruppe sind die sogenannten AIDS-Waisen.
Vorkoloniale Geschichte
Vor etwa 2000 Jahren (Eisenzeit) begannen Völker der Bantu in dieses Gebiet zu migrieren. Dies schließt auch die Vorfahren der Shona mit ein, die heute mit circa 76 % den größten Teil der Bevölkerung stellen. Zur Zeit des europäischen Mittelalters schufen hier Bantu, Vorfahren der heutigen Shona, eine Zivilisation, deren bedeutendstes Zeugnis die Ruinen von Groß-Simbabwe sind. Wichtige Quelle des Reichtums war der Handel mit der ostafrikanischen Küste, wo seit dem frühen 10. Jahrhundert regelmäßig muslimische Handelsleute verkehrten, alsbald auch Niederlassungen gründeten. Von deren Swahili-Kultur unterschied sich die Simbabwe-Kultur dabei deutlich. Mitte des 15. Jahrhunderts verlagerten sich die Zentren der Simbabwe-Kultur, und an der Küste wurden die Swahili-Händler immer mehr von Portugiesen verdrängt, die auch schon einen – vergeblichen – Versuch unternahmen, einen Teil des Landes zu erobern. 1837 wurden die Shona-Staaten von den Ndebele unterworfen, die im Zuge der Mfecane aus dem heutigen Südafrika nach Norden gewandert waren.
Koloniale Herrschaft
Ab 1893 erwarb Cecil Rhodes das Ndebeleland und überließ die Förderung der Bodenschätze, das fruchtbare Land und die Nutzung der Arbeitskraft der Einheimischen nach blutigen Eroberungskriegen den britischen Einwanderern. Nach ihm benannt, entstand im Binnenland des südlichen Afrika die Kolonie Rhodesien, die 1911 in Nordrhodesien (heute Sambia) und Südrhodesien, das heutige Simbabwe, geteilt wurde. Dieser durch sein mildes Klima begünstigte Teil wurde 1922 zur Siedlungskolonie. Mit dem Landgesetz von 1930 verfügte die britische Kolonialverwaltung, dass der Landbesitz, insbesondere in den fruchtbarsten Regionen des Landes, ausschließlich den weißen Kolonisten vorbehalten war. An den Wahlen von 1930 durften Männer und Frauen teilnehmen. Da aber das aktive und passive Stimmrecht an Bildungskriterien und finanzielle Voraussetzungen, nämlich an das Zahlen von Einkommensteuer oder an Grundbesitz, gebunden war, stimmten weniger als 2000 weibliche und männliche Schwarzafrikaner ab.[34][35] Die Landwirtschaft der afrikanischen Ureinwohner wurde in unfruchtbare Regionen verdrängt. Wer aus dem Mutterland einwandern durfte, bestimmte die koloniale Selbstverwaltung. Europäische Flüchtlinge waren unerwünscht, sodass eine hierdurch mögliche Aufstockung der weißen Bevölkerung nach 1945 ausblieb.
Vom 1. August 1953 bis zum 31. Dezember 1963 war das Gebiet von Südrhodesien zusammen mit Nordrhodesien und Njassaland (heute Malawi) Teil der Föderation von Rhodesien und Njassaland. Damals wurde das Wahlrecht in Simbabwe erstmals auf schwarze Frauen ausgeweitet.[36] Vor 1957 konnten nur Männer und europäische Frauen wählen. Ab 1957 wurde verheirateten schwarzen Frauen ein eingeschränktes Frauenwahlrecht zugestanden und nach und nach erweitert.[37] Es gab für die Registrierung zur Wahl eine spezielle Liste für schwarze Frauen, in die diese unter bestimmten Voraussetzungen (Bildung, Vermögen) aufgenommen wurden.[36]
Die Frauen wurden wahlrechtlich so behandelt wie ihre Männer; bei Mehrfachehen galt dieses Privileg aber nur für die erste Frau.[38] Ehefrauen mussten die englische Sprache lesen und schreiben und einen Schulbesuch nachweisen können.[38] Um für eine Wahl registriert werden zu können, musste eine Person eine der vier folgenden Anforderungen erfüllen: Jahreseinkommen von mindestens 720 £ oder Grundbesitz von mindestens 1500 £; Jahreseinkommen von 3480 £ sowie Grundbesitz im Wert von 1000 £ plus eine abgeschlossene Primarbildung, die die vorgeschriebenen Standards erfüllte; religiöse Führerschaft, nachdem die Person eine bestimmten Ausbildung durchlaufen hatte, eine gewisse Amtszeit nachweisen konnte und nur, wenn kein anderer Beruf ausgeübt wurde; politische Führer (chiefs) nach gesetzlichen Maßgaben.[38] Diese komplexen Voraussetzungen für die Gewährung des Wahlrechts wurden in die Verfassung von 1961 aufgenommen. Der Schwarzen Bevölkerung wurden 15 reservierte Parlamentssitze zugestanden.[36] Etwa 50 000 Schwarze konnten damals eine beschränkte politische Macht ausüben.[36]
Nach der Auflösung der Föderation von Rhodesien und Njassaland blieb Südrhodesien bis 1965 eine britische Kolonie.
Einseitig erklärte Unabhängigkeit
Während im benachbarten Nordrhodesien und Njassaland schwarze Mehrheitsregierungen die Macht ergriffen, erklärte – stark ermutigt von der an einer Apartheidpolitik interessierten südafrikanischen Regierung – eine weiße Minderheitsregierung unter Ian Smith am 11. November 1965 einseitig die Unabhängigkeit als „Rhodesien“, das zunächst innerhalb der Monarchie unter der Krone verblieb. Die britische Regierung hatte sich den Unabhängigkeitsbestrebungen wegen der unzureichenden politischen Beteiligungsmöglichkeiten der schwarzen Mehrheitsbevölkerung in der Kronkolonie entgegengesetzt und erklärte demzufolge diesen Schritt für illegal. Der 1963 gegründete Geheimdienst Central Intelligence Organisation, dem bis heute die Verfolgung von Oppositionellen vorgeworfen wird, wurde beibehalten. Die 1965 erklärte Unabhängigkeit wurde außer von Südafrika von keinem anderen Staat anerkannt.
1969 wurde eine neue Verfassung vorgestellt.[36] Diese beschnitt die Rolle der schwarzen Wählerschaft, vor allem die der Frauen, denn die Hälfte der für Schwarze reservierten Sitze wurde durch ein von Männern besetztes Wahlmännergremium vergeben.[36] Erst 1978 wurde das allgemeine aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt.[39][40]
(Süd-)Rhodesien war entsprechend der Entwicklung in den anderen britischen Siedlungskolonien formal eine parlamentarische Demokratie, in der jedoch der schwarzen Bevölkerungsmehrheit erst 1978 vergleichbare politische Teilnahmerechte gewährt wurden. An der Spitze der Regierung stand ein Premierminister. Staatsoberhaupt war zunächst nach der einseitigen Erklärung der Unabhängigkeit am 11. November 1965 weiterhin die britische Königin, vertreten durch einen Officer Administering the Government of Rhodesia, ab Inkrafttreten der republikanischen Verfassung am 2. März 1970 ein Präsident.
Unabhängigkeit (seit 1980)
Am 18. April 1980 erlangte das Land als Simbabwe auf der Grundlage des zuvor zwischen den verschiedenen Parteien ausgearbeiteten Lancaster-House-Abkommen die international anerkannte Unabhängigkeit. Das Lancaster-House-Abkommen vom 21. Dezember 1979 umfasste unter anderem eine vorübergehende Rückkehr unter die britische Herrschaft (Gouverneur: Lord Christopher Soames), eine neue, parlamentarische Verfassung sowie mehrere, auf sieben bis zehn Jahre ausgelegte Garantien für die weiße Minderheit, u. a. die Reservierung von 20 % der Parlamentssitze ausschließlich für Weiße.[41] Noch im Unabhängigkeitsjahr, am 25. August, wurde das Land in die Vereinten Nationen (UNO) aufgenommen.[42]
Beginn der Präsidentschaft Mugabes
Die parlamentarische Regierungsform wurde nach 1980 zunächst beibehalten; Präsident war Canaan Banana, Regierungschef Robert Mugabe. Die Legislative bestand aus dem House of Assembly mit 100 auf fünf Jahre gewählten Abgeordneten, von denen 20 Mandate bis 1987 für die weiße Bevölkerungsminderheit reserviert waren, und dem bis 1989 bestehenden Senat, dessen 40 Mitglieder mehrheitlich vom House of Assembly gewählt und ein kleinerer Teil von den Stammeshäuptlingen nominiert und vom Präsidenten ernannt wurden. Auch hier waren bis 1987 20 % der Mandate der weißen Minderheit vorbehalten. Mit den Jahren begann Mugabe das Land zunehmend autokratisch und diktatorisch zu führen, auch mit Hilfe des von der Vorgängerregierung übernommenen Geheimdienstes Central Intelligence Organisation. Zum Jahreswechsel 1987/1988 wurden in Simbabwe Verfassungsänderungen eingeleitet, die nach Ansicht von Beobachtern auf längere Sicht auf die Bildung eines sozialistisch orientierten Einparteienstaates abzielten.[43] Simbabwe wurde in eine Präsidialrepublik umgewandelt, die Position des Premierministers wurde abgeschafft; der Amtsinhaber wurde Staatspräsident mit den Befugnissen eines Regierungschefs.
Nach Amtsantritt 1980 förderte die Regierung Mugabe Kleinbauern und startete mehrere Regierungsprogramme, unter anderem im Gesundheits- und Bildungsbereich. Die Wirtschaftsleistung der Kleinbauern nahm zu (3,6 % Wachstum pro Jahr). Erfolge wurden auch bei den anderen Programmen erzielt und soziale Indikatoren verbesserten sich enorm. So sank z. B. der Anteil der Kinder mit Mangelernährung von 22 % (1980) auf 12 % (1990).[44]
In den 1980er Jahren fand der Gukurahundi statt, bei dem mehr als 10.000 Ndebele-Zivilisten von der simbabwischen Armee getötet wurden.[45]
Die Lebenserwartung stieg zwischen 1980 und 1990 deutlich, die Kindersterblichkeit ging von 86 Promille auf 49 zurück.[44] Problematisch blieb in Bezug auf die Arbeitslosigkeit die Wirkung des hohen Bevölkerungswachstums, wenngleich sich die Anzahl der Beschäftigten von 1980 bis 1991 um über 20 % erhöhte.[46] Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum pro Jahr von 1980 bis 1989 betrug 4,5 % des BIP (unter der Vorgängerregierung 1966–1979: 3,8 %).[47]
Seit 1990 wird der Präsident in direkten Wahlen für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Ab 1991 veränderte die Regierung unter Mugabe im Rahmen eines Strukturanpassungsprogramms der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds ihren wirtschaftspolitischen Kurs deutlich hin zu einer Liberalisierung und Deregulierung der Märkte. Die Begründung für die Politik bildete das Anstreben von mehr Auslandsinvestitionen durch internationale Unternehmen. Die Regierungsprogramme wurden mit einem Austeritätsprogramm deutlich gekürzt. Die Weltbank nahm in ihrem Bericht von 1995 zu den Wirkungen selbst kritisch Stellung: „Große Teile der Bevölkerung, darunter viele Kleinbauern und Kleinbetriebe, fanden sich in einer gefährdeten Position mit eingeschränkten Möglichkeiten, auf die neuen Marktbedingungen zu antworten.“ Als Grund gab der Bericht den mangelnden Zugang zu natürlichen, technischen und finanziellen Ressourcen sowie die Schrumpfung der öffentlichen Dienstleistungen für die Bevölkerung an.[48] Auch die Anzahl der Beschäftigten ging deutlich zurück[46] und die Wirtschaft stagnierte. Lediglich das Bildungssystem blieb auf einem für Entwicklungsländer hohen Niveau.
Als Mugabes Verfassungsentwurf 2000 in einem Referendum von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wurde, sahen die Politiker der ZANU-PF ihre Macht zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit ernsthaft bedroht. Die Regierung reagierte mit Angriffen und Repressionen gegen zahlreiche Organisationen, von Oppositionsparteien über Verbände und Gewerkschaften bis hin zu den Landarbeitern.[49]
Landreform
Die Landreform zur Umverteilung des Agrarlandes von den weißen Nachfahren der kolonialen Siedler zur schwarzen Bevölkerung wurde in den ersten Jahren der Unabhängigkeit aufgrund einer Klausel im Lancaster-House-Abkommen erschwert. Demnach durften Agrarflächen nur enteignet werden, wenn die Eigentümer bereit waren, das Land zu verkaufen, obwohl das Land während der Kolonialzeit gewaltsam angeeignet worden war. Dieser Versuch der Landreform auf Basis des „Willing Seller, Willing Buyer“ Prinzips gilt weitgehend als gescheitert, da nur wenige Farmer ihr Land verkaufen wollten und in den ersten zehn Jahren nur 3 Millionen von ursprünglich geplanten 8 Millionen umverteilt wurden.[50]
Im Jahr 2000 wurde die Landreform schließlich gewaltsam durchgeführt. In mehreren Schritten hat Präsident Robert Mugabe seit dem Jahr 2000 rund elf Millionen Hektar Land der weißen Farmer enteignet und neu verteilt – offiziell an rund 300.000 Kleinbauern, während die Weißen nach dem sogenannten Land Acquisition Act für die Besitztümer auf dem Land entschädigt werden sollten. Viele Höfe gingen jedoch ohne eine Entschädigungszahlung an Politiker von Mugabes Regierungspartei ZANU-PF. Viele weiße Siedler flüchteten oder wurden vertrieben, Vieh und Maschinen der Farmen wurden geplündert.[51][52] Durch diese Art der „Landreform“ verwandelte sich der einstige „Brotkorb“ Afrikas in ein von Hungersnöten und Unterernährung geplagtes, dauerhaft von Lebensmitteleinfuhren abhängiges Land.[53] Dadurch bedingt leiden zudem große Teile der Bevölkerung unter Arbeitslosigkeit; die Geldwirtschaft wird durch eine galoppierende Inflation beeinträchtigt. Handelnder Güterverkehr ist weitgehend nur noch durch Tauschgeschäfte möglich, der allgemeine Versorgungsgrad ist auf Subsistenzniveau gesunken.[54][55] 2005 wurde als zweite Kammer der Legislative der Senat wiedereingeführt. Die Mitglieder der Oppositionsparteien – vor allem Anhänger des Movement for Democratic Change (MDC) – und andere regierungskritische Personenkreise wurden zunehmend eingeschüchtert und mitunter getötet. So konnte die Regierung ihren unmittelbaren Einfluss auf die übrige Landbevölkerung wieder verstärken und die Arbeiter dem (politischen) Einfluss der Opposition, vornehmlich des MDC, entziehen. Da die MDC dennoch weiter an Popularität gewann, etablierte die Regierung unter Robert Mugabe eine konsequente Diktatur. So wurden Justiz und Medien gleichgeschaltet, Meinungs- und Versammlungsfreiheit dramatisch eingeschränkt und massive Maßnahmen gegen politisch Andersdenkende ergriffen.
Nach Einschätzung der wenigen zugelassenen unabhängigen Wahlbeobachter waren konsequenterweise sowohl die Ergebnisse der letzten beiden Parlamentswahlen als auch die der Präsidentschaftswahl 2002 in erheblichem Umfang gefälscht. Auch die folgende Zerstörung von ärmeren Stadtvierteln („Operation Murambatsvina“) mit hoher MDC-Wählerschaft schlug international Wellen. Die Umstände der Wahl führten noch im selben Jahr zur Suspendierung Simbabwes aus dem Commonwealth of Nations. Mugabes konsequentes Missachten der internationalen Kritik führte zur Isolierung des diktatorischen Regimes, was – durch die Unzufriedenheit der Bevölkerung verstärkt – die Wirtschaft Simbabwes an den Rand des Zusammenbruchs brachte.
Koalition zwischen ZANU-PF und MDC (2009-13)
Bei der Präsidentschaftswahl am 29. März 2008 kandidierte der zu diesem Zeitpunkt 84-Jährige Mugabe für eine sechste Amtszeit. Neben dem ehemaligen Finanzminister Simba Makoni trat auch der Oppositionsführer Morgan Tsvangirai von der MDC bei den Wahlen an. Gleichzeitig mit dem Präsidenten wurden die Parlamente neu gewählt. Da Umfragen einen Sieg der Opposition vorausgesagt hatten, stand die Wahl auch im internationalen Blickfeld, doch wurden nur wenige Wahlbeobachter zugelassen. Nach Verzögerungen bei der Stimmauszählung rief sich die Opposition vorzeitig zum Wahlsieger aus. Erste Hochrechnungen vom 2. April sagten einen Sieg der MDC sowie die absolute Mehrheit ihres Präsidentschaftskandidaten voraus. Nach den offiziellen Wahlergebnissen aus Harare konnte jedoch keiner der beiden Kandidaten eine absolute Mehrheit erlangen. Tsvangirai wollte zur Stichwahl gegen Mugabe antreten, zog aber, infolge von fortgesetzten, massiven Repressionen und Gewaltakten gegen MDC-Mitglieder durch das Mugabe-Regime, seine Kandidatur Ende Juni 2008 zurück, so dass Mugabe mit großer Mehrheit wiedergewählt wurde. Am 15. September 2008 einigten sich die beiden verfeindeten Politiker Mugabe und Tsvangirai in Harare unter Vermittlung des südafrikanischen Staatspräsidenten Thabo Mbeki auf eine Machtteilung.
Daraufhin wurden im Februar 2009 Tsvangirai als Ministerpräsident und Mugabe erneut als Präsident vereidigt.[56] Die Regierungsbildung verzögerte sich jedoch, nachdem der designierte Vize-Landwirtschaftsminister, Roy Bennett (MDC), unter dem Vorwurf des Terrorismus von der Polizei verhaftet worden war.[57] Am 6. Oktober 2009 bot Mugabe im Parlament in Harare den westlichen Regierungen „kooperative Beziehungen“ an. Zur Bedingung machte er die Aufhebung der Sanktionen gegen Simbabwe.[58] Unter der Einheitsregierung setzte sich die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes zunächst fort.[59] Die Gewalt nahm allerdings ab und die Wirtschaftssituation hat sich seit 2010 wieder etwas verbessert.[60] Anfang 2011 lebten rund drei Millionen Simbabwer in Südafrika.[61] Ein Ziel der gemeinsamen Regierung war die Erstellung eines Verfassungsentwurfs, über den am 16. März 2013 abgestimmt wurde. Der Entwurf wurde mit 95 % der rund drei Millionen Stimmen angenommen.[62][63]
Für Aufsehen sorgte 2008 ein Schiff, das Waffen und Munition liefern sollte, die Simbabwe in China gekauft hatte. Als bekannt wurde, dass die An Yue Jiang im Hafen von Durban (Südafrika) gelöscht werden sollte, kam es dort zu einem Aufruhr in der öffentlichen Meinung, weil befürchtet wurde, dass die Waffen gegen die Bevölkerung eingesetzt werden. Die Hafenarbeiter weigerten sich, die Ladung zu löschen, die auf dem Landweg nach Simbabwe transportiert werden sollte. Das Schiff musste schließlich am 25. April 2008 mitsamt der Ladung wieder nach China zurückkehren, obwohl die südafrikanische Regierung die Ladung zunächst nach Simbabwe passieren lassen wollte. Auch andere Staaten weigerten sich, die Lieferung über ihr Territorium entladen und transportieren zu lassen. Dieser Ausgang der „An Yue Jiang-Affäre“ wurde als Erfolg der südafrikanischen Zivilgesellschaft betrachtet.[64]
Ab August 2008 breitete sich in Simbabwe eine Choleraepidemie aus, die am 4. Dezember 2008 zur Ausrufung des nationalen Ausnahmezustands führte. Bis zum 16. März 2009 wurden bereits mehr als 90.000 Krankheitsfälle und rund 4.030 Tote gezählt.[65]
Die Präsidentschafts- und Parlamentswahl am 31. Juli 2013 war erneut von erheblichen Betrugsvorwürfen begleitet, etwa gefälschten Wählerverzeichnissen und abgewiesenen Wählern. Erneut standen sich Mugabe und Tsvangirai als Kandidaten gegenüber. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon lobte den weitgehend friedlichen Ablauf der Wahlen und rief dazu auf, dass den Vorwürfen auf den „etablierten Kanälen“ nachgegangen werde.[66] Bereits am Tag nach der Wahl, vor Auszählung der Mehrzahl der Stimmen, rief sich Mugabe zum Sieger aus.[67] Am 3. August wurde Mugabe nach Auszählung der Stimmen des ersten Wahlgangs mit ca. 61 % der Stimmen offiziell zum Wahlsieger erklärt, Tsvangirai unterlag mit ca. 34 %.[68] Im Parlament erlangte die ZANU-PF mit 197 der 270 Sitze[69] eine Zweidrittelmehrheit, die ihr auch Verfassungsänderungen erlaubt. Tsvangirai kündigte eine juristische Anfechtung der Wahl und einen Boykott der Regierung an. Die Wahlbeobachter der Afrikanischen Union berichteten in einem vorläufigen Bericht zwar von „Unregelmäßigkeiten“, sahen aber einen Fortschritt gegenüber den Wahlen von 2008. Die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft (SADC) bezeichnete die Wahlen vorläufig als “free and peaceful” (deutsch: „frei und friedlich“), nicht jedoch als „fair“, was die SADC in ihrer Wahlbeobachtung zum Ziel erklärt hatte.[70][71][72]
Absetzung Robert Mugabes (2017)
Nachdem der über 90-jährige Mugabe keine Bereitschaft erkennen ließ, das Präsidentenamt zu übergeben, und es Anzeichen dafür gab, dass er seine Ehefrau Grace Mugabe zu seiner Nachfolgerin aufbauen wollte, wurde die Kritik an seiner Amtsführung auch aus den Reihen der ZANU-PF immer lauter. Am 15. November 2017 übernahm das Militär Simbabwes die Kontrolle über das Land. Mugabe trat schließlich am 21. November 2017 zurück. Am 24. November 2017 wurde Mugabes Parteifreund Emmerson Mnangagwa als neuer Präsident eingesetzt, jahrzehntelang ein enger Weggefährte Mugabes.[73]