Innsbruck
Landeshauptstadt von Tirol / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Liebe Wikiwand-AI, fassen wir uns kurz, indem wir einfach diese Schlüsselfragen beantworten:
Können Sie die wichtigsten Fakten und Statistiken dazu auflisten Innsbruck?
Fass diesen Artikel für einen 10-Jährigen zusammen
Innsbruck (im lokalen Dialekt Innschbrugg ausgesprochen) ist eine Großstadt im Westen Österreichs und Hauptstadt des Bundeslandes Tirol. Wahrzeichen der alten Hauptstadt der Gefürsteten Grafschaft Tirol ist das Goldene Dachl.
Statutarstadt Innsbruck | ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Tirol | |
Politischer Bezirk: | Statutarstadt | |
Kfz-Kennzeichen: | I | |
Fläche: | 104,91 km² | |
Koordinaten: | 47° 16′ N, 11° 24′ O47.26722222222211.392777777778574 | |
Höhe: | 574 m ü. A. | |
Einwohner: | 131.358 (1. Jän. 2023) | |
Bevölkerungsdichte: | 1252 Einw. pro km² | |
Postleitzahlen: | 6010 bis 6040, 6080 | |
Vorwahl: | 0512 | |
Gemeindekennziffer: | 7 01 01 | |
NUTS-Region | AT332 | |
UN/LOCODE | AT INN | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Maria-Theresien-Straße 18 6020 Innsbruck | |
Website: | www.innsbruck.at | |
Politik | ||
Bürgermeister: | Georg Willi (GRÜNE) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2018) (40 Mitglieder) |
||
Lage von Innsbruck | ||
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap | ||
Blick auf den Innsbrucker Dom | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Mit 131.358 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) ist Innsbruck die bevölkerungsreichste Stadt Tirols und zugleich fünftgrößte Stadt Österreichs (nach Wien, Graz, Linz und Salzburg). In ihrem Ballungsraum leben rund 300.000 Menschen.[2] Zusätzlich haben etwa 30.000 Studenten der Innsbrucker Universität, der Medizinischen Universität Innsbruck und sonstige Personen hier einen Nebenwohnsitz; täglich wurden 2019 rund 3000 Übernachtungen von Städtetouristen gebucht.
Der transparente Ortsname verweist auf die Siedlungsentstehung an einer Brücke über den Inn. Aufgrund ihrer Rolle als ehemalige Hauptstadt der dreisprachigen Gefürsteten Grafschaft Tirol bestehen ein ladinisches (Dispruch) sowie ein veraltetes italienisches Exonym (Isprucco).
Geografische Lage
Innsbruck liegt zentral im Nordtiroler Inntal, wo das Wipptal südwärts Richtung Brennerpass abzweigt, und dementsprechend auch am Aufeinandertreffen von Inn und Sill. Wenige Kilometer westlich von Innsbruck stellt die Einmündung der Melach in den Inn zwischen den Orten Unterperfuss und Kematen in Tirol die Trennlinie zwischen dem westlichen Oberinntal und dem östlichen Unterinntal dar.
Die Stadt wird im Norden eingegrenzt von der Nordkette, der südlichsten der vier großen Gebirgsketten im Karwendel, und im Süden von den Vorbergen der alpinen Zentralkette (Patscherkofel).
Stadtgliederung und Ausdehnung des Stadtgebiets
Innsbruck gliedert sich in neun Katastralgemeinden und Ortschaften, die aus ehemals selbständigen Gemeinden oder Gemeindeteilen gebildet wurden. Diese Katastralgemeinden bilden auch die Stadtteile Innsbrucks (§ 2 (2) Stadtrecht Innsbruck).
Die Katastralgemeinden sind noch in 20 Statistische Stadtteile (seitens der Stadtverwaltung), 42 statistische Bezirke und 178 statistische Zählsprengel (für die österreichweite amtliche Statistik) unterteilt. Diese Bezeichnungen werden zum Teil auch im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet, die Zählsprengel sind schlicht nummeriert.[3] Ausnahmen stellen die Stadtteile Hungerburg, Gewerbegebiet Mühlau/Arzl und Olympisches Dorf dar, welche auf zwei Katastralgemeinden aufgeteilt sind.
Folgend sind die Katastralgemeinden und Ortschaften mit einer Unterteilung in weitere Stadtteile angegeben (Fläche Stand 31. Dezember 2019;[4] Einwohner Stand 1. Jänner 2023[5]):
KG / Ortschaft | Fläche in ha | Einw. | Stadtteile |
---|---|---|---|
Amras | 0.491,57 | 5.591 | Roßau |
Arzl | 2.096,96 | 11.279 | Neuarzl, Olympisches Dorf |
Hötting | 4.473,39 | 34.818 | Höttinger Au, Hötting West, Hungerburg (Hoch-Innsbruck), Sadrach, Allerheiligen, Kranebitten |
Igls | 0.554,17 | 2.582 | |
Innsbruck | 0.307,62 | 20.450 | Dreiheiligen-Schlachthof, Innenstadt, Mariahilf-St. Nikolaus, Saggen |
Mühlau | 1.146,21 | 5.597 | Hungerburg (Hoch-Innsbruck) |
Pradl | 0.380,07 | 33.222 | Pradl, Reichenau |
Vill | 0.366,82 | 513 | |
Wilten | 0.674,21 | 17.306 | Mentlberg, Sieglanger, Wilten West |
Das Gebiet der Stadt Innsbruck von West nach Ost erstreckt sich über einen großen Teil des Inntals, neben dem bebauten Talboden auch über viel Bergraum.
Im Süden dehnt sich das Stadtgebiet über einen Teil des südöstlichen Mittelgebirges bis zum Abhang des Patscherkofels (2246 m ü. A.) aus, der jedoch nicht innerhalb der Gemeindegrenzen liegt.
Zum Stadtgebiet gehören auch noch ein Teil der Nordkette vom Kleinen Solstein (2637 m ü. A.) bis zur Rumer Spitze (2454 m ü. A.). Vom Hafelekarhaus (2269 m ü. A.), das mit der Nordkettenbahn erreichbar ist, führt ein Weg in etwa zehn Minuten zur 2334 m hohen Hafelekarspitze.
Außerdem gehören heute fast[6] das ganze obere Gleirschtal, ein Nebental des Hinterautals östlich von Scharnitz, sowie das vom Gleirschbach durchflossene Samertal und das Kleinkristental, die beide nördlich der Nordkette liegen, zum Gemeindegebiet der Stadt. Dieses umfasst die Möslalm (1262 m ü. A.) sowie einen Teil der Gleirsch-Halltal-Kette vom Hohen Gleirsch (2492 m ü. A.) bis zur Sonntagkarspitze (2575 m ü. A.). Die 2642 m ü. A. hohe Westliche Praxmarerkarspitze bildet dabei den höchsten Punkt des Stadtgebiets. Dieses Gebiet ist auf Fahrwegen nur von Scharnitz erreichbar, wobei eine Rechtmäßigkeit der Aneignung dieser über der Wasserscheide liegenden Gemeindegebiete durch die Stadt Innsbruck (Gemeindegebiet von Scharnitz) bisher unklar ist.[7]
Dieser Raum umfasst etwa 30 km², also 1⁄3 des ganzen Stadtgebiets. Zusammen mit der Südflanke der Nordkette über der Stadt und den Vorbergen im Süden ist über die Hälfte des Stadtgebietes unbesiedeltes Bergland. Etwa 4.000 Hektar (40 km², 2⁄5) sind Waldfläche.[8]
Im Stadtgebiet liegen – ebenso für eine Großstadt besonders – auch etliche Almen, von denen sechs, Arzler Alm, Bodensteinalm, Froneben, Höttinger Alm, Umbrüggler Alm und Möslalm, im Besitz der Stadt Innsbruck sind.[8]
- Quellen: Stadt Innsbruck, Referat Statistik und Berichtswesen; Statistik Austria (STAT): Ortsverzeichnis
Nachbargemeinden
Das Stadtgebiet von Innsbruck grenzt an folgende 14 Gemeinden, die alle im Bezirk Innsbruck-Land liegen:
Zirl | Scharnitz | Absam, Thaur, Rum |
Völs | Ampass, Aldrans | |
Götzens, Natters, Mutters |
Schönberg im Stubaital, Patsch |
Lans Ellbögen |
Eingemeindungen
Hydrogeografie
Der Inn durchquert das Stadtgebiet von Westen nach Osten in Bögen, seine Wasserführung beträgt im langjährigen Mittel MQ 1971–2009 = 163 m3/s mit einem Maximum im Juni durch Gletscherschmelze. Sein Gefälle beträgt hier etwa 1 Promille. Er wird nur wenig von Paddlern befahren, ein Einstieg ist von der Rechengasse möglich. Mai–September wurden in vergangenen Jahren Floßfahrten von Silz nach Kufstein mit Landestellen in Innsbruck bei Kranebitten, Löwenhaus und Baggersee angeboten.[9]
Weitere im Gemeindegebiet von Innsbruck verlaufenden Gewässer sind:
Zuflüsse zum Inn:
|
Sonstige Gewässer: |
Hawaii ist ein Spitzname für einen informell genutzten Badeplatz am linken Ufer des Inns gegenüber Kranebitten.
Klima
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Innsbruck
Quelle: World Meteorological Organisation 1971–2000, Hong Kong Observatory Sonnenstunden; wetterkontor.de |
Innsbruck hat im Allgemeinen ein gemäßigtes Klima, jedoch mit teils alpinem Charakter. Sehr bekannt ist das Wetterphänomen des Föhns, der durch die Nord-Süd-Ausrichtung des Wipptales begünstigt wird. Dieser Fallwind kann in allen Jahreszeiten auftreten, jedoch häufiger im Herbst. Die Windgeschwindigkeiten können in Innsbruck 120 km/h erreichen und am nahe gelegenen Patscherkofel bis zu 200 km/h. Tritt der Föhn im Winter auf, dann kann die Temperatur durchaus knapp 18 °C erreichen.
Die durchschnittliche Temperatur beträgt 9,7 °C,[10] der jährliche Niederschlag 912,1 mm.[10]
Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 18,1 bzw. 17,4 °C, die kältesten Dezember und Jänner mit −1,1 bzw. −2,8 °C im Mittel. Der meiste Niederschlag fällt im Juli mit durchschnittlich 137,2 mm, der geringste im Feber mit durchschnittlich 41,4 mm.
Der in Innsbruck gesprochene Dialekt gehört der südbairischen Dialektgruppe an (siehe Dialekte in Tirol), ist jedoch stärker als andere Tiroler Dialekte vom Standarddeutschen beeinflusst und daher für Auswärtige relativ leicht verständlich. Ein typisches Kennzeichen des Dialektes dieser Region ist das sehr hart ausgesprochene „K“. Wie in allen anderen österreichischen Großstädten ist der Dialekt in Innsbruck im Rückzug; jüngere Innsbrucker sprechen meist nur noch leichten Dialekt oder Standarddeutsch.[11]
Besiedlungsspuren auf dem Innsbrucker Stadtgebiet lassen sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen.[12] Vorrömische Ortsnamen und Urnengräberfelder in Wilten, Amras, Hötting und Mühlau sowie Funde aus der Latènezeit am Adolf-Pichler-Platz in der Innenstadt zeigen, dass das Innsbrucker Becken seit mehr als 3000 Jahren durchgehend besiedelt ist.
Im Zug der Grenzsicherung im Norden und der Eroberung der Räter und Noriker legten die Römer unter Kaiser Augustus zum Schutz der Reichsstraße Verona – Brenner – Augsburg um 15 v. Chr. die Militärstation Veldidena (Wilten) an, die bis in die Spätantike bestand und erst um 600 zerstört wurde.
Nach dem Zerfall des weströmischen Reichs kam das Gebiet zunächst unter baierische Hoheit, bevor es ab 788 mit der Einverleibung des baierischen Herzogtums im fränkischen Reich Karls des Großen aufging. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gebiet um Innsbruck wieder ein Teil des neu gegründeten Herzogtums Bayern und befand sich in späterer Folge unter der Herrschaft der Grafen von Andechs, ehe es in der Grafschaft Tirol aufging.
Kirchlich gehörte Innsbruck mit dem Inntal seit dem Frühmittelalter zur Diözese Brixen, was in Urkunden bisweilen mit der Bezeichnung „stat Jnnsprugg Brichsner bistumbs“ zum Ausdruck gebracht wurde.[13] Diese über ein Jahrtausend währende Zugehörigkeit endete erst mit der Teilung Tirols in Folge des Ersten Weltkriegs.
2016 wurde bei Kanalbauarbeiten der aus Stein gefügte Brückenkopf einer mittelalterlichen Brücke als ältestes archäologisches Relikt entdeckt.[14]
Hochmittelalter
Im Jahr 1133 errichteten die Grafen von Andechs am linken Innufer einen Markt (heute St. Nikolaus), der durch Graf Berchtold V. von Andechs in den 1170er Jahren über die alte Innbrücke mit dem anderen Innufer verbunden wurde.[15]
1180 erwarben die Andechser vom Stift Wilten durch einen Tauschvertrag auch ein Grundstück am südlichen Innufer.[16] Aus diesem befestigten Markt- und Handelsplatz entstand das in diesem Jahr erstmals urkundlich erwähnte „Insprugk“, das 1187 mit dem Marktrecht ausgestattet wurde.[17] Der lateinische Name Innsbrucks Oeni Pons oder Oenipontum (von oenus Inn und pons Brücke) ist darauf zurückzuführen.
Zwischen 1187 und 1205 erhielt der Markt schließlich das Stadtrecht, das Einfluss und Reichtum durch Zolleinnahmen brachte, da der gesamte ostalpine Handelsverkehr über den Brenner nach Italien von nun an seinen Weg durch Innsbruck und über die Innbrücke nahm. 1239 wurde das bestehende Stadtrecht bestätigt und erweitert.[18] Nach dem Tode des letzten Grafen von Andechs Otto VIII. im Jahre 1248, kam das Gebiet im gleichen Jahr in den Besitz der Grafen von Tirol, die 1286 von Rudolf von Habsburg mit der Herzogswürde ausgestattet wurden.
Spätmittelalter
Das Stadtsiegel und -wappen zeigen die Innbrücke in Vogelperspektive und wurden ab 1267 verwendet.
Durch einen weiteren Tauschvertrag mit dem Stift Wilten konnte die Stadt 1281 um die Neustadt erweitert werden (heutige Maria-Theresien-Straße ungefähr bis zur Meraner Straße).
Die Brennerstrecke (Via Raetia) war bereits um 1300 befestigt und weitgehend mit Wagen befahrbar, während die anderen Alpenübergänge wie die Via Claudia Augusta noch längere Zeit nur mit Saumtieren begehbar blieben.
Ebenfalls um 1300 wurde das Stadtspital in der Neustadt errichtet und erhielt am angrenzenden Areal um den heutigen Adolf-Pichler-Platz das Begräbnisrecht am sogenannten Innsbrucker Spitalsfriedhof.
1363 übergab Margarethe Maultasch, die letzte Gräfin von Tirol, das Land an die Habsburger – Innsbruck wurde österreichisch.
Herzog Friedrich IV. (Friedrich mit der leeren Tasche) machte Innsbruck 1420 zur Residenzstadt und ließ die Lauben und den Hofgarten anlegen. Der Stadtturm (1442–1450 an das 1358 erbaute Alte Rathaus angebaut), die Hofburg (1456), das Goldene Dachl (1497/98–1500) und die Ottoburg (1495) wurden gebaut.
1485 fanden auf Betreiben des Inquisitors und späteren Verfassers des Hexenhammers, Heinrich Institoris, Hexenprozesse statt, die wegen schwerer Verfahrensmängel im selben Jahr eingestellt wurden.
Frühe Neuzeit
Während der Regierungszeit Maximilians I., der mit seinem Hof oft in der Stadt weilte, stieg Innsbruck zu einem politischen und künstlerischen Zentrum des Reiches auf. Davon zeugen neben dem um etwa 1500 erbauten Zeughaus, das zur damaligen Zeit eines der bedeutendsten Waffenlager Europas darstellte, auch das Goldene Dachl sowie die heute noch erhaltenen, gotischen Grundmauern der Hofburg.
Von Maximilians Enkel Ferdinand I. wurde zwischen 1553 und 1563 die Hofkirche mit dem leeren Grabmal Maximilians (Kenotaph) errichtet, in welcher die zwischen 1509 und 1550 gegossenen „Schwarzen Mander“ aufgestellt wurden.
Weiters wurden im Zuge der Gegenreformation auf Betreiben Ferdinands von den Jesuiten unter Petrus Canisius 1562 ein Jesuitenkolleg und eine Lateinschule gegründet, das heutige Akademische Gymnasium, welches damit das älteste Gymnasium Westösterreichs ist.
Durch die Innauen wurde 1585 eine Straße von Mühlau nach Hall angelegt, die von noch heute erhaltenen Wegsäulen gesäumt ist.
Als erstes festes Opern- und Theaterhaus im deutschen Sprachraum wurde 1629–1630 von Leopold V. die Dogana errichtet, an deren Stelle heute das Kongresshaus Innsbruck steht.
Mit Erzherzog Sigmund Franz starb 1665 die Tiroler Linie der Habsburger aus. Das bedeutete zwar das Ende Innsbrucks als Residenzstadt, dadurch blieb aber das gotische Stadtbild der Altstadt erhalten. 1703 kam es auch vor Innsbruck zu einer Schlacht im Zuge des Bayrischen Rummels. Von den Gubernatoren der Habsburger regierte Karl Philipp von der Pfalz 1706–1717 in Innsbruck.
Kaiser Leopold I. gründete am 15. Oktober 1669 die Universität Innsbruck mit vier Fakultäten. Nachdem sie zweimal aufgelöst und wieder eröffnet worden war, wurden die Philosophische und die Juridische Fakultät 1826 durch Kaiser Franz I. endgültig wieder errichtet.
Am 5. November 1805 marschierte Marschall Michel Ney in Innsbruck ein. 1806 wurde Innsbruck dann für acht Jahre zur Hauptstadt des Bayerischen Innkreises. Während des Tiroler Volksaufstands fanden am 11. und 12. April 1809 schwere Kämpfe rund um Innsbruck statt, wo sich die Bayern verbissen wehrten gegen die aufständischen Tiroler. Unmittelbar nach der ersten Schlacht auf dem Bergisel kam es zu Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung Innsbrucks.
Obgleich sich schon seit 1420 die Residenz des Landesfürsten in Innsbruck befand, trat die Stadt am Inn erst 1849 offiziell die Nachfolge von Meran als Landeshauptstadt Tirols an.
Ab 1858 führte die Eisenbahn über Kufstein und Rosenheim nach München, 1867 über den Brenner nach Bozen (Brennerbahn) und 1884 über den Arlberg (Arlbergbahn). In der Folge entwickelte sich rasch der Fremdenverkehr.
20. Jahrhundert
1904 wurde Innsbruck mit Fulpmes durch die Stubaitalbahn verbunden, 1912 mit Garmisch-Partenkirchen durch die Mittenwaldbahn. Beide Bahnen wurden von Josef Riehl geplant. Durch die Bahnstrecke München – Garmisch-Partenkirchen (sie setzt sich zusammen aus der Mittenwaldbahn und der Bahnstrecke München–Garmisch-Partenkirchen) erhielt Innsbruck die zweite Bahnverbindung nach München.
Kurz nach dem Inkrafttreten des österreichisch-ungarischen Waffenstillstandes mit Italien am 4. November 1918 besetzten am 7. November bayerische Truppen die Stadt, um einer italienischen Besetzung zuvorzukommen. Nach Unterzeichnung des deutschen Waffenstillstandes (11. November) zogen sie wieder ab.[19] Sechs Tage später, am 17. November, traf eine italienische Vorhut in der Stadt ein, gefolgt vom eigentlichen Hauptkontingent am 23. November. Die italienische Besetzung, die zeitweise bis zu 22.000 Mann stark war, dauerte bis zum 1. Dezember 1920. Die Stadt erlitt durch die Truppen keinerlei Schäden.[20]
Die Zwischenkriegszeit war auch in Innsbruck geprägt von Auseinandersetzungen zwischen politischen Lagern. Bei der Höttinger Saalschlacht am 27. Mai 1932 wurde ein SA-Mann erstochen.
Seit 1938/39 war Innsbruck Hauptstadt im Reichsgau Tirol-Vorarlberg, der nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich gebildet worden war. Im Novemberpogrom 1938 wurden Wohnungen und Geschäfte von Juden zerstört sowie die Einrichtung der Synagoge verwüstet. Vier Juden wurden ermordet bzw. erlagen später ihren Verletzungen; viele andere wurden schwer verletzt. Anschließend wurden fast alle Tiroler Juden nach Wien ausgewiesen.
Im Zuge der Südtiroler Option 1939/43 zogen zahlreiche Südtiroler in eigens errichtete Innsbrucker Wohnsiedlungen, insbesondere im Stadtteil Pradl.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Innsbruck 22 Mal von den Westalliierten bombardiert, am 16. Dezember 1944 wurde dabei auch der Innsbrucker Dom schwer beschädigt. Durch die Bombardierungen im Dezember 1944 und im April 1945 wurde auch der größte Teil der Medizinischen und Chirurgischen Universitätsklinik in der Anichstraße schwer beschädigt.[21] Durch die 22 Angriffe starben 495 Menschen.[22] Am 3. Mai 1945 wurde Innsbruck kampflos an US-Truppen übergeben. Nur in wenigen Städten Österreichs endete der Krieg auf diese Weise. Gauleiter Franz Hofer hatte zuvor in einer Rundfunkansprache jeglichen Widerstand verboten.[23]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Innsbruck zur französischen Besatzungszone im besetzten Nachkriegsösterreich. Von der Militärverwaltung wurde auf dem Gebiet eines ehemaligen Militärlagers ein DP-Lager für Displaced Persons eingerichtet.
Am 15. Jänner 1948 wurde der Flughafen Innsbruck nach der Verlegung von der Reichenau auf die Ulfiswiese in der Höttinger Au neu eröffnet. Nach dem ersten Linienverkehr noch im Zweiten Weltkrieg nach München wurden 1950 die ersten Linienflüge von KLM angeboten.
Am 1. Juli 1983 wurde in Innsbruck der erste österreichische Notarzthubschrauber Christophorus 1 in Dienst gestellt. Der Flughafen spielt besonders im Winter eine große Rolle im Incoming-Tourismus mittels Charterflug. Im Sommer gibt es viele Charterflüge, insbesondere nach Spanien und Griechenland.
Innsbruck war zweimal Austragungsort der Olympischen Winterspiele (1964 und 1976) sowie der Winter-Paralympics (1984 und 1988). Innsbruck war damit die einzige Stadt, in der innerhalb von zwölf Jahren zweimal Olympische Spiele ausgetragen wurden. Mitte der 1990er Jahre gab es Initiativen, die Olympischen Winterspiele ein drittes Mal nach Innsbruck zu bringen; 2006 wurden die Initiativen nach einer Volksbefragung aber fallen gelassen. Alle Tiroler Bezirke hatten sich dafür ausgesprochen, die Bewohner von Innsbruck allerdings dagegen.
1974 wurde die elektrische Überlandstraßenbahn nach Hall eingestellt. Innsbrucks Altbürgermeister Alois Lugger bezeichnete dies später als den größten Fehler in seiner Amtszeit.
Nach dem Anschluss Südtirols an Italien war Innsbruck in den 1960er und 1970er Jahren Aktionsbasis vieler Südtirol-Aktivisten, die versuchten, Südtirol von Italien zu trennen und mit Nord- und Osttirol in Österreich wieder zu vereinen.
Am 27. Juni 1988 zelebrierte Papst Johannes Paul II. in Innsbruck eine Freiluftmesse im Bergiselstadion.
1999 kam es beim größten Snowboard-Spektakel der Welt, dem Air & Style Contest im Bergiselstadion, zu einer Massendrängerei, nach der sechs Jugendliche starben. Das Stadion und die Schanze (siehe unten) wurden 2002 neu gebaut. 1999 ging in Innsbruck-Amras das Innsbrucker Krematorium als Erstes im Land Tirol in Betrieb.[24]
21. Jahrhundert
Die Medizinische Fakultät der Leopold-Franzens-Universität, eine der vier ursprünglichen Fakultäten, wurde Anfang 2004 zur zweiten eigenständigen Innsbrucker Universität, der Medizinischen Universität Innsbruck.
2005 fand in Innsbruck zum zweiten Mal die Universiade statt. Außerdem war Innsbruck in diesem Jahr, neben Wien, Austragungsort der Eishockey A-WM.
2008 war Innsbruck ein Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2008, welche von Österreich und der Schweiz gemeinsam ausgerichtet wurde und alleiniger Gastgeber der Eishockey-WM (Division I). Zudem war die Stadt einer der Austragungsorte der Handball-Europameisterschaft 2010 und der Volleyball-Europameisterschaft 2011.
Ende Jänner 2012 fanden in der Tiroler Landeshauptstadt, der Olympiastadt von 1964 und 1976, die ersten Olympischen Jugend-Winterspiele statt.[25]
2018 wurde in Tirol die Rad-WM ausgetragen, welche in jeder Disziplin Innsbruck als Zielort hatte.
Architektur und Stadtentwicklung
Im Zuge des Wiederaufbaus ab 1948 und im Vorfeld der Austragung der Olympischen Spiele 1964 und 1976 entstanden neue Stadtteile wie die Reichenau und das Olympische Dorf.
1973 wurde das Kongresshaus, ein Veranstaltungs- und Messezentrum mit internationalen Dimensionen angrenzend an die historische Altstadt, eingeweiht. Auftraggeber war die Kongresshaus-Bau-GesmbH, Planer die Architekten Marschalek, Ladstätter, Gantar, Prachensky und Heiss.
Die Bergiselschanze wurde 2001 nach einem Entwurf der irakischen Architektin Zaha Hadid neu gebaut.
Der französische Architekt Dominique Perrault plante die Innsbrucker Rathaus-Galerien.
2006 wurde die 1928 eröffnete Nordkettenbahn, von den jetzigen Betreibern zwischenzeitlich Nordpark benannt, nach nicht einmal zwei Jahren Bauzeit neu eröffnet. Die 1906 eröffnete erste Hungerburgbahn, die den Stadtteil Saggen mit der Hungerburg verband, wurde ebenfalls durch einen Neubau ersetzt, der am 1. Dezember 2007 eröffnet wurde. Die Talstation liegt nun am Kongresshaus. Die vier Stationen sowie die Brücke über den Inn wurden nach Entwürfen der Architektin Zaha Hadid errichtet.
Von David Chipperfield geplant, wurde 2010 das Kaufhaus Tyrol in der Maria-Theresien-Straße eröffnet.
Von 2012 bis 2022[26] realisierte der Projektentwickler Pema Holding am Bahnhofsareal drei Türme (P1 – Headline[27], P2 – Urbaner Hybrid[28], P3[29]), die seitdem dieses Areal prägen und zur Innsbrucker Skyline zählen.[30]
Bevölkerungsentwicklung
Hinweis: Früher wurden Haupt- und Nebenwohnsitze gezählt. Für die Volkszählung 2001 durften nur mehr Hauptwohnsitze erfasst werden. Zum Beispiel mussten Studenten aus Vorarlberg festlegen, wo ihr Hauptwohnsitz ist. Wählten diese ihre Vorarlberger Gemeinde, so wurden diese Studenten nicht mehr als Innsbrucker Einwohner erfasst, obwohl sie hier lebten. Dies erklärt den „Knick“ in der Bevölkerungsentwicklung zwischen 1991 und 2002.