Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Fahrradverleihsystem

System Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Fahrradverleihsystem
Remove ads

Ein öffentliches Fahrradverleihsystem ist eine Form der Fahrradvermietung, bei dem die Fahrräder in der Regel im öffentlichen Raum oder an öffentlich zugänglichen Stationen für registrierte Nutzer zur Verfügung stehen. Das System hat sich ab Mitte der 1990er Jahre in fast allen großen Ländern der Welt etabliert.

Thumb
Verleihstation auf dem Plaza de Lazúrtegui, einem der belebtesten Plätze der Stadt Ponferrada
Remove ads

Überblick

Zusammenfassung
Kontext

Fahrradverleihsysteme werden in der Regel von Kommunen, Verkehrsverbünden oder Privatunternehmen eingerichtet und von auftragnehmenden Firmen betrieben. Die Nutzung bietet sich insbesondere für Einwegfahrten oder in fremden Städten an, in denen kein eigenes Fahrrad oder (Leih-)Auto zur Verfügung steht, sowie als Ergänzung zum ÖPNV für die „letzte Meile“ oder zu Uhrzeiten, in denen der ÖPNV nicht fährt. Im Gegensatz zu einem eigenen Fahrrad müssen sich Nutzende nicht um die Wartung und das sichere Abstellen des Fahrrads kümmern oder gar um die Mitnahme in anderen Verkehrsmitteln.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben viele Kommunen besonders in Europa derartige Systeme als ein neues öffentliches Mobilitätsangebot und als Mittel zur Förderung des Radverkehrs allgemein entdeckt und unterstützen den Betrieb finanziell. Öffentliche Fahrradverleihsysteme gibt es mittlerweile weltweit: In China zählt das Fahrrad-Sharing zu den „Vier neuen großen Erfindungen der modernen Zeit“. Besonders zwischen 2007 und 2012 erfolgte ein bedeutender Zuwachs.

Ende 2012 waren weltweit fast 500 Verleihfirmen präsent, darunter ca. 300 in Europa; auch in Afrika war schon ein Anbieter auf dem Markt.[1]

Ab Mitte der 2010er Jahre kamen in durch Kommunen oder Bau- bzw. Möbelmärkte angebotene Verleihmöglichkeiten für Lastenfahrräder hinzu.[2]

Remove ads

Vermietungsarten

Zusammenfassung
Kontext

Mitgliedschaft

In allen Fällen ist eine persönliche Registrierung bei dem jeweiligen Anbieter erforderlich. Die Personen identifizieren sich mit ihrem Mitgliedsausweis (oder mit einer Chipkarte, per Handy oder auf andere Weise) an einem der Standorte oder direkt an dem abgestellten Rad.

Stationsgebunden

In dieser Version des Systems werden die Fahrräder an einem oder mehreren in der Stadt verteilten ortsfesten Selbstbedienungsterminals aufbewahrt bzw. zum Abstellen eingeklinkt. Bei vielen Systemanbietern ist die erste halbe Stunde gratis. Die Person ist für alle Schäden oder Verluste verantwortlich, bis das Fahrrad an derselben oder an einer anderen festen Station zurückgegeben und eingecheckt wird.

Stationslos

Hier können die Leihräder per Smartphone-App mittels GPS gefunden und nicht an einer Verleihstation, sondern an beliebigen Orten innerhalb des definierten Nutzungsgebietes wieder abgestellt werden. Missbrauch und Beschädigung der Fahrzeuge durch fahrlässiges Abstellen ist hierbei nicht ausgeschlossen. In China gab es ab ca. 2010 einen raschen Anstieg der Größe und Nutzung von solchen privaten Fahrradverleihsystemen, die meist im Zusammenspiel mit einem Smartphone funktionieren. Bei diesen Verleihsystemen stellt der Benutzer das Fahrrad unter Beachtung der entsprechenden Verkehrssituation einfach ab. Der nächste Benutzer kann es dann wieder per GPS finden.

In jüngerer Zeit kommen vermehrt Mischsysteme zum Einsatz, bei denen mittels GPS eingegrenzte "virtuelle Stationen" definiert werden, oder bei denen das Kerngebiet einer Stadt mit stationslosem System, ein weiterer Gürtel darum mit stationsbasiertem System betrieben werden.

Remove ads

Anbieter (Auswahl)

Zusammenfassung
Kontext

Einige Unternehmen haben diesen wachsenden Markt als Geschäftsmodell entdeckt, um Besuchenden oder Einwohnern von Städten auch als Alternative zum motorisierten Individualverkehr (MIV) oder als Ergänzung zum öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) ein umweltfreundliches Fortbewegungsangebot zu machen, ohne dass sich die Betreibenden um Investitions- oder Betriebskosten kümmern müssen. Unterhalten werden solche Mietsysteme vor allem im Ausland meist durch verschiedene Außenwerbungsunternehmen wie iHeartMedia (Smartbikes),[3] JCDecaux (Cyclocity)[4] Gewista (Citybike Salzburg und Wien), Smoove[5], Ströer (Zusammenarbeit mit DB Connect bei Call a Bike)[6] und Bicincitta.[7]

In Deutschland haben sich Anbieter wie Call a Bike oder Nextbike (zeitweise Tochtergesellschaft der Fa. TIER Mobility Berlin) etabliert, die als Förderung für ihren Betrieb teils öffentliche Gelder erhalten. Unter anderem verleihen diese Anbieter teils mit einem Zusatz im Markennamen, wie etwa Lidl-Bikes[8] oder Deezer Nextbike,[9] beide in Berlin oder aber, sie betreiben regionale Systeme wie Frelo in Freiburg unter der Ägide des dortigen ÖPNV-Unternehmens Freiburger Verkehrs AG (VAG).[10]

In anderen Ländern und auf anderen Kontinenten mit hoher Bevölkerungsdichte in Städten betreiben außerdem Ofo (dieses hatte 2018 einen Testlauf mit 3000 Fahrrädern in Berlin durchgeführt, der wegen Unwirtschaftlichkeit zum August wieder aufgegeben wurde)[11], Mobike und andere stationslose Verleihsysteme. Diese sind mittlerweile mit Millionen von Fahrrädern in über 100 Städten, vor allem in China, zwischenzeitig auch in Europa präsent und zählten zeitweise zu den größten Fahrradbetreibern der Welt.[12][13][14][15] Im April 2018 hat Uber das New Yorker Fahrradverleihsystem Jump Bikes übernommen.[16]

Darüber hinaus versuchen Peer-to-Peer-Verleih-Systeme auf den Markt zu kommen: Hier kann man sein eigenes Fahrrad an andere Privatperson ausleihen; Kostenfragen werden dann direkt zwischen Besitzendem und Interessiertem geklärt. Ein Beispiel hierzu ist upperbike.[17] Es bleibt abzuwarten, ob solche Systeme neben konventionellen kommerziellen Anbietern Bestand haben werden.

Neben dem Angebot an Fahrrädern als einfachem Fortbewegungsmittel wurden ab den späten 2010er Jahren neue Anbieter aktiv, die eine Kopplung zwischen Lastenfahrrad und Fahrrädern mit Elektroantrieb entwickelt haben (-> „E-Cargobike). Einige Bau- oder Möbelmärkte stellen dieses umweltfreundliche Transportmittel u. U. auch kostenlos zur Verfügung für dort getätigte Einkäufe.[18]

Remove ads

Probleme und Kritik

Zusammenfassung
Kontext

Vandalismus

Ein bei der Lancierung solcher Fahrradsysteme oft unterschätztes Problem ist der Vandalismus, mit Schäden nicht nur durch unsachliche Behandlung der Räder, sondern auch durch deren mutwillige Zerstörung und Diebstahl, der zu stark erhöhten Kosten für die Betreiber geführt hat. Diese Kosten wurden entweder auf die Benutzer oder auf die ausschreibenden Gemeinden abgewälzt oder sie hatten zum kompletten Rückzug aus dem Markt geführt. Beispielsweise zog sich der in Hongkong ansässige Betreiber Gobee Bike Anfang 2018 nach nur vier Monaten aus den französischen Städten Paris, Lille und Reims zurück, nachdem er schon zuvor in Brüssel aufgegeben hatte. Dort waren nämlich bis zu 60 Prozent seiner Räder beschädigt oder entwendet worden.[19] Auch Mobike verlor nach eigenen Angaben im Jahr 2019 weltweit 205.600 Räder durch Diebstahl oder Zerstörung und zog sich aus diesem Grund aus britischen Städten wie Manchester, Newcastle und Gateshead zurück.[20] Ebenso meldete im Juli 2018 Obike Insolvenz an.

Einige Anbieter waren in einer Reihe von Städten in Rechtsstreitigkeiten gegeneinander oder mit einer Stadt verwickelt oder von Kartellbehördenentscheidungen oder Außenwerbeverboten betroffen[21], so zum Beispiel in Hamburg,[22] Dublin,[23] Genf und Barcelona.[24] Diese Prozesse waren bis Ende 2017 weitestgehend entschieden.

Insbesondere im Rahmen der Expansion von ofo und obike in Europa wurden die Sammlung und Auswertung der ortsbezogenen Nutzerdaten und Vermüllung von Städten durch abgestellte Fahrräder als Probleme genannt.[25][26]

Auf der Internetplattform Indymedia wurde wiederholt zur Zerstörung der Leihräder aufgerufen. Von linksextremer Seite wird das mit der Kritik an den Beschäftigungsformen in den dahinterstehenden Unternehmen begründet. Die Zerstörung reicht vom Anbringen von Aufklebern auf den QR-Codes über das Aufstechen der Reifen, dem gewaltsamen Umstoßen, dem Versenken in Gewässern bis hin zum Verbrennen der Räder.[27] In Berlin wurden bei Leihrädern auch schon die Bremskabel durchschnitten, was für alle Verkehrsteilnehmer eine massive Gefährdung darstellt.[27]

Datenschutz

Im Gegensatz zu Einrichtungen des öffentlichen Verkehrs oder Taxis, sind Fahrräder anfälliger auf Verlust oder Beschädigung, so dass praktisch nur Systeme mit Ausweispflicht angeboten werden, oft auch mit Hinterlegung von Ausweisen, Bargeld, oder Kreditkartendaten als Sicherheiten, und/oder einer Registrierung mit Wohnadresse. Darüber hinaus funktionieren manche Systeme nur mit Smartphones mit bestimmten Betriebssystemen und Konten, in der Regel von Apple oder Google. Von diesen verlangen wieder einige eine ständige oder temporäre Daten-Mobilfunkverbindung mindestens während des Bezugs und der Rückgabe des Fahrrads. Andere Systeme bieten solche Funktionen auch per SMS oder Telefon an, oder mit im Voraus erworbenen Chipkarten.

Remove ads

Überblick der Fahrradverleihsysteme (Auswahl)

Zusammenfassung
Kontext

Deutschland

Grundsätzliches

Das Bundesverkehrsministerium (BMVBS) förderte ab dem Jahr 2009 Modellprojekte, um Öffentliche Fahrradverleihsysteme (ÖFVS), die es zu diesem Zeitpunkt schon in einigen größeren Städten gab, zum Bestandteil einer intermodalen Verkehrskette zu entwickeln. Das Augenmerk wurde unter anderem auf eine Verzahnung mit dem öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) gelegt. Die Idee dieser Verbindung war neu. Dazu gab es zwei Projektphasen: die erste fand als Pilotprojekt im Jahr 2009 in sechs Modellregionen statt. Ihre Ergebnisse wurden, zusammen mit einem Gutachten über die rechtlichen und finanziellen Aspekte des ÖFVS, veröffentlicht in der Broschüre Innovative öffentliche Fahrradverleihsysteme. Modellprojekte am Start und Online auf der Homepage des BMVBS.[28] Die zweite Projektphase begann im Anschluss (2010/2011) und führte in den beobachteten Regionen zur Etablierung solcher Verleihsysteme, die meist von den Landesregierungen finanziert werden. Vor allem kamen mehr Fahrräder zum Einsatz, da sich das System bewährt hatte.

→ In der folgenden Liste sind keine Fahrradhändler, die Räder verleihen, und keine Einzelanbieter aufgenommen. ←

Berlin

Nach Angaben der Berliner Verkehrsverwaltung standen 2019 mehr als 11.000 Leihfahrräder in der Stadt zur Nutzung bereit. Davon entfielen etwa 700 auf Mobike, 3500 auf Lidl-Räder, zirka 2500 auf Deezer Next Bike und der Rest auf weitere.[29] Einige Anbieter wie Mobike haben angekündigt, ihre Flotte auf bis zu 10.000 Räder zu erhöhen; Platz sei bis rund 24.000 Fahrzeuge.[30] Mobike meldete 2020 jedoch Insolvenz an.

Seit 2018 wird in den Berliner Bezirken Lichtenberg und Spandau die kostenlose Ausleihe von Lastenfahrrädern getestet. Im November 2019 beschloss die Bezirksverwaltung von Steglitz-Zehlendorf, ab Januar 2020 an zehn verschiedenen Standorten ebenfalls kostenlose Lastenräder anzubieten. Drei Fahrradmodelle werden als E-Cargobike gestaltet sein. – Insgesamt sollen per Mitte 2019 in ganz Berlin rund 70 Lastenfahrräder ausgeliehen werden können.[31] Während der massiven Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie zogen die meisten Anbieter ihre Fahrräder zeitweise zurück.

Nürnberg

In Nürnberg betreibt seit Juni 2019 die Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg (VAG) in Kooperation mit Nextbike ein neues Fahrradverleihsystem unter dem Namen VAG Rad. Dieses umfasst aktuell (April 2025) mehr als 112 feste Stationen und eine mehr als 40 Quadratkilometer[32] große Flexzone im gesamten Innenstadtgebiet innerhalb der Ringstraße, in den Stadtteilen Langwasser und Rangierbahnhof-Siedlung, in den Fürther Stadtteilen Am Stadtpark, Innenstadt, Südstadt und Hardhöhe sowie in den Erlanger Stadtteilen Zentrum, Süd- und Oststadt sowie in Teilen der Nordstadt, wie auch in der Schwabacher Innenstadt.[33] In dieser können die Räder ohne feste Station ausgeliehen und abgegeben werden. Hierbei stehen mehr als 2.500 Räder zur Verfügung.[34] Zudem bietet das System neben den klassischen Fahrrädern an 16 verschiedenen Stationen auch 19 Lastenräder zum Verleih an.[35] Im Februar 2024 wurde das System auch auf die direkten Nachbarstädte Erlangen, Fürth und Schwabach ausgeweitet.[36]

Potsdam

Ab Dezember 2019 werden in Potsdam zehn Stationen für die kostenlose Ausleihe von Lastenrädern eingerichtet, auch hier mit fLotte beworben. Der Verein Invole koordiniert die Aktivitäten und wird das Funktionieren überwachen.[31]

Nach Städten alphabetisch vorgeordnet

k. A. = keine Angabe
Weitere Informationen Stadt, Einführung, ggf. Ende des Angebots ...

Österreich

Weitere Informationen Stadt und Land, Inbetriebnahme Rückzug ...

Schweiz

Weitere Informationen Stadt, ggf. weitere Orte/Städte, Inbetriebnahme ...

Frankreich

Weitere Informationen Stadt, Inbetriebnahme ...

Italien

Weitere Informationen Stadt, Inbetriebnahme ...

Polen

Datensynchronisation basierend auf einer Liste von Bikesharing-Systemen in Polen.

Weitere Informationen Stadt, Inbetriebnahme ...

Spanien

Weitere Informationen Stadt, Inbetriebnahme ...

Übrige europäische Länder

Weitere Informationen Land, Stadt ...

Asien und Ozeanien

Weitere Informationen Land, Stadt ...

Amerika

Weitere Informationen Land, Stadt! Stadt ...
Remove ads

Siehe auch

Commons: Fahrradverleih – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads