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24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955

24-Stunden-Rennen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955
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Das 23. 24-Stunden-Rennen von Le Mans, der 23e Grand Prix d’Endurance les 24 Heures du Mans, auch 24 Heures du Mans, Circuit de la Sarthe, Le Mans, fand vom 11. bis 12. Juni 1955 auf dem Circuit des 24 Heures statt.

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Ein Mercedes-Benz 300 SLR, hier bei einer Oldtimerveranstaltung 1986. Bei diesem Fahrzeug fehlt allerdings die in Le Mans verwendete Luftbremse
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Jaguar D-Type, Siegerwagen von Mike Hawthorn und Ivor Bueb
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Der Ablauf des Unfalls als Skizze. Grün: der Jaguar von Mike Hawthorn; Blau: der Austin-Healey von Lance Macklin; Grau, Startnummer 20: der Mercedes-Benz von Pierre Levegh; Grau, Startnummer 19: Der Mercedes-Benz von Juan Manuel Fangio
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Die Plakette, die an die Toten des Unfalls erinnert. Heute ist diese am Sicherheitszaun, der die Tribünen von der Strecke trennt, montiert

Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955 ist heute weit über die Grenzen des Motorsports als die größte Katastrophe in der Geschichte des internationalen Motorsports bekannt. In der Folge einer Kollision zweier Fahrzeuge vor den Boxenanlagen starben der französische Rennfahrer Pierre Levegh und 83 Zuschauer.

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Vor dem Rennen

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Die Werksmannschaft von Mercedes-Benz hatte 1952 das 24-Stunden-Rennen gewonnen, war der Veranstaltung dann aber drei Jahre ferngeblieben. Der Gesamtsieg, den drei Jahre davor Hermann Lang und Fritz Riess herausgefahren hatten, war in Frankreich extrem unpopulär gewesen. Nur sieben Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs herrschte bei der Siegerehrung der beiden deutschen Teams ungewöhnliche Stille unter den vielen Zuschauern. 1952 waren nur deutsche Piloten für Mercedes aktiv, ein Umstand, der in der Chefetage von Daimler-Benz nach dem Rennen auf einige Kritik stieß. 1955 wollte Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer dem entgegenwirken und dafür französische Fahrer engagieren.

Die Wahl von Alfred Neubauer fiel auf Pierre Levegh. Levegh, 1955 bereits 50 Jahre alt, war der Protagonist des 1952er-Rennens gewesen. Fast 23 Stunden alleine fahrend, hatte der Franzose bereits 7 Runden Vorsprung auf die beiden Mercedes, als er mit einem Motorschaden vor der Mulsanne ausrollte. Erst dieser Ausfall hatte den Sieg des deutschen Teams möglich gemacht. Als Partner von Levegh verpflichtete Neubauer den US-Amerikaner John Fitch, der 1951 als Werksfahrer von Briggs Cunningham erstmals nach Le Mans kam und 1953 mit Partner Phil Walters Dritter in der Gesamtwertung wurde. Den zweiten Mercedes-Benz 300 SLR teilten sich die beiden Formel-1-Piloten Juan Manuel Fangio und Stirling Moss. Im dritten Wagen saß ein weiterer Franzose. André Simon teilte sich diesen Wagen mit Karl Kling. Mercedes hatte schon 1952 mit einer Luftbremse experimentiert. Eine Klappe, die vom Piloten bedient werden konnte, um den Bremsvorgang zu verbessern. 1952 wurde dieses Konzept auf den Coupés montiert, aber im Rennen wieder verworfen. 1955 kamen diese Klappen bei den offenen Sportwagen zum Einsatz.

Der größte Konkurrent, Jaguar, vertraute bei den D-Types auf ein anderes Konzept. Bei allen drei Werkswagen, die von Mike Hawthorn, Ivor Bueb, Tony Rolt, Duncan Hamilton, Don Beauman und Norman Dewis gefahren wurden, waren Scheibenbremsen montiert.

Ferrari brachte drei Sechszylinder-121LM an die Sarthe. Die 330 PS starken, sehr schnellen, aber wenig zuverlässigen Fahrzeuge wurden von Maurice Trintignant, Harry Schell, Phil Hill, Umberto Maglioli, Eugenio Castellotti und Paolo Marzotto pilotiert. Bei Aston Martin vertraute man auf die DB3S und bei Porsche auf die Porsche 550.

Da der Automobile Club de l’Ouest 60 Fahrzeuge für das Rennen zuließ, gab es bei den Spitzenteams Befürchtungen, dass es durch die Geschwindigkeitsunterschiede der unterschiedlichen Fahrzeuge zu Problemen auf der Strecke kommen könnte.

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Unfälle im Training

Schon im Training am Mittwoch vor dem Rennen kam es zu einem schweren Unfall. Stirling Moss kollidierte bei der Wegfahrt aus den Boxen mit einem kleinen DB HBR und schob diesen in die Maserati-Box. Dabei wurde der französische Maserati-Pilot Jean Behra an den Beinen verletzt und konnte nicht am Rennen teilnehmen. Auch zwei Journalisten wurden umgestoßen und leicht verletzt. Am Freitag hatte dann Élie Bayol einen schweren Unfall, wobei er sich schwere Kopfverletzungen zuzog, von denen er zwar wieder genesen konnte, die aber letztlich mit ein Auslöser für seinen Rücktritt ein Jahr später waren.

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Das Rennen

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Von Beginn an wurde das Rennen von den Spitzenwagen in hohem Tempo bestritten. Eugenio Castellotti übernahm die Führung. Hinter dem Italiener lieferten sich die Mercedes- und Jaguar-Piloten einen harten Kampf um die Plätze. Nach dem Ausfall des Ferrari rangelten die beiden Mercedes-Fahrer Fangio und Levegh mit dem Jaguar von Mike Hawthorn um die Führung, als es um 18 Uhr 30 zur Katastrophe kam.

Der Le-Mans-Unfall

Vor Hawthorn fuhr der Brite Lance Macklin in einem Austin-Healey 100. Aus nie ganz geklärtem Grund bog Hawthorn, knapp nachdem er Macklin überholt hatte, in die Box ab. Damals waren die Boxen nur durch einen weißen Strich auf der Straße vom Rest der Strecke getrennt, und immer wieder kam es vor, dass Piloten extrem spät zu ihren Boxen abbogen. Als Hawthorn hart abbremste, musste Macklin ausweichen, um nicht aufzufahren, und zog seinen Wagen nach links. Dabei übersah er den hinter Hawthorn fahrenden Levegh, und die Katastrophe nahm ihren Lauf: Der Mercedes fuhr mit enormem Geschwindigkeitsüberschuss auf den Austin auf und stieg auf dessen flachem Heckteil wie auf einer Rampe auf. Nur ein Erdwall mit einer Hecke trennte damals die Haupttribünen von der Strecke. Der Mercedes schlug hart auf dem Wall auf und brach auseinander. Motorhaube und Frontachse brachen sofort weg und flogen in die Zuschauer. Als der Wagen auf dem Wall weiter rutschte, riss der Benzintank auf, und der Motorblock löste sich vom Chassis. Der Wagenrest ging in Flammen auf. Brennende Teile fielen in die Zuschauer. Viele von ihnen wurden durch den Motorblock und die ebenso weggebrochene Luftbremse auf der Stelle getötet. Von den 81 Toten starben aber auch viele an furchtbaren Brandverletzungen. Levegh wurde aus dem Auto auf die Straße katapultiert und war bereits tot, als die ersten Rettungskräfte eintrafen.

Die Löschversuche der Streckenposten waren mangelhaft. Durch Wasser wurde der Brand der Speziallegierung erst recht angefacht. Allerdings hatten die Rettungskräfte keine Informationen über die speziellen Legierungen der Fahrzeuge.

Bis an sein Lebensende erzählte der fünffache Formel-1-Weltmeister Fangio, dass Levegh ihm durch ein Handzeichen das Leben rettete. Der Franzose hatte im Angesicht der drohenden Gefahr die Hand in die Höhe gerissen und Fangio konnte zwischen dem aufsteigenden Levegh und Macklin durchfahren, indem der den Wagen nach rechts lenkte und vor der Mercedes-Box anhielt. Der kreiselnde Austin schlug ebenfalls in die linke Begrenzung, fing jedoch kein Feuer. Macklin überlebte den Unfall fast unverletzt, sein Wrack tötete jedoch einen weiteren Zuschauer, der sehr nah an der Strecke stand.

Trotz der Katastrophe ging das Rennen in vollem Tempo weiter. Nur bei den Wracks gingen die Piloten vom Gas. Als immer mehr vom Unfall bekannt wurde, stand Charles Faroux, einer der Gründer des Rennens und Rennleiter, vor den Trümmern seines Lebenswerks. Schlussendlich traf er wahrscheinlich die richtige Entscheidung, als er beschloss, das Rennen weiter laufen zu lassen, um den Rettungskräften die ungehinderte Zu- und Abfahrt zu und von der Unfallstelle zu ermöglichen.

Knapp nach Mitternacht zog Mercedes-Rennleiter Neubauer, nach Rücksprache mit der Firmenleitung in Stuttgart, seine beiden verbleibenden Wagen vom Rennen zurück. Das Rennen gewann der in den Unfall verwickelte Mike Hawthorn mit Partner Ivor Bueb vor dem Aston-Martin-Duo Peter Collins und Paul Frère.

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Ergebnisse

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Piloten nach Nationen

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich 48 Briten Frankreich 1946 25 Franzosen ItalienItalien 11 Italiener Vereinigte Staaten 48 9 US-Amerikaner Deutschland Bundesrepublik 6 Deutsche
Belgien 4 Belgier Schweiz 3 Schweizer Argentinien 2 Argentinier Irland 2 Iren Brasilien 1889 1 Brasilianer
Guatemala 1 Guatemalteke

Schlussklassement

Weitere Informationen Pos., Klasse ...

1 Unfall im Training 2 Unfall im Training 3 zu spät am Start erschienen 4 Motorschaden im Training 5 Unfall im Training 6 Reserve 7 Reserve 8 Reserve

Nur in der Meldeliste

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Weitere Informationen Pos., Klasse ...

Biennale-Cup-Rudge-Withworth

Weitere Informationen Pos., Nr. ...

Index of Performance

Weitere Informationen Pos., Nr. ...

Klassensieger

Weitere Informationen Klasse, Fahrer ...

Renndaten

  • Gemeldet: 84
  • Gestartet: 60
  • Gewertet: 21
  • Rennklassen: 8
  • Zuschauer: 250.000
  • Ehrenstarter des Rennens: Count Maggi, Präsident des Organisationskomitee der Mille Miglia
  • Wetter am Rennwochenende: warm, Regen am Sonntag
  • Streckenlänge: 13,492 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 24:00:00,000 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 307
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 4135,380 km
  • Siegerschnitt: 172,308 km/h
  • Pole-Position: unbekannt
  • Schnellste Rennrunde: Mike Hawthorn – Jaguar D-Type (#6) – 4:06,600 = 196,963 km/h
  • Rennserie: 4. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1955
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Literatur

  • R. M. Clarke: Le Mans. The Jaguar Years 1949–1957. Brooklands Books, Cobham 1997, ISBN 1-85520-357-X.
  • Christian Moity, Jean-Marc Teissèdre, Alain Bienvenu: 24 heures du Mans, 1923–1992. Éditions d’Art, Besançon 1992, ISBN 2-909-413-06-3.
Commons: 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorgängerrennen
Mille Miglia 1955
Sportwagen-Weltmeisterschaft Nachfolgerennen
RAC Tourist Trophy 1955
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