Leipzig
Großstadt in Sachsen, Deutschland / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Leipzig [ˈlaɪ̯pt͡sɪç] (im sächsischen Dialekt auch Leibzsch [ˈlaɪ̯bt͡sʃ];[2] obersorbisch Lipsk[3]) ist eine kreisfreie Stadt sowie mit 616.093 Einwohnern (31. Dezember 2022) bzw. 628.718 (laut Melderegister am 31. Dezember 2023)[4] Einwohnern die einwohnerreichste Stadt im Freistaat Sachsen. Sie belegte 2021 in der Liste der Großstädte in Deutschland den achten Rang. Für Mitteldeutschland ist sie ein historisches Zentrum der Wirtschaft, des Handels und Verkehrs, der Verwaltung, Kultur und Bildung sowie gegenwärtig ein Zentrum für die „Kreativszene“[5] und eine wichtige Messe- und Universitätsstadt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 20′ N, 12° 22′ O51.34033333333312.37475113 | |
Bundesland: | Sachsen | |
Höhe: | 113 m ü. NHN | |
Fläche: | 297,8 km2 | |
Einwohner: | 616.093 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 2069 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 04103–04357 | |
Vorwahlen: | 0341, 034297, 034298Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text | |
Kfz-Kennzeichen: | L | |
Gemeindeschlüssel: | 14 7 13 000 | |
LOCODE: | DE LEJ | |
NUTS: | DED51 | |
Stadtgliederung: | 10 Stadtbezirke mit 63 Ortsteilen | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Martin-Luther-Ring 4–6 04109 Leipzig | |
Website: | www.leipzig.de | |
Oberbürgermeister: | Burkhard Jung (SPD) | |
Lage der Stadt Leipzig in Sachsen | ||
Leipzig ist eines der sechs Oberzentren Sachsens und bildet mit der rund 35 Kilometer entfernten Großstadt Halle (Saale) im Land Sachsen-Anhalt den länderübergreifenden Ballungsraum Leipzig-Halle, in dem etwa 1,2 Millionen Menschen leben. Mit Halle und weiteren Städten in den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist Leipzig Teil der polyzentralen Metropolregion Mitteldeutschland.[6]
Nach Verleihung des Stadtrechts und der Marktprivilegien um das Jahr 1165 entwickelte sich Leipzig bereits während der deutschen Ostsiedlung zu einem wichtigen Handelszentrum. Leipzigs Tradition als bedeutender Messestandort in Mitteleuropa mit einer der ältesten Messen der Welt geht auf das Jahr 1190 zurück und war eng mit der langjährigen Rolle Leipzigs als internationales Zentrum des Pelzhandels verknüpft. In der Zeit des Nationalsozialismus trug Leipzig von 1937 bis 1945 offiziell den Stadt-Ehrentitel Reichsmessestadt.[7] Die Stadt ist ein historisches Zentrum des Buchdrucks und -handels. Außerdem befinden sich in Leipzig eine der ältesten Universitäten sowie die ältesten Hochschulen sowohl für Handel als auch für Musik in Deutschland. Leipzig verfügt über eine große musikalische Tradition, die vor allem auf das Wirken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy zurückgeht und sich unter anderem auf die Bedeutung des Gewandhausorchesters und des Thomanerchors stützt.
Im Zuge der Montagsdemonstrationen 1989, die einen entscheidenden Impuls für die Wende in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gaben, wurde Leipzig als Heldenstadt bezeichnet.[8] Die informelle Auszeichnung für den so mutigen wie friedlichen Einsatz vieler Leipziger Bürger im Umfeld der Leipziger Nikolaikirche prägte den Ruf der Stadt[9] nach der Wende und wird bei der Stadtvermarktung unter dem Motto „Leipziger Freiheit“ aufgegriffen. Darüber hinaus ist Leipzig für seinen Reichtum an aufwändig sanierten bzw. rekonstruierten Kulturdenkmalen und städtischen Kanälen, den artenreichen Zoo sowie das durch Rekultivierung ehemaliger Braunkohletagebaue entstehende Leipziger Neuseenland und den Bundesliga-Verein RB Leipzig bekannt.
In Leipzig haben das Bundesverwaltungsgericht, der Fünfte und Sechste Strafsenat des Bundesgerichtshofes sowie das Fernstraßen-Bundesamt und die Bundesagentur für Sprunginnovationen ihren Sitz.
Lage und Morphologie
Leipzig liegt im Zentrum der Leipziger Tieflandsbucht, die den südlichsten Teil des Norddeutsches Tieflandes bildet, und am Zusammenfluss von Weißer Elster, Pleiße und Parthe. Die Flüsse sind im Stadtgebiet vielfach verzweigt und bilden so den Leipziger Gewässerknoten, der von einem großen Auwaldgebiet begleitet ist (siehe nachfolgender Abschnitt). Die Umgebung Leipzigs ist waldarm. Das Gebiet war im 20. Jahrhundert durch umfangreichen Braunkohletagebau geprägt, in dessen Folge nun zahlreiche Seen entstehen.
Die Ausdehnung der Stadt beträgt in Nord-Süd-Richtung 23,4 Kilometer und in Ost-West-Richtung 21,3 Kilometer. Die Länge der Stadtgrenze beläuft sich auf 128,7 Kilometer. Im Norden grenzt der Landkreis Nordsachsen an die Stadt, im Süden der Landkreis Leipzig.
Magdeburg (130 km) Halle (Saale) (35 km) |
Rostock (380 km) Dessau-Roßlau (70 km) |
Berlin (190 km) Wittenberg (70 km) |
Kassel (230 km) Nordhausen (120 km) Merseburg (30 km) |
Dresden (110 km) Görlitz (220 km) (Grenze Polen) | |
Erfurt (140 km) Frankfurt am Main (390 km) |
Zwickau (85 km) Hof (Saale) (150 km) |
Chemnitz (80 km) Prag (260 km) |
* Entfernungen sind gerundete Straßenkilometer bis zum Ortszentrum.
Der Höhenunterschied im Stadtgebiet beträgt etwa 60 Meter. Die höheren Teile liegen im Südosten und die tieferen im Nordwesten. Der tiefste Punkt mit 97 Meter über Normalnull befindet sich an der Neuen Luppe bei Gundorf. Die höchsten natürlichen Punkte der Stadt sind mit 159 Meter der Monarchenhügel und mit 163 Meter der Galgenberg in Liebertwolkwitz. Übertroffen wird der Monarchenhügel von den Deponien Seehausen (178 m) und Liebertwolkwitz (177 m), eine innenstadtnahe Erhebung ist der Schuttberg mit dem Namen Fockeberg (153 m).[10]
Obwohl die Weiße Elster der wasserreichste der drei Flüsse im Stadtgebiet ist, wird mit Leipzig vor allem die Pleiße in Verbindung gebracht, da diese mit ihrem Nebenarm, dem Pleißemühlgraben, der Innenstadt am nächsten kommt.
Flächennutzung
Die Grafik zeigt die Anteile der Flächennutzung auf dem Stadtgebiet im Jahr 2014.[11]
Natur und Umwelt
Entlang der Flüsse zieht sich ein ausgedehntes Auwaldgebiet in Nord-Süd-Richtung durch die Stadt, das im mittleren Bereich zum Teil in Parks umgestaltet wurde. Der Auwald bildet eine klimatisch, ökologisch und für die Erholungsversorgung relevante Grünverbindung vom Leipziger Umland bis in die Kernstadt und hat trotz des jahrhundertelangen unmittelbaren anthropogenen Einflusses eine selten gewordene Flora und Fauna bewahrt. Die enge Verknüpfung zwischen Auwald und städtischer Bebauung ist ein Alleinstellungsmerkmal Leipzigs in Europa.
Da sich unter Leipzig und seinem Umland bedeutende Braunkohlelagerstätten befinden, wurde bereits in den 1930er Jahren mit dem industriellen Abbau dieses Rohstoffes in Tagebauweise begonnen. Durch den Bergbau, der sich während der DDR-Zeit immer weiter ausbreitete (Braunkohle war der Hauptenergieträger der DDR), wurden südlich von Leipzig Teile des Auwaldes zerstört. Zahlreiche Hochwasserschutzmaßnahmen, unter anderem der Bau des Elsterbeckens und die Verlegung natürlicher Flussläufe, sowie mit dem Braunkohleabbau verbundene Absenkungen des Grundwasserspiegels führten zu Störungen des hochspezialisierten Ökosystems, das ursprünglich als natürliches Überflutungsgebiet diente.
Die Stadt liegt inmitten des Leipziger Gewässerknotens, einem ehemaligen Binnendelta, das z. B. durch die Anlage von Mühlgräben und Hochwasserschutzanlagen häufig umgestaltet wurde. In den 1950er Jahren wurden der Pleißemühlgraben und ein Teil des Elstermühlgrabens – im Mittelalter für den Betrieb von Mühlen teilweise künstlich angelegte Nebenarme der beiden Flüsse Pleiße und Weiße Elster – wegen der Verschmutzung durch Industrieabwässer aus der Braunkohleverarbeitung südlich von Leipzig verrohrt oder verfüllt, so dass Leipzig seinen Charakter als Flussstadt teilweise verlor. Die Einleitung der hochgiftigen Abwässer hatte dazu geführt, dass die Flüsse biologisch tot waren. Seit dem weitgehenden Ende der gewässerverschmutzenden Industrie zu Beginn der 1990er Jahre werden beide Flussläufe nach und nach wieder freigelegt. Rund 141 Kilometer ständig wasserführende Fließgewässer verlaufen auf der Stadtfläche, hinzu kommen nur temporär wasserführende Bäche und Gräben.
Neben der Gewässerverunreinigung brachte die Braunkohlebefeuerung veralteter Industrieanlagen, die teilweise noch dem Vorkriegsstandard entsprachen, sowie häuslicher Ofenheizungen eine sehr starke Luftverschmutzung mit sich. Die schwefel- und phenolhaltige Luft und der damit einhergehende saure Regen griffen Teile der Bausubstanz, vor allem die aus Sandstein, an. In den 1970er und 1980er Jahren galt Leipzig als eine der mit Umweltgiften am meisten belasteten Großstädte Europas. Nach der „Wende“ führten die Stilllegung der Altindustrie und die Modernisierung der Kraftwerke und häuslichen Heizungsanlagen sehr schnell zu erheblich verbesserten Wasser- und Luftverhältnissen und zu einer sichtbaren Erholung der Tier- und Pflanzenwelt. Leipzig zählt mit seinen zahlreichen Stadtparks, wie beispielsweise dem zentrumsnahen Clara-Zetkin-Park und dem Rosental, vielen neu geschaffenen Anlagen in den Wohngebieten sowie den traditionellen Schrebergartenvereinen zu den grünsten Städten Deutschlands. Der Grünflächenanteil wird mit rund 50 %, der Waldanteil mit etwa 7 %[12] beziffert. Bis 2015 sollen der Waldanteil auf 10 % erhöht und Biotopverbünde ausgebaut werden. Leipzig ist seit 2007 Modellregion für das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Urbane Waldflächen“ des Bundesamtes für Naturschutz, wobei in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stadtämtern Wälder verschiedenen Typs auf innerstädtischen Brachflächen angelegt und deren Wirkung auf Klima, Erholungsvorsorge und Naturschutz untersucht werden sollen. Dabei existieren im innerstädtischen Bereich Flächenpotentiale von rund 1850 Hektar.[13]
Einen wesentlichen Anteil am Leipziger Stadtgrün haben die Straßenbäume, wobei sie sowohl gestalterische als auch ökologische Funktionen erfüllen. Im Baumkataster der Stadt sind gegenwärtig 57.732 Straßenbäume registriert.[14] Das sind mehr als die registrierten Parkbäume. Von den Straßenbäumen sind über 35 % Linden, zur Herkunft des Stadtnamens passend. 38 % der Straßenbäume sind jünger als 20 Jahre,[15] was sowohl aus der Ergänzung alter Bestände als auch aus der sofortigen Bepflanzung neu angelegter Straßen resultiert. Seit Beginn der Aktion Baumstarke Stadt im Jahr 1996 konnten durch Spenden (ab 250 EUR pro Baum) jährlich bis zu 150 Bäume gepflanzt werden.[16]
Anfang der 1990er Jahre wurde der Braunkohleabbau gestoppt und mit der Rekultivierung der Tagebaurestlöcher und der Renaturierung des Umfeldes begonnen. Inzwischen sind aus den gefluteten Tagebauen mehrere Seen mit sehr guter Wasserqualität entstanden. Weitere Tagebaue befinden sich noch in der Flutung. Der Kulkwitzer und Cospudener See liegen dem Leipziger Stadtzentrum am nächsten, sie dienen als sehr gut erschlossenes Naherholungsgebiet. Zudem grenzt das Leipziger Stadtgebiet auch an den Zwenkauer See, welcher durch einen Kanal mit den Cospudener See verbunden werden soll.[17] Der so entstehende großflächige Erholungsraum wird als „Leipziger Neuseenland“ touristisch vermarktet und soll bei Fertigstellung 70 km² Wasserfläche umfassen. Im Stadtgebiet selbst stehen rund 130 Stillgewässer mit einer Gesamtfläche von 80 Hektar unter städtischer Verwaltung. Um Natur und Landschaft der Region gemeinsam mit den umliegenden Kommunen und Landkreisen zu entwickeln und erlebbar zu machen, ist Leipzig seit 1996 Mitglied im Grünen Ring Leipzig.
Am 1. März 2011 wurde ein großer Teil der Stadt[18] zur Umweltzone der Schadstoffgruppe 4 erklärt.
Stadtgliederung und Nachbargemeinden
Leipzig ist seit 1992 verwaltungsmäßig in zehn Stadtbezirke gegliedert, die 63 Ortsteile enthalten. Im Gegensatz dazu werden als Stadtteile Gebiete der Stadt bezeichnet, die durch Eingemeindung vorher selbständiger Dörfer entstanden sind. Daher sind Grenzen von Stadt- und Ortsteilen nicht immer identisch. Zur Erreichung etwa gleich großer Verwaltungseinheiten bilden manchmal zwei Stadtteile einen Ortsteil, oder ein Stadtteil wird in mehrere Ortsteile zerlegt. Falls nicht durch Eingemeindung entstanden, entspricht mitunter ein Ortsteil keinem Stadtteil.
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Krostitz | Jesewitz | ||
Schkeuditz | Rackwitz | Taucha | |
Markranstädt | Borsdorf | Brandis | |
Pegau | Markkleeberg | Großpösna | |
Zwenkau |
Krostitz, Jesewitz, Schkeuditz, Rackwitz und Taucha liegen im Landkreis Nordsachsen, Borsdorf, Brandis, Markranstädt, Markkleeberg, Pegau, Zwenkau und Großpösna im Landkreis Leipzig.
Klima
Leipzig liegt in der gemäßigten Klimazone, im Übergangsbereich vom ozeanischen Klima Westeuropas zum Kontinentalklima Osteuropas. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,4 °C und die mittlere jährliche Niederschlagsmenge 507 mm (Mittel 1972–2001). Im Mittel gab es im gleichen Zeitraum 77 Tage mit Frost, 37 Sommertage und über sieben heiße Tage. Der meiste Niederschlag fällt in den Sommermonaten Juni bis August mit einem Spitzenwert von 58,6 mm im August. Im Februar fällt der geringste Niederschlag mit 27 mm, in den anderen Wintermonaten liegt er etwa bei 30 mm.
Der Regenschatten des Harzes erreicht im Leipziger Stadtgebiet seine südöstliche Grenze. Nach Süden schließen sich die Regenstaulagen des Erzgebirges an. Dies äußert sich in einem bedeutenden Niederschlagsgradienten in der Umgebung der Stadt, aber auch innerhalb des Stadtgebietes. Am trockensten ist der Norden Leipzigs, der meiste Niederschlag fällt im Südraum der Stadt, wobei die Jahresdifferenz etwa 100 mm beträgt.[19] Zum Vergleich: In der vollständig im Regenschatten liegenden Stadt Halle (Saale) fallen nur etwa 450 mm Niederschlag im Jahr.
Die höchste Temperatur wurde in Leipzig am 20. Juli 2022 mit 39,3 °C gemessen. Die niedrigste aufgezeichnete Temperatur wurde am 14. Januar 1987 mit −24,1 °C erfasst.[20]
Leipzig | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Leipzig
Quelle: DWD, Daten: 2015–2020[22] |
Um das Jahr 900 wurde an beiden Ufern der Parthe eine slawische Siedlung angelegt, wie Grabungen von Herbert Küas im Gebiet des heutigen Matthäikirchhofs bestätigten.[23] Erstmals erwähnt wurde Leipzig 1015, als Thietmar von Merseburg von einer urbs Libzi (Stadt der Linden; sorbisch lipa = „Linde“) berichtete (Chronikon VII, 25). Als Gründungsjahr der Stadt gilt das Jahr 1165, in dem Markgraf Otto der Reiche von Meißen dem Ort an der Kreuzung der Via Regia mit der Via Imperii das Stadtrecht und das Marktrecht erteilte. Mit der Stadtgründung entstanden die beiden großen Kirchbauwerke – die Thomaskirche und die St.-Nikolaikirche. Der erste Nachweis der Münzstätte Leipzig ist mit Brakteaten der Umschrift MARCHIO OTTO DE LIPPI oder OTTO MARCHIO DE LIPPZINA[24] des Markgrafen Otto des Reichen erbracht worden.
Leipzig lag in der Markgrafschaft Meißen, die 1439 im Kurfürstentum Sachsen aufging. Das Kurfürstentum wurde bereits 1485 durch die beiden Brüder Albrecht den Beherzten und Ernst mit der Leipziger Teilung aufgeteilt. Leipzig gehörte danach zum Herzogtum Sachsen, zu dessen Hauptstadt das bis dahin im Vergleich zu Leipzig oder Meißen unbedeutende Dresden ernannt wurde. Leipzig war darin häufig Tagungsort des Landtags. Nach der Verwaltungsreform 1499 lag Leipzig als sogenanntes Kreisamt Leipzig im Leipziger Kreis, neben dem es sieben weitere im Kurfürstentum gab.
Am 2. Dezember 1409 wurde die Universität Leipzig als „Alma Mater Lipsiensis“ gegründet und gehört damit zu den drei ältesten Universitäten in Deutschland. Der Gründungstag ist der Dies academicus der Universität. 1519 trafen sich Martin Luther, Andreas Karlstadt und Philipp Melanchthon mit dem katholischen Theologen Johannes Eck auf Einladung der Universität in der Pleißenburg zu einem Streitgespräch, das als Leipziger Disputation in die Geschichte einging.
Nach Erhebung zur Reichsmessestadt 1497 und Ausdehnung des Stapelrechts auf einen Umkreis von 115 Kilometer zehn Jahre später durch den späteren Kaiser Maximilian I. wurde Leipzig zu einer Messestadt von europäischem Rang. Für den Güteraustausch zwischen Ost- und Westeuropa entwickelte es sich zum wichtigsten deutschen Handelsplatz. Bedeutend für die spätere Entwicklung zur Messestadt[25] waren insbesondere der Fellhandel sowie die Weiterverarbeitung zu Pelzhalbfabrikaten für die Kürschnerei und die Herstellung der zugehörigen Werkzeuge und Maschinen. Der Leipziger Brühl wurde neben London zum internationalen Handelszentrum der Pelzwirtschaft, die bedeutende Rolle der Leipziger jüdischen Gemeinde war eng mit ihm verknüpft. Noch 1913 lag der Anteil der Pelzbranche am Steueraufkommen Leipzigs bei 40 Prozent.[25]
1539 wurde die Reformation endgültig durch Luther und Justus Jonas in Leipzig eingeführt. Leipzig war vom Schmalkaldischen Krieg 1546 und 1547 betroffen, in dem es für Leipzig und Sachsen vorrangig um die Gleichstellung der protestantischen Konfession ging. Infolge des Krieges, in dem Herzog Moritz auf kaiserlicher (katholischer) Seite stand, wechselte die Kurwürde in Sachsen von der ernestinischen an die albertinische Linie, in deren Herzogtum Leipzig lag. In diesen Jahren war die Entwicklung Leipzigs vor allem durch die sich stetig verbessernden Lebensbedingungen gekennzeichnet. Als immer bedeutendere Handels- und Messestadt profitierte Leipzig dabei vom wohlhabenden Leipziger Handelsbürgertum. Bereits im 16. Jahrhundert entstand eine Trinkwasserversorgung. 1650 erschienen erstmals die Einkommenden Zeitungen sechsmal pro Woche. Sie gelten damit als älteste Tageszeitung der Welt.
Der Dreißigjährige Krieg war ein schwerer Einschnitt in die prosperierende Entwicklung der Stadt, die Bevölkerungszahl ging von 18.000 auf 12.000 zurück. Zwischen 1631 und 1642 wurde die Stadt fünfmal belagert, von 1642 bis 1650 war sie schwedisch besetzt.[26] Nachdem Kursachsen seinen Anteil zur Abdankung der schwedischen Armee am 30. Juni 1650 gemäß dem Nürnberger Exekutionstag vollständig beglichen hatte, übergab der schwedische Gouverneur die Stadt an Wolff Christoph von Arnim.[27] Am 17. September 1631 war die Leipziger Umgebung mit der Schlacht bei Breitenfeld Schauplatz einer der größten Niederlagen der Kaiserlichen unter Tilly im Dreißigjährigen Krieg. In dem zu Leipzig gehörenden ehemaligen Rittergut Breitenfeld erinnert ein Gustav-Adolf-Denkmal an den schwedischen Heerführer. Ein Jahr darauf, am 16. November 1632, fiel Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen, etwa zehn Kilometer südwestlich der heutigen Leipziger Stadtgrenze.
1701 wurde in Leipzig eine Straßenbeleuchtung eingeführt. Die etwa 700 Laternen, nach Amsterdamer Vorbild gefertigt und mit Öl betrieben, wurden erstmals am Abend des 24. Dezember 1701 angezündet.[28] Dazu stellte die Stadt sogenannte Laternenwärter ein, die nach einem festen Brennplan dafür zu sorgen hatten, dass die Laternen rechtzeitig angezündet und wieder gelöscht wurden. Während des Siebenjährigen Krieges war Leipzig von 1756 bis 1763 durch Preußen besetzt.
Im Jahre 1813 fand die Völkerschlacht bei Leipzig im Zuge der Befreiungskriege statt. Die verbündeten Heere der Österreicher, Preußen, Russen und Schweden brachten in dieser Schlacht Napoleons Truppen und deren Verbündeten, darunter das Königreich Sachsen, die entscheidende Niederlage bei, die schließlich zur Verbannung Napoleons auf die Insel Elba führte.
Am 20. April 1825 wurde der Börsenverein der Deutschen Buchhändler gegründet, zu dem Zeitpunkt war Leipzig eines der Zentren des deutschen Buchhandels und Verlagswesens.
Als erste deutsche Fernbahnstrecke wurde 1839 die Leipzig-Dresdner Eisenbahn eröffnet. Leipzig entwickelte sich allmählich zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in Mitteldeutschland, was sich auch darin äußerte, dass der Leipziger Hauptbahnhof von 1902 bis 1915 als einer der seinerzeit größten Kopfbahnhöfe Europas entstand.
Am 2. April 1843 begründete Felix Mendelssohn Bartholdy mit dem Conservatorium der Musik die erste Musikhochschule Deutschlands, im selben Jahr erschien die erste Ausgabe der Illustrirten Zeitung.
Infolge der Industrialisierung, aber auch vielfältiger Eingemeindungen der Vororte, stieg am Ende des 19. Jahrhunderts die Bevölkerungszahl rasant an. 1871 wurde Leipzig mit 100.000 Einwohnern Großstadt. Im Jahr 1900 konstituierte sich in Leipzig der Deutsche Fußball-Bund. Der VfB Leipzig war 1903 erster deutscher Fußballmeister.
Am 1. Oktober 1879 wurde in Leipzig das Reichsgericht als oberstes Zivil- und Strafgericht des 1871 gegründeten Deutschen Reiches etabliert. Es hatte die Funktion des heutigen Bundesgerichtshofs und war ab 1895 im neuen Reichsgerichtsgebäude (Sitz des Bundesverwaltungsgerichts) untergebracht. Während der Leipziger Prozesse wurde versucht, dort Verbrechen des Ersten Weltkriegs aufzuklären und die Täter zu verurteilen. Während der Weimarer Republik spielte das Reichsgericht mit seinem Urteil zum sogenannten Preußenschlag vom 25. Oktober 1932 eine kontroverse Rolle auf dem Weg der Nationalsozialisten zur Macht. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das Reichsgericht zunehmend vom Regime Hitlers instrumentalisiert. Im Dezember 1933 verhandelte es im Reichstagsbrandprozess gegen Marinus van der Lubbe. Er wurde zum Tode verurteilt und im Januar 1934 in Leipzig hingerichtet. Freisprüche weiterer Angeklagter führten zur Einrichtung des Volksgerichtshofs, um die Justiz bei den Delikten Hoch- und Landesverrat zu zentralisieren. Bis zum Ende des Krieges wurde die Strafpraxis am Reichsgericht verschärft, viele Strafen wurden zu Todesurteilen revidiert. Die Auflösung des Gerichtes erfolgte 1945.
Leipzigs beherrschende Rolle im deutschsprachigen Verlagswesen und Buchgewerbe erreichte im späten 19. Jahrhundert und bis zum Ersten Weltkrieg seinen Höhepunkt. 1914 war etwa ein Zehntel der Stadtbevölkerung von etwa 600.000 Menschen in diesen Bereichen tätig. Der hiesige Kommissionsbuchhandel stellte alle anderen Städte weit in den Schatten.[29] 1914 wurden im Statistischen Jahrbuch allein 323 Druckereien mit 18.307 Beschäftigten verzeichnet. Etliche renommierte Verlage wie Reclam, Teubner, Brockhaus, das Bibliographische Institut, Seemann, Baedeker, Hirzel, Barth und Velhagen & Klasing, im Musikalienhandel Breitkopf & Härtel, C. F. Peters und Friedrich Hofmeister, hatten hier ihren Sitz. Mit dem Deutschen Buchhändlerhaus, dem Deutschen Buchgewerbehaus und der Deutschen Bücherei saßen auch die zentralen Institutionen der Buchbranche und des Bibliothekswesens in Leipzig, wo sie sich im Graphischen Viertel östlich der Altstadt konzentrierten, der dichtesten Konzentration derartiger Betriebe und Einrichtungen in Europa. Hinzu kamen diverse Zuliefererindustrien für Maschinen, Farben, Papier, Einbände.[30]
Während des Zweiten Weltkrieges kam es in den Jahren 1943 bis 1945 zu häufigen Luftangriffen auf die Stadt, die zu erheblichen Zerstörungen der Innenstadt führten – bis zu 60 Prozent der Bausubstanz waren betroffen – und etwa 6000 Opfer forderten. Am 18. April 1945 erreichten Einheiten der 1. US-Armee die Stadt und errichteten ihr Hauptquartier im Hotel Fürstenhof. Aufgrund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und der Beschlüsse der Konferenz von Jalta gehörte Sachsen zur Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und die Rote Armee übernahm am 2. Juli 1945 Leipzig. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) bildete den Rat der Stadt und die Stadtverordnetenversammlung, deren Zusammensetzung mit Gründung der DDR die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) diktierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die wirtschaftliche Bedeutung Leipzigs infolge der Lage in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR stark zurück, was in einem kontinuierlichen Rückgang der Einwohnerzahl zu spüren war. Lediglich nach der Vollendung der Teilung Deutschlands durch den 1961 erfolgten Bau der Berliner Mauer erholten sich bis Mitte der 1960er Jahre die Bewohnerzahlen etwas. Zwischen 1950 und 1989 ging die Einwohnerzahl insgesamt um rund 87.000 (über 14 Prozent) auf 530.000 Personen zurück.
Von 1952 bis 1990 war Leipzig Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks und, gemessen nach Einwohnerzahlen, die zweitgrößte Stadt der DDR. In den Großstädten Berlin, Leipzig und Dresden wurden die meisten Kombinatsleitungen und Stammbetriebe angelegt, so dass sich die wirtschaftliche Bedeutung Leipzigs bezogen auf die DDR bis 1990 erhielt.
1989 leiteten die von der Nikolaikirche ausgehenden Montagsdemonstrationen das Ende der DDR mit ein. Da Gewalt gegen die staatliche Ordnungsmacht und Zerstörungen von den DDR-Behörden propagandistisch ausgenutzt wurden, fanden die Montagsdemonstrationen in Leipzig unter der Losung „Keine Gewalt“ statt. Mit der Besetzung der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit durch Demonstranten am 4. Dezember 1989 endeten in Leipzig die staatlichen Überwachungsmaßnahmen. 1990 wurden Leipzig und der größte Teil des Bezirks Leipzig dem Freistaat Sachsen zugeordnet. Leipzig war seitdem Sitz des Regierungsbezirks Leipzig, der am 1. August 2008 im Direktionsbezirk Leipzig aufgegangen ist und am 1. März 2012 aufgelöst wurde.
Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“. 2016 wurde Leipzig der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.[31]
Unverändert ist Leipzig als Messe-, Medien- und Universitätsstadt bekannt, wenn auch die Bedeutung geringer ist als vor dem Zweiten Weltkrieg.
Namensentwicklung
Der erste schriftliche Beleg Leipzigs erfolgte in der Chronik des Thietmar von Merseburg aus dem Jahr 1015 und lautet in urbe Libzi vocatur.[32]
Weitere Belege zeigen den Namen als Lipz oder Lipsk. Allgemein akzeptiert ist die Etymologie des Ortsnamens Leipzig als vom sorbischen Wort Lipsk kommend (gleichlautend aus dem Altsorbischen abgeleitet). Es bedeutet „Linden-Ort“. Im Sorbischen und Polnischen ist Lipsk immer noch in Gebrauch, der tschechische Name Leipzigs lautet Lipsko. Möglich – aber nicht durch handfeste Belege untermauert – ist, dass sich eine ältere, alteuropäische Wurzel im Ortsnamen verbirgt, die erst später zu Lipsk wurde. Hans Walther schlägt die Deutung des Namens Libz(i) von der urslawischen Wurzel *lib- als „wanken, schwanken“ bzw. von germanisch *lib-ia („weicher, schwankender, wasserhaltiger Boden/Gelände“) und Übernahme zu Lib-c ins Altsorbische vor, wonach der Name einen „Ort auf gewässerreichem schlammigen, lehmigem Boden“ bezeichnet (auf die Auenlandschaft bezugnehmend, was sich ebenfalls in Namen heutiger Ortsteile widerspiegelt: z. B. Lausen, Leutzsch, Mockau, Schleußig).[33]
Im Lateinischen wird der Name mit Lipsia wiedergegeben.[34] In dem in der Stadt gesprochenen osterländischen Dialekt, der der Thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe angehört, wird der Name der Stadt Leibzsch ausgesprochen.[2]
Jahr: | 7.–9. Jh. | 1015 | 1165 | 1220 | 1232 | 1402 | 1459 | 1494 | 1507 |
veränderter Name im Laufe von Jahren: |
Lipsk | Libzi | Lipz | Liptzick | Lipzic | Leiptzgk | Leipczigk | Lips | Leipzig |
In der Tragödie Faust verewigte Goethe in einer Szene in Auerbachs Keller seinen Studienort Leipzig als Klein-Paris. Goethe lässt einen Studenten sagen: Mein Leipzig lob’ ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute. Die Bezeichnung etablierte sich in der Umgangssprache des zur Großstadt aufstrebenden und fortschrittlichen Leipzig des 19. Jahrhunderts.
In der jüngeren Nachwendezeit wurde in Presseberichten das Modewort Hypezig als Kofferwort aus Hype und Leipzig geprägt.[35] Der Blogger André Herrmann schuf den Begriff als Kritik an dem Leipzig-Hype,[36][37] der sich vor allem durch Berlin-Leipzig-Vergleiche ausdrückte.[38]