Sachsen
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Sachsen ([zaksn̩] anhörenⓘ/?, Abkürzung SN; amtlich Freistaat Sachsen; obersorbisch Swobodny stat Sakska) ist ein Land im Osten der Bundesrepublik Deutschland. Mit mehr als vier Millionen Einwohnern ist Sachsen nach Bevölkerung das siebtgrößte, mit einer Fläche von rund 18.450 Quadratkilometern das zehntgrößte Land und nimmt damit eine mittlere Stelle unter den 16 deutschen Ländern ein. Die Landeshauptstadt ist Dresden, die bevölkerungsreichste Stadt hingegen Leipzig als Zentrum der länderübergreifenden Metropolregion Mitteldeutschland, dritte Großstadt des Landes ist Chemnitz.
Der Freistaat hat im Süden Anteil an mehreren Mittelgebirgen wie dem Erzgebirge, Elbsandsteingebirge und dem Lausitzer Bergland. Im Norden bestimmt Flachland wie etwa die Leipziger Tieflandsbucht und die nördliche Oberlausitz, in der Mitte prägt Hügelland als charakteristische Landform das Landschaftsbild.
Seine staatsrechtliche Ordnung beruht auf der Verfassung des Freistaates Sachsen. Die Bezeichnung Freistaat trägt Sachsen seit 1918 mit der Ausrufung als Republik und dem damit verbundenen Ende des Königreiches Sachsen. Nach der Auflösung der Länder im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Jahr 1952 wurde Sachsen am 3. Oktober 1990 als Bundesland wiedergegründet und hat wie bereits als Land der Weimarer Republik per Landesverfassung die Bezeichnung als Freistaat angenommen.
Der Freistaat Sachsen gliedert sich seit der Kreisreform 2008 in zehn Landkreise und drei kreisfreie Städte. Nachbarländer innerhalb Deutschlands sind Bayern im Südwesten, Thüringen im Westen, Sachsen-Anhalt im Nordwesten sowie Brandenburg im Norden. Im Osten grenzt es an die Republik Polen, im Süden an die Tschechische Republik.
Lage und Gliederungen
Sachsen liegt im Osten Mitteldeutschlands und grenzt an die Länder Bayern (Länge der Grenze 41 km), Thüringen (274 km), Sachsen-Anhalt (206 km), Brandenburg (242 km), die Republik Polen (123 km) und die Tschechische Republik (454 km). Der Freistaat Sachsen gehört wie auch Thüringen und Teile Sachsen-Anhalts zur Region Mitteldeutschland. Die Lage seines Mittelpunktes wird abhängig vom zugrundeliegenden Berechnungsverfahren heute unterschiedlichen Ortschaften zugeordnet.
Nach topografischen Gesichtspunkten ist es sinnvoll, Sachsen in Flachland, Hügelland und Mittelgebirge einzuteilen. Zum Flachland gehören vor allem die Leipziger Tieflandsbucht sowie die nördliche Oberlausitz. Beide sind durch jüngere Ablagerungen aus dem eiszeitlichen Pleistozän und den Flussniederungen gekennzeichnet sowie insbesondere durch deren tertiäre Braunkohlevorkommen im Untergrund. Das Mittelsächsische Hügelland weiter südlich mit seinen weitflächigen Lössablagerungen (Lösshügelland) und der damit verbundenen hohen Bodenqualität geht auf die Endmoränenbildung zurück.
Die sächsischen Mittelgebirge gliedern sich von West nach Ost durch eher unscharfe Grenzen. Im Südwesten Sachsens erstreckt sich das bis nach Bayern, Thüringen und Böhmen reichende Vogtland mit dem Erzgebirgsbecken als Nordgrenze und dem Elstergebirge im Südosten. Nach Osten folgt die Pultscholle des Erzgebirges, das meist in West- und Osterzgebirge (geteilt durch das Flöhatal), seltener auch zusätzlich in das Mittelerzgebirge untergliedert wird. Die Höhenlagen nehmen dabei von West nach Ost langsam ab, weshalb auch die höchste Erhebung Sachsens, der 1215 Meter hohe Fichtelberg, zum West- bzw. Mittelerzgebirge gehört. Südlich der Landesgrenze fällt das Erzgebirge steil zum Egertalgraben ab. Den südlichen Bereich des Erzgebirges entlang der Kammlagen nimmt der Naturpark Erzgebirge/Vogtland ein. Östlich des Erzgebirges durchbricht die Elbe die Mittelgebirgskette und formte durch tiefe Einschürfungen das Elbsandsteingebirge. Am nordöstlichen Rand des Elbtals bildet die Lausitzer Verwerfung die scharfe Grenze zum Lausitzer Bergland, welches schließlich im äußersten Südosten Sachsens in das weit nach Tschechien reichende Lausitzer Gebirge übergeht. Neben diesen Landschaftseinheiten gibt es zahlreiche weitere Unterscheidungen und Nuancen, welche in der Liste der Landschaften in Sachsen verzeichnet sind.
- Hauptbodenarten (Stand 1930)
- Gesteine
- Sachsen topografisch mit den wichtigsten Landschaften, Flüssen und Städten
Gewässer
Eine weitere Gliederung Sachsens kann nach hydrologischen Gesichtspunkten erfolgen. Der wichtigste, größte und einzig schiffbare Fluss ist die Elbe. Sie durchzieht den Freistaat von Südosten nach Nordwesten. Wichtige Quellflüsse sind die Mulde, die Weißeritz, die Zschopau, die Weiße Elster und die Spree, deren allgemeine Fließrichtung Norden ist und die ebenfalls zum Flusssystem der Elbe gehören. Im Osten wird der Freistaat von der Lausitzer Neiße begrenzt, die in die Oder mündet.
Nirgends in Deutschland befinden sich die Gewässer in einem schlechteren Zustand als in Sachsen. Die hohen Güllemengen aus der Massentierhaltung machen den Gewässern zu schaffen.[9]
Wald
Die sächsischen Wälder nehmen mit insgesamt 520.539 Hektar eine landesweite Bewaldung von 28,2 % ein. Bei den verschiedenen Eigentumsarten hat den höchsten Anteil der Privat- und Treuhandrestwald mit 45,6 % und der Landeswald mit 39,4 %. Weitere Eigentumsformen sind der Körperschaftswald (8,2 %), der Bundeswald (4,7 %) und der Kirchenwald (2,0 %). Insgesamt sind die Wälder zu 70 % von Nadelbaumarten geprägt.
Häufigste Baumarten sind die Fichte mit 35 % sowie die Kiefer mit 31 % Anteil. Häufigste Laubbaumarten sind die Birke mit 7 %, Eiche mit 6 % und Buche mit 3 %. In Sachsen sind 72 % aller Bestände jünger als 80 Jahre.[10]
Die Waldflächen in Sachsen sind inhomogen verteilt. Waldreich sind das Erzgebirge und die Sächsische Schweiz im Süden sowie die nordöstlichen Teile von Sachsen. Geringer bewaldet oder sogar teils äußerst waldarm sind die intensiv landwirtschaftlich genutzten Lößgebiete Sachsens mit Schwerpunkt im nordwestlichen Teil des Freistaates. Der Erzgebirgskreis ist mit einer Bewaldung von 46,7 % der waldreichste Landkreis und der Landkreis Leipzig mit nur ca. 15 % Wald am wenigsten bedeckt.[11]
Laut 5. Forstbericht wuchs in den Wäldern Sachsens innerhalb von zehn Jahren der Holzvorrat um über 20 % oder 25,88 Millionen m³ bis Ende 2017 auf 156,62 Millionen m³ Holz zu.[12] Zum Vergleich: der Orkan Kyrill verursachte im Januar 2007 ca. 1,82 Mio. m³ Wurf- und Bruchholz.[13][14]
Klima
Sachsen liegt in der gemäßigten Klimazone Mitteleuropas bei vorherrschender Westwindströmung. Da zwischen den westlichen Meeren und dem Freistaat bereits einige schützende Mittelgebirge liegen, ist das Klima kontinentaler geprägt als im Westen und Norden Deutschlands. Dies zeigt sich vor allem durch kältere Winter und trockenere Sommer als in anderen Teilen der Bundesrepublik.
Innerhalb Sachsens gibt es große klimatische Unterschiede. Die durchschnittliche Jahrestemperatur in den nördlichen Flach- und zentralen Hügelländern liegt zwischen 8,5 und 10 Grad Celsius (Zeitraum 1991–2005) mit dem Dresdner Stadtzentrum als wärmste Region Sachsens mit 10,4° im Jahresmittel. In den Mittelgebirgsregionen beträgt die Durchschnittstemperatur etwa 6 bis 7,5 Grad Celsius, am Fichtelberg als kälteste Region etwa 4 Grad Celsius.[15] Das Gleiche gilt auch für den durchschnittlichen Jahresniederschlag, bei 500 bis 800 Millimetern im Flachland (Zeitraum 1991–2005) und circa 900 bis 1200 Millimetern im Mittelgebirgsland (am Fichtelberg etwa 1250 Millimeter).[15]
Flächennutzung
Nutzung | Fläche in Hektar | Anteil in Prozent |
---|---|---|
Gebäude- und Freifläche | 0.131.887 | 07,15 |
Betriebsfläche | 0.034.375 | 01,87 |
Erholungsfläche | 0.025.146 | 01,37 |
Verkehrsfläche | 0.080.002 | 04,34 |
Landwirtschaftsfläche | 1.007.799 | 54,71 |
Waldfläche | 0.498.914 | 27,09 |
Wasserfläche | 0.038.653 | 02,10 |
Flächen anderer Nutzung | 0.025.250 | 01,37 |
Gesamtfläche | 1.842.025 | 100,000 |
Der Freistaat Sachsen hat einen Nationalpark (9.350 ha), das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (30.000 ha) und drei Naturparke (insgesamt 198.837 ha) ausgewiesen. Des Weiteren sind 222 Naturschutzgebiete (insgesamt 55.032 ha) und 178 Landschaftsschutzgebiete (insgesamt 565.281 ha) festgesetzt.[17][18]
Tierwelt
Als Sachsen wird heute ein Gebiet an der oberen Mittelelbe, in der südlichen Lausitz und im Erzgebirge bezeichnet. Es war nie Bestandteil des weitaus älteren Stammesherzogtums Sachsen, des Siedlungsraumes des historischen Volkes der Sachsen in Norddeutschland. Auf die oben genannten, größtenteils im späten Mittelalter germanisierten Gebiete ging der Landesname erst durch verschiedene dynastische Verschiebungen über. Die Bewohner des Freistaates stehen also nicht in direkter Tradition jener Sachsen, die in der Antike und Spätantike mit dem lateinischen Ausdruck Saxones (griechisch: Σάξονες) bezeichnet wurden. Von 1247 bis 1485 deckte sich die Geschichte Sachsens zudem in weiten Teilen mit der Thüringens. Zur historischen Abgrenzung nennt man heutige Sachsen auch Obersachsen, im Unterschied zu Niedersachsen oder Altsachsen.
Schon in der Urgeschichte war das heutige Sachsen ein wichtiges Gebiet für diejenigen, die über die Mittelgebirge reisen wollten. Archäologische Spuren weisen eine Besiedlung des Gebiets durch Bandkeramische Kulturen um 5500 v. Chr. aus dem späteren Böhmen heraus nach. Bevorzugter Siedlungsraum waren die weiten Flussauen von Elbe, Mulde und Spree im Vorland der Gebirge.
Bis ins 6. Jahrhundert standen Teile des späteren Freistaates unter dem Einfluss der Thüringer, die ihr Königreich im Jahre 531 an die Franken verloren, deren Siedlungen aber teils bis ins 8./9. Jahrhundert bestanden. Vom 7. bis ins 10. Jahrhundert besiedelten von Osten her slawische Völker (Sorben) das spätere Territorium Sachsens.
Die im Jahr 929 mit dem Burgbau in Meißen gegründete Markgrafschaft Meißen kann als Vorläufer des heutigen Sachsen angesehen werden. Die weitere Geschichte der Markgrafschaft ist seit 1100 von der Besiedlung und Landnahme durch überwiegend aus Franken stammende Zuwanderer (Hochmittelalterliche Ostsiedlung) geprägt, die bestehende slawische Burgen, Dörfer und stadtähnliche Anlagen übernahmen und weiter entwickelten sowie neue Orte gründeten. Eine Vielzahl von Ortsnamen und Gewässernamen in Sachsen (zum Beispiel jene mit der Ortsnamensendung -itz) sind sorbischen Ursprungs.
Vor allem im Erzgebirge kam es, bedingt durch Erzbergbau und Handel, zu Wohlstand und zu Gründungen von Städten. Mark Meißen seit ihrer Entstehung kam unter unterschiedliche Regierungen, und auch unter den fremden Einfluss des polnischen (im Jahre 1002, und teilweise bis zum Tod Boleslaus dem Tapferen 1025) und des böhmischen (in Jahren 1076–1089) Feudalstaats. Im Jahr 1089 kamen die Markgrafschaft und ihre Bevölkerung schlussendlich in den Besitz der Wettiner, die bereits in Thüringen über Besitzungen herrschten.
Ab 1423 vergrößerten die Wettiner ihren Herrschaftsbereich. Als wichtigsten Zugewinn bekamen sie das ehemals askanische Herzogtum Sachsen-Wittenberg. Es war mit der Kurwürde verbunden. Als Folge der historischen Namensverschiebung wurde nun die Bezeichnung „Sachsen“ für den gesamten Herrschaftsbereich der Wettiner üblich.[19] Auch das bisherige askanische Wappen wurde weiter geführt. Durch die Leipziger Teilung von 1485 löste sich Sachsen von Thüringen in der weiteren Entwicklung ab. In der Folge wurde Dresden zur Residenzstadt des sächsischen Herzogs ausgebaut.
Mit der durch Martin Luther 1517 ausgelösten Reformation fiel das ernestinische Kursachsen zunehmend in katholisch-kaiserliche Ungnade. Der ernestinische Kurfürst konvertierte 1525 zum Luthertum. Der albertinische Herzog folgte 1539.
Nach dem Schmalkaldischen Krieg, den das ernestinische Kursachsen im Schmalkaldischen Bund verlor, ging mit der Herrschaft über Teile Kursachsens 1547 auch die Kurwürde von der ernestinischen auf die albertinische Linie der Wettiner über. Die Konfession in beiden Ländern blieb aber lutherisch.
Im Dreißigjährigen Krieg war Sachsen auf Seite der katholischen Habsburger und zog gegen Böhmen. Kursachsen besetzte dabei die Lausitz und erhielt diese zur Deckung der eigenen Kriegskosten zunächst als Pfand. Sachsen verhielt sich daraufhin neutral, wechselte aber später auf die protestantische Seite, als es seine Neutralität durch Plünderungen in der Lausitz missachtet sah. In der Schlacht bei Breitenfeld (1631) gelang es Sachsen zusammen mit Schweden erstmals, kaiserliche Truppen zu schlagen. 1635 erhielt Sachsen im sog. Sonderfrieden von Prag endgültig die Herrschaft über beide Lausitzen bei gleichzeitiger Neutralitätsverpflichtung sowie Bestandsgarantie für die dortigen konfessionellen Verhältnisse.
Das am 8. Oktober 1656 eröffnete Testament Johann Georgs I. sah vor, Teile Kursachsens seinen drei Söhnen August, Christian und Moritz zu vermachen und sie in einer kursächsischen Sekundogenitur als eigenständige Herzogtümer einzurichten. Es entstanden die Herzogtümer Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Merseburg und Sachsen-Zeitz. In den folgenden Jahrzehnten ging Sachsen vergleichsweise stark aus dem Krieg hervor und gehörte zu den Fürstentümern, die sich am schnellsten erholen konnten. Sachsen verhielt sich dabei kaisertreu und stellte zum Beispiel 1683 Truppen für die siegreiche Schlacht am Kahlenberg gegen die Türken. Unter Friedrich August I. (genannt August der Starke) versuchte Kursachsen seine Herrschaft und Stellung im Heiligen Römischen Reich auszubauen. Das Land durchlebte eine „goldene Ära“ die zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Blüte führte und als Augusteisches Zeitalter bezeichnet wird. Die wettinischen Kurfürsten Friedrich August I. und sein Sohn Friedrich August II. regierten zeitweise Polen als König und Sachsen als Kurfürst in der Personalunion Sachsen-Polen. Im Großen Nordischen Krieg wurde die Personalunion Sachsen-Polen verheert. Territorialgewinne blieben dem Kurfürstentum verwehrt, während sein nördlicher Nachbar und Konkurrent Preußen gestärkt wurde.
Die Preußisch-sächsischen Beziehungen verschlechterten sich seit den 1740er Jahren und im Siebenjährigen Krieg wurde Sachsen durch Preußen besetzt. Es kämpfte später in einer Allianz aus Österreich, Russland und Frankreich gegen Preußen und Großbritannien und wurde 1759 von dieser Allianz befreit. 1760 belagerte Preußen Dresden erfolglos, richtete dabei aber erstmals große Schäden in der Hauptstadt an. In der Folge ging Schlesien, welches eine Gebietsverbindung zwischen Sachsen und Polen hätte werden können, an Preußen. Das Kurfürstentum wurde nach und nach wiederhergestellt.
Gemäß der Pillnitzer Deklaration gehörte Sachsen zu den Ländern, die an der Seite Preußens gegen die Französische Revolution kämpften. Nachdem im späteren Verlauf Napoleon 1806 weit nach Deutschland eingedrungen war, stellten sich ihm die sächsischen und preußischen Truppen gemeinsam entgegen, wurden aber in der Schlacht bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen. Daraufhin besetzten die Franzosen neben Preußen auch Sachsen. Nach dem baldigen Beitritt zum Rheinbund wurde das Kurfürstentum noch 1806 zum Königreich Sachsen erhoben. Bei den besonders von Preußen getragenen Befreiungskriegen im Jahr 1813 war Sachsen Hauptkriegsschauplatz und kämpfte weiter an der Seite Frankreichs bis zur Besetzung durch Preußen und Russen nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober. Daher wollte Preußen beim Wiener Kongress Sachsen vereinnahmen, was nur durch den Schutz Österreichs und auch die französische Position verhindert wurde; der Kompromiss war die Teilung des Königreiches Sachsen. Sachsen blieb danach zwar weiterhin Königreich, musste jedoch im Norden 40 % seiner Einwohner und damit auch etwa 60 % seiner Fläche an Preußen abtreten. Die Revolution 1848/1849 wurde in Sachsen niedergeschlagen, indem preußische Truppen im Auftrag der Reichsexekution die Rückkehr des während des Dresdner Maiaufstands geflohenen Königs nach Dresden ermöglichten.
Im Deutschen Krieg 1866 stand Sachsen mit Österreich erneut auf der Verliererseite. Wie 1815 beabsichtigte Preußen die vollständige Annexion Sachsens, was nur durch ausdrückliche Fürsprache des Kaisers Franz Joseph für den Verbündeten verhindert werden konnte.[20] Sachsen wurde in Folge Mitglied des Norddeutschen Bunds und nahm 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg teil. Das Königreich Sachsen war seit 1871 ein Bundesstaat des Deutschen Kaiserreichs, das als kleindeutscher Nationalstaat von Preußen geprägt wurde.
Am Ersten Weltkrieg nahm letztmals eine eigene sächsische Armee im Rahmen des deutschen Heeres teil. Im Zuge der Novemberrevolution wurde Sachsen im Herbst 1918 Freistaat im Deutschen Reich, das nun nach der Verfassung von 1919 Weimarer Republik genannt wurde (siehe: Geschichte Sachsens → Freistaat Sachsen (1918 bis 1933)). Mit der Gleichschaltung der Länder 1934 verlor der Freistaat Sachsen den Großteil seiner politischen Kompetenzen zugunsten der in Sachsen territorial deckungsgleichen NSDAP-Gaustruktur, wurde aber wie die übrigen Länder im Reich nicht offiziell aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Land durch die sowjetische Besatzungsmacht rekonstituiert und um die deutsch gebliebenen Teile der preußischen Provinz Schlesien erweitert. 1952 wurden die Länder im Rahmen der DDR-Verwaltungsreform aufgelöst. Am 3. Oktober 1990 entstand zugleich mit der deutschen Wiedervereinigung das Bundesland Sachsen.[21] Es umfasste die Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt/Chemnitz und Leipzig (ohne die Landkreise Altenburg und Schmölln, aber zuzüglich der Landkreise Hoyerswerda und Weißwasser) der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.
Staatsvolk
Laut Art. 5 der Verfassung des Freistaates Sachsen gehören dem Volk des Freistaates Sachsen Bürger deutscher, sorbischer und anderer Volkszugehörigkeit an. Die Sorben werden im Artikel 6 explizit nochmals als gleichberechtigter Teil des Staatsvolkes genannt.
Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungszahl Sachsens war seit ca. 1950 bis 2013 rückläufig, danach wuchs sie per Saldo wieder. Der ländliche Raum, diverse Mittelzentren und auch manche oberzentrale Orte verloren Bevölkerung durch Abwanderung und zu niedrige Geburtenraten. Die Einwohnerzahlen der Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz konnten in den 2010er Jahren teils signifikante Zuwächse verzeichnen, ebenso ihr Umland. Dresden erlebte so zwischen den Jahren 2000 bis 2011 eine Zunahme von annähernd 52.000 Einwohnern, Leipzig im selben Zeitraum eine Zunahme von mehr als 38.600 Einwohnern und Chemnitz zwischen 2011 und 2015 von gut 8.000 Einwohnern (jeweils ohne Änderung des Gebietsstandes). Diesen Städten wird ein weiteres Wachstum prognostiziert. Auch die Großen Kreisstädte Radebeul als Wohnquartier für Dresden sowie Markkleeberg am Rande von Leipzig wuchsen in dieser Zeit signifikant.
Der Ausländeranteil in Sachsen betrug Ende 2020 5,3 Prozent, was etwa 216.000 Ausländern bei gut vier Millionen Einwohnern entsprach.
Jahr | Einwohner |
---|---|
1905 | 4.508.601 |
1925 | 4.996.138 |
1939 | 5.158.329 |
1946 | 5.558.566 |
1950 | 5.682.802 |
1964 | 5.463.571 |
1970 | 5.419.187 |
1981 | 5.152.857 |
1990 | 4.775.914 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
1995 | 4.566.603 |
2000 | 4.425.581 |
2001 | 4.384.192 |
2002 | 4.349.059 |
2003 | 4.321.437 |
2004 | 4.296.284 |
2005 | 4.273.754 |
2006 | 4.249.774 |
2007 | 4.220.200 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
2008 | 4.192.801 |
2009 | 4.168.732 |
2010 | 4.149.477 |
2011 | 4.054.182 |
2012 | 4.050.204 |
2013 | 4.046.385 |
2014 | 4.055.274 |
2015 | 4.084.851 |
2016 | 4.081.783 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
2017 | 4.081.308 |
2018 | 4.077.937 |
2019 | 4.071.971 |
2020 | 4.056.941 |
2021 | 4.043.002 |
Die Bevölkerungszahlen beziehen sich auf den jeweiligen Gebietsstand des sächsischen Staates. Bis 1927 betrug dieser ca. 14.993 km². Infolge eines Gebietsaustausches mit Thüringen schrumpfte dieser auf ca. 14.986 km². Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Sachsen die westlich der Neiße gelegenen Teile der preußischen Provinz Niederschlesien zugeschlagen. Der sächsische Gebietsstand betrug damit ca. 17.004 km². Zwischen 1952 und 1990 gab es keinen sächsischen Staat, sondern auf weiten Teilen dessen Gebiets die Bezirke Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). Die Angaben beziehen sich auf den heutigen Gebietsstand, der seit 1990 und der Rückgliederung einiger vogtländischer Gemeinden nach Sachsen 1992 ca. 18.450 km² umfasst. Der Zuwachs ergab sich ganz überwiegend aus der Zuteilung der nördlichen Gebiete des ehemaligen Bezirkes Leipzig um die Städte Torgau, Eilenburg und Delitzsch, die seit 1815 nicht mehr zu Sachsen gehört hatten.
Im Jahr 2014 wanderten 3819 Menschen aus Sachsen ab, insgesamt zogen aber 14.387 Menschen mehr zu als den Freistaat verließen. Das Durchschnittsalter der Sachsen beträgt 46,6 Jahre (2014).[23] Die jüngste Bevölkerung lebte in der sorbischen Gemeinde Ralbitz-Rosenthal (39,7), die älteste in Bad Brambach (50,7 Jahre).[24]
Die durchschnittliche Kinderzahl in Sachsen lag im Jahr 2014 bei 1,57 je Frau und hatte damit deutschlandweit die erste Stelle unter den Bundesländern inne.[25] Bei der Geburt ihres ersten Kindes waren sächsische Mütter im Jahr 2015 durchschnittlich 28,9 Jahre alt (deutscher Durchschnitt: 29,6).[26] 2019 lag die Kinderzahl bei 1,56 Kinder je Frau.[27]
Die durchschnittliche Lebenserwartung lag im Zeitraum 2015/17 bei 77,8 Jahren für Männer und bei 83,8 Jahren für Frauen. Die Männer belegen damit unter den deutschen Bundesländern Rang 10, während Frauen Rang 2 belegen.[28] Regional hatten 2013/15 Dresden (Gesamtbevölkerung: 82,30 Jahre), Meißen (81,35) und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (80,86) die höchste, sowie Görlitz (80,12), Vogtlandkreis (80,08) und Zwickau (80,01) die niedrigste Lebenserwartung. In Deutschland wurde die Lebenserwartung von Frauen in Dresden (84,89) nur von Breisgau-Hochschwarzwald (84,96) übertroffen.[29]
Am 19. April 2016 veröffentlichte der Freistaat die sechste regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung mit zwei Varianten. In Variante V1 fand eine Zuwanderung aus jüngster Zeit (gemeint ist die Zeit der Erstellung der Prognose) besondere Berücksichtigung. Variante V2 basiert auf Annahmen aus der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (Variante G1-L1-W2).[30]
Jahr | obere Variante (V1) | untere Variante (V2) | tatsächlicher Wert |
---|---|---|---|
2015 | 4.107.700 | 4.053.700 | 4.084.851 |
2020 | 4.186.300 | 4.019.200 | 4.056.941 |
2025 | 4.102.100 | 3.945.400 | |
2030 | 3.997.500 | 3.851.400 |
Sprachen und Dialekte
Im Freistaat Sachsen werden vorwiegend ostmitteldeutsche Dialekte gesprochen. Es handelt sich um das Meißnische und das Osterländische, die zusammen die Kerngruppe des Obersächsischen bilden und damit zur thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe gehören, sowie das Lausitzische. Kennzeichen all dieser Dialekte ist die Lenisierung der stimmlosen Konsonanten. So wird das Wort „Koffer“ als „Goffer“ ausgesprochen. Die Sächsische Kanzleisprache, eine spätmittelalterliche Ausgleichsprache der überwiegend ostmitteldeutschen Dialekte im wettinischen Herrschaftsgebiet, bildete für Martin Luther die Grundlage des Neuhochdeutschen.
Weiter leben in den Mittelgebirgen Südsachsens insgesamt etwa 700.000 Sprecher des Vogtländischen und des Erzgebirgischen. Beides sind eigenständige Dialekte mit Verwandtschaft zum Ostfränkischen und Nordbairischen. Beim Südvogtländischen im südlichsten Gebietszipfel des Vogtlandes handelt es sich in der Tat um ein (mittlerweile) isoliertes altbairisches Sprachgebiet. Dies erklärt sich daraus, dass es bis 1945 der nördlichste Teil eines geschlossenen Sprachgebietes von Altbayern über das Sudetenland (Ascher Zipfel) bis eben hierher war.
In der Lausitz werden auch mehrere Dialekte des Obersorbischen sowie Übergangsdialekte zwischen dem Ober- und Niedersorbischen gesprochen. Die sorbische Sprache zählt zur westslawischen Sprachgruppe; im Freistaat Sachsen sprechen schätzungsweise 15.000 bis 20.000 Menschen Sorbisch als Alltagssprache. Das Obersorbische ist auch zweite Amtssprache, wird jedoch auch im Sorbischen Siedlungsgebiet heute nur noch von einer Minderheit aktiv verwendet. Eine Ausnahme ist das Obersorbische Kernsiedlungsgebiet als einziges Gebiet Deutschlands, wo in mehreren Gemeinden vorrangig eine nicht-deutsche Sprache im Alltag gesprochen wird. In der südlichen Oberlausitz ist die Oberlausitzer Mundart verbreitet.
Vermutlich bereits mit Herausbildung des Neuhochdeutschen bildete sich, ausgehend von den größeren Städten und begünstigt durch eine relativ hohe Bevölkerungsdichte und Dichte der Infrastruktur im mitteldeutschen Raum, eine Regional- bzw. Umgangssprache heraus, die landläufig als „Sächsisch“ bezeichnet wird. Dieses Sächsisch wird in einem unscharf abgegrenzten Raum gesprochen, der auch Teile Sachsen-Anhalts, Thüringens und Brandenburgs umfasst.[31]
Religionen
Der überwiegende Teil der sächsischen Bevölkerung ist konfessionslos. Etwa drei Viertel der Einwohner Sachsens waren im Jahr 2011 ohne religiöses Bekenntnis.[32] Ende 2022 hatte Sachsen 4.086.152 Einwohner; davon waren 16,1 % Mitglied der evangelische Kirche, 3,5 % der katholische und 80,3 % gehörten entweder eine andere oder keine Glaubensgemeinschaft an.[33] Auch im Jahr 2023 haben viele Gläubige in Sachsen den beiden großen christlichen Kirchen den Rücken gekehrt. Mit Ausnahme von Leipzig geht der Trend bei der Austrittszahl in den Großstädten weiter nach oben.[34]
Es gibt in Sachsen drei jüdische Gemeinden mit jeweils einer eigenen Synagoge. Die Zahl der Gemeindemitglieder hat sich – vor allem durch die Zuwanderung aus Osteuropa – von 190 im Jahr 1992 auf 2.524 im Jahr 2018 kontinuierlich erhöht. Die Anzahl der Menschen muslimischen Glaubens in Sachsen betrug 2015 ca. 0,48 Prozent.[35]
Die kleine römisch-katholische Kirche ist dennoch an vielen Orten vertreten und bildet in einigen überwiegend sorbischen Gemeinden zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda die zahlenstärkste Konfession; ihre Gemeinden gehören zu einem Großteil zum Bistum Dresden-Meißen, ferner auch zu den Bistümern Görlitz und Magdeburg.
Etwa 60 Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden (überwiegend kleinere Baptisten- und Brüdergemeinden) bestehen im Land.[36]
Basis
Grundlage des sächsischen politischen Systems ist die Verfassung des Freistaates Sachsen vom 27. Mai 1992. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland wurde das Land Sachsen zum Freistaat Sachsen, einem der seitdem 16 Gliedstaaten der Bundesrepublik. Dieser Freistaat, der sich am 26. Mai 1992 seine Landesverfassung gab, ist eine parlamentarische Republik und der erste demokratische sächsische Staat mit eigener Verfassungsgerichtsbarkeit und drei geteilten Staatsgewalten. Der Freistaat Sachsen ist als deutsches Land originäres Staatsrechtssubjekt. Am 9. November 1990 wurde der Freistaat Sachsen erstmals bei einer Sitzung des Bundesrates vertreten und kann seitdem wieder über diese Vertretung der Gliedstaaten an der Bundesgesetzgebung und -verwaltung mitwirken.
Die sächsische Verfassung wurde bisher erst einmal geändert, um eine Schuldenbremse einzufügen. Daran wurde auch in Folge der Corona-Pandemie festgehalten. Sachsen hat mit 5,053 Mrd. Euro sowohl die niedrigsten Gesamtschulden, als auch die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung (1.244 Euro). Mit durchschnittlich 575 Euro pro Kopf trifft das auch auf die Gemeinden zu.[37]
Exekutive
Die Sächsische Staatsregierung wird von einem Ministerpräsidenten geführt, der vom Landtag gewählt wird. Sitz der Regierung ist die Sächsische Staatskanzlei in der Dresdner Inneren Neustadt.
Die CDU ist in Sachsen seit der Wiedervereinigung die mit Abstand stärkste Partei und stellt seitdem den Ministerpräsidenten. Kurt Biedenkopf regierte von 1990 bis April 2002 in einer CDU-Alleinregierung. Auf ihn folgte Georg Milbradt, der nach der Wahl 2004 eine schwarz-rote Koalition mit der SPD einging. Nach Milbradts Rücktritt im Mai 2008 übernahm Stanislaw Tillich das Amt des Ministerpräsidenten und setzte die CDU-SPD-Koalition bis zur Landtagswahl 2009 fort. Zwischen September 2009 und 2014 regierte Tillich in einer schwarz-gelben Koalition zusammen mit der FDP, seit der Landtagswahl 2014 mit dem Ausscheiden der FDP aus dem Landtag erneut mit der SPD.[38] Das Amt des Ministerpräsidenten übernahm ab Dezember 2017 Michael Kretschmer. Nach der Landtagswahl 2019 regiert Kretschmer seit Dezember 2019 mit einer Koalition von CDU, Grünen und SPD.
Zusammensetzung der amtierenden Staatsregierung (siehe auch Kabinett Kretschmer I und Kabinett Kretschmer II):
- Ministerpräsident: Michael Kretschmer (CDU)
- Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Staatsminister und Stellvertretender Ministerpräsident: Wolfram Günther (Grüne)
- Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Staatsminister und Zweiter Stellvertretender Ministerpräsident: Martin Dulig (SPD)
- Sächsisches Staatsministerium der Finanzen, Staatsminister: Hartmut Vorjohann (CDU)
- Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung, Staatsministerin: Katja Meier (Grüne)
- Sächsisches Staatsministerium des Innern, Staatsminister (designiert ab 25. April 2022): Armin Schuster (CDU)
- Sächsisches Staatsministerium für Kultus, Staatsminister: Christian Piwarz (CDU)
- Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Staatsministerin: Petra Köpping (SPD)
- Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Staatsminister für Wissenschaft: Sebastian Gemkow (CDU), Staatsministerin für Kultur und Tourismus: Barbara Klepsch (CDU)
- Sächsisches Staatsministerium für Regionalentwicklung, Staatsminister: Thomas Schmidt
- Sächsische Staatskanzlei, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien und Chef der Staatskanzlei: Oliver Schenk (CDU)
Die Hauptgebäude der Staatsregierung befinden sich in Dresden – räumlich getrennt von der Legislative – im Regierungsviertel in der Inneren Neustadt.
Legislative
Die Legislative des Freistaates Sachsen ist der Sächsische Landtag. Er besteht in der siebten Wahlperiode aus 119 Abgeordneten (regulär 120). Diese teilten sich nach der Wahl im Herbst 2019 wie folgt auf: CDU 45 Sitze, AfD 38 Sitze, Linke 14 Sitze, Grüne 12 Sitze und SPD 10 Sitze. Mittlerweile sind drei Abgeordnete aus der AfD-Fraktion ausgetreten und gehören dem Parlament nunmehr als fraktionslose Abgeordnete an. Landtagspräsident ist seit 2009 Matthias Rößler (CDU). Es existieren drei Vizepräsidenten: Andrea Dombois (CDU), André Wendt (AfD) und Luise Neuhaus-Wartenberg (Linke). Der Vorsitzende der CDU-Fraktion ist Christian Hartmann, der AfD-Fraktion Jörg Urban, der Linke-Fraktion Rico Gebhardt, der Grüne-Fraktion Wolfram Günther und der SPD-Fraktion Dirk Panter.
Judikative
Der Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen befindet sich in Leipzig. Dieser ist neben der Landesregierung und dem Landtag ein oberstes und im Sinne der Gewaltenteilung unabhängiges Staatsorgan.
Die sonstigen Gerichte in Sachsen sind dem Sächsischen Staatsministerium der Justiz nachgeordnete Behörden.[39] Die Rechtsprechung ist dabei unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen.[40]
Das Oberlandesgericht Dresden ist das höchste Gericht der sächsischen ordentlichen Gerichtsbarkeit. Ihm sind fünf Landgerichte in Chemnitz, Dresden, Görlitz, Leipzig und Zwickau nachgeordnet.
Weiterhin gibt es in Sachsen Gerichte der Fachgerichtsbarkeit. Der Sitz des Sächsischen Oberverwaltungsgerichtes ist die Ortenburg in Bautzen. In Chemnitz befinden sich das sächsische Landessozial- und Landesarbeitsgericht. Das Sächsische Finanzgericht befindet sich in Leipzig.
Die Generalstaatsanwaltschaft hat ihren Sitz in Dresden. Dieser nachgeordnete Staatsanwaltschaften gibt es an den Standorten der Landgerichte. Der Freistaat Sachsen führt zehn Justizvollzugsanstalten. Das Landesjustizprüfungsamt beim Sächsischen Staatsministerium der Justiz ist das sächsische Prüfungsamt für die juristischen Staatsexamen.
In Sachsen befinden sich Einrichtungen der bundesstaatlichen Justiz, die dem Bundesministerium der Justiz nachgeordnet sind. In Leipzig befinden sich das Bundesverwaltungsgericht und der 5. und 6. Strafsenat des Bundesgerichtshofes mit einem Teil der Behörde des Generalbundesanwalts.
Europapolitik
Viele Entscheidungen der europäischen Institutionen haben unmittelbaren Einfluss auf die Menschen und Organisationen in den Regionen Europas, so auch in Sachsen.[41] Die sächsische Europapolitik wird durch eine Vielzahl von Akteuren und Institutionen geprägt. Über verschiedene Wege werden die Interessen des Freistaats in der Europäischen Union wahrgenommen. Durch die Sächsische Staatskanzlei wird die Europapolitik Sachsens in der Staatsregierung koordiniert.
Auf Bundesebene wirkt die Staatsregierung über den Bundesrat, die Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund und die Europaministerkonferenz auch an der europäischen Gesetzgebung mit.
In Brüssel unterhält die Staatsregierung das Sachsen-Verbindungsbüro Brüssel, das u. a. die aktuellen Entwicklungen und Entscheidungen der europäischen Institutionen beobachtet, dann für den Freistaat relevante Themen identifiziert und an die zuständigen Stellen in der Staatsregierung und dem Landtag übermittelt. Im Ausschuss der Regionen wird Sachsen durch den Europaminister Jürgen Martens und Landtagsabgeordneten Heinz Lehmann (CDU) vertreten. Sechs Abgeordnete vertreten derzeit die sächsischen Bürger im Europäischen Parlament: Anna Cavazzini (Grüne), Cornelia Ernst (Linke), Andreas Glück (FDP), Peter Jahr (CDU), Maximilian Krah (AfD) und Matthias Ecke (SPD).[42]
Zur Zusammenarbeit mit den unmittelbaren europäischen Nachbarn unterhält der Freistaat seit 2012 zwei weitere Auslandsvertretungen in Tschechien und Polen – das Verbindungsbüro in Prag[43] (im Barockgebäude des Wendischen Seminars) und das Verbindungsbüro in Breslau.[44]
Im Sächsischen Landtag befasst sich der Verfassungs-, Rechts- und Europaausschuss unter Vorsitz von Marko Schiemann (CDU) mit europapolitischen Grundsatzfragen. Im April 2011 haben Landtag und Staatsregierung eine Subsidiaritätsvereinbarung geschlossen, die die Informationspflichten der Regierung gegenüber dem Parlament und die Mitwirkungsrechte des Landtages an europapolitischen Positionen des Landes regelt.[45]
Haushalt
Gemäß dem Gesetz über die Feststellung des Haushaltsplanes des Freistaates Sachsen für die Haushaltsjahre 2023 und 2024 (Haushaltsgesetz 2023/2024 – HG 2023/2024) sind im Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2023 ein Volumen von 24.261.303.000 Euro und für das Haushaltsjahr 2024 ein Volumen von 25.083.152.600 Euro veranschlagt.[46]
Politischer Extremismus
Sowohl Rechts- wie auch Linksextremismus werden im sächsischen Verfassungsschutzbericht regelmäßig aufgeführt. Ein Bericht für 2021 gab an, dass in Sachsen etwa 4.350 Rechts- und 850 Linksextremisten aktiv waren. Zudem gab es etwa 450 Islamisten.[47]
Rechtsextremismus
In der 2016 veröffentlichten Studie Sachsen-Monitor 2016 der sächsischen Regierung heißt es: „Ressentiments gegen Personen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit – insbesondere gegen Ausländer und Muslime – sind in Teilen der sächsischen Bevölkerung verbreitet. Eine Mehrheit der Sachsen ist der Meinung, dass Deutschland aufgrund der hier lebenden Ausländer in einem gefährlichen Maß ‚überfremdet‘ sei.“[48] Nach Recherchen des Tagesspiegels ist die Bevölkerung „deutlich fremdenfeindlicher als der Durchschnitt der Bevölkerung im Rest der Republik“.[49]
In Sachsen geschahen 2014 die mit Abstand meisten rassistisch motivierten Körperverletzungen gegen Flüchtlinge.[50] Auch 2015 erfolgten dort überdurchschnittlich häufig rassistische Angriffe auf Ausländer und Flüchtlinge, in absoluten Zahlen nach dem deutlich bevölkerungsreicheren Nordrhein-Westfalen die zweitmeisten im Vergleich der Bundesländer.[51] 2015 wurde in Sachsen ein Fünftel aller Angriffe auf Asylbewerberheime in Deutschland begangen.[52]
Auch der organisierte Rechtspopulismus und Rechtsextremismus sind in Sachsen überdurchschnittlich präsent. Völkische, rassistische Organisationen wie Pegida entwickelten sich in Sachsen und sind dort so stark wie in keinem anderen Bundesland.[53][54] In keinem anderen Bundesland gibt es so viele Immobilien, die dauerhaft von Rechtsextremisten zu politischen Zwecken genutzt werden.[55] 2012 fanden in Sachsen mit Abstand die meisten Neonazi-Konzerte statt, fast ein Viertel allein in einem einzigen Gasthof im nordsächsischen Staupitz.[56]
Die acht Mitglieder der rechtsterroristischen Gruppe Freital, die mehrere Sprengstoffanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und politische Gegner in Freital und Dresden verübt hatten und wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und versuchten Mordes beziehungsweise Beihilfe dazu vom Oberlandesgericht Dresden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, waren in Sachsen tätig.[57]
Die rechtsextreme NPD zog 2004 und 2009 in den Dresdner Landtag ein. Bei der Bundestagswahl 2017 wurde die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen stärkste Kraft und gewann drei der sechzehn sächsischen Bundestagswahlkreise direkt.[58] Bei der Bundestagswahl 2021 konnte die Partei dieses Ergebnis auf 10 Wahlkreise verbessern, wobei sie sie in allen 12 Flächenwahlkreisen nach Zweitstimmen die stärkste Kraft wurde.[59]
Der Politikwissenschaftler Hans Vorländer legte im Februar 2016 basierend auf seinen Untersuchungen dar: „Sachsen sind, nach dem[,] was wir aus Befragungen wissen, nicht ausländerfeindlicher oder islamfeindlicher als die Bewohner anderer Bundesländer im Westen oder im Osten.“ Die teils aggressiven Einstellungen gegenüber Zugewanderten seien vielmehr ein Ausdruck einer vor allem kleinbürgerlichen Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen. Das Gewaltmonopol des Staates werde[60] von der Landesregierung nicht mit der nötigen „Entschiedenheit“ bzw. dem nötigen „Augenmaß“ durchgesetzt.[61]
Linksextremismus
Drei Viertel der Straftaten mit linksextremistischem Hintergrund in Sachsen werden in den Großstädten verübt. Besonders Leipzig entwickle sich zu einem Sammelpunkt für Linksextreme aus ganz Deutschland, so Sachsens Innenminister Armin Schuster.[47]
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung sprach im Hinblick auf linksextreme Anschläge gar von „Terror“, der sich gegen Sachen richte.[62] Besonders bekannt für Ausschreitungen ist der Leipziger Stadtteil Connewitz, in dem ein Potpourri aus Hausbesetzerszene, Antifa und sogenannten Autonomen, besonders am Tag der Arbeit oder bei politischen Treffen wie dem G20-Gipfel, tätig ist.[63] Dabei wird auch die Polizei angegriffen. Besonders die Polizeiwache in Connewitz wurde bei Ausschreitungen schon häufig beschädigt oder beschmiert.[64][65]
2019 wurde die Sonderkommission Linksextremismus (SoKo LinX) gegründet.[66]