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Reichstagswahl 1878

Wahl Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Reichstagswahl 1878
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Die Reichstagswahl 1878 war die Wahl zum 4. Deutschen Reichstag. Sie fand am 30. Juli 1878 statt. Aufgrund der Umstände ist sie auch als Attentatswahl bekannt.

← 1877Wahl zum 4. Deutschen Reichstag 18781881 →
(Gesamtstimmenanteile in Prozent)
 %
30
20
10
0
23,1
23,1
13,6
13,0
7,6
7,0
6,7
1,7
6,2
Minder­heitenf
Sonst.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1877
 %p
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
−4,1
−1,7
+5,7
+3,3
−1,5
−1,1
−1,0
+0,1
+0,3
Minder­heiten
Sonst.
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
f Elsaß-Lothringer (3,1 %), Polen (3,6 %), Dänen (0,3 %)
          
Insgesamt 397 Sitze
  • SAP: 9
  • DtVP: 3
  • DFP: 26
  • Unabh. Lib.: 10
  • NLP: 99
  • DHP: 10
  • Minderheiten: 30
  • Z: 94
  • DRP: 57
  • DKP: 59
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Die Ergebnisse der Reichstagswahl nach Wahlkreisen. Die Nummerierung der Wahlkreise entspricht der der Tabelle.
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Ein Flugblatt mit Wahlwerbung für den Kandidaten Herbert von Bismarck, den Sohn des Reichskanzlers, im Wahlkreis Lauenburg/Schleswig-Holstein. Das Pamphlet richtet sich vor allem gegen den nationalliberalen Gegenkandidaten Friedrich Hammacher, der nichtsdestoweniger trotzdem den Wahlkreis gewann.

Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 63,4 % (andere Quelle: 63,1 %) und damit unwesentlich höher als bei der Reichstagswahl 1877.

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Hintergrund

Nach einem fehlgeschlagenen Attentat des Arbeiters Max Hödel auf Kaiser Wilhelm I. am 11. Mai 1878 hatte Reichskanzler Otto von Bismarck ein Verbot der Sozialdemokraten gefordert. Der mehrheitlich liberale Reichstag hatte dies aus rechtsstaatlichen Erwägungen abgelehnt. Ein zweites Attentat, durchgeführt von Karl Eduard Nobiling am 2. Juni 1878, bei dem der Kaiser verletzt wurde, führte zu weiterer Aufregung in der Bevölkerung und Druck auf die gemäßigten Kräfte. Daraufhin war der Reichstag gemäß Artikel 24 der Reichsverfassung von Bundesrat und Kaiser – durchaus auf Wunsch Bismarcks – am 11. Juni aufgelöst worden. Vor allem Nationalliberale schwenkten nun ins Lager derer um, die die Sozialisten gesetzlich und polizeilich bekämpfen wollten.

Der Wahlkampf wurde um das vor allem von konservativen Kräften um Bismarck geforderte Sozialistengesetz geführt. Mit dem Berliner Kongress, der zwei Wochen vor der Wahl endete, konnte Bismarck sein Ansehen erhöhen.

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Ergebnis und folgende Entwicklungen

Zusammenfassung
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Die Wahl wurde eindeutig von den Konservativen gewonnen. Verlierer waren dagegen die Liberalen. Auch die Sozialdemokraten verloren Sitze.

Der vierte Reichstag stimmte dem Sozialistengesetz am 19. Oktober 1878 mit 221 zu 149 Stimmen zu. Dafür stimmten die Konservativen und Nationalliberalen, dagegen vor allem das Zentrum, die Deutsche Fortschrittspartei und die Sozialdemokraten selbst, die ihre Mandate allerdings weiter ausüben durften.

Eine wichtige Weichenstellung in der Legislaturperiode war die Einführung von Schutzzöllen, die im Juli 1879 mit den Stimmen der Konservativen und des Zentrums beschlossen wurde. Die Nationalliberale Partei war in der Frage tief gespalten und stimmte uneinheitlich ab; sowohl Vertreter des rechten als auch des linken Flügels verließen die Partei. Letztere bildeten später mit weiteren Liberalen die Liberale Vereinigung. Die liberal gesinnten preußischen Minister Adalbert Falk (am 14. Juli 1879), Karl Rudolf Friedenthal (12. Juli 1879) und Arthur Johnson Hobrecht traten zurück. Der erbitterte Widerstand der geschwächten „linksliberalen“, d. h. manchesterliberalen Parteien mit dem Wortführer Eugen Richter war schließlich vergeblich, die Abstimmung endete mit 217 zu 117 Stimmen. Die Einführung war vor allem von der Lobbygruppe Zentralverband Deutscher Industrieller gefordert worden, die sich mit den agrarischen Interessengruppen – sie beherrschten die konservativen Parteien – zum „Bündnis aus Roggen und Eisen“ zusammengeschlossen hatte und auch in Wahlkämpfe eingriff.

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Gesamtergebnis

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Die Unterstützer der Politik Otto von Bismarcks, also Freikonservative, Deutschkonservative und Zentrumspartei erhielten eine Mehrheit der Sitze. Dieses neue Bündnis wurde nach dem Bruch Bismarcks mit den Nationalliberalen und der Fortschrittspartei nötig.

Weitere Informationen Politische Richtung, Parteien ...
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Gewählte Abgeordnete nach Wahlkreisen

Zusammenfassung
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In jedem der insgesamt 397 Wahlkreise wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt. In den folgenden Tabellen werden die Wahlkreissieger und ihre im amtlichen Endergebnis genannte Parteistellung angegeben.[1]

Preußen

Weitere Informationen Königreich Preußen, Provinz Ostpreußen – Regierungsbezirk Königsberg ...

Bayern

Weitere Informationen Königreich Bayern, Oberbayern ...

Sachsen

Württemberg

Baden

Hessen

Kleinstaaten

Weitere Informationen Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ...

Elsaß-Lothringen

Weitere Informationen Reichsland Elsaß-Lothringen ...
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Die Fraktionen des 4. Reichstags

Im 4. Reichstag schlossen sich mehrere Abgeordnete nicht der Fraktion ihrer eigentlichen Partei an und blieben zum Teil fraktionslos. Die DHP-Abgeordnete traten der Zentrumsfraktion bei. Am Beginn der Legislaturperiode besaßen die Reichstagsfraktionen die folgende Stärke:[2]

Zentrum 103
Nationalliberale 97
Deutschkonservative 59
Freikonservative 56
Fortschrittspartei 26
Polen 14
Sozialdemokraten 9
Fraktionslose 33

Im weiteren Verlauf der Legislaturperiode änderte sich aufgrund von Nachwahlen und Fraktionswechseln mehrfach die Stärke der einzelnen Fraktionen.

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Siehe auch

Einzelnachweise

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