Angela Merkel
deutsche Politikerin (CDU) und Physikerin, von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Angela[1] Dorothea Merkel, geborene Kasner (geboren am 17. Juli 1954 in Hamburg), ist eine ehemalige deutsche Politikerin (CDU). Sie war vom 22. November 2005 bis zum 8. Dezember 2021 achter Bundeskanzler und als Frau die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie war im Amt des Bundeskanzlers sowohl die erste Person aus Ostdeutschland als auch die erste nach der Gründung der Bundesrepublik geborene Person.
Merkel wuchs in der DDR auf und war dort als Physikerin am Zentralinstitut für Physikalische Chemie tätig. Erstmals politisch aktiv wurde sie während der Wendezeit in der Partei Demokratischer Aufbruch, die sich 1990 der CDU anschloss. In der ersten und gleichzeitig letzten demokratisch gewählten Regierung der DDR übte sie das Amt der stellvertretenden Regierungssprecherin aus.
Bei der Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 errang sie erstmals ein Bundestagsmandat. Bei den folgenden sieben Bundestagswahlen wurde sie in ihrem Wahlkreis in Vorpommern direkt gewählt.[2] Von 1991 bis 1994 war Merkel Bundesministerin für Frauen und Jugend im Kabinett Kohl IV und von 1994 bis 1998 Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Kabinett Kohl V. Von 1998 bis zu ihrer Wahl zur Bundesvorsitzenden der Partei im Jahr 2000 amtierte sie als Generalsekretärin der CDU. Von April 2000 bis Dezember 2018 war sie Bundesvorsitzende der CDU.
Nach dem knappen Sieg der Unionsparteien bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 löste Merkel Gerhard Schröder (SPD) als Bundeskanzler ab. Als Regierungschefin führte sie zunächst bis 2009 eine große Koalition mit der SPD (Kabinett Merkel I). Nach der Bundestagswahl 2009 ging sie mit der FDP eine schwarz-gelbe Koalition ein (Kabinett Merkel II), der 2013 eine erneute große Koalition folgte, die auch nach der Bundestagswahl 2017 fortgesetzt wurde (Kabinett Merkel III und IV). Am 29. Oktober 2018 kündigte sie an, zur Bundestagswahl 2021 nicht mehr zu kandidieren.
Merkel galt während des Großteils ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin international als De-facto-Anführerin der Europäischen Union und als mächtigste Frau der Welt.
Elternhaus und frühe Kindheit (1954–1960)
Angela Kasner wurde im Elim-Krankenhaus im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel als erstes Kind des evangelischen Theologen Horst Kasner (* 6. August 1926 in Berlin als Horst Kaźmierczak; † 2. September 2011 ebenda) und seiner Frau Herlind Kasner, geborene Jentzsch (* 8. Juli 1928 in Danzig; † 6. April 2019 in Berlin[3]), geboren. Horst Kasner hatte ab 1948 an den Universitäten Heidelberg und Hamburg sowie an der Kirchlichen Hochschule Bethel in Bielefeld Theologie studiert. Seine Frau Herlind Kasner war Lehrerin für Latein und Englisch.
Noch 1954, einige Wochen nach der Geburt der Tochter, siedelte die Familie von Hamburg-Eppendorf, Isestraße 95, in die DDR über. Für die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg trat Horst Kasner im Dorf Quitzow (heute ein Ortsteil von Perleberg) eine Pfarrstelle an. Angela Merkel ist ebenfalls evangelisch.
1957 wechselte Horst Kasner dauerhaft nach Templin in der Uckermark, um sich am Aufbau einer innerkirchlichen Weiterbildungsstelle zu beteiligen. Dort wuchs Angela Kasner im Haus Fichtengrund auf. Ihre Mutter war aufgrund des Pfarrberufs des Vaters im Schuldienst der DDR unerwünscht.[4] Am 7. Juli 1957 wurde Angelas Bruder Marcus, am 19. August 1964 ihre Schwester Irene geboren.
In Polen erregte 2013 die Entdeckung ihrer polnischen Wurzeln Aufmerksamkeit: Ihr Großvater, der Polizeibeamte Ludwig Kasner (1896–1959), hatte als Ludwig Kazmierczak als Pole im Deutschen Kaiserreich in Posen gelebt, im Ersten Weltkrieg erst für die deutsche Armee und dann als Angehöriger der polnischen Haller-Armee möglicherweise gegen die deutsche Armee an der Westfront gekämpft.[5] Er siedelte später nach Berlin über.
Schulzeit und Studium (1961–1978)
1961 wurde Angela Kasner an der Polytechnischen Oberschule (POS) in Templin (heute Aktive Naturschule Templin) eingeschult. Sie zeigte überdurchschnittliche schulische Leistungen, in den Schulfächern Russisch und Mathematik war sie Klassenbeste. Sie gewann Russisch-Olympiaden bis hin zur DDR-Ebene – ihre Russischlehrerin bezeichnete sie als „hochbegabt“, „ehrgeizig“ und „schüchtern“[6] – und war Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ).[7] Bei den Mitschülern war Kasner (Spitzname „Kasi“) „superbeliebt“ und „superschlau“, sie „[h]abe andere immer abschreiben lassen“.[8] 1973 legte sie in der Klasse 12b der Erweiterten Oberschule (EOS) in Templin das Abitur mit der Note 1,0 ab[9] und erhielt die Lessing-Medaille.[8]
Kasner hatte sich bereits während ihrer Schulzeit für das Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität (heute: „Universität Leipzig“) in Leipzig entschieden, das sie 1973 aufnahm. Um ihr Einkommen während ihres Studiums aufzubessern, arbeitete sie nach eigenen Angaben an zwei Abenden pro Woche in Discotheken nebenberuflich als „Bardame“.[10] Sie gehörte nicht zu den opponierenden Kräften innerhalb der DDR, was ihre akademische Laufbahn verhindert hätte, berichtet aber, in diesen Jahren den Autor Reiner Kunze getroffen zu haben, den sie als ihren Lieblingsschriftsteller bezeichnet. 1977 heiratete sie den aus Cossengrün in Thüringen stammenden Physikstudenten Ulrich Merkel; die Ehe wurde 1982 geschieden.[11][12][13]
Angela Merkels Diplomarbeit vom Juni 1978 mit dem Titel Der Einfluss der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien[14], betreut von Reinhold Haberlandt[15], wurde mit „sehr gut“ bewertet. Die Arbeit war zugleich ein Beitrag zum Forschungsthema Statistische und Chemische Physik von Systemen der Isotopen- und Strahlenforschung im Bereich statistische und physikalische Chemie am Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW).[16]
Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin (1978–1989)
Nachdem 1978 eine Bewerbung von Merkel an der Technischen Hochschule Ilmenau gescheitert war,[17] ging sie mit ihrem damaligen Mann nach Ost-Berlin. Hier nahm sie eine Stelle am Zentralinstitut für Physikalische Chemie (ZIPC) der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Adlershof an.[16] 1986 konnte sie für mehrere Tage zu einer Tagung in die Bundesrepublik Deutschland reisen. Außerdem nahm sie in Donezk an einem mehrwöchigen russischen Sprachkurs teil.[18]
Am Zentralinstitut arbeiteten rund 650 Personen, davon etwa 350 Wissenschaftler. Angela Merkel arbeitete in der Abteilung Theoretische Chemie.
Während der Arbeit an ihrer Dissertation nutzte sie die Gelegenheit, einige der Berechnungen bei der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften in Prag durchzuführen, da diese einen leistungsfähigen IBM-Großrechner besaß, den es in der DDR damals nicht gab. Am 8. Januar 1986 reichte sie ihre Dissertation mit dem Thema Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden ein.[19][20] Die Arbeit wurde mit „sehr gut“ (magna cum laude) bewertet.[21][22] Nach der Promotionsordnung musste dem Antrag auf Promotion der Nachweis beigefügt werden, dass die während des Studiums erworbenen Kenntnisse des Marxismus-Leninismus („ML“) wesentlich vertieft und erweitert worden waren.[23] Merkel fertigte zum Nachweis eine schriftliche Arbeit mit dem Titel Was ist sozialistische Lebensweise?[24] an, die mit „genügend“ (rite) bewertet wurde.[21][25] Doktorvater war der Leiter der Abteilung Theoretische Chemie am ZIPC, Lutz Zülicke. Nach der Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) wechselte Merkel innerhalb des Instituts in den Bereich Analytische Chemie, in dem Klaus Ulbricht ihr Abteilungsleiter wurde.
In Bezug auf ihre Koautorenschaft bei wissenschaftlichen Publikationen hat Angela Merkel die Erdős-Zahl 5.[26]
Merkel war weder Mitglied der SED noch einer der Blockparteien; sie war nicht in der zivilen oder der kirchlichen Opposition aktiv. Während ihrer Tätigkeit für die Akademie der Wissenschaften engagierte sie sich in einer FDJ-Gruppe. Nach eigenen Angaben war Merkel dort als Kulturreferentin tätig. Zeitzeugen – die der Merkel-Biograf Gerd Langguth befragt hat – sprachen davon, sie sei für „Agitation und Propaganda“ zuständig gewesen.[27][28]
Familie
Während ihres Physikstudiums in Leipzig lernte Angela Kasner im Jahr 1974 bei einem Jugendaustausch mit Physikstudenten in Moskau und Leningrad ihren ersten Ehemann, den aus Cossengrün stammenden Physikstudenten Ulrich Merkel, kennen.[29] Am 3. September 1977 wurden die beiden in Templin kirchlich getraut. 1981 trennte sich das Paar, und die kinderlose Ehe wurde 1982 in Ost-Berlin geschieden.[30] Ulrich Merkel hat aus seiner zweiten Ehe einen Sohn.[29]
Im Jahr 1984[31] lernte Merkel an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Adlershof den Quantenchemiker Joachim Sauer kennen, den sie am 30. Dezember 1998 heiratete. Die Ehe ist kinderlos; Sauer brachte zwei Söhne aus erster Ehe (Adrian und Daniel Sauer) mit in die Partnerschaft. Das Ehepaar zog von der Luisenstraße, in unmittelbarer Sichtweite des Reichstagsgebäudes, in eine Wohnung Am Kupfergraben in der Nähe der Humboldt-Universität um, in der es weiterhin lebt.
Freizeit
Seit 1985 sind Angela Merkel und Joachim Sauer Eigentümer eines Wochenendhauses in Hohenwalde, einem Ortsteil von Milmersdorf in der Uckermark.[32]
Ihren Urlaub verbringt sie mit ihrem Mann seit Jahren an denselben Orten: zu Ostern auf der Insel Ischia im Golf von Neapel[33], im Sommer zum Wandern in Sulden im Vinschgau/Südtirol[34] und im Winter zum Skilanglauf in Pontresina im Schweizer Engadin.[35]
Angela Merkel und ihr Mann lieben die Oper und besuchen regelmäßig die Premierenvorstellungen der Bayreuther Wagner-Festspiele.[36]