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Jahr Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Jahr 1974 war vor allem durch die Nachwirkungen der Ölkrise des Jahres 1973 beeinflusst. In diesem Jahr trat zudem der Präsident der Vereinigten Staaten, Richard Nixon, aufgrund der Watergate-Affäre zurück.
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Staatsoberhäupter · Wahlen · Nekrolog · Literaturjahr · Musikjahr · Filmjahr · Rundfunkjahr · Sportjahr
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1974 | |
---|---|
Richard Nixon tritt wegen der Watergate-Affäre als US-Präsident zurück und verlässt das Weiße Haus | Helmut Schmidt wird neuer deutscher Bundeskanzler. |
In der Nähe von Xi’an wird die Terrakottaarmee entdeckt. | |
Jahreswidmungen | |
Internationales Jahr (Vereinte Nationen) | Weltbevölkerungsjahr |
Vogel des Jahres (Deutschland) | Mehlschwalbe |
1974 in anderen Kalendern | |
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Ab urbe condita | 2727 |
Armenischer Kalender | 1422–1423 |
Äthiopischer Kalender | 1966–1967 |
Badi-Kalender | 130–131 |
Bengalischer Kalender | 1380–1381 |
Berber-Kalender | 2924 |
Buddhistischer Kalender | 2518 |
Burmesischer Kalender | 1336 |
Byzantinischer Kalender | 7482–7483 |
Chinesischer Kalender | |
– Ära | 4670–4671 oder 4610–4611 |
– 60-Jahre-Zyklus |
Wasser-Büffel (癸丑,
50)– |
Französischer Revolutionskalender |
– CLXXXII CLXXXIII 182–183 |
Hindu-Kalender | |
– Vikram Sambat | 2030–2031 |
– Shaka Samvat | 1896–1897 |
Iranischer Kalender | 1352–1353 |
Islamischer Kalender | 1393–1394 |
Japanischer Kalender | |
– Nengō (Ära): | Shōwa 49 |
– Kōki | 2634 |
Jüdischer Kalender | 5734–5735 |
Koptischer Kalender | 1690–1691 |
Koreanischer Kalender | |
– Dangun-Ära | 4307 |
– Juche-Ära | 63 |
Minguo-Kalender | 63 |
Olympiade der Neuzeit | XX |
Seleukidischer Kalender | 2285–2286 |
Thai-Solar-Kalender | 2517 |
Im Nahen Osten bestimmten die Nachwirkungen des 1973 geführten Jom-Kippur-Kriegs die Politik. Nach dem Rücktritt Golda Meirs wegen der hohen israelischen Verluste übernahm Jitzchak Rabin das Amt des israelischen Regierungschefs.
Im Norden Zyperns begann mit dem Einmarsch und der Besetzung durch türkische Truppen der Zypernkrieg, in Portugal kam es zur sogenannten Nelkenrevolution. In Deutschland gab es durch den Rücktritt Willy Brandts aufgrund der Spionageaffäre um seinen persönlichen Referenten Günter Guillaume einen Regierungswechsel.
Sportlich wurde das Jahr vor allem durch die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, bei der die deutsche Nationalelf den Meister-Titel gewann, sowie den Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman in Zaire („Rumble in the Jungle“) dominiert.
Übersicht | |
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Januar | |
1. Januar |
Schweiz: Ernst Brugger wird Bundespräsident. Schweden: Die Elternversicherung tritt in Kraft. Finnland schließt ein Freihandelsabkommen mit der EG. Die Bundesrepublik Deutschland trifft mit Botswana ein Rahmenabkommen über die Entwicklungshilfe. EG: Die Bundesrepublik Deutschland übernimmt den Vorsitz im Rat der Europäischen Gemeinschaften. |
2. Januar | Spanien: Carlos Arias Navarro wird als Ministerpräsident vereidigt. |
18. Januar | Abkommen über eine Truppenentflechtung Ägyptens und Israels.
Bundesrepublik Deutschland: Der Bundestag verabschiedet das Bundes-Immissionsschutzgesetz. |
23. Januar | Das österreichische Parlament verabschiedet ein neues Strafgesetzbuch, das zum 1. Januar 1975 in Kraft tritt. |
25. Januar | UN-Truppen rücken in die von den Israelis frei gemachten Stellungen am Sueskanal ein. |
31. Januar | Überfälle von Mitgliedern der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) auf die japanische Botschaft in Kuwait und der Japanischen Roten Armee (JRA) auf eine Shell-Anlage in Singapur. Bei Letzteren lassen sich mehrere Regierungsmitarbeiter Singapurs freiwillig gefangen nehmen, darunter auch der spätere Präsident Sellapan Ramanathan. Die Geiseln werden gegen Zahlung eines Lösegeldes und sicheren Flug mit einer japanischen Maschine in den Südjemen freigelassen. |
Februar | |
7. Februar | Grenada erhält seine Unabhängigkeit von Großbritannien. |
8. Februar | In Obervolta ereignet sich ein Militärputsch. |
21. Februar | Jugoslawien: Eine neue Verfassung wird erlassen. Tito wird zum Präsidenten auf Lebenszeit bestimmt. |
28. Februar | Großbritannien: Keine Mehrheit („Hung parliament“) bei den Unterhauswahlen, Neuwahlen am 10. Oktober
Der äthiopische Premierminister Tsehafi Aklilu Habte-Wold, seit 1961 im Amt, wird von Kaiser Haile Selassie entlassen und durch Endelkachew Makonnen ersetzt. |
März | |
2. März | In Spanien werden der Anarchist Salvador Puig Antich und der deutsche Flüchtling Georg Michael Welzel hingerichtet. |
3. März | Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg verliert die SPD die absolute Mehrheit. |
7. März | Einigung über die Einrichtung ständiger Vertretungen in Bonn und Ostberlin |
10. März | Sieg der Christsozialen bei den Parlamentswahlen in Belgien. |
12. März | In Venezuela tritt Carlos Andrés Pérez das Amt des Staatspräsidenten an. |
14. März | Der stellvertretende Außenminister der DDR, Kurt Nier, und der bundesdeutsche Staatssekretär Günter Gaus unterzeichnen in Bonn das Protokoll über die Errichtung „Ständiger Vertretungen“. |
22. März | Bundesrepublik Deutschland: Der Bundestag beschließt, das Alter für Volljährigkeit von 21 auf 18 zu senken und beschließt Rücktrittsmöglichkeit vom Teilzahlungskauf. |
26. März | Bundespräsident Gustav Heinemann auf dreitägigen Staatsbesuch in Belgien. |
27. März | US-Außenminister Henry Kissinger beendet mehrtägige Besprechungen in Moskau. |
28. März | Parteichef Nicolae Ceaușescu wird zum Präsidenten der Republik Rumänien gewählt. Das Amt wurde neu geschaffen. |
April | |
1. April | Burma: Eine neue Verfassung tritt in Kraft. |
2. April | Die Republik Niger wird Mitglied in der UMOA (Westafrikanische Währungsunion) und der BOAD (Westafrikanische Entwicklungsbank). |
11. April | Israel: Golda Meir tritt als Premierministerin zurück, ihr Nachfolger wird Jitzchak Rabin.
Arabischer Terroranschlag auf die israelische Grenzstadt Kirjat Schmoneh, 18 Tote. |
16. April | Niger: Präsident Hamani Diori wird durch einen Armeeputsch gestürzt. |
19. April | Bundeskanzler Willy Brandt besucht als erster deutscher Regierungschef Algerien. |
21. April | Willy Brandt auf Besuch in Ägypten. |
24. April | Südafrika: Wahlen, die National Party behält ihre absolute Mehrheit.
Bundesrepublik Deutschland: Günter Guillaume, persönlicher Referent von Bundeskanzler Willy Brandt, wird als Spion der DDR entlarvt. |
25. April | Portugal: Sturz der Diktatur durch die „Nelkenrevolution“. Die Militärjunta „Bewegung der Streitkräfte“ übernimmt die Macht. |
30. April | Hinrichtung der 22-jährigen Leyla Kassim und vier weiterer Studenten nach schweren Folterungen wegen „Begünstigung und Gutheißung der separatistischen Bestrebungen“ in Südkurdistan |
Mai | |
1. Mai | In der Bundesrepublik Deutschland wird weltweit erstmals ein Punktesystem im Fahrerlaubnisrecht eingeführt, mit dem Einträge im Verkehrszentralregister des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg-Mürwik bewertet werden. |
6. Mai | Bundesrepublik Deutschland: Willy Brandt tritt als Bundeskanzler wegen der Spionage-Affäre um Günter Guillaume zurück. |
9. Mai | In Kanada wird Premierminister Pierre Trudeau durch ein Misstrauensvotum gestürzt. Bei den Wahlen, die daraufhin abgehalten werden, gewinnt Trudeaus Partei die absolute Mehrheit; Trudeau wird wieder Premierminister. |
13. Mai | Bei einer Volksabstimmung in Italien für die Beibehaltung oder Abschaffung der Scheidung stimmen 59,1 Prozent für die Beibehaltung. |
15. Mai | Bundesrepublik Deutschland: Walter Scheel wird zum deutschen Bundespräsidenten gewählt.
Portugal: General António Ribeiro de Spínola wird Staatspräsident. Nordirland: Das Ulster Workers Council ruft einen Generalstreik aus. |
16. Mai | Bundesrepublik Deutschland: Helmut Schmidt wird vom Bundestag zum Bundeskanzler gewählt.
Portugal: Adelino da Palma Carlos wird Ministerpräsident (bis 17. Juli). |
18. Mai | Indien führt den ersten Atomwaffentest durch („Operation Smiling Buddha“). |
19. Mai | In Frankreich wird Valéry Giscard d’Estaing (50,8 Prozent) vor François Mitterrand (49,1 Prozent) zum Staatspräsidenten gewählt. |
21. Mai | Die Regierung unter Sanya Thammasak in Thailand tritt zurück. |
23. Mai | 25-jähriges Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. |
26. Mai | Die Volksrepublik China kündigt öffentlich ein Militärhilfe-Abkommen mit den Roten Khmer an. |
Juni | |
2. Juni | Bhutan: Jigme Singye Wangchuck wird zum König gekrönt. |
3. Juni | Nach dem Wahlsieg der Arbeitspartei wird Jitzchak Rabin neuer Ministerpräsident Israels. |
8. Juni | Der Palästinensische Nationalrat (PNC) veröffentlicht auf seiner 12. Sitzung ein 10-Punkte-Programm. |
9. Juni | Landtagswahlen in Niedersachsen enden mit knappen Sieg der SPD/FDP-Koalition. |
11. Juni | Nach einem dreitägigen Streik im öffentlichen Dienst beschließt der Bundestag eine ab dem 1. Januar rückwirkende Erhöhung der Beamten- und Angestelltengehälter um elf Prozent.
US-Präsident Richard Nixon auf Besuch in Österreich. |
12. Juni | Richard Nixon beginnt seine Nahostreise. |
18. Juni | Gaston Thorn wird Premierminister von Luxemburg. |
19. Juni | Der Bundestag beschließt einstimmig die Errichtung eines Umweltbundesamtes in West-Berlin. Die DDR und UdSSR sehen darin eine Verletzung des Berlinabkommens. |
23. Juni | Österreich: Rudolf Kirchschläger wird zum Bundespräsidenten gewählt. |
24. Juni | Erster Staatsbesuch des jugoslawischen Staatschefs Josip Broz Tito in der Bundesrepublik Deutschland |
27. Juni | Richard Nixon auf Besuch in Moskau. |
29. Juni | Argentinien: Isabel Martínez de Perón wird als Staatspräsidentin vereidigt. |
Juli | |
1. Juli | EG: Frankreich übernimmt den Vorsitz im Rat der Europäischen Gemeinschaften. |
4. Juli | Erhard Eppler, Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, tritt aus Protest gegen Haushaltskürzungen bei der Entwicklungshilfe zurück. Nachfolger wird Egon Bahr. |
15. Juli | Zypern: Putsch griechischer Generäle. |
17. Juli | Portugal: Oberst Vasco dos Santos Gonçalves wird Ministerpräsident. Die „Bewegung der Streitkräfte“ schlägt einen radikal sozialistischen Kurs ein und gerät damit in Gegensatz zu Spínola. |
20. Juli | Türkische Invasion in Zypern. Beginn des Zypernkriegs. |
22. Juli | Der äthiopische Premierminister Endelkachew Makonnen wird durch Mikael Imru ersetzt. |
23. Juli | Zusammenbruch der Griechischen Militärdiktatur. |
24. Juli | Mit dem Rückholen des ehemaligen Premierministers Konstantinos Karamanlis aus dem Pariser Exil und seiner Vereidigung noch in der Nacht endet die siebenjährige griechische Militärdiktatur und beginnt auf westlichen Druck die Rückkehr zu einem demokratisch regierten Griechenland. |
27. Juli | In Washington D. C. beginnt das Impeachment-Verfahren gegen den amtierenden US-Präsidenten Richard Nixon wegen „Behinderung der Justiz“. |
30. Juli | Rhodesien: Wahlen, Sieg der weißen Minderheitspartei Rhodesische Front |
August | |
7. August | Der französische Hochseilartist Philippe Petit geht achtmal über ein in 417 Metern Höhe gespanntes Stahlseil zwischen den Zwillingstürmen des World Trade Centers. Die illegale Aktion hat seine Festnahme zur Folge. |
9. August | USA: US-Präsident Richard Nixon tritt im Rahmen der Watergate-Affäre zurück. |
15. August | Südkorea: Präsident Park Chung-hee entgeht bei einer öffentlichen Rede knapp einem Attentat. Seine Ehefrau stirbt jedoch bei dem Anschlag. |
19. August | Der US-Botschafter Rodger Paul Davies wird in Nikosia (Zypern) erschossen. |
20. August | Nelson Rockefeller wird Vizepräsident der USA. |
21. August | Das Genfer Abrüstungskomitee wird auf 31 Teilnehmerländer erweitert. Aufgenommen werden zum 1. Januar 1975 die Bundesrepublik Deutschland, die DDR, Peru, Zaïre und der Iran. |
28. August | Frankreich hebt das Waffenembargo gegen die Nahoststaaten auf. |
30. August | Karl Wienand tritt vom Amt des parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Fraktion aufgrund des Bestechungsverdachts in der Steiner-Wienand-Affäre zurück. |
September | |
4. September | Aufnahme diplomatischer Beziehungen USA-DDR. |
8. September | Eine Boeing 707 stürzt durch einen Bombenanschlag in das Ionische Meer, 88 Menschen sterben. Als Drahtzieher des Anschlags wird die Terrororganisation Abu Nidals verdächtigt. |
10. September | Die Unabhängigkeit von Guinea-Bissau wird von Portugal anerkannt. |
11. September | Portugal wird wieder Mitglied in der UNESCO. |
12. September | Äthiopien: Kaiser Haile Selassie wird durch das Militär abgesetzt. |
13. September | Mitglieder der Japanischen Roten Armee überfallen die französische Botschaft in Den Haag und nehmen elf Geiseln um Yatuka Fumiya freizupressen. Des Weiteren verlangen die Geiselnehmer 300.000 US-Dollar und ein Flugzeug, welches sie nach Aden bringen soll. Nach längeren Verhandlungen werden die Gefangenen in der Botschaft freigelassen. Ein Flugzeug fliegt die Geiselnehmer zuerst in den Südjemen, wo sie jedoch abgewiesen werden, dann nach Syrien. Die dortige Regierung zwingt sie, das Lösegeld aufzugeben. |
16. September | US-General Alexander Haig wird NATO-Oberbefehlshaber in Europa. |
17. September | Grenada, Guinea-Bissau und Bangladesch werden Mitglieder der Vereinten Nationen. |
18. September | Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit tritt von seinem Amt zurück. |
27. September | Die Volkskammer billigt eine Änderung der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, aus der die an eine deutsche Nation erinnernde Formulierung entfernt ist. |
30. September | Portugal: Staatspräsident de Spínola tritt zurück. Sein Nachfolger wird General Francisco da Costa Gomes. |
Oktober | |
1. Oktober | Hans-Dietrich Genscher wird zum FDP-Vorsitzenden gewählt, Hans Friderichs wird sein Stellvertreter. |
3. Oktober | Der italienische Ministerpräsident Mariano Rumor erklärt seinen Rücktritt. |
7. Oktober | In der geänderten Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik wird auf Beschluss der Volkskammer das Ziel der Vereinigung beider deutscher Staaten aufgegeben. Die Begriffe deutsche Nation und Deutschland werden daraus entfernt. |
10. Oktober | Die Labour Party gewinnt die Neuwahlen in Großbritannien, Harold Wilson wird Premierminister. |
18. Oktober | Die Demokratische Volksrepublik Korea wird Mitglied in der UNESCO. |
18. Oktober | Die große Schwalben-Hilfsaktion des NABU, zusammen mit vielen weiteren Vogelfreunden für den Transport von mehr als einer Million Vögeln.[1] |
19. Oktober | Unabhängigkeit von Niue, in freier Assoziierung mit Neuseeland |
20. Oktober | In der Schweiz wird die Ausweisung von ausländischen Arbeitnehmern per Volksabstimmung abgelehnt. |
21. Oktober | Präsident Siad Barre räumt Probleme durch Dürre und Hungersnot im Nordosten Somalias ein. |
27. Oktober | Landtagswahlen in Hessen und Bayern: In Hessen wird die CDU stärkste Kraft, SPD/FDP bilden eine Koalition. In Bayern erlangt die CSU mit 62,1 Prozent die absolute Mehrheit, die SPD erreicht 30,2 Prozent, die FDP 5,2 Prozent. |
30. Oktober | Bundeskanzler Helmut Schmidt trifft sich zu einem Gespräch unter vier Augen mit Leonid Breschnew in Moskau. |
November | |
1. November | Guinea-Bissau wird Mitglied in der UNESCO.
Hamburgs Innensenator Hans-Ulrich Klose wird Nachfolger zurückgetretenen Bürgermeisters Peter Schulz. Das Homeland QwaQwa erhält von Südafrika die Selbstverwaltung übertragen. |
10. November | In Berlin wird Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann nach einem Handgemenge mit in sein Haus eingedrungenen Tätern durch Schüsse schwer verletzt und stirbt im Krankenhaus. Zur Tat bekennt sich die der RAF zugerechnete Bewegung 2. Juni. Die Täter bleiben unidentifiziert. |
12. November | San Marino wird Mitglied in der UNESCO. |
13. November | PLO-Anführer Jassir Arafat hält seine erste Ansprache vor der UNO-Vollversammlung. |
14.–16. November | Welternährungskonferenz in Rom. |
15. November | Der Rat der OECD beschließt nach den Erfahrungen der Ölkrise die Errichtung der Internationalen Energieagentur, die von 16 Gründungsmitgliedern gestützt wird. |
17. November | Griechenland: Erste freie Wahlen nach der Militärdiktatur, Sieg der Nea Dimokratia unter Konstantinos Karamanlis.
In Irland stirbt Präsident Erskine Hamilton Childers an einen Herzinfarkt, den er inmitten einer Rede erleidet. |
21. November | Zwei der IRA zugerechnete Bombenanschläge von Birmingham verursachen 21 Tote und 182 Verletzte. |
22. November | Palästinenser entführen ein britisches Flugzeug nach Dubai und verlangen die Freilassung von Häftlingen aus Ägypten. |
24. November | Palästinenser lassen mehrere Geiseln frei und erschießen eine deutsche Geisel, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, Ägypten lässt sieben Häftlinge frei. Einen Tag später geben die Palästinenser das britische Flugzeug auf.
Treffen zwischen US-Präsident Gerald Ford und sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew in Wladiwostok. |
25. November | Schusswechsel an der Grenze zwischen Mali und Burkina Faso |
26. November | Japan: Premierminister Tanaka Kakuei erklärt nach einem Immobilienskandal seinen Rücktritt. |
Dezember | |
1. Dezember | Manfred Rommel, Sohn des Feldmarschalls Erwin Rommel, wird zum Oberbürgermeister von Stuttgart gewählt. |
4. Dezember | Bundesrat Pierre Graber wird für 1975 zum Schweizer Bundespräsidenten gewählt. |
8. Dezember | In einem Referendum entscheiden sich in Griechenland nahezu 70 Prozent der Wähler für das Abschaffen der konstitutionellen Monarchie zu Gunsten der Staatsform einer Republik. |
9. Dezember | Japan: Miki Takeo wird Premierminister.
EG: Gipfeltreffen in Paris. Gründung des Europäischen Rats. Beschluss zur Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion. |
13. Dezember | Die unabhängige Republik Malta wird ausgerufen. |
17. Dezember | Die Schweiz und Nordkorea nehmen diplomatische Beziehungen auf. |
19. Dezember | Cearbhall Ó Dálaigh wird als fünfter Präsident Irlands vereidigt.
Österreich und die ČSSR unterzeichnen Vertrag über Entschädigungen für die Enteignung österreichischer Bürger 1945. |
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Andauernde Ereignisse | |
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Ein wesentlicher Faktor für die internationale politische und wirtschaftliche Entwicklung waren die Auswirkungen der Ölkrise des Vorjahres 1973, die sich vor allem in Europa und Amerika 1974 bemerkbar machten und die wirtschaftliche Macht aufzeigten, welche die arabischen OPEC-Staaten ausüben konnten.
Die europäische Wirtschaft war 1974 vor allem durch die stark anwachsende Inflation geprägt, die sich sowohl in den einzelnen Staaten als auch international bemerkbar machte. Die besonders durch das Engagement von Willy Brandt geprägte Entspannungspolitik zwischen den westlichen NATO-Staaten, allen voran die Bundesrepublik Deutschland, und ihren östlichen Nachbarn, welche die Vorjahre 1972 und 1973 beherrscht hatte, wurde verdrängt durch die internen wirtschaftlichen Probleme der europäischen Nationen. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft geriet zunehmend in die Kritik, die Probleme zu verschärfen, vorwiegend durch Vertreter Großbritanniens. Im Dezember wurde nach einer mehrtägigen Konferenz der Staats- und Regierungschefs der EWG-Mitgliedstaaten in Paris die Einrichtung des Europäischen Regionalfonds beschlossen, der einen Finanzausgleich für ärmere Regionen wie Irland und Italien mit sich brachte. Außerdem beschlossen die Staats- und Regierungschefs, ihre seit dem Gipfel von Den Haag 1969 unregelmäßig stattfindenden Konferenzen zu institutionalisieren und sich künftig als Europäischer Rat mindestens zweimal jährlich zu treffen.
Die Versuche, der Inflation durch Handelsbeschränkungen und Zollsenkungen zu begegnen, führten zu einem verminderten Wirtschaftswachstum der Nationen und zu einer Unzufriedenheit der Bevölkerung, die sich in einigen Staaten durch mehrere Regierungswechsel und nationale Streiks bemerkbar machte. In Italien ließ sich gar keine Regierungsmehrheit finden, die Regierungsbildung wurde unmöglich, in Großbritannien mussten zwei Wahlen durchgeführt werden, um eine neue Regierung zu bilden.
In der Bundesrepublik Deutschland spielten neben der Wirtschaftskrise vor allem die Weiterentwicklungen in der Ostpolitik und die Entwicklungen im Verhältnis zur Deutschen Demokratischen Republik eine zentrale Rolle. Am 25. April des Jahres wurde der persönliche Referent des Bundeskanzlers Willy Brandt, Günter Guillaume, als Spion der DDR enttarnt und löste so die Spionageaffäre aus, die am 6. Mai mit dem Rücktritt Brandts von seinem Amt endete, nur vier Tage nach der Eröffnung von ständigen Vertretungen in den beiden deutschen Hauptstädten Bonn und Ost-Berlin. Am 15. Mai wurde Walter Scheel zum neuen deutschen Bundespräsidenten gewählt, einen Tag später wählte der Bundestag Helmut Schmidt zum Nachfolger Willy Brandts. Am 23. Mai besteht die Bundesrepublik Deutschland seit 25 Jahren.
Am 5. Juli wurde in West-Berlin Ulrich Schmücker, ein ehemaliges Mitglied der Bewegung 2. Juni, ermordet. In einem Bekennerschreiben der Gruppe wurde Schmücker als „Verräter und Konterrevolutionär“ bezeichnet, der nach einem Todesurteil hingerichtet worden sei. Wer die Tat begangen hatte und ob die Organisation darin verwickelt war, wurde trotz des 17 Jahre dauernden Schmücker-Prozesses nicht geklärt. Die Bewegung 2. Juni ermordete am 10. November ebenfalls in West-Berlin den Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann. Derweil traten mehrere Gefängnisinsassen der Roten Armee Fraktion gegen ihre Haftbedingungen in einen Hungerstreik. Dabei starb Holger Meins am 9. November. Am 29. November wurden Horst Mahler und Ulrike Meinhof wegen Mordversuchs bei der Befreiung von Andreas Baader zu 14 beziehungsweise acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Die internationale Anerkennung der DDR kam 1974 zu einem vorläufigen Abschluss. So wurden am 2. Mai die Ständigen Vertretungen der beiden deutschen Staaten in den Hauptstädten eingerichtet. Am 4. September nahmen die DDR und die USA diplomatische Beziehungen auf. Zwischen den beiden deutschen Staaten kam es zu einer Reihe bilateraler Vereinbarungen, beispielsweise über den Grenzverlauf in der Lübecker Bucht, über den Mülltransport aus West-Berlin und die Fortführung der Swing-Regelung im innerdeutschen Handel.
Parallel dazu wurden in der DDR Erinnerungen an Gesamtdeutsches aus der Öffentlichkeit getilgt. So galt ab 1. Januar das neue Autokennzeichen „DDR“, bei der Einführung neuer Banknoten am 14. September wurde die alte Währungsbezeichnung „Mark der Deutschen Notenbank“ durch „Mark der DDR“ ersetzt. In einer am 27. September verabschiedeten Verfassungsänderung schließlich verabschiedete sich die DDR vom Begriff der deutschen Nation und dem Ziel der Wiedervereinigung. Aus der Verfassung der DDR wurden alle entsprechenden Passagen gestrichen. Die 1971 auf dem VIII. Parteitag der SED beschlossene Hauptaufgabe in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, die Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage einer starken wirtschaftlichen Entwicklung, wurde Bestandteil der Verfassung. Außerdem wurde der Staatsrat der DDR zugunsten von Volkskammer und Ministerrat deutlich abgewertet.
Der österreichische Bundespräsident Franz Jonas (SPÖ) starb am 24. April im Alter von 74 Jahren in Wien. Sein Nachfolger wurde der parteilose Rudolf Kirchschläger, der zuvor in der Regierung von Bruno Kreisky Außenminister war. Kirchschläger blieb bis 1986 Bundespräsident.
In Frankreich konnte sich der Republikaner Valéry Giscard d’Estaing im zweiten Wahlgang knapp gegen François Mitterrand durchsetzen und wurde damit Präsident seines Landes und Nachfolger von Georges Pompidou, der am 2. April des Jahres gestorben war. Dieses Amt behielt Giscard d’Estaing bis 1981.
Obwohl Valéry Giscard d’Estaing beim Volk beliebt war, sah er sich im Laufe des Jahres 1974 mit Streiks und Demonstrationen wegen der Wirtschaftslage Frankreichs und gegen seine Politik konfrontiert. Er hatte bei der Wahl versprochen, die soziale Kluft mit Hilfe von Schul- und Steuerreformen zu schließen. Als er allerdings im Dezember des Jahres der Wirtschaftskrise mit Kürzungen staatlicher Subventionen, Zuschüssen und Steuererhöhungen zu begegnen suchte, wurde ihm mit weitreichenden Streiks geantwortet.
In Portugal kam es am 24. und 25. April 1974 zur Nelkenrevolution gegen die im Land herrschende Diktatur unter Marcelo Caetano. Auslöser war eine Veröffentlichung des Generals António de Spínola, in der er die portugiesische Kolonialpolitik kritisierte und eine Abwendung von der aktuellen politischen Situation unter Beteiligung des Volkes forderte. Die Revolution startete nach einer vereinbarten Radioeinspielung des Liedes Grândola, Vila Morena von José Afonso und ging insgesamt sehr unblutig vonstatten. Am Abend des 25. April übergab Caetano die Regierung an den provisorischen Staatschef Spínola. In der Folge wurden politische Gefangene befreit und am 1. Mai eine umfassende Generalamnestie für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer erlassen.
Am 8. September beschloss die portugiesische Regierung, ihre Kolonie Mosambik bis zum 25. Juni 1975 in die Unabhängigkeit zu entlassen. Dieser Wandel in der portugiesischen Politik war absehbar, nachdem António de Spínola nach dem Militärputsch Staatspräsident wurde. Spínola kritisierte die Kolonialpolitik seines Landes seit langem und erklärte, Portugal könne den Kolonialkrieg gegen die Unabhängigkeitsbewegung nicht gewinnen. Ende Juli proklamierte er in einer Rede die bedingungslose Freigabe der Kolonien, und erklärte, bis Juli 1975 auch die übrigen Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen zu wollen. Bereits am 20. September übernahm die Befreiungsbewegung FRELIMO die Übergangsregierung in Mosambik. Portugals neue Politik rief bei den weißen Siedlern Proteste und Panikreaktionen hervor.
António de Spínola trat am 30. September 1974 nach Streitigkeiten mit dem linken Flügel der neuen Regierung von seinem Amt als provisorischer Staatschef zurück und führte von nun an die konservative Opposition an. Sein Nachfolger wurde Francisco da Costa Gomes.
In Großbritannien führten die Wirtschaftskrise und die restriktive Politik des Premierministers Edward Heath bereits Ende 1973 zu massiven Streiks, vor allem in den Kohlebergwerken des Landes. Um diesen zu begegnen, begrenzte Heath die Arbeitszeit der Industrie auf eine Drei-Tage-Woche, anstatt mit den Bergarbeitern zu verhandeln. Im Februar 1974 verlor er daraufhin bei den Unterhauswahlen die Mehrheit im Parlament. Die Wahl hatte jedoch keinen klaren Sieger, und so übernahm eine Minderheitsregierung der Labour Party die Amtsgeschäfte bis zur Neuwahl im Oktober. Währenddessen wurde am 17. Juni der Palace of Westminster durch einen Bombenanschlag der IRA beschädigt. Die Labour Party gewann die Neuwahlen, und Harold Wilson wurde Premierminister. Trotz des Regierungswechsels kam es weiterhin zu wirtschaftlichen Unruhen, vor allem durch die Forderung der Regierung nach Verstaatlichung von Unternehmen.
In Nordirland rief das Ulster Workers Council am 15. Mai zum Generalstreik auf. Grund des Protestes war das Abkommen von Sunningdale, ein Versuch, durch die Machtteilung zwischen Unionisten und Nationalisten den Nordirlandkonflikt zu lösen. Nach zwei Wochen Barrikadenkämpfen gab Brian Faulkner am 28. Mai als Regierungschef auf. Damit waren sowohl der Streik als auch das Agreement beendet.
Auch in Italien bestimmte die Finanzkrise die Politik des Landes. Die wirtschaftliche Krise führte hier zu starken Unruhen und zu einem wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch. Über Monate gab es keine Postzustellungen, und in den Großstädten wurden durch den Zuzug vom Land die Wohnungen knapp. In der Regierung häuften sich Korruptionsfälle, bei denen Regierungsmitglieder von Ölunternehmen bezahlt wurden. Die Christdemokratische Regierungspartei verlor zunehmend die Unterstützung. Dem Ministerpräsidenten Mariano Rumor wurde in diesem Jahr zweimal nahegelegt, aufgrund von Problemen mit seinen Koalitionspartnern von seinem Amt zurückzutreten, was er im Oktober dann tat.
Die Griechische Militärdiktatur war zu Beginn des Jahres 1974 durch den siebenjährigen Machtkampf zwischen Diktatur, Monarchie und Volk, aber auch Armee und Flotte und innerhalb der Armee zermürbt. Der Aufstand in der Nationalen Technischen Universität Athen im November des Vorjahres hatte die Diktatur weiter geschwächt, und der Coup von Dimitrios Ioannidis am 25. November 1973 war der letzte Versuch, das Regime an der Macht zu halten. Dieser rief erneut den Ausnahmezustand aus. Als am 15. Juli 1974 der Zypernkonflikt offen ausbrach, waren die Obristen zu schwach, den am 20. Juli in Zypern einmarschierenden türkischen Truppen etwas entgegenzusetzen. Viele Militärs wandten sich von den Obristen ab, und die von ihnen eingesetzte Regierung unter Adamantios Androutsopoulos musste zurücktreten.
Konstantinos Karamanlis, bereits mehrfach griechischer Premierminister zwischen 1955 und 1963, kehrte daraufhin mit Unterstützung des französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing aus seinem Pariser Exil zurück und übernahm die Regierungsgewalt. Auf Grund der prekären Lage war er gezwungen, auf einer Yacht im Hafen zu wohnen, die von einem Zerstörer bewacht wurde. Er entfernte Kollaborateure der Diktatur aus der Verwaltung und entspannte das Verhältnis zur Türkei. Weiterhin legalisierte er die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE), ließ die Gründung der Panellinio Sosialistiko Kinima (PASOK) am 3. September zu und gründete die Nea Dimokratia (ND). Bei den ersten freien Wahlen am 17. November wurde mit dem Sieg der ND die Regierung von Karamanlis legitimiert. Eine Volksabstimmung ergab am 8. Dezember, dass die im Vorjahr von den Obristen abgeschaffte Monarchie nicht wieder eingeführt wurde.
Am 27. Januar starb Georgios Grivas, ehemaliger Widerstandskämpfer und Kommandeur der Zyprischen Nationalgarde. Er war 1971 nach Zypern zurückgekehrt, um dort die EOKA-B aufzubauen, die im Untergrund gegen Präsident Makarios kämpfte, um die Enosis – die Vereinigung mit Griechenland – zu erreichen. Durch seinen Tod geriet die EOKA B unter die Kontrolle von Dimitrios Ioannidis, dem „starken Mann“ der griechischen Militärdiktatur in Athen. Am 15. Juli 1974 putschten Offiziere der Nationalgarde gegen die Regierung von Erzbischof Makarios III. und machten Nikos Sampson zum Präsidenten der Republik Zypern. Da Großbritannien nichts unternahm, reagierte die Türkei, die neben Griechenland und Großbritannien Schutzmacht der Insel war, am 20. Juli mit einem militärischen Vormarsch und besetzte den Norden der Insel. Der drohende Krieg mit der Türkei führte zu politischem Chaos in Griechenland; am 23. Juli brach die Diktatur mit dem Rücktritt der Obristen zusammen und auf Zypern wurde auch deren Marionettenregime gestürzt.
Am 25. Juli begannen in Genf Friedensgespräche zwischen den drei Schutzmächten. Die Türkei stoppte vorläufig ihren Vormarsch. Am 8. August folgte eine zweite Gesprächsrunde, diesmal unter Beteiligung der Zyperngriechen und Zyperntürken, doch die Gespräche endeten am 14. August ergebnislos. Es kam zu erneuten Kampfhandlungen, die in einem weiteren Waffenstillstand am 16. August endeten. Die türkischen Truppen kontrollierten zu diesem Zeitpunkt eine Fläche von 34 Prozent der Insel, auf der zuvor 70 Prozent des BSP erwirtschaftet wurde. Die türkische Vision des Taksim, also der Wunsch einer Teilung der Insel war erreicht worden. Infolge des Konfliktes verloren 162.000 Zyperngriechen ihre Heimat im nun türkischen Norden, 65.000[2] Zyperntürken im Süden.[3] Die UNO richteten eine Demarkationslinie, die sogenannte „Green-Line“ ein, die bis heute die Insel zwischen dem De-facto-Staatsgebiet der Republik Zypern und dem besetzten Territorium, auf dem 1983 die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern ausgerufen wurde, teilt.
Am 21. Februar wurde in Jugoslawien eine neue Verfassung erlassen, die Josip Broz Tito zum Präsidenten auf Lebenszeit erklärte. Das zu 2/3 aus Slowenen und Kroaten bestehende jugoslawische kommunistische Zentralkomitee sorgte gleichzeitig dafür, dass den einzelnen Teilrepubliken mehr Autonomie gewährt wurde, bis hin zum Recht zur Abspaltung von Jugoslawien. Das Bundesland Serbien wurde mit der Autonomieausrufung des Kosovos und der Vojvodina dreigeteilt. Grund hierfür war die Autonomiebestrebungen von Menschen albanischer und ungarischer Abstammung, die zum damaligen Zeitpunkt 50 Prozent bzw. 15 Prozent der dortigen Bevölkerung ausmachten. Ähnliche Autonomiebestrebungen der in der Teilrepublik Kroatien lebenden Serben wurden nicht akzeptiert.
Am 12. Februar wird in der Sowjetunion mit dem Schriftsteller Alexander Solschenizyn einer der bekanntesten Kritiker des Regimes verhaftet und einen Tag später ausgewiesen. Der Literaturnobelpreisträger trifft sich in der Eifel mit seinem Freund und Kollegen Heinrich Böll, dort verbringt er die ersten Tage nach seiner Ausweisung. Solschenizyn zog nach kurzem Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland in die Schweiz, wohin ihm seine Familie, Frau und vier Söhne, im März folgten.
Mit dem 1962 erschienenen Buch Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch beginnt die Geschichte der Verbote für den Autor. Weitere Werke von ihm, wie beispielsweise Der erste Kreis der Hölle oder Krebsstation, werden in der Sowjetunion gar nicht erst veröffentlicht. Für seine weitgehende Kritik an den Verhältnissen in der Sowjetunion wurde Solschenizyn 1969 aus dem Schriftstellerverband der UdSSR ausgeschlossen. 1970 wurde der Schriftsteller mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt, welchen er jedoch nicht persönlich entgegennahm, da er befürchtete, die Staatsführung würde ihm die Wiedereinreise in die Sowjetunion verweigern.
Präsident Juan Perón, der erst im Jahr davor wieder an die Macht gekommen war, starb am 1. Juli. Sein Amt übernahm Isabel Perón, seine dritte Ehefrau. Auf diese Weise wurde die Nachfolge in der Präsidentschaft ohne größere Diskussionen oder gar Neuwahlen geregelt. Isabel Perón war mit dem Amt allerdings völlig überfordert. Weder hatte sie die Bildung noch das politische Talent, diese Aufgabe zum Vorteil ihres Landes auszufüllen. Sie war die Marionette der hinter ihr stehenden peronistischen Machthaber. Ihre Amtszeit wurde geprägt durch unregelmäßig wiederkehrende „wilde Streiks“ („huelgas“) und offiziell angeordneten Stillstand des Lebens („paro general“). Ihre Regierungszeit war von wirtschaftlichem Niedergang und erneutem Terrorismus überschattet. Die schon unter Perón gegründete halbstaatliche Terrorbrigade Alianza Anticomunista Argentina (AAA) sorgte für die ersten sogenannten Verschwundenen und ermordete zahlreiche Oppositionelle und Aktivisten der Linken. Isabel Perón wurde bereits zwei Jahre später, am 24. März 1976 von Militärs festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Im darauf folgenden sogenannten Prozess der Nationalen Reorganisation starben von 1976 bis 1983 etwa 30.000 Menschen.
Nachdem das Land zwei Jahre von einem Militärdiktatur-Triumvirat unter Anastasio Somoza Debayle regiert worden war, ließ sich dieser im September zum zweiten Mal zum Präsidenten wählen. Während die amerikanische Unterstützung für sein Regime schwand, wurde die Opposition, geführt von den Sandinistas (FSLN), stärker. Im Dezember entführten Guerilleros 13 Prominente aus der Politik, darunter mehrere Mitglieder der Familie Somoza. Die Gruppe sicherte sich ein Lösegeld von 1 Mio. US-Dollar und erreichte die Freilassung von 14 Gefangenen. Somoza reagierte, indem er das Kriegsrecht verhängte und die Nationalgarde einsetzte.
Der Präsident der Vereinigten Staaten Richard Nixon war durch die seit zwei Jahren die politische Bühne dominierende Watergate-Affäre stark geschwächt. Nachdem bereits zahlreiche Beteiligte zum Rücktritt gezwungen, angeklagt oder verurteilt worden waren, wurde schließlich am 27. Juli vom Rechtsausschuss des Repräsentantenhauses ein Impeachment-Verfahren gegen den Präsidenten eingeleitet. Nixon kam dem Verfahren, das sehr wahrscheinlich erfolgreich gewesen wäre, durch seinen Rücktritt am 9. August zuvor. Von seinem Nachfolger, Vizepräsident Gerald Ford, wurde er am 8. September im Voraus in allen Anklagepunkten begnadigt.
Durch die Watergate-Affäre erreichten die Demokraten im selben Jahr deutliche Siege bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus (+49 Sitze) und zum Senat (+3 Sitze). Im Repräsentantenhaus stellten sie damit knapp über zwei Drittel der Abgeordneten.
Ebenfalls in diesem Jahr zog die USA die letzten Soldaten aus Vietnam ab und kürzte die Militärhilfe für das Regime in Südvietnam. Unter anderem führten diese Maßnahmen ein Jahr später zum Zusammenbruch des Regimes.
Im Oktober brachen in Boston Rassenunruhen zwischen Afroamerikanern und Weißen aus. Ursache dafür war ein Gerichtsbeschluss, der feststellte, dass entgegen den Bestimmungen der amerikanischen Verfassung in öffentlichen Schulen noch Rassentrennung herrschte. Um dies zu ändern, sollten zukünftig städtische Busse schwarze Kinder zu Schulen transportieren, die bisher durchgehend „weiß“ waren und umgekehrt („Desegregation busing“). Diese Maßnahme rief unerwartet heftige Proteste vieler weißer Eltern hervor. Schwarze, die ihre Kinder von Schulen abholten, wurden verprügelt. Es kam immer häufiger zu gewalttätigen Ausschreitungen gegenüber Afroamerikanern, die ihrerseits nach anfänglicher Zurückhaltung mit Gewalt antworteten.
Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Paris 1973 hatten sich die amerikanischen Truppen vollständig aus Vietnam zurückgezogen. Die Regierung unter Nguyễn Văn Thiệu in Südvietnam stand kurz vor dem Zusammenbruch. Das von Korruption, Kriminalität und Vetternwirtschaft gezeichnete Saigoner Regime musste nun eine wirtschaftliche Krise verkraften, die durch den Wegfall des wichtigsten Arbeitgebers (US-Army) und durch die Ölkrise von 1973 verursacht worden waren. 1974 gestand der US-Kongress Saigon eine effektive Militärhilfe von lediglich 400 Millionen Dollar zu, was den Bedarf der noch weiter ausgebauten Armee der Republik Vietnam (ARVN) nicht deckte. Der durch die Watergate-Affäre angeschlagene und schließlich zum Rücktritt gezwungene Nixon konnte Thiệu nicht mehr die versprochene Hilfe zuteilwerden lassen.
In den Städten herrschte eine Arbeitslosigkeit von etwa 40 Prozent. Die Oberschicht schaffte allmählich ihren Besitz außer Landes. 240.000 Deserteure kehrten 1974 der ARVN den Rücken. Dagegen gelang es den Kommunisten im Süden, die noch ca. 25 Prozent des Landes kontrollierten, mit Unterstützung aus Hanoi, eine strategische wie ökonomische Stabilität zu erzielen. Die zahlreichen Konflikte um die Einhaltung des Waffenstillstands und die Respektierung des „Nationalen Rates“ konnten ihre Position nicht erschüttern. Auch nach dem Pariser Abkommen warfen die USA zwar insgesamt 250.000 Tonnen Sprengstoff über Kambodscha ab; der Kongress, der seine außenpolitischen Kompetenzen zu Lasten des Weißen Hauses neu definierte, verweigerte jedoch weitere Angriffe auf Südvietnam. Im darauf folgenden Jahr schließlich entschloss sich die Führung in Hanoi, eine Entscheidung herbeizuführen. Im März 1975 überschritten die Nordvietnamesen die Grenze. Die zahlenmäßig und materiell überlegene ARVN fiel quasi in sich zusammen. Ende des Monats gingen Hue und Đà Nẵng in kommunistische Herrschaft über. Damit war der Vietnamkrieg beendet.
In Kambodscha tobte seit 1970 der Kambodschanische Bürgerkrieg. Während die VR China ein Militärhilfeabkommen mit den Roten Khmer schloss, zogen sich die Bodentruppen der USA Schritt für Schritt zurück, bombardierten jedoch weiterhin das Land. Mehrere Versuche, Friedensverhandlungen zu initiieren, scheiterten (siehe auch Geschichte Kambodschas).
Am 4. Januar löste sich nach der Ausrufung der Sozialistischen Föderativen Republik Burma der Revolutionsrat auf. Der Diktator Ne Win wurde Staatspräsident. Die oberste legislative, exekutive und judikative Macht ging auf die neu geschaffene Volksversammlung (Pyithu Hluttaw) über. Am 1. April erhielt das Land unter der Losung „Burmesischer Weg zum Sozialismus“ eine neue Verfassung.
Am 25. November verstarb Sithu U Thant, bis 1971 Generalsekretär der Vereinten Nationen, in New York (NY). Sein Leichnam wurde in seine Heimat Burma nach Rangun überführt, doch dort verweigerte ihm Ne Win ein ehrenhaftes Begräbnis. U Thant gehörte der demokratischen Regierung an, die Ne Win bei seinem Staatsstreich 1962 beseitigt hatte. Am 5. Dezember entführten Studenten den Leichnam kurz vor der offiziellen Beerdigung, begruben ihn auf dem Gelände der 1962 zerstörten Studentenunion der Universität Rangun (RUSU) und errichteten ihm ein Mausoleum. Am 11. Dezember wurde das Gelände vom burmesischen Militär gestürmt. Dabei wurden einige Studenten getötet. Der Leichnam wurde entfernt und am Fuß der Shwedagon-Pagode beerdigt. Diese Aktion führte zu Straßenprotesten in Rangun. Die Regierung verhängte den Ausnahmezustand.
siehe auch Geschichte Burmas
Das zentrale Ereignis 1974 in Japan war der Rücktritt des Premierministers Tanaka Kakuei im November des Jahres. Diesem ging bereits im Vorfeld ein massiver Vertrauensverlust während der Energiekrise 1973 voraus, bei der er etwa 30 Prozent seiner Wählerschaft einbüßte. Während seiner Regierungszeit stieg die Inflationsrate so stark an, dass Japan 1974 die höchste Rate aller Industrienationen aufwies. Das Wirtschaftswachstum lag zum Ende des ersten Quartals das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg bei nahezu null Prozent.
Im Oktober 1974 wies das Magazin Bungei Shunju Tanaka Kakuei zudem zahlreiche fragwürdige Immobiliengeschäfte aus den 1960er Jahren nach. Unter anderem hatte er eine Geisha dafür bezahlt, Geschäfte für ihn abzuschließen. Seine Rivalen innerhalb der Liberaldemokratischen Partei (LDP) nutzten die Gelegenheit, ihn einer öffentlichen Anhörung im Parlament auszusetzen. Er trat am 26. November zurück, um zu verhindern, dass die Geschäftsführerin der Etsuzankai (seiner Unterstützungsorganisation), mit der er ein Verhältnis hatte, vor dem Parlament aussagen musste. Neuer Premierminister wurde Miki Takeo, ebenfalls von der LDP, dem das Amt im Konsens der Regierungsmitglieder übertragen wurde.
Im letzten Monat seiner Regierungszeit empfing Tanaka Kakuei den US-Präsidenten Gerald Ford, der als erster Präsident der USA das Land besuchte. Die Gespräche in Tokio dienten vor allem dazu, die wirtschaftlichen Beziehungen der USA mit Japan zu verbessern. Überschattet wurden diese von den Affären um Tanaka Kakuei wie auch von einem Skandal um amerikanische Atomwaffentransporte: Admiral Gene LaRoque erklärte im Vorfeld vor dem US-Kongress, dass amerikanische Schiffe, die Atomwaffen transportierten, in japanischen Häfen eingelaufen waren, ohne die Regierung Japans darüber zu informieren. Gegenüber Japan stellte die US-Regierung klar, dass dies nur die inoffiziellen Ansichten eines Militärs seien. Ein nachdrückliches Dementi erfolgte allerdings nicht.
Am 10. März wurde der japanische Nachrichtenoffizier Onoda Hirō auf der philippinischen Insel Lubang entdeckt. Er hatte sich 29 Jahre lang versteckt gehalten, weil er sich weigerte, die Kapitulation Japans anzuerkennen.
Die Ostasiatische Antijapanische Bewaffnete Front verübte am 30. August einen Bombenanschlag auf die Firmenzentrale von Mitsubishi Heavy Industries.
Die Volksrepublik China befand sich in der letzten Phase der Kulturrevolution. Premierminister Zhou Enlai konnte wegen seines Krebsleidens die Amtsgeschäfte nicht mehr ausführen. Daher übernahm im August Deng Xiaoping, der erst im Vorjahr auf dem 10. Parteitag der KP Chinas von Zhou Enlai rehabilitiert und zu seinem Stellvertreter erklärt worden war, kommissarisch die Amtsgeschäfte. Ebenfalls in diesem Jahr begann die Kampagne gegen den 1971 verstorbenen Lin Biao und die Antikonfuziuskampagne.
Die portugiesische Kolonie Macau erlangte nach der Nelkenrevolution die Unabhängigkeit. Die Volksrepublik wollte jedoch die Verwaltung nicht übernehmen. Deswegen wurde Macau zu »chinesischem Territorium unter portugiesischer Verwaltung«.
Nachdem im Oktober 1973 durch Proteste von Studenten und der Mittelklasse eine 40 Jahre währende Zeit der Militärdiktatur beendet wurde, erlebt Thailand eine erste, kurze Zeit der Demokratie. Die Ölkrise und der Vietnamkrieg in direkter Nachbarschaft bestimmen die politischen Themen.
In Indien gelang am 18. Mai der erste Atomwaffentest („Operation Smiling Buddha“). Damit wurde das Land zur sechsten Atommacht.
Aus der Präsidentschaftswahl am 17. August 1974 ging Fakhruddin Ali Ahmed als Sieger hervor.
Der formal noch nicht beendete Jom-Kippur-Krieg von 1973 bestimmte die Politik. Am 18. Januar 1974 wurde, von Henry Kissinger ausgehandelt, mit der ägyptischen Regierung ein Truppenentflechtungsabkommen geschlossen, und am 31. Mai eines mit der syrischen Regierung. Die zurückgetretene Golda Meir übernahm im März nochmals provisorisch den Regierungsvorsitz, machte aber im April Jitzchak Rabin Platz. International hatte der Krieg ein arabisches Öl-Embargo für die Staaten, die mit Israel handelten, zur Folge.
Am 15. Mai wurden bei einem Blutbad palästinensischer Terroristen in einer nordisraelischen Schule 21 Kinder getötet.
Die starke israelische Gegenwehr im Jom-Kippur-Krieg machte der Palästinenserbewegung klar, dass es den arabischen Staaten nicht gelingen würde, Israel militärisch zu besiegen. Stattdessen wurde ein Drei-Phasen-Plan entwickelt. Im bewaffneten Kampf sollte israelisches Territorium Schritt für Schritt erobert und auf den „befreiten“ Gebieten ein Staat als Basis für weitere Kämpfe errichtet werden, um dann einen finalen Entscheidungskrieg zu provozieren. Das Zehn-Punkte-Programm, das am 9. Juni auf dem 12. palästinensischen Nationalrat in Kairo erstellt worden ist, enthält diese Ziele.(Wikisource).
Gleichzeitig erreichte die PLO die internationale politische Anerkennung. Auf einer Konferenz arabischer Staatsoberhäupter im Oktober in Rabat wird die Organisation als alleinige Vertretung der Palästinenser anerkannt. Der Durchbruch gelingt einen Monat später bei den Vereinten Nationen. Am 13. November hielt Jassir Arafat eine Rede vor der UNO-Vollversammlung (Wikisource).
Am 22. November nahm die UNO-Vollversammlung die Resolution 3236 (Wikisource) an, die das Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung und Eigenstaatlichkeit prinzipiell anerkennt. Die PLO wurde von der UNO als Vertreter des palästinensischen Volks anerkannt und erhielt Beobachterstatus.
Zahlreiche palästinensische Hardliner waren mit diesem Kurs nicht einverstanden und spalteten sich von der PLO ab, darunter die Abu-Nidal-Organisation.
1974 brachen im Irak erneut Kämpfe zwischen der Zentralregierung und den Kurden aus. Das Nachbarland Iran unterstützte die Kurden, weshalb es zwischen beiden Ländern zu massiven Spannungen kam, die im Sommer 1974 sogar kurzzeitig in militärische Auseinandersetzungen an der gemeinsamen Grenze gipfelten.
Der Prozess der Entkolonisierung Afrikas war 1974 noch nicht abgeschlossen. Zahlreiche Staaten standen noch unter kolonialer Herrschaft, etwa Namibia. Einige befanden sich zu Anfang des Jahres noch im Unabhängigkeitskrieg, darunter Mosambik und Simbabwe. Einen Schub für die Entkolonisierung brachte die Nelkenrevolution, die in diesem Jahr die Unabhängigkeit für die portugiesischen Kolonien beschloss.
Andere afrikanische Staaten wurden von Diktatoren beherrscht, die den Kolonialmächten nachgefolgt waren und teilweise demokratische Regierungen aus dem Amt geputscht hatten, darunter Uganda unter Idi Amin, Zaïre unter Mobutu und Äquatorialguinea unter Francisco Macías Nguema.
In Angola wurde nach dem Ende des portugiesischen Kolonialreichs infolge der Nelkenrevolution die Macht an eine Koalition aus drei Befreiungsbewegungen, der MPLA der FNLA und der UNITA abgegeben. Diese stürzten das Land in einen Bürgerkrieg, der bis 2002 andauerte.
Nach einer Dürrekatastrophe, der Ölkrise, Inflation, Studentenprotesten und Streikwellen im Jahr 1973 revoltieren zu Beginn des Jahres 1974 Teile der äthiopischen Armee. Vor allem die unteren Dienstgrade kamen größtenteils aus ländlichen Gebieten und kannten die Notlage der Landbevölkerung. Dies brachte die entscheidende Machtverschiebung. Kaiser Haile Selassie wurde am 12. September 1974 gestürzt.
Das Militär bemächtigte sich schnell der Revolution, die studentische Bewegung spaltete sich in eine ethnische und eine sozialistische Opposition, ging teilweise in den Untergrund und führte einen bewaffneten Widerstand. Innerhalb des Militärs konnten sich die gemäßigten Vertreter, größtenteils höhere Dienstgrade, nicht durchsetzen. Ein provisorischer Militärverwaltungsrat (amharisch: Derg) übernahm, unter Führung von Major Mengistu Haile Mariam, die Macht. 1975 wurde die Monarchie abgeschafft und das ehemalige Kaiserreich eine sozialistische Volksrepublik.
Die Regierung von Südafrika (Staatspräsident war von Januar 1968 bis April 1975 Jacobus Johannes Fouché) erließ im Rahmen der Apartheid-Politik den Afrikaans Medium Decree, der alle weiterführenden Schulen dazu zwang, Unterricht für schwarze Schüler in den Fächern Mathematik, Sozialwissenschaften, Geographie und Geschichte je zur Hälfte auf Englisch und auf Afrikaans zu halten. Dieses Gesetz wurde ein Auslöser für Schülerdemonstrationen zwei Jahre später, die blutig endeten. Die Organisationen ANC und PAC führten ihren Kampf gegen das Apartheidregime fort.
Wirtschaft | |
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1. Januar | Die Bundesrepublik Deutschland hebt die Preisbindung für Markenartikel auf.
Die Bundesregierung gewährt Italien einen Kredit von 5 Milliarden DM. |
10. Januar | Wegen Verkaufsrückgangs beschließt BMW 14 Tage Arbeitspause im Februar. |
19. Januar | Frankreich tritt aus dem europäischen Wechselkurssystem aus. |
20. Februar | Die Beschäftigten der Metallindustrie in der Bundesrepublik Deutschland erhalten elf Prozent Lohnerhöhung |
26. Februar | Norwegen gibt die Entdeckung des Ölfelds Statfjord in der Nordsee bekannt. |
8. März | Bei Paris wird der Großflughafen Charles de Gaulle eröffnet. |
18. März | Ölkrise: Die meisten OPEC-Nationen beenden das fünfmonatige Öl-Embargo gegen die USA, Japan, die Bundesrepublik Deutschland und andere europäische Staaten. |
6. April | Die für den Tourismus erschlossenen Grotten von Vallorbe werden im Schweizer Kanton Waadt Besuchern zugänglich. |
18. April | 6.000 italienische Bauern blockieren den Grenzübergang Brenner aus Protest gegen zu hohe Fleisch- und Milchexporte. |
18. April | Die Organisation der arabischen Erdöl exportierenden Staaten hebt – mit Ausnahme Libyens – das nach dem Jom-Kippur-Krieg gegen den Westen verhängte Öl-Embargo auf. |
23. April | Konkurs des Berliner Bauprojekts Steglitzer Kreisel. Die Kommanditisten verlieren 80 Millionen DM an Einlagen. |
2. Mai | Italien beschließt Importbeschränkungen. |
3. Mai | Mannesmann erwirbt Aktien der Demag. |
8. Mai | Dänemark erhöht die Importabgaben, um die Importe zu beschränken. |
18. Juni | Der Deutsche Bundestag beschließt im Zusammenhang mit der Reform des Lebensmittelrechts ein Verbot von Werbespots für Zigaretten und Tabakerzeugnisse in Radio und Fernsehen. |
23. Mai | 25-jähriges Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. |
26. Juni | Die Herstatt-Bank in Köln wird geschlossen. |
5. Juli | Deutschland schließt Investitionsschutz und -förderungsabkommen mit Ägypten |
10. Juli | Arabischer Ölboykott gegen die Niederlande nach neun Monaten aufgehoben. |
16. Juli | In Hessen geht das Kernkraftwerk Biblis, der damals größte Kernreaktor der Welt, ans Netz. |
17. Juli | Der Iran erwirbt 25,04 Prozent des Grundkapitals der Bochumer Tochtergesellschaft Krupp Hüttenwerke AG. |
25. Juli | In Uruguay wird das staatseigene Telekommunikationsunternehmen ANTEL (Administración Nacional de Telecomunicaciones) mit Sitz in Montevideo gegründet. |
15. August | In der Hauptstadt Seoul fährt die erste U-Bahn Südkoreas. |
16. August | Die Bundesbank senkt die Mindestreserve um zehn Prozent. |
14. September | Die Staatsbank der DDR ersetzt ihre Banknoten. Die „Mark der Deutschen Notenbank“ wird in „Mark der DDR“ umbenannt. |
18. September | Die größte deutsche Privatbank, Trinkaus & Burckhardt wird mehrheitlich von der First National City Bank (USA) kontrolliert. |
25. September | Die Bundesrepublik Deutschland verweigert in Brüssel höhere Agrarpreise. |
2. Oktober | Die Klöckner-Humboldt-Deutz AG bekommt den Auftrag, 9.500 Magirus-Deutz-Lkw in die Sowjetunion zu liefern, die in Sibirien zum Bau der Baikal-Amur-Magistrale eingesetzt werden sollen (sog. Delta-Projekt). Der Wert der Lieferung beträgt über 1 Milliarde DM.
Die Bundesrepublik Deutschland zieht ihr Veto gegen fünf Prozent EG-Agrarpreiserhöhung zurück. |
8. Oktober | US-Präsident Gerald Ford hält unter dem Slogan “Whip inflation now” eine Rede vor dem Kongress. |
24. Oktober | Die Bundesbank senkt den Diskontsatz auf 6,5 Prozent und den Lombardsatz auf 8,5 Prozent. |
20. November | Das US-Justizministerium eröffnet das Kartellverfahren gegen AT&T. |
2. Dezember | Ein größeres Aktienpaket der Stuttgarter Daimler-Benz AG wird vom Emirat Kuwait gekauft. |
19. Dezember | Von Cape Canaveral aus wird der erste westeuropäische Nachrichtensatellit Symphonie 1 in eine geosynchrone Umlaufbahn gebracht. |
Prägend für das Wirtschaftsgeschehen 1974 war die (erste) Ölkrise, die bereits im Herbst 1973 begann, als die OPEC-Staaten Algerien, Irak, Katar, Kuwait, Libyen, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate die Öl-Fördermenge um etwa fünf Prozent drosselten, die Preise erhöhten und ein Embargo gegen westliche Staaten verhängten. Besonders betroffen waren die USA, Japan, das für seine Energieversorgung zu über 70 Prozent von Öl aus dem Nahen Osten abhängig war, und die Niederlande, Zentrum der Ölverarbeitung in Europa.
Mit dem Embargo wurde der Ölboom der vorangegangenen Jahrzehnte, mit Wachstumsraten der Förderung über sieben Prozent, abrupt beendet. Schon 1973 war der Ölpreis um circa 70 Prozent erhöht worden. Im Verlauf des Jahres 1974 stieg der Weltölpreis auf über zwölf Dollar.
Vorrangig zielten diese Maßnahmen auf Israel und seine Unterstützer im Jom-Kippur-Krieg. Vorbehalte der erdölfördernden Länder, vor allem gegen die USA, gab es bereits seit 1971, als Richard Nixon die Bindung des US-Dollars an den Goldstandard aufhob. Die folgende Abwertung des Dollars führte zu einem sinkenden Ölpreis, und die rohstoffreichen Länder sahen nunmehr den Wert ihrer Ressourcen in Gefahr.
Die Ölkrise von 1973/74 demonstrierte die Störanfälligkeit moderner Industriestaaten gegenüber einer Vielzahl von Einflussfaktoren sowie deren Abhängigkeit von fossiler Energie.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde als direkte Reaktion auf die Krise an vier Sonntagen im November und Dezember 1973 ein Sonntagsfahrverbot verhängt. Darüber hinaus wurde die Geschwindigkeit auf vielen Straßen- und Autobahnabschnitten begrenzt. Diese Politik hatte zwar kaum einen wirtschaftlichen Effekt, gab der Bevölkerung aber das Gefühl, aktiv etwas zur Bewältigung der Krise beitragen zu können. Deutschland musste 1974 für seine Ölimporte rund 17 Milliarden DM mehr bezahlen als im Jahr zuvor (Ölpreisschock). Dies hatte eine Konjunkturkrise zur Folge. Jedoch stieg die Inflationsrate, anders als in anderen Nationen, nur geringfügig auf sieben Prozent. Die Ölkrise markierte damit das Ende des Wirtschaftswunders. In der Folge traten bisher weitgehend unbekannte Erscheinungen auf, etwa Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, steigende Sozialausgaben, stärkere Inflation (besser: Stagflation), steigende Staatsverschuldung, Rationalisierung, Streiks, Unternehmenspleiten.
Aufgrund der Ölkrise wurden Initiativen ergriffen, die eine größere Unabhängigkeit vom Öl zum Ziel hatten. So rückten etwa alternative Treibstoffe wie Pflanzenöl und Biodiesel ins öffentliche Interesse. Es wurde vermehrt in Kernenergie, regenerative Energiequellen, die Wärmedämmung von Gebäuden und in die Effizienzsteigerung von Motoren und Heizgeräten investiert. Auch mit dem Abklingen der Ölkrise blieb ein gestiegenes Bewusstsein zum energiesparenden Verhalten in der Bevölkerung erhalten. Zudem wurde der Anteil des aus OPEC-Staaten bezogenen Öls durch Erschließung unterseeischer Ölfelder in der Nordsee sowie eine Diversifikation der Handelspartner gesenkt.
Zum Ausgleich der Preissteigerungen wurde in einigen Industrieländern durch die Zentralbanken vermehrt Geld in Umlauf gebracht. Dieses führte jedoch, wie nach der Quantitätstheorie zu erwarten ist, zu einer erhöhten Inflationsrate in den folgenden Jahren, die erst durch eine rigidere Finanz- und Geldpolitik während der 1980er beendet werden konnte.
Insgesamt betrug das Weltwirtschaftswachstum 1974 1,5 Prozent, was ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr war, als es noch 6,5 Prozent betrug.[4]
Bundesdeutsche Unternehmen schlossen im März 1974 zwei große Geschäfte mit östlichen Ländern. In der sowjetischen Industriestadt Kursk am oberen Seim bauten die Firmen Krupp, Korf Stahl und die Salzgitter AG ein Hüttenkombinat; die UdSSR zahlte in bar dafür.
Wenige Tage später meldeten andere Firmen den Abschluss des bisher größten Einzelgeschäftes mit der Volksrepublik China. Unter der Federführung der Demag und der Schloemann–Siemag errichteten sie ein Kaltwalzwerk in der Nähe der Stadt Wuhan, der Hauptstadt der mittelchinesischen Provinz Hubei.
Diese Abkommen brachten der immer wieder krisengeschüttelten Metall- und Stahlindustrie Sicherheit für ihre Arbeitsplätze. So bedeutete etwa der Auftrag der Sowjetunion für den Konzern Krupp das umfangreichste Projekt seit langem.
Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen entzog am 26. Juni dem Kölner Bankhaus Herstatt die Erlaubnis zur Fortführung seines Geschäftes. Als die Nachricht bekannt wurde, versammeln sich Kunden und Sparer der Bank vor den geschlossenen Türen der zweitgrößten deutschen Privatbank. In Mitleidenschaft gezogen wurden auch andere Banken und die Städte Köln und Bonn, die bei der Bank Einlagen hatten. An der Bank von Iwan David Herstatt war der Versicherungskonzern Gerling mit 81,4 Prozent beteiligt. Ursache für den Zusammenbruch ist ein Defizit von 480 Millionen DM, welches durch die Spekulationen mit Devisentermingeschäften hervorgerufen wurde. Allein die Forderungen der Bankkunden beliefen sich auf über 300 Millionen DM. Die Bundesregierung bemühte sich in Zusammenarbeit mit anderen Banken, wenigstens den kleinen Sparern zu einem Ersatz zu verhelfen.
Ein für die Öffentlichkeit und auch große Teile der Wirtschaft überraschendes Abkommen wurde am 17. Juli bekanntgegeben: Der Iran beteiligt sich an der wichtigsten Krupp-Tochtergesellschaft, der Friedrich-Krupp-Hüttenwerke-AG. Für einen nicht genannten Betrag – wahrscheinlich zwischen 200 und 300 Millionen DM – kaufte der iranische Wirtschafts- und Finanzminister Hushang Ansari im Auftrag von Schah Mohammad Reza Pahlavi 25,04 Prozent des Kapitals der Hüttenwerke. Zugleich gründeten beide Partner eine Investitionsgesellschaft.
Rudolf Leiding, Vorstandsvorsitzender bei Volkswagen, tritt am 20. Dezember von seinen Posten zurück. Der gelernte Mechaniker trat zurück, obwohl unter seiner Regie VW seine Marktposition ausbauen kann. Veraltete Modelle wie den VW 1600 und erfolglose wie den VW 412 setzte Leiding ab und nahm stattdessen Modelle wie den Passat, Scirocco, Golf und Audi 50 ins Programm. Obwohl diese Autos Verkaufserfolge wurden, steckte Volkswagen, wie die gesamte Autobranche in der Krise und erlitt 1974 Verluste von mindestens 400 Millionen DM.
Kultur | |
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5. Januar | Die erste Auflage des Pen-&-Paper-Rollenspiels Dungeons & Dragons erscheint. |
13. Februar | Der russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn wird aus der Sowjetunion ausgewiesen und nach Frankfurt am Main ausgeflogen. |
16. Februar | Die Oper Einstein von Paul Dessau wird an der Deutschen Oper Berlin uraufgeführt. |
23. Februar | In Essen wird Rolf Hochhuths Werk Lysistrata uraufgeführt. |
28. Februar | Im New Yorker Museum of Modern Art wird Pablo Picassos berühmtes Werk Guernica mit einem Text besprüht. |
4. März | Das Römisch-Germanische Museum in Köln wird eröffnet.
Die Fernsehoper La Cubana oder Ein Leben für die Kunst von Hans Werner Henze wird in New York uraufgeführt. |
5. März | Der Film Angst essen Seele auf von Rainer Werner Fassbinder hat Premiere. Er handelt von der Liebe zwischen einer 60-jährigen Putzfrau und einem jungen Marokkaner, die am gesellschaftlichen Umfeld scheitert. |
6. April | ABBA gewinnen mit dem Titel Waterloo den Grand Prix d’Eurovision de la Chanson. |
26. Mai | Der russische Cellist und Dirigent Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch verlässt nach schweren Konflikten mit der sowjetischen Regierung das Land und wird Chefdirigent in Washington, D.C. |
7. Juni | Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Frère Roger. |
15. August | Der neu erbaute Toronto Zoo feiert Eröffnung. Der zuvor existierende Riverdale Zoo wird in der Folge aufgegeben und 1978 zur stadteigenen Farm umgestaltet. |
5. September | Im ZDF wird die erste Sendung der Quiz-Fernsehshow Der Große Preis mit Wim Thoelke ausgestrahlt. |
10. Oktober | Das erste Volkskonzert von Mikis Theodorakis findet nach dem Sturz der griechisches Militärjunta vor mehreren zehntausend begeisterten Menschen im Karaiskakis-Stadion in Athen statt. |
29. November | Die Band Yes veröffentlicht das Album Relayer. |
Academy Awards | |
Bester Film | Der Clou von George Roy Hill |
Bester Hauptdarsteller | Jack Lemmon in Save the Tiger |
Beste Hauptdarstellerin | Glenda Jackson in Mann, bist du Klasse! |
Bester Regisseur | George Roy Hill für Der Clou |
siehe auch: Musikjahr 1974
1974 war der Glam Rock auf dem Höhepunkt. Künstler wie Gary Glitter und die Rubettes mit Sugar Baby Love hatten Nummer-1-Hits. Zur Glam-Rock-Geschichte gehörte auch einer der größten Flops der Musikgeschichte. Das zweite Album des amerikanischen Sängers Jobriath, Creatures of The Street, wurde trotz Riesenwerbung nur wenig verkauft. Der Künstler geriet in Vergessenheit und starb 1983 unbeachtet an AIDS.
Die Gegenbewegung zum Glam Rock war der Progressive Rock oder Art Rock. Die zu dieser Richtung gezählte Band Genesis veröffentlichte das Album The Lamb Lies Down on Broadway, bevor Peter Gabriel noch im selben Jahr die Band verließ.
Der Disco-Sound bildete 1974 den Mainstream. Die ersten Hits waren Rock Your Baby von George McCrae, 1974 die meistverkaufte Single in Deutschland, Kung Fu Fighting von Carl Douglas, und Waterloo von ABBA, mit dem die schwedische Gruppe den Grand Prix d’Eurovision de la Chanson gewann und ihre internationale Karriere startete.
Seasons in the Sun von Terry Jacks wurde derweil zum Abgesang auf die Flower-Power-Ära. Die Hippie-Zeit ging zu Ende.
Eine andere Jugendbewegung, der Punk, war dagegen gerade im Entstehen. Im Januar 1974 gründeten sich in New York die Ramones, und Patti Smith veröffentlichte ihre erste Single, Hey Joe, die als erste Punk-Rock-Single überhaupt angesehen wird.
Im November des Jahres 1974 erschien Autobahn, das vierte Studioalbum der Band Kraftwerk. Das Album war mit internationalen Top-10-Platzierungen sehr erfolgreich und zählt zu den wichtigsten deutschen Musikveröffentlichungen des 20. Jahrhunderts.
Auch der deutsche Schlager war noch „in“, Michael Holm landete mit Tränen lügen nicht einen Hit, der sich vier Wochen lang an der Spitze der deutschen Charts hielt. Zum „Sommerhit“ des Jahres 1974 erklärte die westdeutsche Musikindustrie Vicky Leandros’ Song Theo, wir fahr’n nach Lodz, der in gewissem Sinne den Kommentar des deutschen Schlagers zu Willy Brandts Ostpolitik darstellt. In der DDR hatte Nina Hagen mit der Band Automobil ihren größten DDR-Hit Du hast den Farbfilm vergessen, eines der bekanntesten Lieder der DDR, das auf ironische Weise auf die Mangelwirtschaft dort anspielte und in den folgenden Jahrzehnten von vielen bekannten Musikern in Ost und West gecovert wurde.
siehe auch: Filmjahr 1974
Das Filmjahr 1974 fällt in die Periode des New Hollywood, vertreten durch akademisch ausgebildete Regisseure wie Francis Ford Coppola (Der Pate – Teil II), Steven Spielberg (Sugarland Express) und Martin Scorsese (Alice lebt hier nicht mehr), und insbesondere Roman Polański mit Chinatown.
In Europa dominieren die Autorenfilmer. In Frankreich geht die Zeit der Nouvelle Vague zu Ende, während in Deutschland die Vertreter des Neuen Deutschen Films wichtige Werke schaffen, wie Rainer Werner Fassbinder mit Angst essen Seele auf und Wim Wenders mit Alice in den Städten.
In Zardoz bricht Sean Connery radikal mit seinem James-Bond-Image, der Science-Fiction-Film im typischen Stil der 70er Jahre floppt zwar an der Kinokasse, avanciert aber zum Kultfilm.
Mit Mord im Orient-Expreß schafft Sidney Lumet die Verfilmung eines Agatha-Christie-Romans, die mit sechs Oscars ausgezeichnet wird. Bob Fosse verfilmt in Lenny das Leben des Stand-up-Comedians Lenny Bruce mit Dustin Hoffman.
Bei den Katastrophenfilmen sind Erdbeben und Flammendes Inferno zu nennen.
In Paris begannen ORTF und ARD mit der Produktion des Sprachkurses Les Gammas! Les Gammas!, der als Beitrag des Fernsehens zum zwanzig Jahre vorher abgeschlossenen deutsch-französischen Kulturabkommen konzipiert war. Aufgrund ihrer unkonventionellen Machart wurde die Serie ein Überraschungserfolg und später in vielen Ländern Europas, Afrikas und Amerikas ausgestrahlt.
Das ZDF strahlte zwischen dem 31. Januar und dem 8. August erstmals die Anime-Serie Wickie und die starken Männer aus.
Am 20. Oktober wird mit der Folge Waldweg die Krimiserie Derrick beim ZDF gestartet. Die Serie, eine Gemeinschaftsproduktion des ZDF, ORF und SF DRS, hatte insgesamt 281 Folgen und ist die meistverkaufte deutsche Serie aller Zeiten. Drehbuchautor Herbert Reinecker schrieb alle 281 Folgen, Produzent war Helmut Ringelmann mit seiner Firma Telenova-Fernsehproduktion. Die Serie wurde bis zum 16. Oktober 1998 im ZDF ausgestrahlt.
Am 2. Dezember wurde in Bochum mit großem Erfolg Heinrich Manns Professor Unrat aufgeführt. Als Peter Zadek daranging, den Professor Unrat zu inszenieren, den er zusammen mit Gottfried Greiffenhagen zur Komödie mit Musik dialogisiert hat, befürchtete man, dass dieses Stück vergeblich versuchen würde, sich mit dem Film Der blaue Engel von Josef von Sternberg zu messen. Doch die Inszenierung wurde einer der großen Höhepunkte der Theatersaison. 44 Jahre nach dem Blauen Engel mit Marlene Dietrich und Emil Jannings inszenierte Zadek Manns Roman Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen mit Hannelore Hoger und Günther Lüders in den Hauptrollen. Dabei hielt sich die Bochumer Aufführung genauer an den Roman, der eine Satire auf das wilhelminische Deutschland ist. Die aggressiven Übersteigerungen des Romans gingen in das Bühnenbild von Daniel Spoerri ein. Die Leistungen der beiden Hauptdarsteller wurden von Kritikern zum Besten gezählt, was in dieser Saison auf deutschen Bühnen zu sehen war.
In Berlin konnte Peter Stein an der Berliner Schaubühne mit der Inszenierung von Maxim Gorkis Sommergäste einen Triumph feiern. Das 1904 uraufgeführte Stück siedelt Stein zusammen mit den Dramaturgen Botho Strauß und dem Bühnenbildner Karl-Ernst Herrmann in einer Birkenlandschaft an, in der sich mit Hilfe einer Überblendungstechnik die einzelnen Szenen abspielen. Dabei blieb das Gesamtbild immer erhalten. Die Vielfalt der Figuren aus einer morbiden bürgerlichen Gesellschaft erlaubte dem Ensemble der Schaubühne brillante Leistungen. Stein und Strauß nahmen jedoch eine Reihe kleinerer Veränderungen an dem Stück vor, um die verwirrende Fülle der Personen, die Gorki auftreten lässt, durchschaubar zu machen.
Prince Rainier III von Monaco gründet das Zirkusfestival von Monte Carlo.
Der Maler der deutschen Innerlichkeit, Caspar David Friedrich, erfährt zu seinen 200. Geburtstag (5. September 1974) Aufmerksamkeit wie seit langem nicht mehr. Die Hamburger Kunsthalle widmet ihm eine Ausstellung, in der 95 von 140 erhaltenen Gemälden gezeigt werden sowie 137 Zeichnungen und Grafiken. Die 51 Tage dauernde Ausstellung verzeichnet einen Besucherrekord: Insgesamt 220.000 Menschen stehen auch bei kaltem und regnerischem Wetter Schlange vor dem Eingang der Kunsthalle. In den 1970ern hatten die Bilder Friedrichs allerorten Hochkonjunktur. Auch in London hatte eine Ausstellung großen Erfolg. Das Diözesanmuseum Freising macht seine Sammlung öffentlich.
In der High Society trug man 1974 die Modelle von Christian Dior, Ted Lapidus, Nina Ricci, Yves Saint Laurent und dem Modehaus Chanel in Beige, Caramel und Lavendel. Vor allem Dior spielte dabei auch mit farbigen Pelzen in Pastell. Der jugendliche Stil wurde abgelöst durch einen damenhaften. Selbst junge Frauen wollten reifer wirken und drückten dies in ondulierten Frisuren, zartem Make-up und entsprechenden Accessoires aus. Kombiniert wurden vor allem Mäntel mit Kleidern und Hosen und unterschiedlichste Stoffarten – teilweise zur sogenannten „Zwiebelmode“ kombiniert, bei der Schicht auf Schicht getragen wurde.
Auf der Straße war dagegen der Minirock weiterhin sehr beliebt, hinzu kam der Trend zum Minikleid und den Overalls in verschiedensten Formen. Allerdings setzte sich auch der längere Rock, dessen Saum unterhalb der Kniekehlen lag, in weiten Teilen der Damenwelt wieder durch. Auch Strickmode war wieder sehr im Kommen. In der Popkultur und im Farbfernsehen erreichten die „Schockfarben“ der Damenmode fast die Schmerzgrenze der Augen. Schlagersänger wie Rex Gildo und Jürgen Marcus machten es jedoch auch den Herren vor: Der Schlag der Hose wurde weiter, die Kragen der Hemden wuchsen zu wahren Segeln. Und die Krawatten der Herren erinnerten mehr und mehr an das Kinderlätzchen. Fast obligatorisch wurde die gefönte Dauerwelle. Sehr in Mode waren auch bis in die Backen reichende Koteletten.
Die letzten der Hippiebewegung experimentierten mit ethnischen Stilen, wie Kaftans mit afrikanischen Motiven, Maohemden oder Zottelmänteln und -jacken im Schafdesign. Es zeigten sich aber auch bereits die Richtungen auf, in denen sich die Mode den kommenden Musikstilen anzupassen suchte. Auf der einen Seite der Glam Rock mit seinem Glitter und die Discobewegung mit Hotpants, Plateauschuhen, knappen und immer durchsichtigeren Blusen, hautengen Einteilern (als Vorläufer der späteren Leggings) und dem gewagten Afro-Look (zum Beispiel Paul Breitner). Auf der anderen Seite standen die dem Hardrock Zugeneigten, mit langen Haaren, Cowboystiefeln, Jeans, T-Shirt und Lederjacken.
Auch die alternative Szene prägte langsam ihren eigenen Stil mit Latzhose und Rollkragenpullover, aber auch dem Bundeswehrparka. Als Accessoires wurden Halstücher in allen Farben und Stilrichtungen getragen, seien es indische Halstücher oder das Palästinensertuch.
In Paris erschien das Buch Der Archipel Gulag von Alexander Solschenizyn. Der Autor hatte ab April 1958 über zehn Jahre lang daran gearbeitet, hielt aber seine Veröffentlichung zurück und versteckte das Manuskript. Eine Publikation und die danach mögliche Verhaftung hätten die Arbeit daran unmöglich gemacht, die er erst 1975 abschließen wollte. Im August 1973 entdeckte der KGB (Solschenizyn stand seit 1965 unter Beobachtung des Geheimdienstes) das Manuskript. Dadurch hatte es für Solschenizyn keinen Sinn mehr, das Werk weiterhin geheim zu halten. Ein russischer Emigrantenverlag, der über eine Kopie des Manuskriptes verfügte, wurde von ihm angewiesen, das Buch sofort zu drucken. Anfang Januar 1974 erschien es in Paris und kurz darauf in Übersetzungen vieler westlicher Länder.
Weitere wichtige Neuerscheinungen waren unter anderem Carrie, der erste Roman von Stephen King, All the President’s Men, in dem die Journalisten Carl Bernstein und Bob Woodward ihre Sicht auf die Watergate-Affäre präsentierten und Heinrich Bölls Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, in der er die Praktiken der deutschen Bild-Zeitung scharf kritisierte.
Den Nobelpreis für Literatur erhielt der Schwede Eyvind Johnson. Die ikonische Comicfigur Wolverine hatte im Oktober des Jahres ihr Debüt, auf das viele Comicserien und Verfilmungen folgten.
Um Mitternacht des 24./25. Dezember eröffnet Papst Paul VI. mit der Eröffnung der Heiligen Pforte das Heilige Jahr. Nach Ablauf des Jahres wird das Jubeltor am Weihnachtsfest 1975 wieder zugemauert. Das Heilige Jahr oder Jubiläumsjahr der römisch-katholischen Kirche soll der inneren Erneuerung der Gläubigen dienen. Es wird seit 1300 in Abständen von 50 oder 33 Jahren begangen, seit 1475 alle 25 Jahre. Das Jahr ist durch einen umfassenden Ablass gekennzeichnet, der nur in Rom gewonnen werden kann und dessen Einzelheiten die jeweilige Jubiläumsbulle regelt.
Auf der Nürnberger Spielwarenmesse stellt die Firma geobra Brandstätter erstmals das neu entwickelte Playmobil vor.
Gary Gygax und Dave Arneson veröffentlichen die erste Ausgabe von Dungeons & Dragons, dem ersten kommerziell verfügbaren Pen-&-Paper-Rollenspiel, und begründen damit das Genre.
Wissenschaft und Technik | |
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2. Februar | Das Mehrzweckkampfflugzeug General Dynamics F-16 wird im Erstflug getestet. |
8. Februar | Die Skylab-4-Besatzung kehrt zur Erde zurück. |
29. März | Die Serienfertigung des VW Golf I beginnt.
Die Sonde Mariner 10, die letzte der Mariner-Serie, erreicht Merkur. |
9. Mai | Inbetriebnahme der Metro Prag. |
3. Juli | Start der Sojus 14. |
11. September | Charles T. Kowal entdeckt den Jupitermond Leda (Jupiter XIII). |
26. August | Start der Sojus 15 |
20. September | Bundespräsident Walter S |